Tabletten gegen Epilepsie bei Hunden: Wirkung und Nebenwirkungen

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die bei Hunden auftritt und durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle sind auf vorübergehende Fehlfunktionen der Gehirnzellen zurückzuführen. Um die Häufigkeit und Schwere von Anfällen zu reduzieren, werden antiepileptische Medikamente (AEDs) eingesetzt. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Antiepileptika, insbesondere Phenobarbital, bei der Behandlung von Epilepsie bei Hunden.

Epilepsie beim Hund: Ein Überblick

Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns, die das Gleichgewicht zwischen elektrischer Ladung und Entladung der Nervenzellen stört. Dies führt zu unkontrollierten elektrischen Impulsen, die das Gehirn dazu veranlassen, mit einem epileptischen Anfall zu reagieren. Die Anfälle können unterschiedlich stark ausfallen und enden meist von selbst.

Epileptische Anfälle werden je nach ihrer Herkunft in partielle (fokale) und generalisierte Epilepsie unterteilt.

  • Partielle oder fokale Epilepsie: Anfälle beginnen in einem spezifischen Bereich des Gehirns und wirken sich auf einen bestimmten Körperbereich aus. Die Symptome sind vielfältig und können motorische, sensorische, autonome oder psychische Symptome umfassen. Das Bewusstsein kann erhalten bleiben (einfache fokale Anfälle) oder beeinträchtigt sein (komplexe fokale Anfälle).
  • Generalisierte Epilepsie: Betrifft beide Hemisphären des Gehirns und wirkt sich auf den gesamten Körper aus. Die vorherrschende Form ist der tonische Anfall, bei dem der Hund erstarrt, umfällt und möglicherweise das Bewusstsein verliert. Es können steife Bewegungen der Gliedmaßen auftreten, oft begleitet von starkem Speichelfluss, Urin- und Kotabgang.

Diagnose der Epilepsie beim Hund

Die Diagnose von Epilepsie beim Hund erfordert eine sorgfältige Anamnese, klinische Untersuchungen und Ausschlussverfahren. Es gibt keine spezifischen Tests, die eine definitive Diagnose erlauben. Der Tierarzt wird den Besitzer nach den spezifischen Symptomen, deren Häufigkeit und Dauer sowie nach möglichen Auslösern befragen.

Die klinische Untersuchung umfasst eine allgemeine Gesundheitsüberprüfung und eine neurologische Untersuchung. Verschiedene diagnostische Tests können durchgeführt werden, um andere Ursachen von Anfällen auszuschließen, darunter Bluttests, Urinanalyse, Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen und speziellere Tests wie Elektroenzephalographie (EEG) oder Magnetresonanztomographie (MRT).

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Wenn keine andere Ursache für die Anfälle gefunden wird, kann die Diagnose einer idiopathischen oder primären Epilepsie gestellt werden. Dies ist eine genetisch bedingte Form der Epilepsie, die bei bestimmten Rassen häufiger auftritt.

Therapie der Epilepsie beim Hund

Die Therapie der Epilepsie beim Hund zielt darauf ab, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern, während Nebenwirkungen minimiert werden. Die spezifische Therapie kann je nach den individuellen Umständen des Hundes variieren.

Antiepileptische Medikamente (AEDs)

Antiepileptische Medikamente (AEDs) sind die Hauptstütze der Behandlung von Epilepsie beim Hund. Zu den am häufigsten verwendeten AEDs gehören:

  • Phenobarbital: Ein Barbiturat, das die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn dämpft und so die Entstehung und Ausbreitung von Anfällen hemmt.
  • Primidon: Wird im Körper zu Phenobarbital und Phenylethylmalonamid metabolisiert, die beide eine antikonvulsive Wirkung haben.
  • Kaliumbromid: Wird oft als Zusatztherapie bei Hunden verwendet, die auf Phenobarbital allein nicht ausreichend ansprechen.
  • Levetiracetam: Ein neueres AED, das ein anderes Wirkungsprofil hat und gut verträglich zu sein scheint.
  • Imepitoin: Ein speziell für Hunde entwickeltes Antiepileptikum, das schnell wirkt und weniger Nebenwirkungen hat als Phenobarbital.

Phenobarbital: Wirkungsweise und Anwendung

Phenobarbital ist ein starkes Beruhigungs- und Schlafmittel aus der Gruppe der Barbiturate, das in der Tiermedizin häufig gegen epileptische Anfälle eingesetzt wird. Es wirkt durch Bindung an den so genannten GABA-Rezeptor. GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter des Nervensystems, der durch Bindung an seinen Rezeptor eine Unterbrechung der Erregungsleitung hervorrufen kann. Barbiturate verstärken die GABA-Wirkung am Rezeptor.

In Deutschland sind Arzneimittel, die bis zu 300 mg Phenobarbital pro Tablette enthalten, von den strengen Verordnungsvorschriften des Betäubungsmittelgesetzes ausgenommen. Ein Patientenbesitzer kann das Medikament erwerben und seinem Tier selbst verabreichen.

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Die Dosierung von Phenobarbital beträgt in der Regel 2,5 mg/kg Körpergewicht bei Hunden und 2,0 mg/kg Körpergewicht bei Katzen. Das Medikament muss zweimal täglich im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden. Eine Blutkonzentration von 15-45 μg/dl ist erforderlich, damit der Arzneistoff im Körper antikonvulsiv wirksam wird. Da das Medikament abgebaut bzw. ausgeschieden wird, muss es Hunden und Katzen dauerhaft, in der Regel lebenslang, verabreicht werden.

Es ist wichtig, keine Tablettengabe auszulassen und Phenobarbital so regelmäßig wie möglich zu verabreichen. Es dauert etwa zwei Wochen, bis sich ein stabiler Zustand zwischen Abbau und Einnahme eingestellt hat ("steady state").

Phenobarbital: Mögliche Nebenwirkungen

Zu Behandlungsbeginn können vermehrte Schläfrigkeit und Antriebslosigkeit auftreten. Diese Nebenwirkungen nehmen aber in der Regel mit der Zeit ab. Auch Polyurie (vermehrter Urinabsatz), Polydipsie (vermehrter Durst) und Polyphagie (vermehrter Hunger) können vor allem zu Behandlungsbeginn auftreten.

Eine seltene Nebenwirkung ist die Panzytopenie durch Beeinträchtigung des Knochenmarks. Dieser Begriff beschreibt das Absinken der Menge an roten und weißen Blutzellen sowie der Blutplättchen unter ein kritisches Niveau. Da Phenobarbital in der Leber abgebaut wird, kann die Aktivität der Leberenzyme erhöht sein. Dies darf nicht mit einem Leberschaden verwechselt werden. In der Regel findet man eine Erhöhung des Enzyms „Alkalische Phosphatase“ (AP). In einigen Fällen kann die Leber auch tatsächlich in ihrer Funktion gestört werden.

Der Tierarzt sollte das Blut daher regelmäßig untersuchen. Zu Beginn einer Behandlung sollten Blutuntersuchungen 2-3 Wochen und danach alle 4-6 Monate durchgeführt werden. Wichtig sind hier die so genannten primären Leberparameter, die über die ungestörte Funktion der Leber Auskunft geben (Gallensäuren, Harnstoff, Ammoniak, Gesamtprotein, Gerinnungsfaktoren, etc).

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Dosierung und Überwachung von Phenobarbital

Die empfohlene Dosierung bei Therapiebeginn ist 5 mg Phenobarbital pro kg Körpergewicht täglich. Das Fließgleichgewicht mit einer konstanten Serumkonzentration wird erst 1-2 Wochen nach Therapiebeginn erreicht. Die volle Wirksamkeit der Behandlung wird erst nach etwa 2 Wochen erreicht.

Die Serumkonzentration von Phenobarbital sollte nach dem Erreichen des Fließgleichgewichts bestimmt werden. Falls sie unter 20 μg/ml liegt und/oder die Krampfanfälle nicht kontrolliert sind, kann die Dosis unter Kontrolle des Phenobarbital-Serumspiegels schrittweise um jeweils 20% gesteigert werden. Bei erneutem Auftreten der Krampfanfälle kann die Dosis bis zu einer maximalen Serumkonzentration von 40 μg/ml erhöht werden.

Um eine genaue Dosierung zu gewährleisten, sollte die Therapie bei Hunden mit weniger als 20 kg Körpergewicht mit Luminaletten vet Tabletten begonnen werden. Bei Behandlungsbeginn kann es gelegentlich zu Ataxie, Schläfrigkeit, Trägheit und Schwindel kommen. In sehr seltenen Fällen können Polyurie, Polydipsie und Polyphagie bei durchschnittlichen oder höheren therapeutischen Serumspiegeln auftreten.

Die Behandlung von Hunden mit Phenobarbital kann die Konzentration von Gesamtthyroxin (TT4) oder freiem Thyroxin (FT4) vermindern. Dies ist jedoch nicht unbedingt ein Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Phenobarbital kann die Stammzellen des Knochenmarks schädigen. Daraus folgen eine immunotoxische Panzytopenie und/oder Neutropenie.

Weitere Therapieansätze

Neben AEDs können auch Management- und Lebensstiländerungen, Diättherapie, Chirurgie und neuromodulative Therapie in Betracht gezogen werden. Anpassungen an der Umgebung und am Lebensstil des Hundes können dazu beitragen, Anfälle zu verhindern oder deren Schwere zu verringern. Dazu gehören die Vermeidung von bekannten Auslösern, eine regelmäßige Routine, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung.

Es gibt einige Hinweise darauf, dass bestimmte Diäten, insbesondere die ketogene Diät, helfen können, Anfälle bei einigen Hunden zu reduzieren. Allerdings sind weitere Forschungen in diesem Bereich erforderlich und eine solche Diät sollte nur unter Aufsicht eines Tierarztes oder eines Tierernährungsberaters durchgeführt werden.

Bei Hunden mit fokaler Epilepsie, die auf Medikamente nicht ansprechen und bei denen eindeutige strukturelle Gehirnveränderungen vorliegen, kann eine chirurgische Intervention in Betracht gezogen werden. Alternativ können neuromodulative Therapien wie Vagusnervstimulation (VNS) oder tiefe Hirnstimulation (DBS) in einigen Fällen nützlich sein, obwohl dies eher selten vorkommt.

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