Ein Wadenkrampf ist eine plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktion der Wadenmuskulatur. Obwohl meist harmlos, können Wadenkrämpfe sehr unangenehm sein und den Alltag beeinträchtigen. In seltenen Fällen können sie jedoch auch ein Symptom für ernstere Erkrankungen sein, einschließlich einer Thrombose. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Zusammenhänge zwischen Wadenkrämpfen und Thrombose, ihre jeweiligen Ursachen, Symptome und Präventionsmaßnahmen.
Was ist ein Wadenkrampf?
Ein Wadenkrampf ist eine unwillkürliche, starke Kontraktion der Muskulatur in der Wade, die zu einem stechenden oder brennenden Schmerz führt. Die betroffene Muskulatur verhärtet sich spürbar und die Beweglichkeit des Beins kann stark eingeschränkt sein. Wadenkrämpfe treten häufig nachts auf, können aber auch tagsüber, beispielsweise nach sportlicher Betätigung, auftreten.
Ursachen von Wadenkrämpfen
Die Ursachen von Wadenkrämpfen sind vielfältig und oft nicht eindeutig feststellbar. Häufig ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Muskuläre Überlastung: Übermäßiges Training oder ungewohnte körperliche Anstrengung können zu einer Überlastung der Wadenmuskulatur führen.
- Elektrolytmangel: Ein Mangel an Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium oder Kalzium kann die Reizübertragung von Nerven auf Muskeln beeinträchtigen und Krämpfe auslösen.
- Flüssigkeitsmangel: Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann den Elektrolythaushalt stören und Muskelkrämpfe begünstigen.
- Veränderte Körperhaltung: Insbesondere bei Schwangeren kann die veränderte Körperhaltung die Belastung der Wadenmuskulatur erhöhen.
- Durchblutungsstörungen: Eine verminderte Durchblutung der Beine kann ebenfalls Wadenkrämpfe verursachen.
- Medikamente: Einige Medikamente, wie z.B. Diuretika oder bestimmte Asthmamedikamente, können als Nebenwirkung Wadenkrämpfe verursachen.
- Alkohol: Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko eines Magnesiummangels und kann somit Wadenkrämpfe begünstigen.
- Nervenschäden: Nervenschäden, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, können ebenfalls Wadenkrämpfe auslösen.
Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft
Schwangere Frauen sind anfälliger für Wadenkrämpfe. Dies liegt zum einen an der veränderten Körperhaltung, die die Wadenmuskulatur stärker belastet. Zum anderen haben Schwangere einen erhöhten Bedarf an Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium oder Kalium. Kommen die Frauen mit der Aufnahme nicht hinterher, droht ein Elektrolytmangel, der einen Wadenkrampf begünstigt. Auch die veränderte Durchblutungssituation in der Schwangerschaft kann eine Rolle spielen.
Was ist eine Thrombose?
Eine Thrombose ist ein Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). Sie tritt am häufigsten in den tiefen Bein- und Beckenvenen auf (Phlebothrombose). Dabei kann jede Art von Blutgefäßen betroffen sein. Bei einem Venenverschluss kann das sauerstoffarme Blut nicht mehr in den Blutkreislauf zurückkehren, wodurch Schmerzen, Stauungen und Schwellungen entstehen können. Handelt es sich jedoch um einen Verschluss einer Arterie, können die angeschlossenen Organe nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt werden und schlimmstenfalls absterben. Zudem besteht bei einer Arterienverengung die Gefahr eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes.
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Ursachen einer Thrombose
Die Ursache einer Thrombose ist das Zusammenspiel dreier wesentlicher Faktoren, die so genannte Virchow-Trias:
- Schädigungen bzw. Veränderungen der Gefäßwand: Diese sind meist verantwortlich für die Entstehung einer arteriellen Thrombose, hervorgerufen durch beispielsweise Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), andere Gefäßablagerungen (wie sie bei Diabetes mellitus auftreten), Entzündungen, Operationen, Verletzungen und Narbenbildung des Gewebes nach Entzündungen.
- Verlangsamte Blutflussgeschwindigkeit: Ein herabgesetzter Blutfluss ist häufig (in Kombination mit dem letzten Faktor) Auslöser für eine venöse Thrombose, da der Blutfluss in Venen generell eher langsamer ist als in Arterien. Schuld an dieser Veränderung der Blutströmung können z. B. langes Sitzen mit angewinkelten Kniegelenken, lange Bettlägerigkeit, allgemeiner Bewegungsmangel, Schwangerschaft, vorhandene Krampfadern oder eine Herzschwäche sein.
- Erhöhte Blutgerinnbarkeit aufgrund Veränderungen der Blutzusammensetzung: Eine Störung der Blutgerinnung ist die häufigste Ursache einer venösen Thrombose. Bei einer erhöhten Gerinnungsneigung verklumpt das Blut schneller und stärker. Dies geschieht z. B. durch starken Flüssigkeitsmangel, operative Eingriffe, bestimmte Medikamente, Einnahme der Antibabypille, Schwangerschaft oder genetisch bedingte Störungen der Blutzusammensetzung.
Risikofaktoren für eine Thrombose
Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung eines Blutgerinnsels begünstigen:
- Angeborene Blutgerinnungsstörungen
- Erhöhte Blutgerinnungsneigung z. B. nach Operationen oder Entbindungen
- Eine bereits aufgetretene Thromboseerkrankung oder Lungenembolie
- Bewegungsmangel (langes Sitzen)
- Bettlägerigkeit z. B. nach Operationen
- Vorhandene Krampfadern
- Schwangerschaft
- Übergewicht
- Flüssigkeitsmangel
- Langstreckenflüge
- Die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Antibabypille, Hormontherapie während der Wechseljahre)
- Rauchen
- Lebensalter über 60 Jahre
- Veränderungen bzw. Verletzungen der Gefäßinnenwand (hervorgerufen z. B. durch Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Arteriosklerose)
- Herzschwäche
- Bluterkrankungen
- Gefäßentzündungen
Symptome einer Thrombose
Die Symptome einer Thrombose sind nicht immer eindeutig. Oftmals werden sie erst spät bemerkt, da sie zu Beginn häufig keine Beschwerden verursachen. Zu den möglichen Symptomen einer Beinvenenthrombose gehören:
- Schmerzen im Bein, die sich durch Hochlagerung bessern
- Schwellung und Spannungsgefühl des Beins/der Wade
- Muskelkaterartiger oder ziehender Schmerz bei Tieflagerung des Beins
- Druckschmerz an der Innenseite des Fußes (Payr-Zeichen)
- Wadenschmerzen bei Beugung des Fußes (Homans-Zeichen)
- Wadenschmerzen auf Druck bestimmter Punkte im Wadenbereich (Meyer-Zeichen)
- Schmerzen im Bein beim Husten (Louvel-Zeichen)
- Zunehmende Schwellung und eine tastbare Verhärtung im Bein
- Starke Abzeichnung oberflächlicher Venen (Warnvenen)
- Überwärmte, bläulich-rot verfärbte und glänzende Haut an der geschwollenen Stelle
- Taubheit im Bein und fehlende Bewegungskontrolle
Wadenkrampf oder Thrombose - Worauf sollte man achten?
Sowohl Wadenkrämpfe als auch Thrombosen können ähnliche Symptome verursachen, wie z.B. Schmerzen und Verhärtungen in der Wade. Es ist daher wichtig, die Beschwerden genau zu beobachten und im Zweifelsfall einen Arzt aufzusuchen.
Unterschiede zwischen Wadenkrampf und Thrombose
Symptom | Wadenkrampf | Thrombose |
---|---|---|
Schmerz | Plötzlich, intensiv, krampfartig | Ziehend, drückend, stechend |
Muskelverhärtung | Deutlich sichtbar, zieht sich zusammen | Tastbar, aber nicht unbedingt sichtbar |
Schwellung | Kann auftreten, aber meist nicht so stark ausgeprägt | Deutliche Schwellung des Beins |
Hautveränderungen | Keine | Überwärmte, bläulich-rot verfärbte und glänzende Haut |
Auftreten der Symptome | Oft nachts oder nach Belastung | Kann plötzlich oder schleichend auftreten |
Zusätzliche Symptome | Keine | Evtl. Druckschmerz an der Fußinnenseite, Warnvenen |
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:
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- Wadenkrämpfe gehäuft auftreten, länger als ein paar Sekunden anhalten oder sich nicht einfach durch Dehnen auflösen lassen.
- Zusätzlich zu den Wadenschmerzen eine deutliche Schwellung, Verfärbung oder Überwärmung des Beins auftritt.
- Weitere Symptome wie Druckschmerz an der Fußinnenseite oder Warnvenen auftreten.
- Risikofaktoren für eine Thrombose vorliegen, wie z.B. Bettlägerigkeit, Operationen, Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente.
Diagnose und Behandlung
Diagnose von Thrombose
Um eine Thrombose zu diagnostizieren, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und untersucht das Bein auf Schwellungen, Verfärbungen und Druckschmerzen.
- Bluttest (D-Dimer-Test): Dieser Test kann Hinweise auf eine erhöhte Gerinnungsaktivität im Körper geben.
- Ultraschalluntersuchung (Dopplersonographie, Kompressionssonographie): Mit dieser Methode kann der Blutfluss in den Venen dargestellt und ein Verschluss erkannt werden.
- Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Phlebographie): Dieses Verfahren gilt als das Sicherste zur Diagnosestellung, ist aber mit einer Strahlenbelastung und eventuellen Unverträglichkeiten des Kontrastmittels verbunden.
Behandlung von Thrombose
Das vorrangige Ziel der Behandlung ist es, das Blutgerinnsel aufzulösen und den Blutfluss wiederherzustellen. Des Weiteren soll ein weiteres Wachstum des Blutgerinnsels verhindert und Spätfolgen bzw. Komplikationen vermieden werden.
- Medikamentöse Behandlung: In der Regel werden Blutgerinnungshemmer (Antikoagulantia) eingesetzt, um das Blutgerinnsel aufzulösen und die Entstehung neuer Thrombosen zu verhindern. Mittel der ersten Wahl sind Heparinpräparate, die über eine Infusion verabreicht werden. Zur Langzeitbehandlung werden häufig Cumarinpräparate eingesetzt, die die Wirkung von Vitamin K hemmen.
- Operative Behandlung: Je nach Größe und Lage des Blutgerinnsels kann eine Operation erforderlich sein, um das Gerinnsel zu entfernen oder den Gefäßverschluss zu überbrücken. Es stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, wie z.B. die offene Thrombektomie, die Ballonkatheter-Thrombektomie, der Bypass oder die Kompressionsthrombektomie.
- Begleitende Maßnahmen: Bei einer Thrombose ist es wichtig, das betroffene Bein hochzulagern und Kompressionsstrümpfe zu tragen, um die Durchblutung zu fördern und die Schwellung zu reduzieren.
Prävention von Wadenkrämpfen und Thrombose
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um sowohl Wadenkrämpfen als auch Thrombosen vorzubeugen:
Prävention von Wadenkrämpfen
- Ausreichend Bewegung: Regelmäßige, moderate Bewegung fördert die Durchblutung und beugt muskulären Überlastungen vor.
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse sorgt für eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser, um den Elektrolythaushalt im Gleichgewicht zu halten.
- Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur kann Krämpfen vorbeugen.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie Trainingsspitzen und gönnen Sie Ihrem Körper nach dem Training ausreichend Regenerationszeit.
- Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe, die den Fuß nicht einengen.
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