Neurochirurgie Graz Team: Kontroversen und Fortschritte

Die Neurochirurgie am Universitätsklinikum Graz steht derzeit im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit, sowohl aufgrund eines umstrittenen Vorfalls im Operationssaal als auch wegen innovativer Operationsmethoden, die Patienten neue Hoffnung geben. Dieser Artikel beleuchtet beide Aspekte und gibt einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen in diesem Bereich.

Der Fall der beteiligten Tochter eines Chirurgen in einer Operation

Im Januar 2024 ereignete sich am LKH-Universitätsklinikum Graz ein Vorfall, der weitreichende Konsequenzen hatte. Eine Neurochirurgin soll ihre damals zwölfjährige Tochter mit in den Operationssaal genommen und sie sogar an einem Patienten hatte arbeiten lassen. Laut Medienberichten soll das Mädchen während einer Notoperation ein Loch in den Schädel eines 33-jährigen Landwirts gebohrt haben, der bei Forstarbeiten schwer am Kopf verletzt worden war.

Ermittlungen und Suspendierungen

Nachdem eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Graz eingegangen war, wurden Ermittlungen wegen Körperverletzung eingeleitet. Die Klinikleitung suspendierte daraufhin Ende Mai die Chirurgin und ein weiteres Mitglied des ärztlichen Operationsteams, nachdem die Vorwürfe nicht vollständig entkräftet werden konnten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Ermittlungen im Juni 2024 gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Die Ermittlungen gegen das restliche fünfköpfige OP-Team wurden jedoch eingestellt.

Reaktionen des Patienten und rechtliche Schritte

Der betroffene Landwirt erfuhr erst durch Medienberichte von dem Vorfall. Er zeigte sich schockiert und fühlte sich wie ein Versuchskaninchen. Gegen die Neurochirurgin und den Operateur wurde ein Strafantrag wegen Körperverletzung beim Bezirksgericht gestellt. Es wird nun erwartet, dass Anklage gegen die beiden Ärzte erhoben wird.

Klinikinterne Untersuchungen und Konsequenzen

Die Klinikleitung betonte, dass die Operation komplikationslos verlaufen sei, obwohl das Mädchen anwesend war. Es wurde jedoch eingeräumt, dass es grundsätzlich nur Praktikanten und Studierenden gestattet sei, während einer Operation anwesend zu sein. Die Klinik begründete die späte Einleitung der Untersuchung damit, dass sie erst im April informiert wurde. Bis zur Suspendierung gab es laut Klinikum keine Hinweise darauf, dass die Tochter bei der Operation mitgewirkt hat.

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Offene Fragen und ethische Bedenken

Der Fall wirft eine Reihe von Fragen auf: Wie konnte es zu einem solchen Vorfall kommen? Welche Kontrollmechanismen haben versagt? Und welche ethischen Standards wurden verletzt? Die laufenden Ermittlungen sollen nun Licht ins Dunkel bringen und die Verantwortlichkeiten klären.

Wach-OP: Innovation in der Neurochirurgie in Graz

Neben den negativen Schlagzeilen gibt es auch positive Entwicklungen in der Neurochirurgie am Universitätsklinikum Graz. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Wach-OP, bei der Patienten während der Operation bei Bewusstsein sind. Diese Methode ermöglicht es, wichtige Hirnfunktionen in Echtzeit zu überprüfen und so das Risiko von bleibenden Schäden zu minimieren.

Funktionsweise der Wach-OP

Bei der Wach-OP wird der Patient vor und nach der eigentlichen Operation unter Vollnarkose (Asleep-Phase) versetzt. Während der Wachphase wird unter neuropsychologischer Führung eine individuelle Testung durchgeführt. Durch kurze elektrische Impulse werden bestimmte Gehirnareale stimuliert, um festzustellen, ob dort wichtige Funktionen wie Sprache, Bewegung oder Sehen angesiedelt sind. Im Zweifelsfall hat der Erhalt der Funktion Vorrang vor der vollständigen Entfernung des Tumors.

Fallbeispiel Sofia Pinaeva

Ein beeindruckendes Beispiel für den Erfolg der Wach-OP ist der Fall der Querflötistin Sofia Pinaeva. Vor einem Jahr wurde ihr ein Teil eines Gehirntumors entfernt, während sie Mozartklassiker spielte. Durch die musikalische Darbietung während der Operation konnten die Ärzte sicherstellen, dass ihre feinmotorischen Fähigkeiten und ihr Sehvermögen nicht beeinträchtigt werden.

Vorteile der Wach-OP

Die Wach-OP bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Operationsmethoden. Sie ermöglicht eine präzisere Entfernung von Tumoren in der Nähe wichtiger Hirnfunktionen, reduziert das Risiko von neurologischen Ausfällen und verbessert die Lebensqualität der Patienten. An der Universitätsklinik für Neurochirurgie Graz wurden in den vergangenen Jahren bereits rund 100 Gehirntumoren im Rahmen von Wachoperationen entfernt.

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Anwendung bei niedriggradigen Gliomen

Die Wach-OP wird häufig bei sogenannten niedriggradigen Gliomen eingesetzt. Diese Tumoren wachsen langsam und können mit der Zeit entarten. Es ist daher wichtig, so viel Gewebe wie möglich zu entfernen, ohne dabei wichtige Hirnfunktionen zu beeinträchtigen. Die Wach-OP hat die Behandlung dieser Tumoren revolutioniert, da sie es ermöglicht, auch Tumoren an schwer zu operierenden Stellen zu entfernen.

Teamarbeit und Professionalität

Die Durchführung einer Wach-OP erfordert ein hochspezialisiertes Team, bestehend aus Neurochirurgen, Anästhesisten, Neuropsychologen und spezialisierten Pflegekräften. Die Anästhesisten spielen eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der Balance zwischen Narkose und Wachzustand. Die Professionalität und Erfahrung des gesamten Teams sind entscheidend für den Erfolg der Operation.

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