Trigeminusneuralgie ist eine seltene, chronische Schmerzerkrankung, die durch den Trigeminusnerv verursacht wird. Dieser Nerv ist für die Weiterleitung von Sinnesempfindungen und Schmerzsignalen aus dem Gesicht zum Gehirn verantwortlich und steuert auch die Kaumuskulatur. Die Erkrankung manifestiert sich durch wiederkehrende, stechende, blitzartig einschießende, starke Schmerzattacken in einer Gesichtshälfte. Diese Attacken können Sekundenbruchteile bis maximal ein bis zwei Minuten andauern. In schweren Fällen können bis zu 100 Attacken pro Tag auftreten. Die Schmerzen werden oft als unerträglich beschrieben und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Schätzungsweise leiden bundesweit etwa 300.000 Menschen an Neuropathien, wobei die Trigeminusneuralgie eine mögliche Ursache für neuropathische Schmerzen darstellt.
Ursachen von Trigeminusneuralgie
Die Ursachen für Trigeminusneuralgie sind vielfältig. In vielen Fällen ist die Ursache unklar, aber bei vielen Patienten besteht ein direkter Kontakt einer Arterie mit dem Trigeminusnerv im Gehirn. Dieser Kontakt muss jedoch nicht zwangsläufig Schmerzen verursachen, da etwa ein Viertel aller Menschen einen solchen Kontakt haben.
Neben der klassischen Trigeminusneuralgie gibt es auch die sekundäre und die idiopathische Form. Die Schmerzen einer sekundären Trigeminusneuralgie können auf Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Tumore oder Gefäßfehlbildungen zurückzuführen sein. Wenn trotz typischer Symptome keine konkreten Ursachen gefunden werden, sprechen Mediziner von einer idiopathischen Trigeminusneuralgie.
Symptome der Trigeminusneuralgie
Die typischen Symptome einer Trigeminusneuralgie sind einschießende, starke Schmerzattacken im Gesicht. Oft lässt sich die Ursache eindeutig bestimmen. Es genügt eine kleine Bewegung, ein Kauen oder Schlucken und eine starke, fast unerträgliche Schmerzattacke fährt ins Gesicht. Wiederkehrende, stechende, blitzartig einschießende, starke Schmerzattacken in einer Gesichtshälfte sind typische Symptome einer Trigeminusneuralgie. Sie halten Sekundenbruchteile bis maximal ein bis zwei Minuten an. In schweren Fällen können bis zu 100 Attacken pro Tag auftreten. Auch spontane Schmerzen ohne Auslöser sind möglich, ebenso wie Dauerschmerzen bei vereinzelten Patienten.
Die Schmerzen können durch bestimmte Auslöser (Trigger) wie Berührung, Essen, Trinken, Sprechen, Zähneputzen oder sogar einen Luftzug ausgelöst werden. Die Erkrankung tritt am häufigsten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Der Verlauf ist oft episodenartig, was bedeutet, dass die Schmerzen für Tage, Wochen oder sogar Monate verschwinden können.
Lesen Sie auch: Nebenwirkungen und Verfahren der Thermokoagulation
Diagnose der Trigeminusneuralgie
Die Diagnose einer Trigeminusneuralgie basiert auf den typischen, triggerbaren Schmerzen, die durch klinische Untersuchungen festgestellt werden. Ein zusätzliches MRT dient vor allem dazu, einen Tumor als Ursache auszuschließen. Es ist auch wichtig, die Trigeminusneuralgie von anderen Erkrankungen wie der Trigeminusneuropathie abzugrenzen, bei der der Trigeminusnerv selbst geschädigt ist.
Konventionelle Behandlungsmethoden
Die Behandlung der Trigeminusneuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene konventionelle Behandlungsmethoden, die je nach Schweregrad der Erkrankung und individuellen Bedürfnissen eingesetzt werden können.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie ist oft die erste Wahl bei der Behandlung von Trigeminusneuralgie. Gängige Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen sind jedoch meist unwirksam. Stattdessen werden Antiepileptika wie Carbamazepin eingesetzt, um die Nervenfunktion zu stabilisieren und die unerwünschten Impulse zu unterdrücken. Carbamazepin verhindert, dass die Nervenzellen schnelle Stromimpulse abfeuern. Allerdings können diese Medikamente Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit verursachen.
In einigen Fällen können auch andere Medikamente wie Baclofen oder Gabapentin eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern. Bei akuten Schmerzattacken kann Phenytoin im Krankenhaus verabreicht werden.
Operative Eingriffe
Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist oder zu starke Nebenwirkungen verursacht, können operative Eingriffe in Betracht gezogen werden. Es gibt verschiedene operative Verfahren, die darauf abzielen, den Trigeminusnerv zu entlasten oder die Schmerzleitung zu unterbrechen.
Lesen Sie auch: Was tun bei Trigeminusneuralgie nach dentaler Behandlung?
Jannetta-Operation (Mikrovaskuläre Dekompression)
Die Jannetta-Operation ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem das Gefäß, das auf den Trigeminusnerv drückt, durch eine Schlinge oder künstliches Material so gelagert und fixiert wird, dass der Nerv dauerhaft entlastet wird. Dieser Eingriff führt in den meisten Fällen zu völliger Schmerzfreiheit und kann auch bei älteren Betroffenen gut durchgeführt werden. Rund 98 Prozent der Patienten sind anschließend schmerzfrei oder verspüren eine deutliche Schmerzlinderung. Bei weniger als zehn Prozent der Patienten kommt es im Laufe der Zeit zu einem Rückfall mit neuerlichen Schmerzen.
Thermokoagulation
Bei der Thermokoagulation werden die Schmerzfasern mit einer Sonde verödet. Dieses Verfahren wird minimalinvasiv mit einer Punktion durchgeführt, ohne dass die Schädeldecke eröffnet werden muss.
Radiochirurgie (Gamma Knife oder Cyber Knife)
Bei der Radiochirurgie werden hochdosierte Röntgenstrahlen auf das Schmerzareal gerichtet. Dieses nicht-invasive Verfahren kann ebenfalls zu einer Schmerzlinderung führen, jedoch kehrt der Schmerz bei etlichen Patienten nach einiger Zeit zurück.
Neuromodulation
Im Klinikum Darmstadt arbeitet man mit sogenannter "Neuromodulation", wobei Nerven mit Elektroden stimuliert werden.
Botox-Injektionen
Eine weitere, relativ neue Option sind Botox-Spritzen, wie man sie aus der Schönheitsmedizin kennt.
Lesen Sie auch: Trigeminusneuralgie: Ein umfassender Überblick
Hausmittel und alternative Behandlungsmethoden
Neben den konventionellen Behandlungsmethoden gibt es auch einige Hausmittel und alternative Behandlungsmethoden, die zur Linderung der Schmerzen bei Trigeminusneuralgie eingesetzt werden können. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Methoden nicht wissenschaftlich belegt sind und ihre Wirksamkeit individuell variieren kann. Es ist ratsam, vor der Anwendung von Hausmitteln und alternativen Behandlungsmethoden einen Arzt zu konsultieren.
Kälte- oder Wärmeanwendungen
Viele Betroffene profitieren von Wechselbädern in warmem und kaltem Wasser. Manchen Betroffenen hilft auch Kälte.
Akupunktur
Der Einsatz von Akupunkturnadeln kann Sensibilitätsstörungen und Nervenschmerzen erheblich mildern.
Hexenschuss-Tee
Ein altbewährtes Hausmittel um den gereizten Nerv zu beruhigen, ist der sogenannte Hexenschuss-Tee, der recht gut gegen Schmerzen verschiedener Nerven hilft. Zwar sprechen nicht alle Betroffenen auf dieses Hausmittel an, einen Versuch ist es jedoch allemal wert.
Kampferöl
Mit Kampferöl aus der Apotheke wurden ebenfalls bereits Erfolge erzielt. Hierzu werden über einen Zeitraum von acht Tagen 15 Knoblauchzehen in 50 Gramm Kampferöl angesetzt und danach durchgesiebt und ausgepresst. Mit der hierbei entstehenden Flüssigkeit werden die schmerzenden Areale eingerieben.
Johanniskrautöl
Vielen Betroffenen hilft auch das Einreiben mit Johanniskrautöl.
Alternativen Behandlungsmethoden
Einige Menschen sind davon überzeugt, dass neben den klassischen medizinischen Behandlungsverfahren alternative Methoden wie Homöopathie bei der Therapie einer Trigeminusneuralgie helfen. Ebenso gibt es verschiedene pflanzliche Schmerzmittel oder Hausmittel wie eine Infrarotlicht-Lampe zur Behandlung insbesondere der Schmerzen, die bei Neuralgien typisch sind.
Das Konzept der Homöopathie, ihre spezifische Wirksamkeit und die anderer alternativer Therapien sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt. Sprechen Sie daher vor Beginn einer solchen Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob sie für Sie sinnvoll ist.
Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) raten zudem von Vitaminpräparaten ab, die beispielsweise Vitamin B1 oder Vitamin E enthalten. Vitaminpräparate werden häufig damit beworben, Neuropathien, zu denen auch die Trigeminusneuralgie gehört, zu lindern. Es gibt jedoch keine medizinischen Studien, die das belegen.
Was Sie selbst tun können
Neben den medizinischen Behandlungen gibt es auch einige Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um die Schmerzen bei Trigeminusneuralgie zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:
- Vermeiden Sie Trigger: Identifizieren Sie die Auslöser, die Ihre Schmerzen verursachen, und versuchen Sie, diese zu vermeiden. Dies kann bedeuten, bestimmte Bewegungen, Speisen oder Getränke zu meiden oder sich vor kaltem Wind zu schützen.
- Stressmanagement: Stress kann die Schmerzen bei Trigeminusneuralgie verstärken. Versuchen Sie, Stress abzubauen, indem Sie Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen anwenden.
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßiger Bewegung kann dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und die Schmerzen zu lindern.
- Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie und Freunden über Ihre Erkrankung. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann ebenfalls hilfreich sein. Es gibt Selbsthilfegruppen und Online-Foren, in denen Sie sich mit anderen Menschen austauschen können, die an Trigeminusneuralgie leiden.
tags: #Trigeminus #Schmerzen #Hausmittel