Taubheitsgefühl im Arm: Ursachen und Linderung durch Entspannung

Ein Taubheitsgefühl im Arm, oft begleitet von Schmerzen und Verspannungen, kann verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache ist das Schulter-Arm-Syndrom, auch Zervikobrachialgie genannt. Es handelt sich dabei um einen Symptomkomplex, der Beschwerden im Nacken, in der Schulter und im Armbereich umfasst. Medizinische Fachzeitschriften und Expertenmeinungen bestätigen, dass muskuläre Verspannungen eine zentrale Rolle bei der Entstehung dieser Beschwerden spielen.

Was ist das Schulter-Arm-Syndrom?

Das Schulter-Arm-Syndrom ist keine klar definierte Krankheit, sondern eine Sammlung von Symptomen, bei denen Schulterschmerzen im Vordergrund stehen. Diese Schmerzen können in den Oberarm ausstrahlen und das Anheben des Arms oder bestimmte Drehbewegungen erschweren. Oftmals treten die Schmerzen auch nachts auf und beeinträchtigen den Schlaf.

Die Rolle des Schultergelenks

Das Schultergelenk, genauer das Humeroscapulargelenk, verbindet den Oberarmknochen (Humerus) mit dem Schulterblatt (Scapula). Es ermöglicht durch seine komplexe Struktur und den großen Spielraum des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne eine hohe Bewegungsfreiheit des Arms. Diese Komplexität macht die Schulter jedoch auch anfällig für Probleme. Muskuläre Ungleichgewichte oder erhöhte Spannungen im Bindegewebe können Druck erzeugen und Sehnen, die durch Engstellen verlaufen, reizen und entzünden.

Zusammenhang mit der Halswirbelsäule

Die Halswirbelsäule, bestehend aus sieben Wirbeln (C1-C7) und sechs Bandscheiben, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Bandscheiben, die über einen robusten äußeren Faserring und einen elastischen Kern verfügen, verbinden die Wirbelkörper miteinander. Sie werden durch das sogenannte Schwamm-Prinzip ernährt: Druck presst Flüssigkeit aus dem Kern, während Entlastung diesen wieder mit Nährstoffen anreichert.

Ursachen für Taubheitsgefühl im Arm durch Verspannungen

Muskulär-fasziale Probleme im Bereich der Halswirbelsäule sind oft die Hauptursache für das Schulter-Arm-Syndrom. Knotige Verspannungen, erhöhte Spannung in den Faszien oder muskuläre Ungleichgewichte können ein bestimmtes Maß überschreiten und Auswirkungen auf Wirbelkörper und Bandscheiben haben. Da Faszien alle Strukturen im Körper miteinander verbinden, können sich diese Probleme fortsetzen. Im schlimmsten Fall können die Bandscheiben die einwirkende Kraft nicht mehr kompensieren, was zu einem Bandscheibenvorfall führen kann, bei dem sich der Gallertkern gegen den äußeren Ring drückt.

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Der moderne Alltag und seine Folgen

Unser moderner Alltag ist oft von sitzenden Tätigkeiten geprägt, sei es im Büro, zu Hause oder im Auto. Diese mangelnde Bewegung führt langfristig zu Anpassungen des Bewegungsapparates an eingeschränkte Bewegungsmuster. Die Muskulatur und die Faszien, die für die optimale Funktion des Schultergürtels verantwortlich sind, passen sich diesen eingeschränkten Mustern an.

Weitere Ursachen und Begleiterkrankungen

Neben muskulären Verspannungen können auch andere Faktoren zu einem Taubheitsgefühl im Arm beitragen:

  • Impingement-Syndrom: Hierbei kommt es zu einer schmerzhaften Einengung in der Schulter, bei der der Oberarmknochen Teile der Rotatorenmanschette und den Schleimbeutel unter dem Schulterdach einklemmt.
  • Frozen-Shoulder-Syndrom: Die Ursachen hierfür sind noch nicht vollständig geklärt, aber Entzündungen und Durchblutungsstörungen in der Schulter spielen eine Rolle. Auch Erkrankungen wie Diabetes Mellitus können eine Frozen Shoulder begünstigen.
  • Kalkschulter: Ablagerungen von Kalk in den Sehnen der Rotatorenmanschette können zu starken Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.
  • Schulterarthrose: Verschleiß des Knorpels in den Schultergelenken kann ebenfalls Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.

Diagnose des Schulter-Arm-Syndroms

Die Diagnose des Schulter-Arm-Syndroms beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, in der der Arzt die Beschwerden des Patienten erfragt. Dies kann bereits erste Hinweise auf die Ursache geben, wie z.B. Haltungsschäden oder Stress. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Beweglichkeit der Wirbelsäule und die Muskulatur auf Verspannungen und Verhärtungen geprüft werden. Auch Gefühl, Kraft und Reflexe in den Armen werden getestet.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Magnetresonanztomographie (MRT) sind in der Regel nur bei Verdacht auf schwerwiegende Ursachen wie Verletzungen, neurologische Ausfälle oder Bandscheibenvorfälle erforderlich. Sie dienen dazu, Nervenwurzel- oder Rückenmarkschädigungen auszuschließen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Taubheitsgefühl im Arm durch Verspannungen

Die Behandlung des Schulter-Arm-Syndroms richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In den meisten Fällen kommen konservative Maßnahmen zum Einsatz:

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  • Schmerzlinderung: Lokale Wärmetherapie, z.B. mit Kirschkernkissen, kann verspannte Muskeln lockern. Bei starken Schmerzen können kurzzeitig auch Schmerzmedikamente eingenommen werden.
  • Physiotherapie und manuelle Therapie: Diese Behandlungen können Verspannungen lösen, die Durchblutung anregen und die Beweglichkeit verbessern.
  • Übungen zur Muskelkräftigung und Dehnung: Regelmäßige Übungen können muskuläre Ungleichgewichte ausgleichen und die Stabilität der Halswirbelsäule und des Schultergürtels verbessern.
  • Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung oder andere Entspannungstechniken können helfen, psychische Anspannungen abzubauen, die sich in Muskelverspannungen äußern.
  • Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Besonders bei sitzenden Tätigkeiten ist es wichtig, den Arbeitsplatz ergonomisch zu gestalten, um Fehlhaltungen zu vermeiden.

Übungen zur Selbsthilfe

Es gibt verschiedene Übungen, die man selbst durchführen kann, um Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich zu lösen und das Taubheitsgefühl im Arm zu lindern:

  • Schulterkreisen: Die Schultern langsam vorwärts und rückwärts kreisen.
  • Kopfneigen: Den Kopf vorsichtig zur Seite neigen und die Dehnung im seitlichen Halsbereich spüren. Die Position einige Sekunden halten und dann zur anderen Seite wechseln.
  • Armschwingen: Hüftbreit hinstellen und die Arme locker nach rechts und links schwingen, ohne den Oberkörper mitzubewegen.
  • Wanddehnung: Sich dicht vor eine Wand stellen und den betroffenen Arm mit der Innenfläche horizontal an die Wand legen. Den Oberkörper langsam von der Wand wegdrehen, um eine Dehnung in der Schulter zu erzeugen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Ein chirurgischer Eingriff wird in der Regel nur dann in Betracht gezogen, wenn alle anderen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind oder bei akuten, schweren Problemen, wie z.B. einem Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfällen. Dabei kann beispielsweise eine Bandscheibenprothese eingesetzt werden, um die beschädigte Bandscheibe zu ersetzen.

Prävention von Taubheitsgefühl im Arm durch Verspannungen

Um einem Taubheitsgefühl im Arm durch Verspannungen vorzubeugen, ist es wichtig, auf eine gesunde Lebensweise zu achten:

  • Regelmäßige Bewegung: Ausreichend Bewegung im Alltag, insbesondere bei sitzenden Tätigkeiten, fördert die Muskelkräftigung und beugt muskulären Ungleichgewichten vor.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Ein gut gestalteter Arbeitsplatz kann Fehlhaltungen vermeiden und die Belastung der Muskulatur reduzieren.
  • Stressmanagement: Stress kann zu Muskelverspannungen führen. Entspannungstechniken oder sportliche Aktivitäten können helfen, Stress abzubauen.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung versorgt die Muskeln und Bandscheiben mit den notwendigen Nährstoffen.
  • Vermeidung von Zugluft: Zugluft kann Muskelverspannungen auslösen.

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