Thrombose im Gehirn: Behandlungsmöglichkeiten und aktuelle Entwicklungen

Ein Schlaganfall, oft verursacht durch ein Blutgerinnsel in einer Hirnschlagader, ist eine der Hauptursachen für Behinderungen und Todesfälle. Glücklicherweise gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Auswirkungen eines Schlaganfalls zu minimieren. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Therapieansätze, von medikamentösen Behandlungen bis hin zu mechanischen Interventionen.

Was passiert bei einer Thrombose im Gehirn?

Wenn eine Schlagader im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird, erhält das dahinterliegende Hirngewebe nicht mehr ausreichend Blut. Dies führt zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff, was die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigt. Es kommt zu plötzlichen neurologischen Symptomen wie Sprachstörungen oder Lähmungen. Bleibt die Durchblutung längerfristig unterbrochen, sterben Nervenzellen ab.

Medikamentöse Thrombolyse: Auflösung des Blutgerinnsels

Seit der Jahrtausendwende können Blutgerinnsel in Hirnschlagadern medikamentös behandelt werden. Die sogenannte Thrombolyse beinhaltet die Gabe eines Medikaments, das Blutgerinnsel auflösen kann. In vielen Fällen ist diese Behandlung erfolgreich und die unterversorgten Hirnbereiche werden wieder mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.

Mechanische Thrombektomie: Entfernung des Blutgerinnsels

Wenn sich Blutgerinnsel nicht ausreichend oder schnell genug auflösen, kommt seit einigen Jahren immer häufiger die mechanische Thrombektomie zum Einsatz. Dabei wird über einen Katheter, der über den Arm oder die Leiste eingeführt wird, ein dünner Schlauch in das Gefäßsystem eingebracht. Die Spitze des Schlauchs wird bis zum Blutgerinnsel im verschlossenen Gefäß vorgeschoben. Anschließend wird das Gerinnsel entweder abgesaugt oder mit einem feinen Drahtgeflecht (Stent) erfasst und herausgezogen.

Die Thrombektomie wird vor allem bei Verschlüssen der großen und mittelgroßen Hirnarterien eingesetzt, die den vorderen Hirnbereich versorgen. Diese Arterien sind mit einem Katheter gut erreichbar.

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Erweiterung des Anwendungsbereichs der Thrombektomie

Jüngste Studien deuten darauf hin, dass die Thrombektomie auch bei Patienten mit großen Schlaganfällen von Nutzen sein kann. Bei diesen Schlaganfällen ist das Risiko bleibender Behinderungen hoch. In verschiedenen Regionen der Welt wurden daher Betroffene mit größeren Schlaganfällen untersucht, wobei eine Kontrollgruppe nach dem etablierten medizinischen Standard behandelt wurde. Die Patienten in der Behandlungsgruppe mit Thrombektomie zeigten im Durchschnitt nach 90 Tagen eine bessere neurologische Funktion.

Medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung bei Kindern und Jugendlichen

Unmittelbar nach der Diagnose einer Thrombose bei Kindern und Jugendlichen erfolgt meist eine medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung, beispielsweise mit Heparinen. Obwohl ältere Heparine formal nicht für diese Altersgruppe zugelassen sind, liegen umfangreiche Erfahrungen vor. Seit Mitte 2021 ist ein neues Heparin (Rivaroxaban, Handelsname Xarelto®) für Kinder und Jugendliche zugelassen, das nach einerInitialtherapie mit niedermolekularem Heparin in Saft- oder Tablettenform verabreicht werden kann.

Thrombenauflösende Therapie mit Fibrinolytika

Seltener als bei Erwachsenen kommt bei Kindern und Jugendlichen die thrombenauflösende Therapie mit Fibrinolytika zum Einsatz. Dabei können jedoch unerwünschte Nebenwirkungen wie Blutungen in das umliegende Gewebe auftreten. Die Dosierung der Medikamente richtet sich nach Alter und Körpergewicht und muss von einem Spezialisten festgelegt und überwacht werden.

Sekundärprophylaxe

Auch wenn eine Langzeitbehandlung mit Gerinnungshemmern nicht angezeigt ist, kann eine Sekundärprophylaxe erforderlich sein, beispielsweise bei Operationen oder Gipsverbänden. In solchen Fällen wird eine vorbeugende Behandlung mit Heparin empfohlen. Für die häusliche Behandlung wird ein Notfallausweis ausgestellt.

Rehabilitation nach Schlaganfall

Nach der Stabilisierung der Patienten, etwa 2 bis 8 Wochen nach dem Ereignis, erfolgt meist die Verlegung in eine auf die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Problemen spezialisierte Klinik.

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Mechanische Thrombektomie: Eine Revolution in der Schlaganfallbehandlung

Die mechanische Thrombektomie, bei der große Gerinnsel mithilfe eines minimalinvasiven Kathetereingriffs zerstört oder aus dem Gefäß entfernt werden, hat sich als äußerst wirksam erwiesen. Die Thrombektomie wird idealerweise in einer Stroke Unit von einem interdisziplinären Team aus Neurologen und Neuroradiologen durchgeführt.

Ablauf der Thrombektomie

Bei der Behandlung mittels Thrombektomie wird über ein Gefäß im Arm (Arteria radialis) oder der Leiste (Arteria femoralis) ein Katheter eingeführt und bis zum Thrombus vorgeschoben. Je nach Lage und Größe des Gerinnsels kann es dann abgesaugt oder mit einem Stent, einem feinen Drahtnetz, erfasst und herausgezogen werden. Um eine bestmögliche Rekanalisation des Blutgefäßes zu erreichen, wird die Thrombektomie in der Regel mit einer medikamentösen Thrombolyse kombiniert.

Technischer Fortschritt und Studienergebnisse

Mehrere Studien zur Effektivität und Zuverlässigkeit der mechanischen Thrombektomie sorgten 2015 für eine Art "kleine Revolution" in der Akuttherapie bei Schlaganfall. Dies war vor allem auf einen technischen Sprung bei der endovaskulären Schlaganfallbehandlung durch effektivere Katheter zurückzuführen.

Gründe für die Thrombektomie

Die medikamentöse Thrombolyse kann größere Blutgerinnsel oft nicht auflösen oder es würde zu lange dauern, den Verschluss aufzulösen. Daher ist die Thrombektomie in vielen Fällen die bevorzugte Behandlungsmethode.

Hirnvenenthrombosen: Blutgerinnsel in den Hirnvenen

Hirnvenenthrombosen sind Blutgerinnsel in den Blutgefäßen, die das Blut aus dem Gehirn in Richtung Herz transportieren. Da die größeren Hirnvenen als Sinus bezeichnet werden, spricht man auch von Sinusthrombosen oder Sinusvenenthrombosen.

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Ursachen und Symptome

Sinusvenenthrombosen sind eine eher seltene Hirngefäßerkrankung, von der Frauen häufiger betroffen sind, vermutlich aufgrund hormoneller Faktoren. Die Einnahme der Pille erhöht das Risiko, insbesondere in Kombination mit Rauchen.

Mechanisch betrachtet führt die Thrombose zu einer Abflussstörung des Blutes, was zu erhöhtem Hirndruck und Kopfschmerzen führt. Weitere Symptome sind epileptische Anfälle und Blutungen im Gehirn, die zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sehstörungen führen können.

Behandlung von Sinusvenenthrombosen

Die Behandlung von Sinusvenenthrombosen ähnelt der Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen und umfasst die Blutverdünnung (Antikoagulation). Ziel ist es, die körpereigenen Mechanismen zur Auflösung von Blutgerinnseln (Fibrinolyse) zu aktivieren. In den meisten Fällen lassen sich Sinusvenenthrombosen erfolgreich behandeln, oft mit vollständiger Wiederherstellung.

Vorbeugung

Eine Vorsorgeuntersuchung für Sinusvenenthrombosen ist aufgrund der Seltenheit der Erkrankung nicht erforderlich. Ein Warnsymptom sind jedoch starke Kopfschmerzen bei Personen, die sonst keine Kopfschmerzen haben.

Zerebrale Sinus-/Venenthrombose (CVST): Eine seltene Erkrankung

Die zerebrale Sinus-/Venenthrombose (CVST) ist eine seltene Erkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel in den venösen Systemen des Gehirns bildet.

Ursachen

CVST kann durch Infektionen (septische Thrombose) oder hormonelle oder andere Störungen (aseptische Thrombose) verursacht werden. Risikofaktoren für aseptische CVST sind Rauchen, weibliches Geschlecht, hormonelle Empfängnisverhütung, Schwangerschaft, genetische Erkrankungen der Blutgerinnung, Hormonersatztherapie, Krebserkrankungen und Sichelzellanämie.

Symptome

Das häufigste Symptom von CVST sind Kopfschmerzen. Weitere mögliche Symptome sind Muskellähmungen, Empfindungsstörungen, Sprachstörungen, epileptische Anfälle, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen und Nackensteifigkeit.

Diagnose

Die Diagnose von CVST erfolgt in der Regel durch Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) mit venöser Angiografie.

Behandlung

Die Behandlung von CVST umfasst die sofortige Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten, in der Regel niedermolekulares Heparin (NMH). Auf die Akutbehandlung folgt eine Erhaltungstherapie mit Tabletten, die die Blutgerinnung hemmen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Operationen zur Ausräumung des Infektionsherdes, die Entfernung des Thrombus durch das Blutgefäß (endovaskuläre Thrombektomie) oder offene Operationen zur Druckentlastung.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von CVST sollten Frauen auf hormonelle Empfängnisverhütung verzichten, insbesondere wenn sie bereits eine Sinus- oder Venenthrombose erlitten haben. In Risikosituationen kann eine Vorbeugung mit niedermolekularem Heparin (NMH) sinnvoll sein.

Prognose

Die Prognose von CVST ist insgesamt gut, wobei sich mehr als 75 % der Patienten (nahezu) vollständig erholen. In etwa 15 % der Fälle führt die Thrombose zu Pflegebedürftigkeit oder verläuft tödlich.

Post-thrombotisches Syndrom (PTS)

Venen-Thrombosen können langfristige Folgen haben. Nicht wenige Betroffene leiden jahrelang an massiven Schmerzen und Schwellungen, dem sogenannten post-thrombotischen Syndrom (PTS).

Therapie des PTS

Die Therapie umfasst die Blutverdünnung (Antikoagulation) und die Kompressionstherapie. Allerdings ist diese Therapie ineffektiv in der Verhinderung des post-thrombotischen Syndroms (PTS), welches bei ca. 50% der Patienten nach einer tiefen Beinvenenthrombose auftritt.

Behandlung von Beckenvenenstenosen bei PTS

Am Universitätsklinikum Heidelberg werden innovative Verfahren zur Behandlung von Beckenvenenstenosen bei Patienten mit PTS eingesetzt. Dabei werden die Stenosen oder Verschlüsse der Beckenvene mit speziellen feinen Drähten passiert und mit einem Ballon aufgedehnt. Anschließend wird ein Stent implantiert, um den Bereich langfristig offen zu halten.

Arterielle Thrombose: Verschluss einer Schlagader

Bei einer arteriellen Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel in einer Schlagader (Arterie), die das Blut vom Herzen weg zu den Organen transportiert. Meist entstehen arterielle Thromben dort, wo sich die Gefäße verzweigen oder enger werden, wie etwa in den Beinen oder im Gehirn.

Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko einer arteriellen Thrombose erhöhen, darunter Arteriosklerose, Gerinnungsstörungen, Bewegungsmangel, Rauchen und höheres Alter.

Folgen einer arteriellen Thrombose

Eine arterielle Thrombose kann schwerwiegende Folgen haben, wie etwa einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.

Hirnvenenthrombose: Eine spezielle Form der Thrombose

Die Hirnvenenthrombose ist eine spezielle und seltene Form der Thrombose, bei der durch ein Blutgerinnsel der Blutabfluss vom Gehirn gestört wird. Hirnvenenthrombosen kennzeichnen sich in erster Linie durch heftige Kopfschmerzen. Begleitende Symptome sind beispielsweise Übelkeit, epileptische Anfälle oder neurologische Ausfälle wie Sprachstörungen oder Lähmungen.

Thromboserisiko nach Corona-Impfung

Im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen wurde vermehrt über Hirnvenenthrombosen als Folge der Impfung berichtet, insbesondere im Zusammenhang mit dem Impfstoff AstraZeneca.

Allgemeine Maßnahmen und Empfehlungen

  • Früherkennung und Behandlung: Spüren Sie erste Anzeichen einer Thrombose, sollten Sie umgehend Ihren Arzt kontaktieren.
  • Medikamentöse Behandlung: Gerinnungshemmende Thrombose-Medikamente sollen den Thrombus verkleinern. In der Regel erhalten Patienten das Medikament Heparin.
  • Drucktherapie: Diese Form der Behandlung ist primär für Beinvenenthrombosen gedacht.
  • Aktiv bleiben: Bleiben Sie möglichst aktiv. Besteht erhöhtes Thromboserisiko, wie etwa durch längeres Sitzen oder Liegen, sollten Sie regelmäßig aufstehen und sich bewegen.
  • Kompressionsstrümpfe: Bei längeren Flugreisen oder anderen Situationen mit erhöhtem Thromboserisiko können Kompressionsstrümpfe helfen, den Blutfluss in den Beinen zu verbessern.

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