In der Medizin sind die Begriffe Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall von zentraler Bedeutung, da sie lebensbedrohliche Zustände beschreiben, die durch Störungen der Blutzirkulation verursacht werden. Obwohl diese Begriffe oft im Zusammenhang verwendet werden, bezeichnen sie unterschiedliche medizinische Ereignisse mit jeweils spezifischen Ursachen, Symptomen und Behandlungen. Dieser Artikel soll die Unterschiede zwischen diesen drei Zuständen beleuchten und ein umfassendes Verständnis ihrer jeweiligen Merkmale vermitteln.
Was ist eine Thrombose?
Eine Thrombose ist definiert als die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) in einem Blutgefäß. Dieses Gerinnsel kann den Blutfluss behindern oder vollständig blockieren, was zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Thromben entstehen, wenn das Blut gerinnt und Blutplättchen einen Pfropf (Thrombus) bilden. Ein Thrombus (Blutpfropf) kann sich in jedem Blutgefäß bilden. Es sind die Blutplättchen, die Thrombozyten, die sich dabei an der Gefäßwand festsetzen und miteinander verklumpen.
Arten von Thrombosen
Man unterscheidet zwischen arteriellen und venösen Thrombosen:
- Arterielle Thrombose: Hier bildet sich ein Blutgerinnsel in einer Schlagader (Arterie), die das Blut vom Herzen weg zu den Organen transportiert. Arterielle Thromben entstehen meist dort, wo sich die Gefäße verzweigen oder enger werden, wie etwa in den Beinen oder im Gehirn. Eine arterielle Thrombose kann die Blutzufuhr zu Organen stören und zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
- Venöse Thrombose: Hier entsteht ein Blutgerinnsel in einer Vene, die das Blut von den Organen und Muskeln zurück zum Herzen transportiert. Meist bilden sich Blutgerinnsel in den (tiefen) Beinvenen. Eine venöse Thrombose kann den Blutabfluss von Organen oder Gliedmaßen stören.
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden zudem zwischen einer oberflächlichen und einer tiefen Venenthrombose. Der Hauptunterschied ist die Stelle, an der sich das Blutgerinnsel gebildet hat.
- Oberflächliche Venenthrombose: Hier sind die Venen nahe der Oberfläche der Haut betroffen. Oft geht diese Art der Thrombose mit einer Entzündung einher - „Thrombophlebitis“ ist der Fachbegriff dafür. Meist steht die Thrombose in Verbindung mit Krampfadern, Infektionen oder Verletzungen.
- Tiefe Venenthrombose: Sie betrifft die tieferliegenden Venen, die tief in der Muskelschicht liegen, meist im Bein oder Becken.
Ursachen einer Thrombose
Eine Thrombose hat drei wesentliche Ursachen, die als Virchow-Trias bekannt sind:
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- Langsamer Blutfluss: Dies ist zum Beispiel bei Menschen der Fall, die längere Zeit im Liegen verbringen müssen. So haben Personen nach einer Operation ein erhöhtes Thromboserisiko. Auch wenn ein Tumor auf ein Gefäß drückt, verlangsamt sich der Blutfluss. Langes Sitzen, zum Beispiel im engen Flugzeug, kann den Blutfluss in den Beinvenen langsamer werden lassen. Wenig Flüssigkeit und die geringe Luftfeuchtigkeit verringern die Strömungsgeschwindigkeit zusätzlich. Das Blut sammelt sich in den Unterschenkeln. Auf diese Weise kann sich ein Blutgerinnsel bilden und eine Thrombose auslösen.
- Veränderte Zusammensetzung des Blutes: Das Blut kann sich „verdicken“, beispielsweise im Rahmen einer Krebserkrankung. Manche Tumoren geben Substanzen ab, die sich auf die Fließeigenschaften des Blutes auswirken und das Blut leichter gerinnen lassen. Alles, was das Blut „zäher“ macht und die Fließgeschwindigkeit des Blutes verlangsamt, kann die Entstehung von Thrombosen fördern.
- Verletzungen der Gefäßwand: Aufgrund dieser Verletzungen können sich Bestandteile des Blutes leichter an der Gefäßwand anlagern. Beispiele sind Blutplättchen (Thrombozyten), der Gerinnungsstoff Fibrin oder rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Sie können schließlich zu einem Thrombus heranwachsen.
Risikofaktoren für eine Thrombose
Bestimmte Personengruppen haben ein besonders hohes Risiko, eine Thrombose zu entwickeln:
- Tumorpatient:innen
- Bettlägerige Personen
- Menschen mit Übergewicht
- Personen mit vorhergehender Thrombose
- Schwangere Frauen, da die Thromboseneigung während der Schwangerschaft physiologisch erhöht ist
Weitere Risikofaktoren sind:
- Rauchen
- Flüssigkeitsmangel
- Alkoholgenuss
- Bewegungsmangel
- Genetische Faktoren
- Hormonelle Verhütungsmittel
Symptome einer Thrombose
Da venöse Thrombosen in verschiedenen Körperregionen auftreten können, gibt es keine einheitlichen Symptome, die immer eindeutig auf eine Thrombose hinweisen. Besonders im Anfangsstadium bleiben Thrombosen oft unbemerkt, da Betroffene häufig keine Beschwerden verspüren.
Mögliche Anzeichen einer Thrombose:
- Spannungsgefühle: Ein unangenehmes Gefühl von Druck oder Spannung, oft in einem Bein.
- Schwellungen: Sichtbare oder spürbare Schwellungen, die in der betroffenen Region auftreten können.
- Erwärmung: Eine lokale Überwärmung des betroffenen Bereichs.
Diagnose einer Thrombose
Die Diagnosestellung einer Thrombose erfolgt in mehreren Schritten und basiert auf einer Kombination aus ärztlicher Untersuchung, Laborwerten und bildgebenden Verfahren, abhängig von der Wahrscheinlichkeit einer bestehenden Thrombose.
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- Ärztliche Untersuchung und Einschätzung der Thrombosewahrscheinlichkeit: Der erste Schritt zur Diagnose einer Thrombose ist eine gründliche ärztliche Untersuchung, bei der die Symptome analysiert und bewertet werden.
- D-Dimer-Test: Bei einer niedrigen bis mittleren Thrombose-Wahrscheinlichkeit erfolgt häufig eine Laboruntersuchung des Blutes. Hierbei kommt der sogenannte D-Dimer-Test zum Einsatz. D-Dimere sind Abbauprodukte des Proteins Fibrin, das eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung spielt und ein wesentlicher Bestandteil von Thromben ist.
- Kompressionssonografie: Wenn die Symptome bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf eine Thrombose schließen lassen, wird im Allgemeinen auf den D-Dimer-Test verzichtet. Stattdessen werden direkt bildgebende Verfahren eingesetzt. Die Methode erster Wahl ist der Kompressionssonografie in Kombination mit der farbkodierten Duplexsonografie (duplex-gestützte vollständige Kompressionssonografie).
Behandlung einer Thrombose
Die Behandlung einer Thrombose beginnt unmittelbar nach der Diagnosestellung, da das oberste Ziel darin besteht, eine Lungenembolie zu verhindern und das Wachstum des Blutgerinnsels zu stoppen. Hierfür kommen gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz, die den Körper bei der Auflösung des Gerinnsels unterstützen.
- Gerinnungshemmer: In den ersten fünf Tagen der Behandlung wird in der Regel niedermolekulares Heparin (NMH) oder Fondaparinux als Thrombose-Spritze unter die Haut verabreicht. Bei Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion wird Heparin direkt über die Vene (intravenös) verabreicht. Im Anschluss folgt eine Therapie über mindestens drei Monate mit gerinnungshemmenden Tabletten.
- Kompressionsverbände oder Kompressionsstrümpfe: Parallel wirkt sich das Tragen von Thrombosestrümpfen oder Kompressionsverbänden bei Beinvenenthrombosen positiv aus.
Was ist ein Herzinfarkt?
Ein Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt genannt, tritt auf, wenn die Blutzufuhr zum Herzen plötzlich unterbrochen wird, meist durch ein Blutgerinnsel in einer Koronararterie. Wenn ein Thrombus in einem der Herzkranzgefäße eines dieser Gefäße verschließt, kommt es zu einem Herzinfarkt. Die von der Durchblutung abgeschnittenen Bereiche sind dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gewebe stirbt ab, und es kommt zum Infarkt.
Ursachen eines Herzinfarkts
Die Hauptursache für einen Herzinfarkt ist die Koronare Herzkrankheit (KHK), bei der sich Plaques (Ablagerungen) in den Arterien bilden, die das Herz mit Blut versorgen. Diese Plaques können aufbrechen und zur Bildung eines Blutgerinnsels führen, das die Arterie verstopft.
Risikofaktoren für einen Herzinfarkt
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt gehören:
- Hoher Cholesterinspiegel
- Hoher Blutdruck
- Rauchen
- Diabetes
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Familiäre Vorbelastung
Symptome eines Herzinfarkts
Die typischen Symptome eines Herzinfarkts sind:
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- Starke Schmerzen oder Druck in der Brust, oft mit Ausstrahlung in Arme, Schulter, Hals oder Kiefer
- Atemnot
- Übelkeit und Erbrechen
- Kaltschweißigkeit
- Angstgefühl
Diagnose eines Herzinfarkts
Die Diagnose eines Herzinfarkts umfasst in der Regel:
- EKG (Elektrokardiogramm) zur Messung der elektrischen Aktivität des Herzens
- Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Herzenzymen (z.B. Troponin)
- Koronarangiographie zur Darstellung der Herzkranzgefäße
Behandlung eines Herzinfarkts
Die Behandlung eines Herzinfarkts zielt darauf ab, die Durchblutung des Herzens so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dies kann durch folgende Maßnahmen erfolgen:
- Medikamente zur Auflösung von Blutgerinnseln (Thrombolyse)
- Ballondilatation und Stentimplantation zur Erweiterung der verengten Arterie
- Bypass-Operation zur Umleitung des Blutflusses um die verengte Arterie
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Wenn sich dieses aus dem Herz ablöst und vom Blutstrom mitgerissen wird, kann es über die großen Halsschlagadern in das Gehirn transportiert werden. Dabei kann es eine Hirnarterie verschließen (Embolie). Es kommt zu einem Abbruch der Blutversorgung im Gehirn. Die Nervenzellen werden durch die mangelnde Versorgung geschädigt oder sterben ab. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Arten von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall: Hier wird die Blutversorgung durch ein Blutgerinnsel (Thrombus oder Embolus) blockiert.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Hier wird die Blutung durch den Austritt von Blut aus einer Hirnarterie (Hirnblutung, Hämorrhagie) verursacht.
Ursachen eines Schlaganfalls
Die Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig:
- Thrombose: Ein Blutgerinnsel bildet sich in einer Hirnarterie und blockiert den Blutfluss.
- Embolie: Ein Blutgerinnsel bildet sich an einer anderen Stelle im Körper (z.B. im Herzen) und wird mit dem Blutstrom ins Gehirn transportiert, wo es eine Arterie verstopft.
- Hirnblutung: Eine geplatzte Hirnarterie verursacht eine Blutung im Gehirn.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall gehören:
- Hoher Blutdruck
- Vorhofflimmern
- Hoher Cholesterinspiegel
- Diabetes
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Familiäre Vorbelastung
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls treten plötzlich auf und können sein:
- Lähmungen oder Schwäche in Arm, Bein oder Gesicht, meist auf einer Körperseite
- Sprachstörungen oder Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen
- Sehstörungen
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Starke Kopfschmerzen
- Bewusstseinsverlust
Diagnose eines Schlaganfalls
Die Diagnose eines Schlaganfalls umfasst in der Regel:
- CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) des Gehirns zur Darstellung von Blutungen oder Blockaden
- Untersuchung der Hirngefäße (z.B. mit Ultraschall oder Angiographie)
- EKG zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen
Behandlung eines Schlaganfalls
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Art des Schlaganfalls ab:
- Ischämischer Schlaganfall: Medikamente zur Auflösung von Blutgerinnseln (Thrombolyse) oder mechanische Entfernung des Gerinnsels (Thrombektomie)
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Medikamente zur Senkung des Blutdrucks und Operation zur Entfernung des Blutergusses
Die Verbindungen und Unterschiede
Obwohl Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall unterschiedliche medizinische Ereignisse sind, gibt es wichtige Verbindungen zwischen ihnen. Alle drei Zustände können durch die Bildung von Blutgerinnseln verursacht werden, und sie teilen viele der gleichen Risikofaktoren, wie z.B. hohen Blutdruck, hohen Cholesterinspiegel, Rauchen, Diabetes und Übergewicht.
Der Hauptunterschied besteht darin, wo das Blutgerinnsel auftritt und welches Organ betroffen ist. Bei einer Thrombose kann das Gerinnsel in verschiedenen Teilen des Körpers auftreten, während ein Herzinfarkt durch ein Gerinnsel in einer Koronararterie und ein Schlaganfall durch ein Gerinnsel in einem Blutgefäß im Gehirn verursacht wird.
Prävention
Die Prävention von Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall umfasst die Kontrolle der Risikofaktoren durch:
- Eine gesunde Ernährung
- Regelmäßige Bewegung
- Nichtrauchen
- Kontrolle von Blutdruck, Cholesterinspiegel und Blutzucker
- Medikamente zur Blutverdünnung bei bestimmten Risikogruppen
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