Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich beeinflussen kann. Umso wichtiger ist es, die bestmögliche Rehabilitation zu gewährleisten, damit die Betroffenen ihren Alltag möglichst selbstständig gestalten können. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die tagesrehabilitation nach einem Schlaganfall, einschließlich der verschiedenen Phasen, Ziele, Therapieangebote und Kostenträger.
Einleitung
Der Begriff "Schlaganfall", auch bekannt als Apoplex, Hirninsult oder Hirnblutung, wird oft als Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen verwendet. Ein Schlaganfall entsteht durch eine akute Minderversorgung eines Teils des Gehirns mit Blut. Das entsprechende Gewebe erhält zu wenig Sauerstoff und kann in der Folge absterben. Ursachen für Schlaganfälle sind vielfältig, einerseits in Form von Hirninfarkten, zum Beispiel durch Gefäßverschlüsse hirnversorgender Arterien bei Arteriosklerose, eingeschwemmten Blutgerinnseln (Embolie, z.B. bei Vorhofflimmern), Gefäßentzündungen oder Thrombosen der Hirnvenen, andererseits in Form von Hirnblutungen, zum Beispiel bei sehr hohem Blutdruck, Gefäßanomalien usw. Nicht selten bleibt die Ursache unklar, man spricht dann von ESUS (Embolic Stroke of Undetermined Source). Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle, damit Betroffene ihren Alltag möglichst selbstständig gestalten können.
Bedeutung der Rehabilitation nach Schlaganfall
Frühzeitige bzw. rechtzeitige Rehabilitation nach Schlaganfall ist von zentraler Bedeutung, um den Betroffenen wieder eine größtmögliche Selbstständigkeit in ihrem Alltag zu ermöglichen. Fast zwei Drittel der Betroffenen benötigen nach einem Jahr noch Hilfe oder Therapie. Laut dem statistischen Bundesamt erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 270 000 Menschen an einem Schlaganfall. Rund 700 000 Menschen leben mit den Folgen eines Schlaganfalls. Ein Schlaganfall kann für Betroffene weitreichende Folgen haben. Etwa 15% versterben innerhalb der ersten vier Wochen nach dem Ereignis. Von den Überlebenden kann statistisch gesehen nur ein Drittel ein Leben ohne Einschränkungen führen. Ein weiteres Drittel kann den Alltag zwar eigenständig bewältigen, muss jedoch mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen leben. Ein weiteres Drittel ist dauerhaft auf pflegerische Unterstützung angewiesen. Dies verdeutlicht die Relevanz einer Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall.
Ziele der Schlaganfall-Rehabilitation
Neurologische Rehabilitationsmaßnahmen zielen darauf ab, die durch den Schlaganfall hervorgerufenen Einschränkungen zu verbessern, sodass Patienten ihren beruflichen und sozialen Alltag möglichst selbstständig bewältigen können. Des Weiteren soll der Umgang mit der eigenen Erkrankung und den damit einhergehenden Funktionsdefiziten vermittelt und verbessert werden. Die Ziele sollten sich jedoch immer am Lebensalltag des Patienten orientieren, d.h. er soll so gut es geht in sein gewohntes Leben zurückkehren können. Ein weiteres Ziel der Reha ist es, Patienten bei einer notwendigen Umstellung des Lebensstils zu unterstützen, um einen wiederholten Schlaganfall zu vermeiden.
Mögliche Beeinträchtigungen, die durch einen Schlaganfall hervorgerufen werden können, sind nicht nur körperliche Einschränkungen wie Lähmungen, sondern auch kognitive Defizite wie der sogenannte Neglect. Hierbei handelt es sich um die Vernachlässigung oder Nichtbeachtung einer Körperhälfte. Nach einer möglichen Halbseitenlähmung nehmen Patienten dann beispielsweise die betroffene Körperhälfte als vollkommen fremd wahr. Im Rahmen einer Rehamaßnahme kann diese Wahrnehmung trainiert und verbessert werden. Den Betroffenen soll durch die Rehabilitation nach einem Schlaganfall die möglichst selbstständige Bewältigung des Alltags ermöglicht bzw. erleichtert werden. Die Maßnahme zielt dabei sowohl auf die körperliche, psychische, soziale sowie berufliche Wiedereingliederung ab.
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Phasen der Schlaganfall-Rehabilitation
Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall werden in verschiedene Phasen unterteilt. Man unterscheidet dabei die Phasen A bis F, wobei die Phase A die Akutbehandlung eines Schlaganfalls im Krankenhaus beinhaltet und unter Phase F dauerhafte pflegerische Maßnahmen zusammengefasst werden. Die klassische Rehabilitation erfolgt daher in den Phase B bis D. Alle diese Phasen müssen nicht zwingend in dieser Reihenfolge durchlaufen werden. Für jeden Patienten muss das Rehabilitationskonzept individuell angepasst werden, sodass für die jeweilige gesundheitliche Situation immer die passenden Behandlungsmaßnahmen erfolgen können. So können Patienten beispielsweise direkt von der Akutphase in die Rehabilitationsphase der Stufe D wechseln.
- Phase A (Akutbehandlung): Diese Phase umfasst die Akutbehandlung im Krankenhaus, in der die Durchblutung des Gehirns wiederhergestellt und Komplikationen vermieden werden sollen. Meist werden Patientinnen und Patienten in einer speziellen Schlaganfall-Klinik oder Schlaganfall-Station behandelt.
- Phase B (Frührehabilitation): Die Phase B schließt sich unmittelbar an die Akutbehandlung an und wird auch als Frührehabilitation bezeichnet. Es kann durchaus sein, dass die Patienten in dieser Phase noch auf intensivmedizinische Maßnahmen wie beispielsweise eine kontinuierliche Kontrolle der Vitalwerte angewiesen sind.
- Phase C: Sind die Vitalwerte wie Blutdruck und Atmung unter guter Kontrolle, dann kann die Phase C der Rehabilitation beginnen. In dieser Phase kann der Patient bereits in gewissem Maße selbstständig mitarbeiten, ist jedoch noch auf kontinuierliche pflegerische Unterstützung angewiesen.
- Phase D (Medizinische Rehabilitation): Die Phase D wird als Medizinische Rehabilitationsmaßnahme bezeichnet. Diese erfolgt in der Regel noch im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik. Die Patienten sind in dieser Phase meist schon relativ selbstständig.
- Phase E (Ambulante Rehabilitation): Eine Rehabilitation der Phase E findet meist als ambulante Maßnahme statt und legt den Fokus vor allem auf die Reintegration in den beruflichen Alltag. Oft können die Patienten parallel bereits einige Stunden ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Die tägliche Arbeitszeit kann dann kontinuierlich gesteigert werden.
- Phase F (Langzeitpflege): Patienten, die kontinuierlich in ihrem Alltag auf pflegerische Maßnahmen angewiesen sind, werden in eine Rehabilitationsmaßnahme der Phase F eingegliedert. Neben der Pflege erhalten die Patienten zudem oft parallel therapeutische Anwendungen wie Physiotherapie oder Ergotherapie.
Therapieangebote in der Schlaganfall-Rehabilitation
Rehamaßnahmen nach einem Schlaganfall bieten den Patienten ein multimodales Konzept auf der Basis verschiedener Behandlungsansätze. Speziell geschulte Therapeuten unterstützen die Patienten dabei auf verschiedenen Ebenen. Der behandelnde Arzt legt den individuellen Behandlungsplan für den einzelnen Patienten fest. Im Verlauf der Rehabilitationsbehandlung wird dieser den Möglichkeiten des Patienten immer wieder neu angepasst. Die verschiedenen Rehabilitationsmöglichkeiten beinhalten unterschiedliche Angebote im Therapiebereich. Im Bereich der Rehabilitation für noch hilfebedürftige Patienten ist z. B. auch die aktivierende Pflege durch das Pflegepersonal Bestandteil der Therapie.
Physiotherapie (Krankengymnastik): Einer der wichtigsten Therapieansätze bei einer Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist die Physiotherapie. In vielen Fällen ist die Ansteuerung der Muskulatur nach einem Schlaganfall vorübergehend oder dauerhaft geschädigt. Damit die Muskulatur nicht zu sehr abbaut, muss diese krankengymnastisch beübt werden. Dies schafft die Bedingungen dafür, dass Beweglichkeit und Koordination verbessert und mögliche Muskelspastiken gelindert werden. Während der Therapie werden Bewegungsabläufe mit unseren Physiotherapeuten trainiert und Muskeln aufgebaut. Es werden Körperhaltung, Koordination, Körperwahrnehmung und der Gleichgewichtssinn verbessert.
Ergotherapie: Im Rahmen einer Ergotherapie werden motorische Fähigkeiten insofern trainiert, dass Patienten die alltäglichen Dinge des Lebens möglichst selbstständig bewältigen können. Hier werden Patienten bei Dingen wie dem selbstständigen An- und Auskleiden, Waschen oder Essen angeleitet und unterstützt. Unsere Ergotherapeutinnen und -therapeuten unterstützen die Patientinnen und Patienten dabei, sich im Alltag wieder zurechtzufinden. Dabei lernen sie, wie sie trotz Einschränkungen ein möglichst selbstständiges Leben führen können. Im klinischen Alltag wird dieses vor allem im Zusammenspiel zwischen Ergotherapie, Pflegern und Ärzten realisiert.
Logopädie: Weiterhin erhalten Patienten regelmäßige logopädische Behandlungen, im Rahmen derer die Sprache verbessert oder auch neu erlernt wird. Zudem leiden Betroffene oft unter Schluckstörungen, die ebenfalls mitbehandelt werden können. Sobald die Patientin oder der Patient ansprechbar ist, können Sprechübungen durchgeführt werden. Die Sprache ist die wesentliche Grundlage für die Kommunikation zwischen Menschen. Bei vielen Schädigungen des Gehirns ist das Verständnis oder die Produktion von Sprache eingeschränkt. Das Übungsprogramm bei derartigen Defiziten erinnert oft an das Erlernen einer Fremdsprache. In der neurologischen Rehabilitation wird dieses Training vor allem durch Sprachtherapeuten durchgeführt. Auch wenn es uns im Alltag nicht so bewusst wird, ist das Schlucken von Speisen und Getränken ein hochkomplexer Vorgang, der ein präzises, zeitlich sehr genau koordiniertes Zusammenspiel vieler Muskelgruppen im Rachen erfordert. Bei vielen neurologischen Erkrankungen ist die Präzision dieser Abläufe eingeschränkt, was zum Verschlucken und möglicherweise nachfolgend auch zu Komplikationen (z.B. Lungenentzündung) führen kann. Auf der Vermeidung derartiger Komplikationen liegt ein wesentliches Augenmerk, insbesondere in der neurologischen Frührehabilitation. Die Schluckfunktionen können trainiert werden, allerdings kann eine Besserung u.U. lange dauern. Für eine Zwischenzeit ist es daher möglicherweise erforderlich, Nahrung und Getränke in einer anderen Konsistenz anzubieten. Manchmal ist auch das Anlegen einer Ernährungssonde erforderlich. Die Wahl der adäquaten Therapie, bei der einerseits ein guter Behandlungserfolg erzielt werden kann, andererseits aber auch eine ausreichende Ernährung der Patienten sichergestellt ist, erfordert eine enge Abstimmung, insbesondere zwischen Ärzten, Pflegern und Logopäden.
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Neuropsychologie: Sollten die Patientinnen und Patienten komplexe Störungen aufweisen, werden diese bei dem neuropsychologischen Training analysiert und behandelt. Die effektive Verarbeitung und Speicherung der vielen gleichzeitig eintreffenden Sinneseindrücke ist wohl die größte Leistung des menschlichen Gehirns. Daher ist gerade diese Funktion nach einer neurologischen Erkrankung häufig sehr früh und manchmal sehr lange beeinträchtigt. Häufig reicht die Behandlungsnotwendigkeit über die stationäre Behandlung hinaus. Vor allem unsere Experten für Neuropsychologie haben eine besondere Expertise darin, diese Defizite genau zu identifizieren und dann gezielt zu trainieren.
Weitere Therapieangebote: Neben der Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie gibt es noch zusätzliche Therapiemöglichkeiten für Patienten. Hierzu gehören beispielsweise psychologische Beratungen, Wärme- und Kälteanwendungen oder Maßnahmen, die Patienten bei der Wiedereingliederung in den beruflichen Alltag unterstützen. Für jeden Patienten wird je nach Beschwerdebild ein individueller Therapieplan entworfen, in dem auch eventuell bestehende Nebenerkrankungen miteinbezogen werden.
Psychosoziale Hilfen während der Rehabilitation
Psychologische und pädagogische Angebote in der Reha-Klinik können helfen, die verfolgten Behandlungsziele zu sichern und Krankheitsfolgen zu vermeiden, zu überwinden, zu mindern oder ihre Verschlimmerung zu verhüten. Bei Bedarf kommen zum Einsatz:
- Hilfen zur seelischen Stabilisierung und zur Förderung der sozialen Kompetenz, u.a. durch Training sozialer und kommunikativer Fähigkeiten und Umgang mit Krisensituationen
- Training lebenspraktischer Fähigkeiten
- Hilfen zur Unterstützung bei der Krankheits- und Behinderungsverarbeitung (z.B. durch professionelle psychologische Hilfe oder in einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe)
- Hilfen zur Aktivierung von Selbsthilfepotenzialen
- Information und Beratung von Partnern und Angehörigen sowie von Vorgesetzten und Kollegen
- Vermittlung von Kontakten zu örtlichen Selbsthilfe- und Beratungsmöglichkeiten
Nach Aufnahme in die Reha-Klinik, gerade auch nach einer langen Behandlung in Akutkrankenhäusern, kommen unsere Patienten häufig zum ersten Mal zur Ruhe und realisieren ihre neuen Defizite. Dabei schränkt eine Hirnschädigung selber häufig die Fähigkeit ein, derartige Belastungen zu verarbeiten. Daher erfahren viele Patienten im Laufe ihrer Rehabilitation eine Minderung von Stimmung und/oder Antrieb. Die Behandlung derartiger Defizite erfordert eine einfühlsame, interdisziplinäre Behandlung, vor allem in enger Absprache zwischen Ärzten, Pflegern und Neuropsychologen. Oft reichen Gespräche alleine nicht aus, um eine dauerhafte Besserung zu erreichen, sodass ergänzend auch moderne Medikamente angeboten werden. Neuere Studien zeigen, dass eine gezielte Behandlung von Stimmung und Antrieb meist in einem besseren Rehabilitationserfolg resultiert. Daher liegt auf dieser Behandlung ein besonderes Augenmerk.
Dauer der Rehabilitation
Die tatsächliche Dauer einer Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall lässt sich kaum abschätzen. Sie hängt sehr vom Ausmaß der Funktionsbeeinträchtigungen und von individuellen Faktoren ab. In der Regel wird eine Rehabilitationsmaßnahme vom jeweiligen Kostenträger zunächst für einen Zeitraum von drei Wochen genehmigt. Zum Ende dieser drei Wochen entscheiden die behandelnden Ärzte, Pfleger und Therapeuten zusammen mit dem Patienten, ob weitere Rehabilitationsmaßnahmen notwendig sind. Dann wird ein entsprechender Antrag gestellt und die Rehabilitation nach Bewilligung fortgeführt. In einer Rehamaßnahme machen Patienten unterschiedlich große Fortschritte und haben daher auch immer einen individuellen Bedarf an therapeutischen Maßnahmen. Die Dauer der Rehabilitation nach einem Schlaganfall kann also sehr stark zwischen verschiedenen Patienten variieren. In den meisten Fällen findet die Rehabilitation stationär in einer darauf spezialisierten Klinik statt. Für leichtere Fälle gibt es ambulante Tageseinrichtungen. Der Aufenthalt in einer Reha-Klinik dauert meist 4 bis 6 Wochen. Bei besonders starken Hirnblutungen kann auch eine mehrjährige Reha notwendig sein.
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Kostenträger der Rehabilitation
Die beiden betreffenden Kostenträger für eine Rehabilitationsmaßnahme sind die Krankenkasse und die Rentenversicherung. Grundsätzlich gilt, dass Maßnahmen, die in einem Krankenhaus durchgeführt werden, von der zuständigen Krankenkasse übernommen werden. Bei berufstätigen Patienten sind in der Regel die Rentenversicherungsträger für die Kostenübernahme zuständig. In einigen Fällen kann eine gewisse Zuzahlung für die Maßnahme anfallen. Es empfiehlt sich, nach der Akutbehandlung die individuelle Kostenübernahme mit der zuständigen Krankenkasse zu klären, um einen entsprechenden Antrag stellen zu können.
Spezialisierte Rehakliniken
Die Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall sollte stets in einer spezialisierten neurologischen Rehaklinik erfolgen. Diese bieten Patienten ein individuelles und interdisziplinäres Behandlungskonzept unter enger Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Therapeuten. Für optimale Erfolgschancen der Reha nach einem Schlaganfall sollte die Behandlung direkt nach dem Klinikaufenthalt (Phase B) beginnen, damit die Neuroplastizität des Gehirns effektiv genutzt und neue Funktionen im intakten Hirngewebe übernommen werden können.
Vorbereitung der weiteren Versorgung
Jede Rehabilitation ist nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu dem endgültigen Ziel: der Entlassung in den Alltag. Nicht bei allen Patienten ist eine Rückkehr in das bisherige Umfeld möglich, bei manchen müssen neue Wohnformen gefunden werden. Bei anderen Patienten muss möglicherweise eine berufliche Umorientierung erfolgen. Für alle diese Fragen werden Patienten und ihre Angehörigen intensiv vor allem durch die Sozialdienstmitarbeiter der MEDIAN Kliniken beraten, die sich eng mit den Ärzten, den Pflegern und den Therapeuten abstimmen. Vor Abschluss der Reha nach Schlaganfall wird gemeinsam mit dem Betroffenen, seinen Angehörigen, dem Behandlungsteam und insbesondere unserem Sozialdienst die Entlassungsplanung durchgeführt, Beratungen über die anschließende Weiterversorgung durchgeführt sowie Empfehlungen für weitere ambulante Therapien besprochen. Ihr Hausarzt erhält einen Bericht über den Verlauf der Rehabilitation.
Sekundärprävention
Unser interdisziplinäres Behandlungsteam legt im Rahmen der Diagnostik mit Ihnen gemeinsam Ihren individuellen Reha-Plan fest und prüft dabei ganz genau, welche Therapie speziell für Sie zur Verhinderung weiterer Schlaganfälle am besten geeignet ist. Die Sekundärprävention umfasst dabei nicht nur blutverdünnende Medikamente, sondern auch die Behandlung von Risikofaktoren (Blutdruckkontrolle, Blutzuckerkontrolle, Umstellung auf fettarmes, ausgewogenes Essen oder einen Rauchstopp). In der Reha unterstützen Sie unsere spezialisierten Kolleginnen und Kollegen dabei, Ihr Leben nach dem Schlaganfall wieder eigenständig in die Hand nehmen zu können.
Folgen und Funktionsstörungen nach einem Schlaganfall
- Lähmungen (Paresen): Nach Schädigungen des Gehirns oder Rückenmarks treten häufig Lähmungen auf. Bei einer Lähmung der oberen Extremitäten (Arm, Hand) sind häufig die Alltagshandlungen eingeschränkt wie das Greifen oder Manipulieren von Gegenständen. Bei Lähmungen der unteren Extremitäten (Bein) sind vor allem Gang- und Standfunktionen beeinträchtigt, so z.B. das Gehen ohne Sturzgefahr. Aufgabe der neurologischen Rehabilitation (insbesondere der Physio- und Ergotherapie) ist eine möglichst gute Wiederherstellung der gestörten motorischen Funktionen. Dies wird vor allem durch wiederholtes, aufgabenorientiertes Üben erreicht. Die Auswahl der geeigneten Therapie erfolgt aufgrund langjähriger Erfahrung im interdisziplinären Team von Ärzten, Pflegern und Therapeuten.
- Störungen des Muskeltonus (Spastik): Auch wenn keine Lähmung vorliegt, kann die gezielte Ansteuerung von Bewegungen beeinträchtigt sein. Besonders häufig ist eine zu hohe Muskelspannung (Spastik), die langfristig zu einer Fehlstellung von Gelenken und Extremitäten führen kann. Durch physiotherapeutische Maßnahmen alleine kann oftmals keine ausreichende Besserung erreicht werden. Daher werden für diese Störungen vor allem Medikamente eingesetzt, die entweder als Tablette, lokal in den überaktiven Muskeln (Injektion von Botulinumtoxin) oder sogar durch Implantation einer Medikamentenpumpe in den Rückenmarkskanal appliziert werden. Die Behandlung von Spastizität/Spastik erfordert viel Erfahrung.
- Sprach-/Sprechstörungen: Die Sprache ist die wesentliche Grundlage für die Kommunikation zwischen Menschen. Bei vielen Schädigungen des Gehirns ist das Verständnis oder die Produktion von Sprache eingeschränkt. Das Übungsprogramm bei derartigen Defiziten erinnert oft an das Erlernen einer Fremdsprache. In der neurologischen Rehabilitation wird dieses Training vor allem durch Sprachtherapeuten durchgeführt.
- Schluckstörungen: Auch wenn es uns im Alltag nicht so bewusst wird, ist das Schlucken von Speisen und Getränken ein hochkomplexer Vorgang, der ein präzises, zeitlich sehr genau koordiniertes Zusammenspiel vieler Muskelgruppen im Rachen erfordert. Bei vielen neurologischen Erkrankungen ist die Präzision dieser Abläufe eingeschränkt, was zum Verschlucken und möglicherweise nachfolgend auch zu Komplikationen (z.B. Lungenentzündung) führen kann. Auf der Vermeidung derartiger Komplikationen liegt ein wesentliches Augenmerk, insbesondere in der neurologischen Frührehabilitation. Die Schluckfunktionen können trainiert werden, allerdings kann eine Besserung u.U. lange dauern. Für eine Zwischenzeit ist es daher möglicherweise erforderlich, Nahrung und Getränke in einer anderen Konsistenz anzubieten. Manchmal ist auch das Anlegen einer Ernährungssonde erforderlich. Die Wahl der adäquaten Therapie, bei der einerseits ein guter Behandlungserfolg erzielt werden kann, andererseits aber auch eine ausreichende Ernährung der Patienten sichergestellt ist, erfordert eine enge Abstimmung, insbesondere zwischen Ärzten, Pflegern und Logopäden.
- Störungen der Stimmung und des Antriebs: Nach Aufnahme in die Reha-Klinik, gerade auch nach einer langen Behandlung in Akutkrankenhäusern, kommen unsere Patienten häufig zum ersten Mal zur Ruhe und realisieren ihre neuen Defizite. Dabei schränkt eine Hirnschädigung selber häufig die Fähigkeit ein, derartige Belastungen zu verarbeiten. Daher erfahren viele Patienten im Laufe ihrer Rehabilitation eine Minderung von Stimmung und/oder Antrieb. Die Behandlung derartiger Defizite erfordert eine einfühlsame, interdisziplinäre Behandlung, vor allem in enger Absprache zwischen Ärzten, Pflegern und Neuropsychologen. Oft reichen Gespräche alleine nicht aus, um eine dauerhafte Besserung zu erreichen, sodass ergänzend auch moderne Medikamente angeboten werden. Neuere Studien zeigen, dass eine gezielte Behandlung von Stimmung und Antrieb meist in einem besseren Rehabilitationserfolg resultiert. Daher liegt auf dieser Behandlung ein besonderes Augenmerk.
- Störungen der Konzentration und des Gedächtnisses: Die effektive Verarbeitung und Speicherung der vielen gleichzeitig eintreffenden Sinneseindrücke ist wohl die größte Leistung des menschlichen Gehirns. Daher ist gerade diese Funktion nach einer neurologischen Erkrankung häufig sehr früh und manchmal sehr lange beeinträchtigt. Häufig reicht die Behandlungsnotwendigkeit über die stationäre Behandlung hinaus. Vor allem unsere Experten für Neuropsychologie haben eine besondere Expertise darin, diese Defizite genau zu identifizieren und dann gezielt zu trainieren.
- Einschränkung der Alltagskompetenz: Ob die genannten Störungen auch Auswirkungen auf den Patientenalltag haben, hängt nicht nur von der Schwere der Störung ab. Bei vielen Defiziten kann durch einen intelligenten Einsatz von Hilfsmitteln (z.B. Griffe) oder Techniken (z.B. beim Lagewechsel) eine relativ große Unabhängigkeit in den Verrichtungen des täglichen Lebens erreicht werden. Dieses Training setzt früh an, auch wenn noch eine Verbesserung der Defizite zu erwarten ist.
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