Zuckungen bei Demenz: Ursachen, Symptome und Linderung

Unruhe und Zuckungen sind belastende Symptome, die bei Menschen mit Demenz auftreten können. Agitation, ein Zustand innerer Erregung mit unstillbarem Bewegungsdrang, äußert sich in Rastlosigkeit, Zappeln und Hantieren mit Gegenständen. Auch Zittern kann ein Zeichen gesteigerter Psychomotorik sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Zuckungen und Unruhe bei Demenz, gibt Tipps zur Linderung und stellt verschiedene Demenzformen vor.

Ursachen von Unruhe und Zuckungen bei Demenz

Unruhe bei Demenz ist mehr als nur Nervosität. Anders als bei allgemeiner Nervosität lässt sich der Bewegungsdrang bei Demenzkranken nicht unterdrücken. In fortgeschrittenen Stadien wandern die Betroffenen stundenlang umher, oft auch nachts, da sie glauben, etwas erledigen zu müssen. Diese sogenannte Weglauftendenz ist in Wahrheit eine Hinlauftendenz, da sie ein Ziel verfolgen, das sie nicht mehr einordnen können. Orientierungslosigkeit kann dazu führen, dass sich die Betroffenen verlaufen, was für Angehörige eine ständige Sorge bedeutet.

Ein häufig unterschätzter Auslöser für Agitiertheit sind Schmerzen, die Demenzkranke oft nicht mehr klar äußern können. Daher ist es wichtig, bei Unruhe immer auch körperliche Ursachen wie Schmerzen in Betracht zu ziehen. In solchen Fällen kann eine gezielte Schmerztherapie die Unruhe deutlich lindern.

Auch der Tag-Nacht-Rhythmus gerät bei Demenz oft durcheinander. Die Betroffenen verlangen nachts ihr Frühstück oder wollen am Tag schlafen. Werden sie darauf hingewiesen, reagieren sie häufig gereizt oder aggressiv. Diese Situationen sind für Angehörige und Betreuungspersonen sehr belastend.

Ursachen für Epilepsie im Alter können unter anderem Kopfverletzungen, kleine Schlaganfälle, beginnende Demenz, Alkoholmissbrauch oder Entzündungen sein.

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Symptome von Alzheimer

Alzheimer ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich das Gedächtnis, das Denken und das Verhalten beeinflusst. Es ist die häufigste Ursache für Demenz bei älteren Erwachsenen. Die Symptome von Alzheimer variieren je nach Stadium der Krankheit. Das Manifestationsalter liegt bei über 65 Jahren. Zu den häufigsten Symptomen gehören Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten bei der Wortfindung, Probleme beim Verstehen von visuellen Bildern und räumlichen Beziehungen sowie beeinträchtigtes Urteilsvermögen. Die kortikale Demenz entwickelt sich erst nach mehreren Monaten bis Jahren. Diese Form der Demenz beeinträchtigt die Fähigkeit einer Person, alltägliche Aufgaben auszuführen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören eine allgemeine geistige Verlangsamung und ein fortschreitender Verlust von komplexen Denkfähigkeiten. Insbesondere können Menschen Schwierigkeiten haben, sich an neue Informationen zu erinnern, sich zu konzentrieren oder sich Dinge zu merken. Darüber hinaus können sie Schwierigkeiten haben, Situationen richtig zu verstehen oder kluge Entscheidungen zu treffen. Es kann auch zu einer Desorientierung kommen, bei der sich die Betroffenen nicht mehr über Zeit und Ort im Klaren sind, obwohl sie sich in der Regel noch an ihre eigene Identität erinnern können. Weitere Symptome sind Schwierigkeiten beim Zeichnen oder Zusammenbauen von Objekten, Probleme bei der Koordination von Bewegungen (Apraxie), Schwierigkeiten beim Sprechen oder Finden der richtigen Worte (Aphasie) und sogar Verhaltensänderungen. Diese können sich als Unruhe, gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus, depressive Stimmung oder sogar paranoide Gedanken, wie der unbegründete Glaube, bestohlen oder vergiftet zu werden, äußern. Alzheimer gilt als ein Hauptbeispiel (Prototyp) für kortikale Demenz. Wenn jemand Gedächtnisprobleme oder Desorientierung zeigt, könnte dies ein Hinweis auf Alzheimer sein. In den späteren Stadien der Krankheit können auch körperliche Symptome auftreten. Dazu gehören Schwierigkeiten beim Gehen, Unfähigkeit, die Blase oder den Darm zu kontrollieren, unkontrollierte Muskelzuckungen und schließlich der Verlust der Fähigkeit, mit anderen zu interagieren. Die Symptome von Alzheimer verschlimmern sich mit der Zeit. In der milden Phase können Symptome wie Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten bei der Wortfindung und Probleme bei der Planung auftreten. In der moderaten Phase können Symptome wie erhöhte Verwirrung, Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben sowie Verhaltensänderungen auftreten. Die ersten Anzeichen von Alzheimer können bereits in den 30er Jahren auftreten, obwohl dies selten ist. Ein frühzeitiges Erkennen von Alzheimer kann durch regelmäßige medizinische Untersuchungen, Gedächtnistests und MRT-Untersuchungen erfolgen.

Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz genannt) tritt meist erst nach dem 65. Lebensjahr auf. Es ist noch nicht wirklich klar, ob die Lewy-Körperchen-Demenz eine eigenständige Erkrankung oder eine Variante von Parkinson mit frühem Demenzbeginn ist: Betroffene mit Lewy-Körperchen-Demenz haben zum Teil ähnliche Symptome wie Alzheimer- und Parkinson-Patienten. Auch Mischformen dieser drei Erkrankungen sind bekannt. Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz haben oft ähnliche Symptome wie Alzheimer- und Parkinson-Patienten: So leiden sie einerseits unter fortschreitenden Gedächtnisstörungen und verlangsamtem Denken, wobei die kognitive Leistungsfähigkeit im Verlauf des Tages oftmals erheblich schwankt. Andererseits treten Bewegungsstörungen auf, die dem Morbus Parkinson gleichen. Dazu gehören Zittern, Muskelsteifigkeit, verlangsamte Bewegungen. Als Besonderheit der Lewy-Körperchen-Demenz treten bereits sehr früh im Krankheitsverlauf optische Halluzinationen auf. Diese sind häufig sehr detailliert. Betroffene sehen zum Beispiel Menschen oder große Tiere, was Angst auslösen kann. Akustische Halluzinationen sind seltener. Gegenüber Neuroleptika, also Medikamenten, die gegen solche Sinnestäuschungen wirken, reagieren Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz oft überempfindlich. In der Folge können sich etwa Bewegungsstörungen verstärken, das Bewusstsein kann sich eintrüben oder die Betroffenen fallen in tagelangen Tiefschlaf. Ebenfalls typisch ist ein gestörter REM-Schlaf (Traumschlaf). Die Erkrankten leben ihre Träume regelrecht aus, was sich durch unruhigen Schlaf, vermehrte Bewegungen und Sprechen im Schlaf bemerkbar macht. Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind charakteristische runde Einschlusskörperchen - die so genannten Lewy-Körperchen - in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten: Alpha-Synuclein-Moleküle verkleben miteinander und bilden unlösliche Ansammlungen. Solche Eiweißablagerungen finden sich zum Teil auch bei Parkinson-Patienten, allerdings in einem anderen Bereich des Gehirns. Die eigentliche Ursache für die Ablagerung der Lewy-Körperchen ist bislang nicht bekannt. Bei einigen Patientinnen und Patienten steht die Erkrankung im Zusammenhang mit Veränderungen im Erbgut.

Die Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz ähneln denen der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit. Betroffen sind zunächst die Alltagsfähigkeiten, die mit dem Planen, Organisieren und Orientieren zusammenhängen. Insbesondere Aufmerksamkeit und Konzentration sind gestört. Charakteristisch dabei ist, dass die geistige Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf sehr stark schwanken kann. Zu Beginn der Erkrankung treten oft Halluzinationen und Wahnvorstellungen auf. In der Regel sind diese Sinnestäuschungen optischer Natur und die Betroffenen sehen Menschen, Tiere oder Dinge, die nicht da sind. In seltenen Fällen treten auch akustische Halluzinationen auf. Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind auch Parkinson-Symptome wie Muskelstarre, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung. Im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung verlieren die Betroffenen zunehmend ihre Alltagskompetenz. Die Sprachfähigkeit nimmt ab, Schluckstörungen treten auf. Stürze und kurzzeitige Bewusstlosigkeit häufen sich, die Betroffenen werden immobil und schließlich bettlägerig.

Um eine Lewy-Körperchen-Demenz zu diagnostizieren, werden drei Kriterien überprüft: Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterworfen sind, wiederholt auftretende Halluzinationen und motorische Störungen. Sind zwei der drei Kriterien erfüllt, ist von einer Lewy-Körperchen-Demenz auszugehen.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die häufigste Demenzerkrankung. Sie wird durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn verursacht, wodurch wichtige kognitive Funktionen eingeschränkt werden. Je nach Ursache können die Symptome plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten.

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Zu den typischen Ursachen einer vaskulären Demenz gehören Schlaganfälle, stille Schlaganfälle, Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder Bluthochdruck. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und hängen von der Art und dem Ort der Schädigung im Gehirn ab.

Altersepilepsie

Wenn es um Nervenerkrankungen im Alter geht, fallen meist die Schlagworte Schlaganfall und Demenz. Die dritthäufigste Nervenkrankheit unter den Senioren, die Altersepilepsie, wird dabei häufig übersehen. Ein epileptischer Anfall ist im Grunde ein Krampfanfall, der durch eine vorübergehende Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst wird. Statt der Verkrampfungen und Zuckungen sind zum Beispiel kurz auftretende Abwesenheitszustände, Verwirrtheit oder Sprachunfähigkeit charakteristisch. Die Besonderheiten im Erscheinungsbild führen dazu, dass eine Epilepsie im Alter oft nicht erkannt oder gar als Folge des Alterns missverstanden wird. Ursachen für die Epilepsie im Alter können unter anderem Kopfverletzungen, kleine Schlaganfälle, beginnende Demenz, Alkohol-Missbrauch oder Entzündungen sein.

Tipps zur Linderung von Unruhe bei Demenz

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Unruhe bei Menschen mit Demenz zu lindern:

  • Grundbedürfnisse sichern: Essen, trinken, schlafen, Toilettengänge sowie liebevolle Zuwendung.
  • Schmerzen erkennen und gezielt behandeln.
  • Bewegung ermöglichen: Spaziergänge, Tanzen oder leichte Gymnastik.
  • Einen sicheren Rahmen für den Bewegungsdrang schaffen.
  • Den Tagesablauf mit wiederkehrenden Ritualen strukturieren.
  • Kleine Aufgaben zur Selbstwirksamkeit geben und dafür danken.
  • Aromatherapie mit beruhigenden Düften wie Lavendel oder Vanille.
  • Sanfte Musik als entspannende Hintergrundatmosphäre.
  • Den Menschen beobachten und individuelle Entspannungssituationen erkennen.

Bei starkem Bewegungsdrang, der mit Gefahr oder großem Leid einhergeht, kann eine medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden. Pflanzliche Präparate sind ebenfalls möglich. Benzodiazepine sollten nur kurzzeitig verwendet werden, da sie abhängig machen können. Antipsychotika und Antidepressiva bergen kein Suchtpotenzial, verursachen aber oft Schläfrigkeit, was die Sturzgefahr erhöht und die Lebensqualität beeinträchtigen kann.

Belastende Symptome in der letzten Lebensphase

In den letzten Wochen, Tagen und Stunden können belastende Beschwerden für den Menschen mit fortgeschrittener Demenz auftreten. Diese können meist gemildert oder vorbeugend verhindert werden. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können am Lebensende verschiedene belastenden Beschwerden haben. Schmerzen, Luftnot oder Angst treten bei ihnen ungefähr genauso häufig auf wie bei Menschen mit anderen Erkrankungen. Es ist schwieriger diese Beschwerden bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu erkennen, da diese sich meist nicht mehr mit Worten mitteilen können.

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Schmerzen treten häufig auf. Die meisten Menschen mit Demenz erleben im Verlauf ihrer Erkrankung Schmerzen. Diese werden bei ihnen jedoch seltener erkannt und mit Schmerzmitteln behandelt als zum Beispiel bei Menschen mit Krebserkrankungen. Ursachen können Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen durch Verschleißerkrankungen im Alter oder die mangelnde Bewegung durch Bettlägerigkeit, Zahnschmerzen, Harnblasenentzündungen oder Verstopfung sein. Die Einschätzung und Behandlung von Schmerzen bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind schwierig. Schon kleine Veränderungen des gewohnten Verhaltens können Hinweise auf Schmerzen sein. Es gibt Hilfen zur Einschätzung von möglichen Schmerzen, sogenannte Skalen. Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeitende von Pflegediensten und Pflegeheimen nutzen diese Skalen häufig und können so regelmäßig die Schmerzen einschätzen. Um ein gutes Bild zur Wirksamkeit zu erhalten, sollten die Beobachtungen aller betreuenden Personen zusammengetragen werden.

Neben Schmerzen kann Luftnot sehr belastend und ängstigend für die Betroffenen und die Nahestehenden sein. Sie tritt besonders häufig am Lebensende auf und wird oft nicht erkannt. Die Ursachen und damit verbundene Behandlungsoptionen sind vielfältig. Eine Infektion der Lunge, eine Blutarmut oder weitere Erkrankungen können Ursache der Luftnot sein. Die Schwere der Luftnot kann jedoch meist gemildert werden. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wird gegebenenfalls eine Sauerstofftherapie verschreiben, wenn ein deutlicher Sauerstoffmangel im Blut vorliegt. Eine einfache Maßnahme zur Linderung der Luftnot ist ein kühler Luftzug im Mund-Nasen-Wagenbereich. Dies kann etwa durch geöffnete Fenster, einen (Hand-)Ventilator in der Nähe oder Handfächer geschehen. Auch eine aufrechte Körperposition, zum Beispiel durch Höherstellung des Kopfteils, kann die Atmung erleichtern.

Besonders am Lebensende kann sich eine starke Unruhe entwickeln. Diese kann sich durch starke körperliche Unruhe mit immer wiederkehrenden Bewegungen zeigen. Die Menschen versuchen eventuell immer wieder aufzustehen und drohen dabei durch fehlende Kraft zu stürzen. Ein unruhiges Verhalten kann ein Zeichen für Schmerzen sein, bei gut behandelten Schmerzen verschwindet die Unruhe dann wieder. Angst kann ebenfalls Unruhe auslösen. Die engmaschige Begleitung durch vertraute Personen, Berührungen und Massagen oder auch Musik können sehr beruhigend wirken und Medikamente verzichtbar machen. Erst wenn die nicht-medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und die oder der Betroffene unter quälender Unruhe zu leiden scheint, sollte über Medikamente zur Beruhigung nachgedacht werden.

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