Eine Brustvergrößerung ist ein beliebter ästhetischer Eingriff, der jedoch wie jede Operation Risiken und potenzielle Komplikationen birgt. Eine mögliche Komplikation ist Taubheit, die die Brustwarze oder einen anderen Teil der Brust betreffen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Präventionsmaßnahmen von Taubheit nach einer Brustvergrößerung.
Ursachen von Taubheit nach Brustvergrößerung
Eine Verminderung des Hautgefühls direkt nach der Brustvergrößerung ist nicht selten. Die Ursache kann z. B. eine Rarität kann man auch mal in Form eines untypischen verlaufenden Nerven sehen, welcher aus der Mitte des geplanten Implantatlagers zur Brustwarze empor steigt. Der Grund dafür ist die Kompression der Nerven durch Schwellung, Druck des Verbandes und letzten Endes auch der Druck durch die Brustimplantate. Ja, eine Taubheit oder eine Verschlechterung des Hautgefühls, die bestehen bleibt, ist nach der Brustvergrößerung möglich, aber selten.
Kapselfibrose als mögliche Ursache
Eine weitere mögliche Komplikation nach einer Brustvergrößerung mit Implantaten ist die Kapselfibrose. Der menschliche Körper reagiert auf Fremdkörper - und dazu zählen auch Brustimplantate - mit der Bildung einer bindegewebigen Kapsel. Diese Reaktion ist an sich eine normale und natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Die Kapselbildung an sich ist nicht problematisch; das eigentliche Problem entsteht jedoch, wenn sich diese schützende Kapsel mit der Zeit zu verhärten und verdichten beginnt. Diese Verhärtung, die Kapselfibrose, kann eine Vielzahl von Symptomen nach sich ziehen und den Tragekomfort sowie das ästhetische Ergebnis des Implantats beeinträchtigen. Aber ganz wichtig: Nicht jede Frau, die sich für Brustimplantate entscheidet, entwickelt auch eine Kapselfibrose!
Ursachen der Kapselfibrose
Die Ursachen für eine Kapselfibrose sind vielfältig. Das Implantat selbst wird vom Körper als Fremdkörper wahrgenommen. Er bildet daher zum Schutz eine Bindegewebsschicht um das Implantat, die sich in seltenen Fällen verhärten und zu schmerzhaften Verformungen führen kann. Bakterielle Infektionen können ebenfalls eine Entzündungsreaktion hervorrufen, die die Bildung von Kapselfibrose begünstigt. Ebenso können Blutungen oder ein Hämatom nach der Operation ebenfalls zur Bildung von Kapselfibrose führen. Die Häufigkeit von Kapselfibrosen in Folge einer Brustvergrößerung ist jedoch dank moderner Implantate und Techniken stark gesunken.
Symptome der Kapselfibrose
Es gibt verschiedene Kriterien, die auf die Bildung einer Kapselfibrose hinweisen können. Sobald Frauen nach ihrer Brust-OP Veränderungen feststellen, sollten Sie immer ihren behandelnden Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie aufsuchen, um die Möglichkeit einer Kapselbildung abzuklären. Die auffälligsten Symptome einer Kapselfibrose sind:
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- Eine zunehmende Verhärtung der Brust
- Schmerzen (wenn die verhärtete Kapsel auf umliegendes Gewebe drückt)
- Eine mögliche Verformung
Schweregrade der Kapselfibrose
Die Kapselfibrose wird, basierend auf ihrer Ausprägung und den damit verbundenen Symptomen, in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Die Klassifizierung erfolgt in der Regel in vier Grade nach Baker:
- Grad I: Das Brustgewebe ist weich, sieht natürlich aus und verursacht keine Schmerzen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine äußerlichen Anzeichen einer Kapselfibrose.
- Grad II: Die Brust ist etwas fester als normal, behält aber ihre natürliche Form bei. Es kann zu geringfügigen Verhärtungen kommen, aber es gibt in der Regel keine sichtbaren Veränderungen oder Beschwerden.
- Grad III: Hier wird die Brust deutlich härter und kann ihre Form verlieren, wodurch sie unnatürlich erscheinen kann. Dieser Grad der Kapselfibrose ist oft mit Schmerzen und Unbehagen verbunden.
- Grad IV: Dies ist der schwerste Grad der Kapselfibrose. Die Brust ist stark verhärtet, schmerzhaft und sieht deutlich verformt aus. Es kann zu einer sichtbaren Asymmetrie zwischen den beiden Brüsten kommen.
Es gibt mehrere Behandlungsoptionen für Kapselfibrose. Im frühen Stadium kann es manchmal ausreichen, die Kapsel über kleine Schnitte zu spalten und dem Implantat dadurch wieder Platz zu verschaffen. In schweren Fällen kann es jedoch notwendig sein, die Kapsel inklusive Implantat zu entfernen. Dann besteht die Möglichkeit, im Rahmen desselben Eingriffes ein neues Brustimplantat einzusetzen oder aber das überschüssige Gewebe per Bruststraffung zu entfernen. Alternativ kann eine Brustvergrößerung mit Eigenfett in Betracht gezogen werden.
Operative Entfernung der Kapselfibrose
Der Implantatwechsel mit Entfernung der verhärteten Kapsel erfolgt in Vollnarkose. Dabei erfolgt die Schnittführung über die bereits bestehenden Narben, sodass keine zusätzliche Narbenbildung entsteht. Die Patientin hat hier die Wahl zwischen dem gleichen Implantat wie zuvor oder anderen Volumina oder Implantatformen. Das Verfahren dauert etwa 1-1,5 Stunden. Die Nachsorge gleicht der der ersten OP.
Weitere mögliche Komplikationen nach Brustvergrößerung
Neben Taubheit und Kapselfibrose gibt es weitere mögliche Komplikationen nach einer Brustvergrößerung, wie z.B.:
- Waterfall Deformity: Tritt eine Waterfall Deformity erst lange nach der Operation auf, dann liegt das im Allgemeinen an einer Hauterschlaffung. Bleibt das BrustimplantatBrustimplantate aber dort, wohin es implantiert wurde, so entsteht die Waterfall Deformity. Sie zeigt sich insbesondere im Profil. Die Linie zwischen Schlüsselbein und Brustwarze ist durch zwei Erhebungen (‚Beulen‘) gekennzeichnet. Bei sofortigem Auftreten der Veränderung nach einer Brust-OP empfiehlt unser Team der Yuveo Klinik in Düsseldorf sowohl ein Tiefersetzen der Brustimplantate als auch eine Bruststraffung. Jedoch sind das Abschwellen der Brust und eine reizlose Narbe nach der OP abzuwarten.
- Double-Bubble-Phänomen: Das Double-Bubble-Phänomen nach der Vergrößerung der Brust ist selten. Es könnte auf Deutsch auch als Doppel-Knubbel-Phänomen übersetzt werden. Das Double-Bubble-Phänomen ist besonders gut in der Seitenansicht beurteilbar. Setzt man nun ein Brustimplantat ein, welches einen größeren, aber passenden Durchmesser hat, muss die Unterbrustfalte deutlich niedriger gesetzt werden. Das Prinzip besteht darin, dass wir das Gewebe, welches zu widerstandsfähig ist, mit sogenannten Entlastungsschnitten von innen schwächen. Die Brustvergrößerung ist eine wichtige Therapieform bei der Schlauchbrust. Da sich Schlauchbrüste durch eine schmale Basis auszeichnen, ist nach der OP das Double-Bubble-Phänomen häufiger. Auch hier erfolgt die Korrektur-OP wie oben beschrieben.
- Rippling: Unter Rippling nach der Brustvergrößerung versteht man eine sichtbare und tastbare Faltenbildung der Brustimplantate. Daher ist heute das Rippling mit der neuen Brustimplantat-Generation seltener zu beobachten. Die Veränderung ist bei sehr schlanken Patientinnen und einer Implantation der Brustimplantate über dem Brustmuskel häufiger anzutreffen. Auch eine gewisse Gewichtszunahme bei extrem schlanken Frauen kann das Rippling deutlich reduzieren.
- Asymmetrie: Dass die Brüste danach nicht exakt gleich werden, ist insbesondere bei großen Deformitäten nicht verwunderlich. Jedoch kann auch nach einer normalen Brustvergrößerung eine Asymmetrie verbleiben. Da die Brustimplantate anfangs noch nicht fest gewachsen sind, ist eine gewisse Mobilität feststellbar. Somit kann auch die Implantatlage variieren.
- BIA-ALCL: Das BIA-ALCL ist ein sehr seltenes Non-Hodgkin-Lymphom, von dem mehrere Untertypen bekannt sind. Ein möglicher Zusammenhang mit Brustimplantaten wurde vor mehr als zehn Jahren vermutet. Das BIA-ALCL ist eine sehr vereinzelt vorkommende Erkrankung, bei der es sich nicht um Brustkrebs handelt. Es wurde bei einigen Frauen mit Brustimplantaten entdeckt. Wenn es früh entdeckt wird, ist es in der Regel gut heilbar. Es wird aber auch von Todesfällen berichtet. Grundsätzlich wird daher empfohlen, regelmäßig eine sonographische Kontrolle wahrzunehmen. Zu den häufigen Symptomen gehören eine große Flüssigkeitsansammlung um das Implantat(Serom), Knoten in der Brust oder in der Achselhöhle, darüber liegender Hautausschlag, Brustvergrößerung, Schmerzen, Asymmetrie oder Verhärtung der Brust, die sich meist nach mehr als einem Jahr nach der Implantation und im Durchschnitt nach etwa zehn Jahren entwickeln. BIA-ALCL wurde sowohl bei Silikon- und Kochsalzlösungsimplantaten als auch bei Patientinnen nach Brustrekonstruktionen und ästhetischen Behandlungen festgestellt. BIA-ALCL tritt in der Nähe des Brustimplantats innerhalb der fibrösen Narbenkapsel und nicht im Brustgewebe selbst auf.
- BIA-SCC: Das Brustimplantat assoziierte Plattenepithelkarzinom (BIA-SCC) ist ein seltenes, aber potenziell aggressives Plattenepithelkarzinom der Brust, das in der Kapsel von Silikon- und Kochsalzsilikonimplantaten seinen Ursprung hat. Es tritt auch bei glattwandigen Implantaten auf. Da bisher erst wenige Fälle dieser Tumorentität diagnostiziert wurden, ist es aufgrund der geringen Fallzahl noch nicht möglich, Risikofaktoren für Patienten zu bestimmen.
- Breast Implant Illness (BII): Bei der Breast Implant Illness handelt es sich um einen Komplex aus zahlreichen systemischen Symptomen, die bei Trägerinnen von Brustimplantaten aus Silikon auftreten. Sie hat symptomatische Überschneidungen mit dem sog. ASIA (Autoimmune Syndrome Induced by Adjuvants) und wird zunehmend auch als SSBI(systemic symptomes associated with breast implants) bezeichnetet. Berichtet wird ein sehr breites Spektrum von Symptomen, die meist auch bei anderen Erkrankungen vorkommen. Sie umfassen unter anderem chronische Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Herzrasen, Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen, Migräne, Muskelschwäche, Taubheitsgefühle, Hautauschlag, depressive Verstimmung, hormonelle Beschwerden und andere.
Vorbeugung von Komplikationen
Früher war das Risiko einer Kapselfibrose deutlich höher als heute. Das liegt zum einen an neuen, gewebeschonenden OP-Techniken, aber auch an modernen Implantat-Materialien. So haben Implantate mittlerweile eine texturierte Oberfläche. Trotzdem kann es in seltenen Fällen zu einer Kapselverhärtung kommen. Um das Risiko weiter zu minimieren, sollten Sie Folgendes beachten:
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- Behandlung durch einen erfahrenen Brust-Chirurgen
- Implantatlage unter dem Brustmuskel
- Befolgen der ärztlichen Anweisungen zur richtigen Nachsorge
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Um eine Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung vollständig ausschließen zu können, bietet die Brustvergrößerung mit Eigenfett eine gute Alternative. Mit ihr ist eine moderate Volumensteigerung der Brust möglich. Dafür ist das Ergebnis absolut natürlich und - da es sich ausschließlich um körpereigenes Material handelt - eine Kapselfibrose kann sich gar nicht erst bilden.
Weitere wichtige Hinweise zur Vorbeugung von Komplikationen
- Bitte beachten Sie ca. 1 Woche vor der Operation kein Aspirin oder Ibuprofen einzunehmen. Sprechen Sie die Einnahme etwaiger gerinnungshemmender Medikamente bitte mit Ihrem zuständigen Kardiologen ab.
- Zigarettenkonsum kann das Ergebnis ihrer Wundheilung maßgeblich beeinflussen. Wir bitten Sie deshalb in der letzten Woche vor der Operation den Nikotinkonsum zum Vermeiden von Wundheilungsstörungen auf ein Minimum zu beschränken.
- Bitte informieren Sie uns über Medikamenten-Einnahme, Allergien und Unverträglichkeiten.
- Wir bitten sie eine direkte Sonneneinstrahlung oder Solariumbesuche im Bereich der Narbe für 6 Monate zu meiden. UV-Licht führt zu einer Einwanderung von Pigmentzellen in operierte Areale und somit zu einer Hyperpigmentierung (Dunkelverfärbung) der Narbe.
- Narbencremes (z.B. Kelo Cote oder Bepanthen Narbengel) können Sie frühestens ab der 3. Woche verwenden.
- Baden sollten Sie frühestens nach dem Fadenzug.
- Auf dem Bauch schlafen ist ab der 4. Woche erlaubt.
Was tun bei Taubheit oder anderen Beschwerden?
Sollte nach der Operation eine Rötung, ein Flüssigkeitsaustritt aus der Wunde oder eine Eröffnung der Wunde auftreten, ist eine sofortige Wiedervorstellung in der operierenden Einrichtung notwendig. Sollte mehrere Monate bis Jahre nach Implantateinlage eine Verhärtung der Brust auftreten, so ist mit einer Kapselfibrose zu rechnen, also einer Abstoßungsreaktion auf den Fremdkörper. Sollte sich nach Implantateinlage eine Lymphknotenschwellung im Bereich der Achselhöhle zeigen, so ist ein möglicher Austritt von Silikonöl durch die Implantathülle abzuklären (sehr selten). Zeigen sich in der gewonnenen Flüssigkeit Zellen mit dem Verdacht auf eine bösartige Neubildung der bindegewebigen Hülle, die das Implantat umgibt, so erfolgt die unmittelbare Entfernung des Implantates und der Implantathülle. Die regelmäßige Teilnahme an den gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen wird empfohlen.
Es ist wichtig, bei Beschwerden, die eventuell mit Ihren Implantaten in Verbindung stehen könnten, sich mit Ihrem behandelnden Arzt in Verbindung zu setzen. Dieser berät Sie gerne! Wenn Sie keine Probleme mit dem Implantat haben, besteht kein Grund, jetzt etwas zu unternehmen oder beunruhigt zu sein. Nehmen Sie die empfohlene routinemäßige Kontrolle im jährlichen Turnus wahr. Bevor Sie sich aus ästhetischen oder rekonstruktiven Gründen für ein Brustimplantat entscheiden, informieren Sie sich umfassend bei vertrauenswürdigen Quellen. Ihr Arzt ist verpflichtet, Ihnen einen Implantatpass auszuhändigen.
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