Ein Taubheitsgefühl nach dem Kontakt mit einer Brennnessel kann verschiedene Ursachen haben, die von harmlosen Reaktionen bis hin zu komplexeren medizinischen Zuständen reichen. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Taubheitsgefühlen, Kribbeln und anderen Missempfindungen im Zusammenhang mit Brennnesseln und gibt einen Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Brennnessel und Allergien
Die Brennnessel (Urtica) ist eine weit verbreitete Pflanze, von der etwa 30 bis 70 Arten bekannt sind. Im deutschsprachigen Raum sind vier Arten heimisch. Sie blühen von Mitte April bis Ende November, wobei die Hauptblütezeit von Mitte Juni bis Ende August liegt. Dabei werden große Mengen an Pollen freigesetzt und vom Wind verteilt.
Brennnessel-Pollenallergie
Obwohl das Allergiepotenzial der Brennnessel lange Zeit als gering eingeschätzt wurde, können Brennnesselpollen Allergien auslösen. Die Symptome ähneln typischen Heuschnupfensymptomen:
- Anschwellen der Schleimhäute
- Laufende Nase
- Tränende und gerötete Augen
- Juckreiz im Rachenbereich
Oft tritt eine Allergie gegen Brennnesselpollen nicht isoliert auf, sondern in Kombination mit anderen Pollenallergien. Kreuzreaktionen mit anderen Pflanzen, insbesondere dem verwandten Glaskraut (Parietaria), sind jedoch selten.
Diagnose und Therapie der Brennnesselallergie
Zur Diagnose einer Brennnesselallergie wird in der Regel ein Hauttest (Pricktest) durchgeführt. Dabei wird die Haut leicht angeritzt und mit verschiedenen Allergenen benetzt. Anhand der Hautreaktion kann der Arzt feststellen, ob eine Sensibilisierung gegen das entsprechende Allergen vorliegt.
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Die beste Möglichkeit, Symptome zu vermeiden, ist das Allergen zu meiden. Ist dies nicht möglich, können Medikamente wie Antihistaminika oder Kortisonpräparate zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden.
Kribbeln und Taubheitsgefühle: Allgemeine Ursachen
Kribbeln ist eine subjektive Empfindung, die oft als unangenehm empfunden wird. Betroffene beschreiben es häufig als das Gefühl, eine Brennnessel zu berühren oder Ameisen unter der Haut zu spüren. Kribbeln zählt zu den sogenannten Missempfindungen (Parästhesien), zu denen auch Brennen, ein pelziges Gefühl, Prickeln, elektrisierende Schmerzen und Taubheitsgefühle gehören.
Häufige Ursachen
Oft sind die Ursachen für Kribbeln harmlos, wie zum Beispiel "eingeschlafene" Beine. In manchen Fällen kann jedoch auch eine behandlungsbedürftige Erkrankung dahinterstecken. Zu den möglichen Ursachen gehören:
- Schädigung peripherer Nerven (Polyneuropathie): Dies ist die häufigste Ursache für Kribbeln und andere Missempfindungen.
- Thoracic-outlet-Syndrom (TOS): Druck im oberen Brustkorb kann Nerven oder Blutgefäße schädigen oder beeinträchtigen und zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen führen.
- Epileptischer Anfall: Einfach-fokale Anfälle können Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln und "Ameisenlaufen" auslösen.
- Fibromyalgie: Diese chronische Schmerzerkrankung kann von Steifigkeit, Brennen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen begleitet sein.
- Schlaganfall: Ein halbseitiges Taubheitsgefühl, Kribbeln in einem Arm oder Bein, eventuell begleitet von Lähmungen, kann auf einen Schlaganfall hindeuten.
- Schnupfen: Bei allergischem Schnupfen oder mit Beginn eines Erkältungsschnupfens können Jucken und Kribbeln im Gesicht sowie in der Nase auftreten.
- Lippenherpes: Auch eine Herpesinfektion kann zu Kribbeln und Schmerzen im Gesicht führen.
- Kontaktallergie: Brennen, Kribbeln, Rötungen oder ein Taubheitsgefühl im Gesicht können durch Kontaktallergien ausgelöst werden.
- Stress: Stress kann Muskel- und Nervenverspannungen verursachen, die Kribbeln im Kopf- oder Gesichtsbereich auslösen können.
- Nährstoffmangel: Ein Mangel an Magnesium, Folsäure, Vitamin B oder Eisen kann zu Kribbeln im Gesicht führen.
- Kaliumüberschuss: Ein Kaliumüberschuss im Blut kann ebenfalls Missempfindungen verursachen.
- Unfall: Infolge eines Unfalls können Nerven eingeklemmt werden. Auch eine Gehirnerschütterung kann ein Kribbeln im Kopf auslösen.
- Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Gürtelrose können ebenfalls Kribbeln an unterschiedlichen Körperstellen auslösen.
- Hormonelle Störungen oder Tumore: In seltenen Fällen können hormonelle Störungen oder Tumore Kribbeln verursachen.
- Karpaltunnelsyndrom: Druckschädigung des Medianus-Nervs im Karpalkanal des Handgelenks kann zu Missempfindungen und Schmerzen in den Fingern führen.
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall kann auf die Nervenwurzeln in der Wirbelsäule drücken und Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle verursachen.
- Ischialgie: Eine Entzündung des Ischiasnervs kann durch Bandscheibenvorwölbungen oder -vorfälle verursacht werden und zu Schmerzen und Missempfindungen führen.
- Gürtelrose: Reaktivierte Windpockenviren können die Gürtelrose auslösen, die mit einem bläschenartigen Ausschlag und Nervenschmerzen einhergeht.
- Polyneuropathie: Eine Schädigung der peripheren Nerven kann Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühle und Schmerzen verursachen.
- Meralgia paraesthetica: Einklemmung des Nervus cutaneus femoris lateralis im Bereich des Leistenbandes kann zu brennenden Schmerzen und Taubheitsgefühlen im Oberschenkel führen.
- Vitaminmangel: Prinzipiell kann auch ein Vitaminmangel Brennen im Oberschenkel verursachen.
- Borreliose: Im zweiten Stadium der Erkrankung kann es zum Befall von Rückenmark und Spinalnerven kommen.
- Multiple Sklerose: Prinzipiell kann es auch im Rahmen einer MS, also einer Multiplen Sklerose, zum Auftreten von Brennen im Oberschenkel kommen.
- Psychosomatische Ursachen: Auch psychosomatische Ursachen können zu einem Brennen im Oberschenkel führen.
- Burning-Feet-Syndrom: Hierbei werden unterschiedliche Beschwerden an den Füßen, wie z. B. Kribbeln, Brennen, Stechen,Taubheitsgefühl und „Ameisenlaufen“ oder Hitzegefühle und elektrisierende Schmerzen zusammengefasst.
Was tun bei Kribbeln und Taubheitsgefühlen?
Selbsthilfemaßnahmen
In vielen Fällen können Sie selbst etwas gegen Kribbeln tun. Hier einige Tipps:
- Betupfen: Bei Kribbeln auf den Lippen können Sie Propolis, ätherisches Minzöl oder Teebaumöl (verdünnt) auftragen.
- Inhalieren: Bei Kribbeln in der Nase kann eine Inhalation mit Kamillenblüten, Salbeiblättern und Eukalyptusöl helfen.
- Vitamine und Mineralstoffe: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitamin B12, Pantothensäure und Magnesium.
- Kräuterwickel: Ein Kräuterwickel mit Kümmel-Samen kann bei Nervenschmerzen im Rücken helfen.
- Kräutertees: Brennnessel-Tee oder Ingwer-Tee können entzündungshemmend und schmerzstillend wirken.
- Massage: Eine Massage mit Johanniskrautöl kann Entspannung verschaffen, Pfefferminzöl wirkt kühlend und beruhigend.
- Bewegung und Übungen: Leichte Bewegung und Physiotherapie können bei Rückenschmerzen helfen.
- Entspannungsverfahren: Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können bei stressbedingtem Kribbeln helfen.
- Kühlung der Füße: Beim Burning-Feet-Syndrom kann Kühlung der Füße im Wasser helfen.
- Orthopädische Einlagen: Ggf. verordnete orthopädische Einlagen nach Anleitung tragen.
Wann zum Arzt?
In folgenden Fällen sollten Sie einen Arzt aufsuchen:
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- Neu auftretendes Kribbeln ohne erkennbaren Grund
- Anhaltendes, häufig wiederkehrendes oder sich verschlimmerndes Kribbeln
- Kribbeln, das von weiteren Beschwerden begleitet wird (z.B. von Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche oder Lähmungen)
- Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle, die in den Mund, die Zähne oder das Gesicht ausstrahlen
- Taubheitsgefühl oder Schwellungen im Gesicht
- Plötzlicher, brennender Schmerz im Rücken, der von weiteren Symptomen wie Schwäche, Taubheitsgefühlen oder Berührungsempfindlichkeit begleitet wird
- Starke Schmerzen im Oberschenkel
Diagnose und Behandlung durch den Arzt
Der Arzt wird zunächst Ihre Krankengeschichte erfragen und verschiedene Untersuchungen durchführen, um die Ursache des Kribbelns zu ermitteln. Dazu können gehören:
- Körperliche Untersuchung
- Blutuntersuchungen
- Orthopädische Untersuchung
- Bildgebende Verfahren (Röntgen, MRT, CT)
- Neurologische Tests
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (ENG)
- Messung der elektrischen Muskelaktivität (EMG)
- Messung der Hirnströme (EEG)
- Allergietest
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Kribbelns. Mögliche Behandlungen sind:
- Medikamente (z.B. Antihistaminika, Kortisonpräparate, Schmerzmittel)
- Physiotherapie
- Operation
- Injektionen
- Blutwäsche (Plasmapherese)
- Immunglobuline
- Elektrotherapie
- Hydrotherapie
- Akupunktur
- Capsaicin-Creme
- Blutzuckereinstellung bei Diabetes
- Gewichtsverlust
Brennen im Oberschenkel: Spezielle Ursachen und Behandlung
Brennen im Oberschenkel kann verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Muskelkater bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.
Mögliche Ursachen
- Meralgia paraesthetica: Einklemmung des Nervus cutaneus femoris lateralis.
- Bandscheibenvorfall: Reizung des Ischiasnervs.
- Thrombose: Blutgerinnsel, das eine Vene verschließt.
- Gürtelrose: Bläschenförmige Ausschläge im Bereich des Versorgungsgebiets eines Rückenmarksnerven.
- Vitaminmangel: Kann Brennen im Oberschenkel verursachen.
- Borreliose: Befall des zentralen Nervensystems durch Borrelien-Bakterien.
- Multiple Sklerose: Kann zum Auftreten von Brennen im Oberschenkel kommen.
- Lipödem: Störung des Fettstoffwechsels mit Einlagerung von Fettgewebe an den Oberschenkeln und Hüften.
- Psychosomatische Ursachen: Brennende Schmerzen können in Folge einer psychiatrischen Erkrankung oder bei einer somatoformen Störung auftreten.
- Muskelkater: Nach dem Sport auftretende Schmerzen durch vermehrte Anstrengung des Muskels.
- Muskelfaserriss: Durch eine für den Muskel ungewohnte zu starke Überlastung.
- Ischämie: Minderversorgung des Muskels mit Sauerstoff.
- Quadrizepssehnenentzündung: Muskuläre Überlastungen und Dysbalancen der entsprechenden Quadricepsmuskulatur.
Diagnose und Behandlung
Zur Diagnose werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, darunter:
- Gespräch mit dem Arzt
- Körperliche Untersuchung
- Orthopädische und neurologische Untersuchung
- Ultraschalluntersuchung
- Röntgenbilder
- MRT
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Mögliche Behandlungen sind:
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- Injektion von Betäubungsmittel bei Meralgia paraesthetica
- Übungen und Dehnungstherapie
- Entzündungshemmende Schmerzmedikamente
- Bewegung und Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall
- Schmerzmittel
- Operation
Polyneuropathie: Eine häufige Ursache für Missempfindungen
Rund fünf bis acht Prozent der erwachsenen Menschen leiden an einer Polyneuropathie, einer Erkrankung der peripheren Nerven.
Symptome
Typische Symptome sind:
- Kribbeln und Brennen
- Gestörtes Temperaturempfinden
- Taubheitsgefühle
- Schmerzen
- Muskelschwäche
- Lähmungserscheinungen
Ursachen
Die häufigsten Ursachen sind:
- Diabetes mellitus
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Entzündliche Krankheiten (z.B. rheumatoide Arthritis, Grippe, HIV-Infektion)
- Chemotherapie
- Vitaminmangel
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose erfolgt durch neurologische Messungen und MRT. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Mögliche Behandlungen sind:
- Verzicht auf Alkohol
- Gute Einstellung des Blutzuckerspiegels
- Behandlung der Grunderkrankung
- Plasmapherese (Blutwäsche)
- Immunglobuline
- Reha mit Physiotherapie
- Elektrotherapie
- Hydrotherapie
- Akupunktur
- Capsaicin-Creme
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