Morbus Parkinson, auch bekannt als die Parkinson-Krankheit, ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland nach Alzheimer. Etwa 400.000 Menschen in Deutschland sind betroffen, wobei jährlich 11 bis 19 von 100.000 Menschen neu erkranken. Weltweit stieg die Zahl der Parkinson-Fälle von etwa 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen im Jahr 2016. Diese Erkrankung beeinträchtigt die Bewegungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Prominente Beispiele sind Schauspieler Michael J. Fox und Boxlegende Muhammad Ali. Umso wichtiger ist es, den Alltag von Parkinson-Patienten durch gezielte Bewegung und geeignete Trainingsgeräte zu erleichtern.
Die Bedeutung von Bewegung und Therapie bei Parkinson
Die Therapie bei Parkinson zielt darauf ab, die Beweglichkeit zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern. Regelmäßige Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsfürsorge, insbesondere für Parkinson-Patienten, deren Beweglichkeit eingeschränkt ist. Bewegung und Heilgymnastik sind nicht erst sinnvoll, wenn deutliche Beeinträchtigungen auftreten. Es ist ratsam, frühzeitig mit leichten Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung zu beginnen und regelmäßig spazieren zu gehen.
Ziele der Bewegungstherapie
Die Bewegungstherapie bei Parkinson verfolgt mehrere Ziele:
- Behandlung von Symptomen: Störungen des Sprechens, des Gleichgewichts, des Gehens und der Körperhaltung, die durch Medikamente nicht ausreichend beeinflusst werden, können durch gezielte Übungen behandelt werden.
- Erhaltung und Verbesserung der Beweglichkeit: Durch gezielte Bewegungsübungen, Sport, Krankengymnastik, Ergotherapie und Bewegungsbäder kann die Beweglichkeit erhalten und verbessert werden.
- Stärkere Belastbarkeit: Bewegung trägt zur Verbesserung der Eigenwahrnehmung und Stabilisierung der psychischen Verfassung bei. Eingeschränkte Beweglichkeit führt oft zu Missstimmungen.
- Linderung von Rigor und Tremor: Durch spezielle Therapieansätze können Muskelsteifheit (Rigor) und Zittern (Tremor) positiv beeinflusst werden.
- Förderung des Gehens: Gezielte Übungen können die Gehfähigkeit verbessern und somit die Mobilität erhalten.
- Minderung der Folgen von Bewegungsmangel: Regelmäßige Bewegung hilft, den negativen Auswirkungen von Bewegungsmangel entgegenzuwirken.
- Aktivierung von Restmuskelkräften: Durch gezieltes Training können vorhandene Muskelkräfte aktiviert und gestärkt werden.
- Entgegenwirken von Fatigue: Bewegung kann helfen, der bei Parkinson häufig auftretenden Fatigue (Erschöpfung) entgegenzuwirken.
- Stärkung der Psyche und des Wohlbefindens: Körperliche Aktivität hat einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden.
Individuelle Anpassung der Bewegungsprogramme
Es ist wichtig zu beachten, dass die Eignung einzelner Übungen, Sportarten oder Yoga von verschiedenen Faktoren abhängt. Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Beschwerden des Bewegungsapparates sollten bei der Auswahl der Aktivitäten berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, die individuell auf das Leistungsniveau abgestimmten Bewegungsübungen mit einem Arzt, Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten zu besprechen.
Empfehlungen für die Durchführung von Übungsprogrammen
- Häufigkeit: Im Allgemeinen werden zwei Übungseinheiten pro Woche empfohlen.
- Dauer: Die Dauer der Einheiten sollte idealerweise zwischen 15 und 60 Minuten liegen, abhängig vom individuellen Leistungsniveau.
- Bewegungsbad: Trainingseinheiten im warmen Wasser sind besonders sinnvoll, da sie die Muskulatur lockern und der Wasserwiderstand zur Kräftigung genutzt werden kann.
- Weitere Übungen: Übungen in der Turnhalle oder zu Hause können den Bewegungsbeginn erleichtern, das Gehen verbessern (z. B. durch große Schritte) und das Dehnen von Muskeln fördern. Auch die Verbesserung der Körperhaltung durch Streckübungen ist sinnvoll.
Trainingsgeräte für Parkinson-Patienten
Es gibt eine Vielzahl von Trainingsgeräten, die speziell für Parkinson-Patienten entwickelt wurden oder sich in der Therapie bewährt haben.
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Smoveys
Smoveys sind kleine, handliche Trainingsgeräte in Ringform, die einfach anzuwenden sind. Sie bestehen aus einem schadstofffreien Schlauch, Stahlkugeln und einem Griff. Die Stahlkugeln rollen durch den Schlauch und erzeugen Vibrationen, die in Kombination mit der Fliehkraft einen Trainingseffekt erzielen.
Vorteile von Smoveys bei Parkinson
- Lockerung der Muskulatur: Die Vibrationen können die Muskulatur lockern und somit Schmerzen lindern.
- Schulung der Haltung: Smoveys können helfen, die Körperhaltung zu verbessern.
- Verbesserung des Gleichgewichts: Übungen mit Smoveys können das Gleichgewicht stärken.
- Aktivierung der Nervenzellen: Das Training kann die Verknüpfung der Nervenzellen aktivieren.
- Anregung des Stoffwechsels: Die Bewegung kann den Stoffwechsel anregen.
- Überwindung von Freezing: Die Vibrationen und Fliehkräfte können helfen, Freezing-Episoden zu überwinden.
- Erleichterung größerer Bewegungen: Die Fliehkräfte können größere und symmetrischere Bewegungen erleichtern.
- Linderung von Steifheit und Blockaden: Das Schwingen kann die Muskulatur entspannen und Verklebungen in den Faszien lösen.
- Ansprache der tiefen Muskulatur: Das Schwingen spricht auch die tiefe Muskulatur an.
- Steigerung der Neuroplastizität: Die Übungen können die Neuroplastizität steigern und die Neurodegeneration ausbremsen.
- Stärkung des Gleichgewichts und der Rumpfbalance: Gezielte Übungen können das Gleichgewicht und die Rumpfbalance stärken.
- Verbesserung von Haltungsdefiziten: Lästige Haltungsdefizite können verbessert werden.
- Förderung der Verdauung: Die Bewegung und die Vibration wirken verdauungsfördernd.
- Anregung von Herz und Kreislauf: Das intensive Training regt Herz und Kreislauf an.
- Mentale Stärkung: Das Schwingen kann Freude bereiten und mental stärken.
Anwendung von Smoveys
Smoveys können vielseitig eingesetzt werden, z. B. beim Walken oder zur Verbesserung des Gehens. Sie können auch im Sitzen verwendet werden, um den Stoffwechsel anzukurbeln. Es gibt verschiedene Varianten von Smoveys, darunter die klassischen Smoveys, SmoveySOLID und SmoveySOFT. Die AQUAsmoveys können sogar im Wasser verwendet werden.
Hometrainer
Hometrainer sind vielseitige Geräte, die sowohl für das Bein- als auch für das Oberkörpertraining geeignet sind. Sie fördern die Durchblutung und Versorgung der Muskeln und können individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.
Vorteile von Hometrainern bei Parkinson
- Gezieltes Training von Beinen und Rumpf: Die Fahrrad-ähnliche Bewegung trainiert gezielt Beine und Rumpf.
- Effizientes Oberkörpertraining: Moderne Hometrainer ermöglichen auch ein effizientes Oberkörpertraining, z. B. mit dem Thera-Trainer, der die Arme und Schultern gezielt bewegt.
- Unterstützung bei Bewegungseinschränkungen: Einige Hometrainer können den Bewegungsablauf selbst übernehmen, wenn Patienten nicht selbstständig dazu in der Lage sind.
- Individuelles Training: Da der Bewegungstrainer sowohl Bein- als auch Armtrainer sein kann, kann er individuell an die Defizite des Patienten angepasst werden.
- Training in sicherer Umgebung: Das Training findet zu Hause statt, in einer sicheren und kontrollierten Umgebung.
- Kontinuität und Regelmäßigkeit: Das Training ist jederzeit zugänglich, was Kontinuität und Regelmäßigkeit fördert.
- Lösung von muskulären Verkrampfungen: Die sanften Bewegungen der Maschine können muskuläre Verkrampfungen lösen.
- Messbare Trainingsergebnisse: Die Trainingsergebnisse können gemessen und miteinander verglichen werden.
MOTOmed Bewegungstherapie
Die MOTOmed Bewegungstherapie wurde speziell für Menschen mit Bewegungseinschränkungen entwickelt und ergänzt physio-, ergo- und sporttherapeutische Maßnahmen. Anwender können sitzend im Rollstuhl oder vom Stuhl aus trainieren. Die gerätebasierte Bewegungstherapie mit dem MOTOmed ist in Deutschland bei vielen Indikationen von den gesetzlichen Krankenkassen als Hilfsmittel anerkannt.
Therapie-Modi
- Passiv: Die motorbetriebene Bewegung ohne Kraftaufwand eignet sich zur Regulierung des Muskeltonus, zur Lockerung der Muskulatur und zur Frühmobilisation nach langen Ruhezeiten. Das passive Training fördert die Durchblutung, die Verdauung und die Gelenkbeweglichkeit.
- Assistiv: Bei der motorunterstützten Bewegungstherapie ermöglicht die Funktion MOTOmed ServoTreten einen leichten Übergang vom passiven zum aktiven Training. Die assistive Bewegung fördert Kraft und Ausdauer schon bei geringsten Eigenkräften.
- Aktiv: Das aktive Training mit eigener Muskelkraft gegen fein dosierbare Bremswiderstände kräftigt die Bein-, Arm- und Oberkörpermuskulatur und stärkt das Herz-/Kreislaufsystem.
Forced Exercise
Die MOTOmed Parkinson Modelle (next generation: MOTOmed loop p.l und MOTOmed loop p.la sowie Classic: MOTOmed viva2 Parkinson) besitzen einen softwaregesteuerten Motor, der ein Bewegungstraining bei hohen Drehgeschwindigkeiten ermöglicht. Parkinson Patienten können sich bewegen lassen oder selbst aktiv mitarbeiten. Therapieeinheiten mit dem MOTOmed viva2 Parkinson können positive Effekte bei der Gehfähigkeit, dem Gleichgewicht, der Akinese (Bewegungsarmut), der Feinmotorik und der Haltungsstabilität bewirken. Mit der MOTOmed Bewegungstherapie können zudem Symptome wie Tremor und Rigor (Muskelsteifheit) verringert werden.
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Pedalo
Pedalo bietet spezialisierte Produkte, die gezielt zur Unterstützung der Parkinson-Therapie entwickelt wurden. Die Produkte sind darauf ausgerichtet, die motorischen Fähigkeiten, die Gleichgewichtssinne und die Beweglichkeit zu fördern.
Weitere Hilfsmittel und Übungen
Neben den genannten Trainingsgeräten gibt es weitere Hilfsmittel und Übungen, die für Parkinson-Patienten hilfreich sein können:
- Gymnastikball: Ein Ball mit einem Durchmesser von ca. 16 - 20 cm hat sich in der Physiotherapie bewährt.
- Gymnastikstab: Ein ca. 1 m langer Gymnastikstab ist für diese Art der Übungen gut geeignet.
- Bodenübungen: Bodenübungen sollten auf einer weichen, rutschfesten Unterlage durchgeführt werden.
- Übungen im Sitzen und Stehen: Es gibt spezielle Übungen, die im Sitzen oder Stehen durchgeführt werden können, um die Beweglichkeit zu verbessern.
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