Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der auftritt, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird. Dies kann zu neurologischen Defiziten wie Lähmungen, Sprachproblemen oder Gedächtnisverlust führen. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen: ischämische Schlaganfälle, bei denen die Blutversorgung blockiert ist, und hämorrhagische Schlaganfälle, bei denen eine Blutung im Gehirn auftritt. Eine besondere Form der Durchblutungsstörung ist die transitorische ischämische Attacke (TIA), die oft als Warnsignal dient.
Was ist eine TIA?
Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), oft auch als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet, ist eine kurzzeitige Durchblutungsstörung im Gehirn. Sie verursacht plötzliche neurologische Ausfälle, die jedoch nicht von einem bleibenden Hirninfarkt begleitet werden. Die Symptome einer TIA ähneln denen eines Schlaganfalls, halten aber in der Regel weniger als eine Stunde an, meist sogar weniger als fünf Minuten. Da sich die Defizite innerhalb kurzer Zeit zurückbilden, ist ein Infarkt unwahrscheinlich.
Es ist wichtig zu beachten, dass Defizite, die spontan innerhalb von 1 bis 24 Stunden verschwinden, oft von einem Infarkt begleitet sind und daher nicht mehr als TIAs betrachtet werden. Eine TIA tritt am häufigsten bei Menschen mittleren Alters und älteren Menschen auf und erhöht das Risiko für einen Schlaganfall erheblich, insbesondere in den ersten 24 Stunden nach der TIA.
Professor Dr. Jürgen Bardutzky, Leiter der Schlaganfallspezialstation am Universitätsklinikum Freiburg, erklärt, dass eine TIA durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst wird, die keinen eigentlichen Hirninfarkt hinterlässt. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass bei einer Dauer von über 60 Minuten oft ein kleiner Hirninfarkt nachweisbar ist.
Ursachen und Risikofaktoren einer TIA
Die Ursachen und Risikofaktoren für eine TIA sind die gleichen wie für einen ischämischen Schlaganfall. Die meisten TIAs werden durch Emboli verursacht, die meist aus den Karotiden oder den Vertebralarterien stammen. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören:
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- Unveränderliche Risikofaktoren:
- Früherer Schlaganfall oder TIA
- Höheres Alter
- Schlaganfall in der Familienanamnese
- Männliches Geschlecht
- Veränderliche Risikofaktoren:
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Zigarettenrauchen
- Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung)
- Diabetes
- Insulinresistenz
- Abdominale Fettleibigkeit
- Obstruktive Schlafapnoe
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Mangel an körperlicher Aktivität
- Hochrisiko-Diät (z. B. hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren und Kalorien)
- Psychosozialer Stress (z. B. Depression)
- Herzerkrankungen (insbesondere Erkrankungen, die zu Embolien prädisponieren, wie akuter Myokardinfarkt, infektiöse Endokarditis und Vorhofflimmern)
- Karotisstenose (Verengung der Halsschlagader)
- Drogenkonsum (z. B. Kokain, Amphetamine)
- Hyperkoagulabilität (erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes)
- Vaskulitis (Entzündung der Blutgefäße)
- Exogenes Östrogen
Ungewöhnliche Ursachen einer TIA können eine eingeschränkte Durchblutung durch schwere Hypoxämie, eine reduzierte Sauerstoffkapazität des Blutes (z. B. durch schwere Anämie, Kohlenmonoxidvergiftung) oder erhöhte Blutviskosität (z. B. schwere Polyzythämie) sein, vorzugsweise in Hirnarterien mit vorbestehender Stenose.
Symptome einer TIA
Die neurologischen Defizite bei einer TIA ähneln denen eines Schlaganfalls. Die Symptome beginnen plötzlich, halten meist 2-30 Minuten an und bilden sich dann vollständig zurück. Patienten können im Verlauf mehrere TIAs pro Tag oder nur wenige über Jahre verteilt erleiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schwäche oder Lähmung einer Körperseite (Gesicht, Arm, Bein)
- Sprach- und Verständnisstörungen (verwaschene Sprache, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen)
- Plötzliche Sehstörungen (Verschlechterung des Sehvermögens, Doppeltsehen, vorübergehende Blindheit auf einem Auge)
- Schwindel oder Gleichgewichtsprobleme
- Starke Kopfschmerzen (oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen)
Eine vorübergehende monokulare Blindheit (Amaurosis fugax), die meist weniger als fünf Minuten dauert, kann auftreten, wenn die A. ophthalmica betroffen ist.
Diagnose einer TIA
Die Diagnose einer TIA wird retrospektiv gestellt, wenn sich plötzliche neurologische Defizite, die auf Ischämie in einem arteriellen Gebiet zurückzuführen sind, innerhalb von einer Stunde auflösen. Eine isolierte periphere Fazialisparese, Bewusstseinsverlust oder eingeschränktes Bewusstsein lassen nicht an eine TIA denken.
Um andere Ursachen ähnlicher Symptome auszuschließen, sind folgende Untersuchungen erforderlich:
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- Neuroradiologische Bildgebung: Eine CT (Computertomographie) ist oft sofort verfügbar, kann aber Infarkte erst nach 24 Stunden sicher identifizieren. Die MRT (Magnetresonanztomographie) deckt einen sich entwickelnden Infarkt innerhalb von Stunden auf. Die diffusionsgewichtete MRT ist das präziseste Verfahren, um einen Infarkt auszuschließen, ist aber nicht immer verfügbar.
- Ursachensuche: Die Untersuchung umfasst Tests auf Karotisstenose, kardiale Emboliequellen, Vorhofflimmern, hämatologische Anomalien und ein Screening auf Risikofaktoren für einen Schlaganfall.
Da das Risiko für einen nachfolgenden ischämischen Insult hoch und unmittelbar ist, sollte die Abklärung schnell erfolgen, normalerweise bei stationärer Aufnahme.
ABCD2-Score
Der ABCD2-Score dient zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos nach einer TIA. Er wird durch Addition folgender Faktoren berechnet:
- A (Alter): ≥ 60 Jahre = 1 Punkt
- B (Blutdruck): Systolischer Blutdruck ≥ 140 mmHg oder diastolischer Blutdruck > 90 mmHg = 1 Punkt
- C (Klinische Merkmale): Schwäche = 2 Punkte, Sprechstörung ohne Schwäche = 1 Punkt
- D (TIA-Dauer): ≥ 60 Minuten = 2 Punkte, 10 bis 59 Minuten = 1 Punkt, < 10 Minuten = 0 Punkte
- D2 (Diabetes): Vorhanden = 1 Punkt
Das Risiko für einen Schlaganfall innerhalb von zwei Tagen beträgt:
- Bei einem Score von 6 bis 7: 8 %
- Bei einem Score von 4 bis 5: 4 %
- Bei einem Score von 0 bis 3: 1 %
Alle Patienten, die eine TIA erlitten haben, benötigen eine CT-Angiographie, eine Magnetresonanz-Angiographie (MRA) oder eine diffusionsgewichtete MRT der Karotiden und des zerebralen Kreislaufs.
Behandlung und Prävention von TIAs
Die Behandlung transienter ischämischer Attacken zielt auf die Prävention von Schlaganfällen ab. Dies umfasst:
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- Thrombozytenaggregationshemmer: Medikamente wie Aspirin, Clopidogrel oder eine Kombination aus beiden werden eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern.
- Statine: Diese Medikamente senken den Cholesterinspiegel und stabilisieren atherosklerotische Plaques.
- Karotisendarteriektomie oder arterielle Angioplastie mit Stenting: Diese Verfahren können bei Patienten mit einer Karotisstenose von mehr als 70 % sinnvoll sein, um das Schlaganfallrisiko zu reduzieren.
- Antikoagulation: Bei Vorliegen von kardialen Emboliequellen, wie Vorhofflimmern, werden Antikoagulanzien wie Warfarin oder neuere orale Antikoagulanzien (NOAKs) eingesetzt.
- Veränderung von Risikofaktoren: Die Reduktion von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Übergewicht und Bewegungsmangel ist entscheidend für die Schlaganfallprävention.
Lebensstiländerungen zur Prävention
Professor Dr. Schäbitz betont, dass die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls die Vermeidung von Risikofaktoren sind. Dazu gehören:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, mediterrane Diät mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol.
- Ausreichend Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt.
- Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen sollten behandelt werden.
Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an, mit dem Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Ein auffälliger Test sollte immer Anlass für einen Arztbesuch sein.
Gedächtnisverlust nach Schlaganfall
Gedächtnisstörungen sind eine häufige Folge eines Schlaganfalls. Sie können verschiedene Formen annehmen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Ursachen von Gedächtnisverlust
Gedächtnisstörungen nach einem Schlaganfall können durch verschiedene Faktoren verursacht werden:
- Direkte Schädigung von Hirnarealen: Der Schlaganfall kann Hirnbereiche schädigen, die für das Gedächtnis wichtig sind, wie den Hippocampus, den Thalamus oder den Frontallappen.
- Durchblutungsstörungen: Eine verminderte Durchblutung des Gehirns kann die Funktion von Nervenzellen beeinträchtigen und zu Gedächtnisproblemen führen.
- Entzündungsreaktionen: Entzündungen im Gehirn nach einem Schlaganfall können die Gedächtnisleistung beeinträchtigen.
- Psychische Faktoren: Depressionen, Angstzustände und Stress können ebenfalls zu Gedächtnisproblemen beitragen.
Formen von Gedächtnisverlust
Nach einem Schlaganfall können verschiedene Arten von Gedächtnisstörungen auftreten:
- Kurzzeitgedächtnis: Schwierigkeiten, sich neue Informationen zu merken.
- Langzeitgedächtnis: Schwierigkeiten, sich an Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern.
- Arbeitsgedächtnis: Schwierigkeiten, Informationen im Kopf zu behalten und zu verarbeiten.
- Visuelles Gedächtnis: Schwierigkeiten, sich Bilder oder Gesichter zu merken.
- Räumliches Gedächtnis: Schwierigkeiten, sich Orte oder Wege zu merken.
Therapie von Gedächtnisstörungen
Die Therapie von Gedächtnisstörungen nach einem Schlaganfall umfasst verschiedene Ansätze:
- Neuropsychologische Behandlung: Spezielle Übungen und Strategien zur Verbesserung der Gedächtnisleistung.
- Gedächtnisstrategien: Erlernen von Techniken, um sich Informationen besser zu merken (z. B. Eselsbrücken, Visualisierung).
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Gedächtnisleistung zu verbessern.
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten, um die Selbstständigkeit zu fördern.
- Unterstützung im Alltag: Angehörige und Betreuer können helfen, den Alltag zu strukturieren und Gedächtnisstützen zu nutzen (z. B. Notizen, Kalender).
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