Taubheit nach Impfung: Ursachen, Risiken und aktuelle Forschungslage

Die Frage, ob Impfungen Taubheit verursachen können, ist komplex und besorgniserregend, insbesondere für Eltern junger Kinder. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen von Taubheit nach Impfungen, untersucht die aktuelle Forschungslage und bietet einen umfassenden Überblick über dieses Thema.

Der Fall Noah: Einleitung

Eine Mutter namens Milly berichtet von ihrem 3 Monate alten Sohn Noah, der nach einer 6-fach-Impfung und einer Rotaviren-Impfung am 15. September nicht mehr auf Geräusche reagiert. Trotz unauffälliger Hörscreenings wird nun ein BERA-Test durchgeführt. Milly fragt sich, ob die Impfung die Ursache sein könnte und ob es ähnliche Fälle gibt.

Mögliche Ursachen von Taubheit nach Impfung

Obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen Impfungen und Taubheit selten ist, gibt es verschiedene Theorien und Fallberichte, die diese Möglichkeit untersuchen.

Ototoxische Medikamente und Impfschäden

Es ist bekannt, dass bestimmte Medikamente, sogenannte ototoxische Medikamente, das Gehör schädigen können. Obwohl ein Impfschaden als Ursache für Taubheit selten ist, kann er nicht vollständig ausgeschlossen werden, da Impfungen Nebenwirkungen verursachen können.

Thiomersal und Quecksilber

In der Vergangenheit enthielten einige Impfstoffe Thiomersal, eine Quecksilberverbindung, die potenziell neurotoxische Effekte verursachen könnte. Allerdings enthalten die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe seit den 1990er Jahren kein Quecksilber mehr.

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Enzephalitis und Meningitis

In seltenen Fällen kann eine Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) oder Meningitis (Hirnhautentzündung) nach einer Pockenschutzimpfung zu Schwerhörigkeit oder Taubheit führen.

Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine seltene neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem die Nerven angreift. In sehr seltenen Fällen wurde GBS nach Impfungen beobachtet, insbesondere nach der Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) und dem Vektor-basierten Vakzinen. Symptome von GBS sind Taubheit und Lähmungen an Armen und Beinen.

Aktuelle Forschungslage

Die Forschungslage zum Thema Taubheit nach Impfung ist begrenzt und oft nicht eindeutig.

Studien und Fallberichte

Einige Studien und Fallberichte deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen bestimmten Impfungen und dem Auftreten von GBS hin. Eine israelische Studie aus dem Jahr 2023 deutet darauf hin, dass eine Impfung mit mRNA-Impfstoffen das Risiko für GBS sogar verringern kann.

Risikobewertung

Experten betonen, dass das Risiko für Nebenwirkungen nach Impfungen sehr gering ist. Täglich werden weltweit unzählige Menschen gegen verschiedene Krankheiten geimpft, und schwere Nebenwirkungen sind selten. Es ist wichtig, das Risiko von Impfnebenwirkungen gegen das Risiko einer Erkrankung abzuwägen.

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Post-Vac-Syndrom

Einige Patienten berichten von Long-Covid-ähnlichen Symptomen nach einer Corona-Impfung, darunter auch neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle. Es ist jedoch unklar, ob diese Symptome tatsächlich von der Impfung ausgelöst wurden oder andere Ursachen haben.

Fallbeispiele aus der Praxis

Die AkdÄ (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) berichtet von zwei Fallbeispielen, bei denen Patienten nach einer Impfung ein Guillain-Barré-Syndrom (GBS) entwickelten:

  • Eine 66-jährige Patientin entwickelte neun Tage nach einer ersten Impfung mit Shingrix® Kribbelparästhesien in beiden Füßen und Unterschenkeln, gefolgt von Missempfindungen in den Fingerspitzen und zunehmender Schwäche der Beine. Die Diagnose lautete Guillain-Barré-Syndrom (GBS).
  • Bei einem 15-jährigen Mädchen traten etwa einen Monat nach einer Injektion von Encepur® als Auffrischimpfung distale Gefühlstörungen mit Parästhesien und langsam zunehmenden distal betonten Lähmungen auf. Auch hier wurde ein GBS diagnostiziert.

Die Rolle von Autoimmunreaktionen

Ein GBS kann durch Autoimmunreaktionen ausgelöst werden, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Nervenzellen angreift. Immunologische Stimuli wie Infektionen, aber auch Impfungen sind bekannte Trigger eines GBS.

Was tun bei Verdacht auf Taubheit nach Impfung?

Wenn Eltern bei ihrem Kind nach einer Impfung eine Veränderung des Hörvermögens feststellen, sollten sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um mögliche Schäden zu minimieren.

Ärztliche Untersuchung

Ein HNO-Arzt kann verschiedene Tests durchführen, um das Hörvermögen des Kindes zu überprüfen und die Ursache der Taubheit festzustellen. Dazu gehören Hörscreenings, BERA-Tests und weitere audiologische Untersuchungen.

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Meldung von Verdachtsfällen

Es ist wichtig, Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen den zuständigen Gesundheitsbehörden zu melden. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für die Überwachung der Arzneimittelsicherheit zuständig.

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