Taubheit nach Leistenbruch-OP: Ursachen, Behandlung und Prävention

Eine Leistenbruchoperation ist ein häufiger Eingriff, der in den meisten Fällen komplikationslos verläuft. Dennoch können in einigen Fällen postoperative Beschwerden auftreten, darunter auch Taubheitsgefühle in der Leistenregion. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Taubheit nach einer Leistenbruch-OP, stellt verschiedene Behandlungsmethoden vor und gibt Hinweise zur Prävention.

Ursachen für Taubheit nach Leistenbruch-OP

Taubheitsgefühle im Operationsgebiet sind keine Seltenheit nach einer Leistenbruchoperation. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein:

  • Nervenverletzungen: Während der Operation kann es zu Verletzungen kleiner Hautnerven im Operationsgebiet kommen. Dies ist eine häufige Ursache für Taubheitsgefühle um die Narbe herum. In einigen Fällen werden bereits offensichtlich veränderte Nerven im OP-Gebiet bewusst entfernt, da Studien gezeigt haben, dass eine bewusste Durchtrennung von Nerven im OP-Gebiet evtl. auftretende chronische Schmerzen vorbeugt.
  • Nervenreizungen: Auch ohne direkte Verletzung können Nerven durch die Operation gereizt werden. Dies kann durch Narbenbildung, Entzündungen oder den Kontakt mit einem implantierten Kunststoffnetz verursacht werden.
  • Postoperative Schwellungen und Hämatome: Schwellungen und Blutergüsse im Operationsgebiet können ebenfalls auf Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen.
  • Medikamente: Lokale Betäubungsmittel, die während und nach der Operation eingesetzt werden, können vorübergehend zu Taubheit führen.

Risikofaktoren für chronische Schmerzen und Taubheit

Einige Faktoren können das Risiko für chronische Schmerzen und Taubheit nach einer Leistenbruch-OP erhöhen:

  • Junges Lebensalter: Jüngere Patienten scheinen anfälliger für chronische Schmerzen zu sein.
  • Präoperative Schmerzen: Patienten, die bereits vor der Operation Schmerzen in der Leistenregion hatten, haben ein höheres Risiko für postoperative Schmerzen.
  • Offenes Operationsverfahren: Offene Operationsverfahren sind häufiger mit chronischen Schmerzen verbunden als minimal-invasive Techniken.
  • Art des Netzes: Ältere Netzmodelle und insbesondere die Plug-Technik können das umliegende Gewebe irritieren oder zu schmerzhaften Verklumpungen führen.

Diagnose

Die Diagnose von Taubheit nach einer Leistenbruch-OP basiert in erster Linie auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird den Patienten nach Art, Lokalisation und Intensität der Beschwerden fragen. Zudem wird er das Operationsgebiet untersuchen, um mögliche Ursachen wie Narbenbildung, Schwellungen oder Hämatome zu identifizieren. In manchen Fällen können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT erforderlich sein, um andere Ursachen auszuschließen.

Behandlung

Die Behandlung von Taubheit nach einer Leistenbruch-OP richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In vielen Fällen verschwinden die Taubheitsgefühle von selbst, sobald die Schwellung und Entzündung im Operationsgebiet abklingen. Folgende Maßnahmen können zur Linderung der Beschwerden beitragen:

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  • Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden.
  • Kühlung: Kühlung des Operationsgebietes kann helfen, Schwellungen und Entzündungen zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit wiederherzustellen und Narbengewebe zu lösen.
  • Nervenblockaden: In einigen Fällen können Nervenblockaden mit Lokalanästhetika eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern.
  • Medikamentöse Therapie: Bei neuropathischen Schmerzen können spezielle Medikamente wie Antikonvulsiva oder Antidepressiva eingesetzt werden.
  • Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um Nerven zu dekomprimieren oder ein irritierendes Netz zu entfernen.

Operative Verfahren bei Leistenbruch

Es gibt verschiedene operative Verfahren zur Behandlung eines Leistenbruchs. Grundsätzlich wird zwischen offenen und minimalinvasiven Techniken unterschieden.

Offene Verfahren

  • Operation nach Lichtenstein: Bei dieser Technik wird ein Kunststoffnetz zur Verstärkung der Leistenkanalhinterwand eingesetzt. Es ist das weltweit am häufigsten durchgeführte Verfahren.
  • Operation nach Shouldice: Bei dieser Methode wird die Leistenkanalhinterwand mit körpereigenem Gewebe rekonstruiert und verstärkt. Sie gilt als bestes Nahtverfahren.
  • Weitere offene Techniken: Es gibt noch diverse weitere offene OP-Techniken (Gilbert, TIPP Verfahren, Rutkow, Minimal Repair, etc.).

Minimalinvasive Verfahren

  • TEPP (Total extraperitoneale Patchplastik): Bei dieser Technik wird das Kunststoffnetz zwischen Bauchfell und Muskulatur eingesetzt, ohne das Bauchfell zu öffnen.
  • TAPP (Transabdominale präperitoneale Netzplastik): Bei dieser Methode wird das Netz von der Bauchhöhle aus eingebracht.

Prävention

Einige Maßnahmen können helfen, das Risiko für Taubheit und chronische Schmerzen nach einer Leistenbruch-OP zu reduzieren:

  • Wahl des Operationsverfahrens: Minimal-invasive Techniken sind in der Regel schonender und mit einem geringeren Risiko für chronische Schmerzen verbunden.
  • Sorgfältige Operationstechnik: Eine sorgfältige Operationstechnik ist entscheidend, um Nervenverletzungen zu vermeiden.
  • Vermeidung von unnötigen Nervendurchtrennungen: Wenn möglich, sollten Nerven nicht unnötig durchtrennt werden.
  • Optimale Schmerztherapie: Eine gute Schmerztherapie nach der Operation kann helfen, die Entwicklung chronischer Schmerzen zu verhindern.
  • Auswahl des Chirurgen: Suchen Sie sich einen erfahrenen Chirurgen, der sehr viele Leistenbruch-OPs durchgeführt hat.

Weitere Komplikationen nach Leistenbruch-OP

Neben Taubheitsgefühlen können nach einer Leistenbruch-OP auch andere Komplikationen auftreten:

  • Hämatom/Nachblutung: Einblutung oder Nachblutung im Wundbereich.
  • Serom: Ansammlung von Wundflüssigkeit.
  • Wundinfektion/Netzinfekt: Infektion im Operationsgebiet.
  • Störungen der Hodenperfusion/ischämische Orchitis/Hodenatrophie: Durch Einengung oder Durchtrennung der Vasa spermatica kann es zur postoperativen Hodenschwellung durch Minderperfusion kommen.
  • Rezidiv: Erneutes Auftreten eines Leistenbruchs.
  • Unbemerkte Darmläsion: Sehr selten kann es zu einer Verletzung des Darms kommen.

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