Die Versorgung von Demenzpatienten im Krankenhaus stellt eine besondere Herausforderung dar. Umso wichtiger ist es, mit diesem Krankheitsbild sensibel und patientenorientiert umzugehen und auf die speziellen Bedürfnisse dieser Patientinnen und Patienten einzugehen. Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine im Emsland hat sich dieser Herausforderung gestellt und innovative Wege beschritten, um die Versorgung von Demenzpatienten zu verbessern und Delir nach Operationen zu vermeiden.
Modellprojekte zur Verbesserung der Demenzversorgung in Niedersachsen
Niedersachsens Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann hat Fördermittel für innovative Modellprojekte an neun Krankenhäuser aus Niedersachsen vergeben, um die Versorgung von Demenzkranken während eines Krankenhausaufenthalts weiter zu entwickeln. Sie betonte, dass die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus eine besondere Herausforderung für Angehörige und Beschäftigte darstellt, da demente Patienten oft mit Angst und Unruhe reagieren oder versuchen, die Klinik zu verlassen. Zudem hätten sie oftmals keine Krankheitseinsicht und könnten je nach Krankheitsstadium häufig auch keine Auskunft über sich, ihre Beschwerden und Wünsche geben.
Die Ministerin zeigte sich beeindruckt von den innovativen Ansätzen, die darauf abzielen, die speziellen Bedürfnisse dieser Menschen in den Fokus zu rücken und bei der Diagnose, Behandlung, Körperpflege und Mahlzeiteneinnahme zu helfen.
Elisabeth-Krankenhaus Thuine: Vorreiter in der Demenzversorgung
Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine hat sich als Vorreiter in der Demenzversorgung etabliert und eine Reihe von Maßnahmen implementiert, um die Lebensqualität von Demenzpatienten während ihres Krankenhausaufenthalts zu verbessern.
Station Raphael: Eine spezielle Station für Demenzpatienten
Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine verfügt über eine eigenständige Station namens Raphael, die speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit der Nebendiagnose Demenz ausgerichtet ist. Die Station ist mit einem abgestimmten Farb- und Lichtkonzept, einer besonderen Sicherung der Ein- und Ausgänge und einem beidseitigen Handlauf ausgestattet, um den Patienten eine sichere und angenehme Umgebung zu bieten.
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"Wegweiser Thuine": Prävention von Delir nach Operationen
Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine hat das Projekt „Wegweiser Thuine“ ins Leben gerufen, um bei älteren Patienten Delir nach Operationen zu vermeiden. Im Rahmen dieses Projekts werden Patienten vor, während und nach einer Operation systematisch kontrolliert und begleitet, um Verwirrtheitszustände (Delir) zu vermeiden und Folgeerscheinungen wie eine Verschlechterung der Hirnfunktion oder Stürze zu reduzieren.
Das Haus hat eigens zwei Mitarbeiterinnen als „Delir-Guides“ eingestellt, die die Patienten vor und nach der Operation betreuen. Ziel des Projektes ist es, Patienten, bei denen die Möglichkeit eines Delirs besteht, frühzeitig zu erkennen und dieses durch begleitende Maßnahmen zu vermeiden oder eine Demenz in ihrem Verlauf nicht zu verschlechtern.
Wirtschaftliche Aspekte der Demenzversorgung
Das Elisabeth-Krankenhaus Thuine hat erkannt, dass die Vermeidung von Delir nicht nur aus medizinischer Sicht wichtig ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bietet. So führen zum Beispiel Stürze zu längeren Liegezeiten in der Klinik, was die Kosten für das Krankenhaus erhöht.
Der AOK Niedersachsen und das Land Niedersachsen unterstützen das Projekt „Wegweiser Thuine“ mit insgesamt rund 112.000 Euro.
Die Demenzeinrichtung St. Katharina in Thuine
Neben dem Elisabeth-Krankenhaus Thuine gibt es in Thuine auch die Demenzeinrichtung St. Katharina, die sich auf die Betreuung von Menschen mit Demenz spezialisiert hat. Das Gebäude der Einrichtung ist ungewöhnlich geformt und ähnelt einer „Acht“, um dem Bewegungsdrang vieler Menschen mit Demenz entgegenzukommen.
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Trägerwechsel sichert die Zukunft der Demenzpflege
Nach der Schließung des Elisabeth-Krankenhauses Thuine im Februar 2025 war die Zukunft der Demenzeinrichtung St. Katharina zunächst ungewiss. Doch die neu gegründete gemeinnützige Gesellschaft St. Katharina Pflege hat die Fach-Pflegeeinrichtung vom Elisabeth-Krankenhaus Thuine der Niels-Stensen-Kliniken übernommen und damit die Demenzpflege in Thuine gesichert.
Träger der St. Katharina Pflege gGmbH sind die St. Bonifatius Hospitalgesellschaft und die St. Martin Pflege GmbH aus Schapen, die beide über umfangreiche Angebote der Altenhilfe im südlichen Emsland verfügen.
Die Übernahme erfolgte in Abstimmung mit den Pflegekassen und der Heimaufsicht des Landkreises Emsland zum 1. September 2025. Für die Bewohner des Hauses Katharina und das vertraute Personal änderte sich wenig. Pflege und Betreuung wurden wie gewohnt fortgeführt.
Weitere Einrichtungen in Thuine
Thuine ist ein Ort mit einer langen Tradition in der Gesundheitsversorgung. Neben dem Elisabeth-Krankenhaus und der Demenzeinrichtung St. Katharina gibt es in Thuine auch das Hospiz St. Veronika, die Spezielle Ambulante Palliativversorgung (SAPV) und die Berufsbildenden Schulen (BBS) mit Ausbildungen in den Bereichen Hauswirtschaft, Gesundheit, Pflege und Soziales.
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