Taubheitsgefühl in der Schläfe: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl in der Schläfe kann beunruhigend sein, ist aber oft harmlos. Es kann viele Ursachen haben, von denen einige vorübergehend und andere behandlungsbedürftig sind. Dieser Artikel befasst sich mit den verschiedenen Ursachen für Taubheitsgefühle in der Schläfe, wie sie diagnostiziert werden und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist ein Taubheitsgefühl?

Ein Taubheitsgefühl, auch Hypästhesie genannt, ist eine verminderte oder fehlende Empfindung in einem bestimmten Bereich des Körpers. Im Fall der Schläfe bedeutet dies, dass die Berührungsempfindlichkeit der Haut herabgesetzt ist. Betroffene haben das Gefühl, dass der Bereich teilweise oder gänzlich ohne Empfinden ist.

Ursachen für Taubheitsgefühle in der Schläfe

Die Ursachen für Taubheitsgefühle in der Schläfe sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:

Nervenprobleme

  • Schädigung der peripheren Nerven: Die häufigste Ursache für Kribbeln der Kopfhaut, im Nacken oder im Gesicht sowie für ein Taubheitsgefühl im Gesicht ist eine Schädigung der peripheren Nerven. Diese Nerven verbinden das Gehirn und das Rückenmark mit Muskeln, Haut und Organen. Eine Schädigung kann die Weiterleitung von Informationen stören und zu Empfindungsstörungen führen.
  • Trigeminusneuralgie: Bei dieser Erkrankung ist der Trigeminusnerv betroffen, der die Empfindungen der beiden Gesichtshälften weiterleitet. Die Schmerzen kommen plötzlich und sind sehr heftig, sie fühlen sich an wie elektrische Schläge.
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Eine Gürtelrose kann ebenfalls ein Kribbeln an unterschiedlichen Körperstellen auslösen, einschließlich der Schläfe.
  • Multiple Sklerose (MS): MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die auch Taubheitsgefühle verursachen kann.
  • Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Probleme mit der Kiefergelenkfunktion und den umliegenden Muskeln können ebenfalls ein Taubheitsgefühl in der Schläfe verursachen.

Durchblutungsstörungen

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann zu Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen im Gesicht führen, insbesondere wenn er nur eine Körperseite betrifft. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist umgehend der Notruf zu wählen.
  • Riesenzellenarteriitis (RZA): Diese Entzündung der Schläfenarterien kann zu starken, pochenden und brennenden Kopfschmerzen in der Schläfe führen, die mit Taubheitsgefühlen einhergehen können.
  • Durchblutungsstörungen: Ablagerungen in den Arterien können die Blutgefäße verengen oder verstopfen, was zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen führt und Kribbeln verursachen kann.

Muskelverspannungen

  • Verspannungen: Stress führt regelmäßig zur Verspannung von Muskeln und auch zu Nervenverspannungen, die nicht nur ein unangenehmes Gefühl, sondern auch Kribbeln im Bereich des Kopfes oder Gesichts auslösen können.
  • HWS-Syndrom: Verschleißbedingte Veränderungen der Wirbel oder Entzündungen im Bereich der Halswirbelsäule können zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln in Armen und Nackenbereich führen.

Weitere Ursachen

  • Migräne: Kribbeln und Taubheitsgefühle können eine Migräne-Attacke ankündigen. Die Missempfindungen treten zumeist im Gesicht auf oder einseitig an Armen oder Beinen.
  • Unfall: Infolge eines Unfalls können Nerven eingeklemmt werden. Auch eine Gehirnerschütterung kann ein Kribbeln im Kopf auslösen, das mit Orientierungsproblemen und Schwindel einhergehen kann.
  • Nährstoffmangel: Ein Mangel an Magnesium, Folsäure, Vitamin B oder Eisen kann zu einem Kribbeln im Gesicht führen.
  • Kaliumüberschuss: Ein Kaliumüberschuss im Blut kann ebenfalls Missempfindungen verursachen.
  • Medikamente: Kribbeln und Taubheitsgefühle können als unerwünschte Nebenwirkung einiger Medikamente auftreten.
  • Kontaktallergie: Eine Kontaktallergie kann zu Brennen, Kribbeln, Rötungen oder einem Taubheitsgefühl in Teilen des Mundes oder im gesamten Mundraum führen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn das Kribbeln im Gesicht, auf der Kopfhaut oder im Nacken ohne erkennbaren Grund auftritt und mit Schmerzen im Gesicht verbunden ist. Halten diese Symptome an, kehren sie häufig wieder oder verschlimmern sie sich, ist das ebenfalls ein Grund, zeitnah zum Arzt zu gehen. Bei plötzlichem Auftreten von Taubheitsgefühlen in Kombination mit Sprach- oder Sehstörungen, Schwäche oder Schwindel sollte sofort der Notruf gewählt werden, da ein Schlaganfall vorliegen könnte.

Diagnose von Taubheitsgefühlen in der Schläfe

Um die Ursache für das Taubheitsgefühl in der Schläfe herauszufinden, wird der Arzt eine gründliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden folgende Fragen gestellt:

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  • Wann ist das Taubheitsgefühl zum ersten Mal aufgetreten?
  • Hält die Hypästhesie seitdem an oder verschwindet sie zwischendurch wieder?
  • Tritt die Hypästhesie ein- oder beidseitig auf?
  • Ist das Taubheitsgefühl nach einem bestimmten Vorfall aufgetreten, beispielsweise nach einer ungeschickten Bewegung oder nach einem Unfall?
  • Liegen Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus vor?

Zusätzlich wird der Arzt den betroffenen Bereich untersuchen, um festzustellen, welcher Bereich von dem Taubheitsgefühl betroffen ist. Es werden auch die Eigenreflexe, das Gehör, die visuelle Wahrnehmung und der Gleichgewichtssinn geprüft, um neurologische Ausfälle festzustellen.

Je nach vermuteter Ursache können weitere Untersuchungen notwendig sein:

  • Bluttests: Gemessen werden zum Beispiel der Blutzuckerspiegel, die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe sowie Entzündungswerte.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können helfen, strukturelle Veränderungen wie Tumore oder Bandscheibenvorfälle zu erkennen.
  • Dopplersonographie der Gefäße: Diese Untersuchung dient zur Beurteilung der Durchblutung der Gefäße.
  • Elektroneurographie (ENG): Diese Untersuchung misst die Nervenleitgeschwindigkeit und kann Schädigungen der Nerven aufdecken.
  • Röntgenuntersuchung: Zur Beurteilung der Wirbelsäule.
  • Liquoruntersuchung: In seltenen Fällen kann eine Untersuchung des Nervenwassers erforderlich sein.

Behandlung von Taubheitsgefühlen in der Schläfe

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen in der Schläfe richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Einige Beispiele sind:

  • Nervenschädigungen: Bei einer Polyneuropathie hängt die Therapie von der Form der Erkrankung ab. Eine diabetische Polyneuropathie erfordert eine optimale Einstellung des Blutzuckers und den Verzicht auf Alkohol.
  • Bandscheibenvorfall: Die Therapie besteht vor allem darin, die Wirbelsäule zu entlasten. Um die Schmerzen zu lindern, können entzündungshemmende Schmerzmittel oder Glukokortikoide verabreicht werden. Langfristig empfiehlt sich eine Physiotherapie, um die Rückenmuskulatur zu kräftigen.
  • Infektionen: Eine bakterielle Infektion (zum Beispiel Borreliose) wird mit Antibiotika behandelt. Bei Gürtelrose wird zumeist der Wirkstoff Aciclovir eingesetzt.
  • Nährstoffmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure kann durch entsprechende Präparate ausgeglichen werden.
  • Stress: Entspannungstechniken wie Yoga oder Muskelrelaxation nach Jacobson können helfen, Stress zu reduzieren.

Was kann man selbst tun?

Neben der ärztlichen Behandlung gibt es einige Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um Taubheitsgefühle in der Schläfe zu lindern:

  • Sitzposition überprüfen: Langes Sitzen in einer Position kann die Durchblutung stören und zu Taubheitsgefühlen führen. Wechseln Sie immer wieder die Sitzposition und stehen Sie regelmäßig auf, um das Blut wieder ungehindert fließen zu lassen.
  • Durchblutung ankurbeln: Alles, was den Kreislauf in Schwung bringt und den Blutfluss anregt, kann helfen. Sorgen Sie für ausreichend Bewegung, etwa durch Spaziergänge oder Radfahren.
  • Gefäße gesund halten: Vermeiden Sie Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsarmut.
  • Körperbewusstsein trainieren: Bei Taubheitsgefühlen im Rahmen von Panikattacken oder als Ausdruck einer psychischen Störung können Übungen zur Verbesserung des Körperbewusstseins helfen.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie darauf, dass Tisch, Stuhl und Computer ergonomisch eingestellt sind, um Verspannungen zu vermeiden.
  • Hausmittel: Bei Kopfschmerzen an Stirn und Schläfe können Hausmittel wie Pfefferminzöl Linderung bringen.

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