Taubheitsgefühl im kleinen Finger nach Schnittverletzung: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Eine Schnittverletzung am Finger kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch zu Taubheitsgefühlen führen, insbesondere im kleinen Finger. Diese Symptome können verschiedene Ursachen haben, von direkten Nervenschäden bis hin zu indirekten Auswirkungen wie Schwellungen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen im kleinen Finger nach einer Schnittverletzung.

Ursachen und Entstehung von Taubheitsgefühlen nach Schnittverletzungen

Schnittwunden entstehen meist durch Unfälle, insbesondere beim Hantieren mit scharfen Gegenständen im Alltag. Finger, Hände und Arme sind besonders häufig betroffen. Ursachen sind oft Unachtsamkeit beim Schneiden von Obst oder Gemüse, zerbrechendes Glas oder Porzellan sowie Rasierunfälle. Auch psychische Erkrankungen, Gewalttaten oder Stürze können zu Schnittverletzungen führen.

Die Symptome einer Schnittwunde hängen von der Schärfe des Gegenstandes und der Tiefe der Verletzung ab. Scharfe Gegenstände verursachen glatte Wundränder, während tiefere Schnitte oft stark bluten, da viele Gefäße verletzt werden. Die Durchtrennung von Nervenfasern und Blutgefäßen führt zu Schmerzen. Taubheitsgefühle können durch Schädigungen der Nerven oder durch Schwellungen des Gewebes entstehen, die auf die Nerven drücken.

Direkte Nervenschädigung

Eine Schnittverletzung kann direkt Nervenfasern durchtrennen oder beschädigen. Da die Nervenenden bis kurz unter die Hautoberfläche reichen, werden sie bei kleinen Schnitten oft verletzt. Diese Schädigung führt zu einer verminderten oder vollständig unterbrochenen Reizweiterleitung, was sich als Taubheitsgefühl äußert.

Indirekte Nervenbeeinträchtigung

Auch ohne direkte Nervendurchtrennung kann eine Schnittverletzung Taubheitsgefühle verursachen. Eine Schwellung des Gewebes um die Wunde kann auf die Nerven drücken und deren Funktion beeinträchtigen. Dies führt ebenfalls zu einer gestörten Reizweiterleitung und somit zu Taubheitsgefühlen.

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Risikofaktoren und Vorbeugung von Schnittwunden

Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko, sich eine Schnittwunde zuzuziehen:

  • Stress und Ablenkung: Hantieren mit Messern unter Stress oder Ablenkung führt schnell zu Verletzungen.
  • Nichtbeachtung von Sicherheitsmaßnahmen: Das Fehlen von Klingenschutzen bei Küchen- oder Gartengeräten erhöht das Risiko.
  • Barfußlaufen: Besonders in der Nähe von Altglascontainern oder Scherben.
  • Unsachgemäße Handhabung von Glas: Der Versuch, zerbrochenes Glas mit der bloßen Hand aufzusammeln.

Um Schnittwunden vorzubeugen, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Konzentriertes Arbeiten: Umgang mit scharfen Gegenständen immer konzentriert und ohne Ablenkung.
  • Sicherheitsmaßnahmen beachten: Klingenschutze verwenden und Arbeits- oder Gartenhandschuhe tragen.
  • Schützendes Schuhwerk: Schuhe mit sicherer Sohle tragen, besonders in potenziell gefährlichen Bereichen.
  • Vorsicht beim Hantieren mit Glas: Zerbrochenes Glas nicht mit der bloßen Hand aufsammeln.

Symptome von Schnittwunden

Je schärfer der Gegenstand, desto glatter sind die Wundränder. Schnittwunden sind oft tief und bluten stark, da meist viele Gefäße verletzt werden. Die Durchtrennung von Nervenfasern und Blutgefäßen führt zu Schmerzen. Schädigungen der Nerven können Taubheitsgefühle auslösen, ebenso wie Schwellungen des Gewebes.

Besonders schmerzhaft sind kleine Papierschnittwunden, da die Hände und Finger sehr gut mit Nerven durchzogen sind. Die Nervenenden reichen bis kurz unter die Hautoberfläche und werden bei den kleinen Schnitten häufig verletzt. Durch Bewegung, Händewaschen und Arbeiten mit den Händen wird die verletzte Stelle ständig gereizt.

Diagnose von Taubheitsgefühlen im kleinen Finger

Wenn nach einer Schnittverletzung Taubheitsgefühle im kleinen Finger auftreten, ist eine genaue Diagnose wichtig, um die Ursache zu ermitteln und die geeignete Behandlung einzuleiten.

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Klinische Untersuchung

Der Arzt wird zunächst die Verletzung und die betroffene Körperstelle untersuchen. Dabei wird geprüft, ob die Bewegung eingeschränkt ist und ob weitere Symptome wie Schmerzen oder Kribbeln vorhanden sind.

Neurologische Tests

Um die Funktion der Nerven zu überprüfen, können neurologische Tests durchgeführt werden. Diese Tests umfassen die Prüfung der Sensibilität und Motorik des kleinen Fingers und der Hand.

Elektrophysiologische Untersuchungen

Eine Elektromyographie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG) können helfen, die Funktion der Nerven genauer zu beurteilen. Diese Untersuchungen messen die elektrische Aktivität der Muskeln und die Geschwindigkeit, mit der Nervenimpulse weitergeleitet werden.

Bildgebende Verfahren

In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um die Nerven und das umliegende Gewebe darzustellen und mögliche Schädigungen oder Kompressionen zu erkennen.

Behandlung von Taubheitsgefühlen nach Schnittverletzungen

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen im kleinen Finger nach einer Schnittverletzung hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Verletzung ab.

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Erstversorgung der Schnittwunde

Zunächst sollte die Schnittwunde richtig versorgt werden. Dazu gehört das Ausspülen der Wunde mit klarem Wasser, um das Risiko von Infektionen zu reduzieren. Anschließend kann die Wunde mit einer Wunddesinfektion oder -salbe behandelt und mit einem Pflaster oder einem sterilen Wundverband abgedeckt werden.

Konservative Behandlung

In vielen Fällen können Taubheitsgefühle mit konservativen Maßnahmen behandelt werden:

  • Ruhigstellung: Vermeidung von Belastung und Bewegung des betroffenen Fingers, um die Heilung zu fördern.
  • Kühlung: Auflegen von Kühlpacks, um Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Schmerzmittel: Einnahme von Schmerzmitteln zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung der Muskeln, Verbesserung der Beweglichkeit und Wiederherstellung der sensorischen Wahrnehmung.

Operative Behandlung

In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache des Taubheitsgefühls zu beheben:

  • Nervennaht: Bei durchtrennten Nerven kann eine mikrochirurgische Nervennaht durchgeführt werden, um die Funktion des Nervs wiederherzustellen.
  • Dekompression: Bei Kompression des Nervs durch Schwellungen oder Narbengewebe kann eine Dekompression durchgeführt werden, um den Druck auf den Nerv zu verringern.
  • Nerventransplantation: Bei längeren Nervendefekten kann eine Nerventransplantation erforderlich sein.
  • Nervenrekonstruktion: Bei komplexen Nervenverletzungen kann eine umfassendere Rekonstruktion erforderlich sein, um die Funktion des Nervs wiederherzustellen.

Behandlung des Ulnaris-Syndroms

Ein Taubheitsgefühl im kleinen Finger kann auch auf eine Erkrankung des Nervus Ulnaris hinweisen, insbesondere das Kubitaltunnel- oder Sulcus-Ulnaris-Syndrom. Dieses Syndrom entsteht durch eine Einklemmung des Nervus Ulnaris im Bereich des Ellenbogens und kann ähnliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln und Schmerzen verursachen.

Die Behandlung des Ulnaris-Syndroms richtet sich nach dem Schweregrad der Beschwerden und kann konservative Maßnahmen wie Ruhigstellung, Physiotherapie und Medikamente umfassen. In schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten.

Wundheilung und Narbenbehandlung

Kleine und oberflächliche Schnittwunden heilen innerhalb weniger Tage unter minimaler Narbenbildung. Tiefe und lange Schnittwunden benötigen unter idealen Bedingungen eine Heilungsdauer von ca. 14 bis 21 Tagen und hinterlassen oft eine sichtbare Narbe.

Die Wundheilung erfolgt in den drei Phasen der Exsudationsphase, Granulationsphase und Epithelisierungsphase. Im Idealfall verläuft die Wundheilung primär, das heißt die Wundränder liegen dicht aneinander und können direkt zusammenwachsen. Entzündete sowie tiefe Schnittwunden oder solche mit klaffenden Wundrändern, die nicht genäht wurden, heilen sekundär. Die Heilung verlängert sich im Vergleich zur primären Wundheilung, weil sehr viel Granulationsgewebe gebildet werden muss.

Nach dem Wundverschluss kann mit der Narbenbehandlung begonnen werden. Contractubex® Gel ist ein Arzneimittel zur Narbenbehandlung mit pharmazeutischem Zwiebelextrakt, Allantoin und Heparin und kann dafür sorgen, dass das Narbengewebe glatter, flacher, weicher sowie insgesamt weniger auffällig und ästhetischer wird.

Mögliche Komplikationen

Insbesondere bei tiefen Schnittwunden können starke und anhaltende Blutungen auftreten. Ursache dafür sind meist Verletzungen größerer Blutgefäße. Tiefe Schnittwunden können auch eine Verletzung von Strukturen unterhalb der Haut beinhalten, wie Sehnen, Nerven oder Muskeln.

Wundinfektionen kommen bei Schnittverletzungen häufig dann vor, wenn diese an verschmutzten scharfen Gegenständen entstanden sind. Anhaltender Schmerz, Rötung, Schwellung, Wärme und Bewegungseinschränkungen sind Entzündungszeichen, die auf eine Wundinfektion hindeuten. Unbehandelt kann sich eine lokale Infektion bis zur Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Eine ärztliche Behandlung ist unbedingt notwendig, wenn:

  • Die Blutung der Wunde trotz Druckverband nicht aufhört.
  • Es sich um eine tiefe Wunde handelt, bei der gelbes Fettgewebe oder andere Strukturen freiliegen.
  • Die Wundränder auseinanderklaffen.
  • Starke Schmerzen auftreten.
  • Die Wunde verschmutzt ist.
  • Die letzte Impfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) mehr als 10 Jahre zurückliegt.
  • Die verletzte Körperstelle sich taub anfühlt oder die Bewegung eingeschränkt ist.

Prävention

Die richtige Prävention hilft, ein eingeklemmtes Nervus-Ulnaris-Syndrom zu vermeiden und die Gesundheit des Nervs langfristig zu schützen. Kleine Veränderungen im Alltag und gezielte Bewegung sind der Schlüssel, um Überlastungen des Ellenbogens und des Handgelenks vorzubeugen. Patienten, die bereits erste Anzeichen bemerken, können durch präventive Maßnahmen einer Verschlimmerung der Beschwerden entgegenwirken.

Tipps zur Prävention im Alltag:

  • Vermeiden Sie Druck auf den Ellbogen: Stützen Sie sich nicht längere Zeit auf dem Ellbogen ab, besonders während der Arbeit oder beim Telefonieren. Nutzen Sie Armlehnen an Bürostühlen zur Entlastung.
  • Bewegung und Positionswechsel: Ändern Sie regelmäßig Ihre Sitz- und Armhaltung, um einer einseitigen Belastung des Ellenbogens vorzubeugen. Legen Sie aktive Pausen mit leichten Dehnübungen ein.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Richten Sie Ihren Arbeitsplatz so ein, dass der Ellbogen in einem rechten Winkel aufliegt und die Schultern entspannt bleiben. Verwenden Sie eine ergonomische Tastatur und Maus.
  • Schonung im Alltag: Vermeiden Sie schwere Lasten, die das Handgelenk und den Nervus Ulnaris unnötig belasten könnten. Achten Sie beim Schlafen darauf, den Arm nicht unter den Kopf oder Körper zu legen.

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