Einführung
Die Neurologische Tagesklinik schließt die Versorgungslücke zwischen vollstationärer Behandlung und ambulanter Betreuung. Sie bietet Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen die Möglichkeit, intensive Diagnostik und Therapie in Anspruch zu nehmen, ohne auf die gewohnte häusliche Umgebung verzichten zu müssen. Dieser Artikel beleuchtet die Definition, die angebotenen Leistungen, die häufigsten Krankheitsbilder und die Vorteile einer neurologischen Tagesklinik.
Definition der Neurologischen Tagesklinik
Eine Neurologische Tagesklinik ist eine teilstationäre Einrichtung, die sich auf die Diagnostik und Therapie neurologischer Erkrankungen spezialisiert hat. Patientinnen und Patienten verbringen tagsüber Zeit in der Klinik, kehren aber abends und nachts nach Hause zurück. Dies ermöglicht eine intensive Behandlung, ohne die Notwendigkeit eines durchgehenden stationären Aufenthalts.
Zielgruppe und Voraussetzungen
Das Angebot der Neurologischen Tagesklinik richtet sich an Patientinnen und Patienten,
- die an neurologischen Erkrankungen leiden, die eine mehrtägige Diagnostik und Therapie erfordern.
- die in der Lage sind, selbstständig oder mit minimaler Unterstützung ihren Alltag zu bewältigen.
- bei denen keine kontinuierliche Überwachung notwendig ist.
- die mobil sind und idealerweise in der Nähe der Klinik wohnen.
Eine stationäre Einweisung und Anmeldung durch eine neurologische Praxis sind in der Regel erforderlich.
Leistungen der Neurologischen Tagesklinik
Die Neurologische Tagesklinik bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen an, die in der Regel ambulant nicht oder nur schwer durchführbar sind. Dazu gehören:
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Diagnostische Möglichkeiten
- Ausführliche neuropsychologische Testung: Zur Beurteilung kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration.
- Lumbalpunktion mit Liquordiagnostik: Entnahme und Analyse von Nervenwasser zur Diagnostik von Entzündungen, Infektionen und anderen Erkrankungen des Nervensystems. Inklusive Druckmessung.
- Elektrophysiologische Diagnostik: Umfasst verschiedene Verfahren zur Messung der elektrischen Aktivität von Nerven und Muskeln, wie z.B. EEG (Elektroenzephalographie), Neurographie (NLG, Messung der Nervenleitgeschwindigkeit), EMG (Elektromyographie) und evozierte Potenziale (VEP, SEP, MEP, AEP). Auch Videookulographie zur Analyse von Augenbewegungen bei Schwindel.
- Endoskopische Schluckdiagnostik: Beurteilung der Schluckfunktion bei Schluckstörungen.
- Bildgebende Diagnostik: CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) zur Darstellung von Gehirn und Rückenmark.
Therapeutische Leistungen
- Medikamenteneinstellung und -optimierung: Anpassung der medikamentösen Therapie bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen, z.B. bei Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose.
- Infusionstherapien: Verabreichung von Medikamenten über Infusionen, auch über mehrere Tage, z.B. mit Glukokortikoiden, Immunglobulinen (IgG), Natalizumab, Rituximab, Ocrelizumab, Eculizumab und anderen Immunmodulatoren und Immunsuppressiva bei Multipler Sklerose oder immunvermittelter Neuropathie.
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Förderung der Selbstständigkeit im Alltag durchTraining vonAlltagsaktivitäten.
- Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Psychologische Beratung und Unterstützung: Hilfe bei der Krankheitsbewältigung und derReduktion von Ängsten.
- Vestibuläre Rehabilitationstherapie (VRT), Gleichgewichtstraining und Gangschulung: Spezielle Therapien bei Schwindel und Gangstörungen.
- Robotik (Movendo) für das Gleichgewichtstraining, Rotundum für Lagerungsschwindel, Gangroboter, Laufband mit virtueller Realität, Spacecurl: Moderne apparative Möglichkeiten zur Unterstützung der Therapie.
Häufige Krankheitsbilder
In der Neurologischen Tagesklinik werdenPatientinnen und Patienten mit einem breiten Spektrum an neurologischen Erkrankungen behandelt. Zu den häufigsten Krankheitsbildern gehören:
- Multiple Sklerose (MS) und andere entzündliche ZNS-Erkrankungen: Diagnostik und Therapie von schubförmigen oder chronisch-progredienten Verläufen.
- Gedächtnisstörungen und Demenzen: Abklärung von Ursachen undDifferentialdiagnostik verschiedener Demenzformen.
- Morbus Parkinson und andere Bewegungsstörungen: Optimierung der medikamentösen Therapie undAnpassung derBehandlung an den individuellen Bedarf.
- Gangstörungen: Abklärung der Ursachen undEinleitung gezielter therapeutischer Maßnahmen.
- Entzündliche Neuropathien: Diagnostik und Therapie von Nervenentzündungen.
- Muskelerkrankungen: Abklärung von Muskelschwäche und anderenMuskelbeschwerden.
- Schluckstörungen: Diagnostik und Therapie von Schwierigkeiten beim Schlucken.
- Kopfschmerzerkrankungen: Behandlung von chronischen oder therapieresistenten Kopfschmerzen.
- Schwindel, Gang- und Gleichgewichtsstörungen: Abklärung der Ursachen undEinleitung einer individuell abgestimmten Therapie.
Vorteile der Neurologischen Tagesklinik
Die Neurologische Tagesklinik bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber einer vollstationären oder rein ambulanten Behandlung:
- Intensive Diagnostik und Therapie: Ermöglicht die Durchführung komplexer Untersuchungen und Therapien, die ambulant nicht oder nur schwer möglich sind.
- Individuelle Betreuung: Die Behandlung wird individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt.
- Interdisziplinäres Team: Ein Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften arbeitet zusammen, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
- Erhalt der Selbstständigkeit: Patientinnen und Patienten können weiterhin in ihrem gewohnten Umfeld leben und ihre Selbstständigkeit bewahren.
- Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten: Die teilstationäre Behandlung kann einen vollstationären Krankenhausaufenthalt vermeiden oder verkürzen.
- Schnelle und effektive Therapieeinleitung: Durch die gebündelten Untersuchungen kann schnell eine Diagnose gestellt und eine Therapie eingeleitet werden.
- Spezialisierung und Expertise: Die Tageskliniken sind oft an Spezialambulanzen und Behandlungszentren (z.B. MS-Zentrum, Neurovaskuläres Zentrum, Neuromuskuläres Zentrum, Zentrum für seltene Erkrankungen) angegliedert, was eine hohe Expertise in der Behandlung bestimmter Krankheitsbilder gewährleistet.
Behandlungskonzept und Ablauf
Das Behandlungskonzept der Neurologischen Tagesklinik basiert auf einem individualisierten Ansatz. Nach einer ersten Vorstellung undAnamnese wird ein vorläufiger Plan für die diagnostischen Verfahren erstellt. Am ersten Behandlungstag erfolgt eine ausführliche neurologische Untersuchung, auf deren Grundlage die weitere Diagnostik festgelegt wird. Nach der Diagnosestellung wird die Therapie eingeleitet oder eine Empfehlung für die weitere Behandlung gegeben. Die Behandlung erfolgt in einem interprofessionellen Team, das täglich die Maßnahmen und Fortschritte jedes Patienten gemeinsam bespricht. Die Fortführung der Behandlung erfolgt in der Regel ambulant durch den niedergelassenen Facharzt und den Hausarzt.
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