Die Neurologie befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. Ein Krankenhausaufenthalt in der Neurologie kann aus verschiedenen Gründen erforderlich sein. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für eine Überweisung in ein neurologisches Krankenhaus, die dort angebotenen Leistungen und gibt einen Überblick über häufige neurologische Erkrankungen.
Gründe für eine Überweisung in ein neurologisches Krankenhaus
Eine Überweisung in ein neurologisches Krankenhaus kann aus unterschiedlichen Gründen erfolgen. Akute Notfallsituationen, aber auch chronische Erkrankungen können eine stationäre Behandlung erforderlich machen.
Akute Notfallsituationen
- Schlaganfall: Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus mit einer spezialisierten Stroke Unit (Schlaganfall-Einheit) erforderlich. Typische Symptome sind plötzliche Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sprach- oder Sehstörungen und heftiger Schwindel. Nur eine rechtzeitige Wiederherstellung der Durchblutung des Gehirns kann dauerhafte Behinderungen verhindern. Das St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci ist beispielsweise als regionale Stroke Unit zertifiziert und bietet eine intensive und interdisziplinäre Versorgung in der Akutphase des Schlaganfalls. Die Klinik für Neurologie verfügt über eine modernste apparativ-diagnostische Ausstattung und bietet neben der systemischen Thrombolyse auch die endovaskuläre (kathetergestützte) Schlaganfalltherapie an.
- Epileptische Anfälle: Ein erstmaliger epileptischer Anfall oder eine unerklärte Bewusstlosigkeit sollte immer stationär abgeklärt werden, um akute und potenziell gefährliche Ursachen auszuschließen. Anfallsserien oder ein Status epilepticus (ununterbrochene Anfälle) stellen ebenfalls Notfallsituationen dar, die stationär behandelt werden müssen.
- Akute Bewusstseinsstörungen: Bei plötzlichen oder unerklärlichen Bewusstseinsstörungen ist eine umgehende neurologische Untersuchung im Krankenhaus erforderlich, um die Ursache zu ermitteln und eine entsprechende Behandlung einzuleiten.
- Akute Rückenschmerzen: Akute starke Rückenschmerzen in Verbindung mit rasch zunehmenden, behindernden Ausfallerscheinungen können ein Grund für eine stationäre Aufnahme sein.
- Schwindel und Gangstörungen: Plötzlich auftretender, starker Schwindel in Verbindung mit Gangstörungen kann ein Hinweis auf eine neurologische Ursache sein und eine stationäre Abklärung erfordern.
Chronische Erkrankungen
- Multiple Sklerose (MS): Für die Diagnose von MS, die Behandlung schwerer Schübe oder die Durchführung einer Plasmapherese (Entfernung von Antikörpern und Entzündungsstoffen aus dem Blut) kann eine stationäre Aufnahme erforderlich sein. Spezialambulanzen, wie die MS-Ambulanz am Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam, bieten eine umfassende Betreuung für MS-Patienten. Das Alexianer St. Josefs-Krankenhaus ist ein anerkanntes MS-Schwerpunktzentrum nach den Richtlinien der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG).
- Parkinson-Krankheit und andere Bewegungsstörungen: Im späteren Verlauf der Parkinson-Krankheit können akute Probleme auftreten, die ambulant nicht bewältigt werden können, insbesondere bei älteren Patienten oder solchen mit Demenz. Eine stationäre Behandlung kann notwendig sein, wenn starke Wirkungsschwankungen der Medikamente, Verwirrtheit, Halluzinationen oder Kreislaufstörungen auftreten.
- Dementielle Erkrankungen: Bei rasch verlaufenden Demenzformen oder plötzlicher Verschlechterung ist eine stationäre Diagnostik erforderlich, um behandelbare Ursachen wie Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselstörungen auszuschließen.
- Neuromuskuläre Erkrankungen: Bei akut auftretenden oder sich rasch verschlimmernden Muskelschwächen, Atembeschwerden oder Schluckstörungen kann eine stationäre Aufnahme zur Diagnostik und Therapie notwendig sein.
- Chronische Schmerzen: Neurologische Erkrankungen sind häufig mit chronischen Schmerzen verbunden. In einem neurologischen Krankenhaus kann eine multimodale Schmerztherapie angeboten werden, um die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
- Schlafstörungen: Bei komplexen oder ungewöhnlichen Schlafstörungen, insbesondere wenn sie mit neurologischen Erkrankungen in Verbindung stehen, kann eine stationäre Abklärung im Schlaflabor erforderlich sein.
Unklare Diagnosen
- Komplexe neurologische Symptome: Wenn die Ursache für neurologische Symptome unklar ist und eine umfassende Diagnostik erforderlich ist, kann eine stationäre Aufnahme sinnvoll sein. Im Krankenhaus stehen alle relevanten diagnostischen Methoden zur Verfügung, um die Ursache der Beschwerden zu identifizieren und eine gezielte Behandlung einzuleiten.
- Verschlechterung nach Infektionen: Bei einer plötzlichen Verschlechterung neurologischer Symptome nach einer Infektion kann eine stationäre Aufnahme notwendig sein, um die Ursache zu finden und zu behandeln.
Leistungen in einem neurologischen Krankenhaus
Ein neurologisches Krankenhaus bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur.
Diagnostische Leistungen
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Eine ausführliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und eine sorgfältige körperliche Untersuchung sind die Grundlage jeder neurologischen Diagnostik.
- Apparative Diagnostik:
- Elektrophysiologische Untersuchungen: EEG (Elektroenzephalographie) zur Messung der Hirnströme, EMG (Elektromyographie) zur Messung der Muskelaktivität, Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen zur Beurteilung der Funktion peripherer Nerven.
- Bildgebende Verfahren: CT (Computertomographie), MRT (Magnetresonanztomographie), Myelographie (Darstellung des Rückenmarkkanals mit Kontrastmittel), Angiographie (Darstellung der Blutgefäße mit Kontrastmittel).
- Ultraschall: Nervenultraschall zur Beurteilung peripherer Nerven, Doppler- und Duplex-Sonographie zur Untersuchung der Blutgefäße.
- Laboruntersuchungen:
- Blutuntersuchungen: Umfassende Blutuntersuchungen zur Beurteilung von Entzündungswerten, Stoffwechselparametern, Autoantikörpern und anderen relevanten Parametern.
- Liquordiagnostik: Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) zur Diagnose von Entzündungen, Infektionen und anderen Erkrankungen des Nervensystems.
- Biopsien: Entnahme von Gewebeproben aus Nerven, Muskeln oder Blutgefäßen zur feingeweblichen Untersuchung.
- Neuropsychologische Testung: Untersuchung kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration.
- Ganganalyse: Beurteilung des Gangbildes zur Identifizierung von Gangstörungen.
Therapeutische Leistungen
- Medikamentöse Therapie: Behandlung neurologischer Erkrankungen mit Medikamenten, z.B. Antiepileptika bei Epilepsie, Immunsuppressiva bei Autoimmunerkrankungen, Schmerzmittel bei chronischen Schmerzen.
- Infusionstherapie: Verabreichung von Medikamenten oder Immunglobulinen über eine Infusion.
- Plasmapherese: Entfernung von Antikörpern und Entzündungsstoffen aus dem Blut bei Autoimmunerkrankungen.
- Botulinumtoxin-Therapie: Injektion von Botulinumtoxin zur Behandlung von Muskelkrämpfen, Dystonien und anderen Bewegungsstörungen.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Implantation eines Hirnschrittmachers zur Behandlung von Bewegungsstörungen wie Parkinson-Krankheit, Tremor und Dystonie.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten zur Verbesserung der Selbstständigkeit.
- Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung psychischer Belastungen, die mit neurologischen Erkrankungen einhergehen können.
- Schmerztherapie: Multimodale Schmerztherapie zur Behandlung chronischer Schmerzen.
- Neurologische Frührehabilitation: Intensive Rehabilitation zur Wiederherstellung von Funktionen nach schweren neurologischen Erkrankungen.
- Palliativmedizin: Betreuung von Patienten mit unheilbaren neurologischen Erkrankungen zur Linderung von Symptomen und Verbesserung der Lebensqualität.
Häufige neurologische Erkrankungen
Die Neurologie umfasst ein breites Spektrum an Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen gehören:
- Schlaganfall: Eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen im Erwachsenenalter.
- Epilepsie: Eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist.
- Multiple Sklerose (MS): Eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems.
- Parkinson-Krankheit: Eine neurodegenerative Erkrankung, die zu Bewegungsstörungen führt.
- Dementielle Erkrankungen: Kognitive Störungen, die zu Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und der Orientierung führen.
- Kopfschmerzen und Migräne: Häufige Schmerzerkrankungen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.
- Nervenschmerzen (Neuralgien): Schmerzen, die durch Schädigungen oder Reizungen von Nerven verursacht werden.
- Polyneuropathie: Eine Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft und zu Sensibilitätsstörungen und Muskelschwäche führen kann.
- Muskelerkrankungen (Myopathien): Erkrankungen, die die Muskulatur betreffen und zu Muskelschwäche und Muskelschwund führen können.
- Schlafstörungen: Störungen des Schlafs, die zu Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und anderen Beschwerden führen können.
Spezialambulanzen
Viele neurologische Kliniken bieten Spezialambulanzen für bestimmte neurologische Erkrankungen an. Diese Spezialambulanzen ermöglichen eine hochspezialisierteDiagnostik und Therapie durch erfahrene Fachärzte. Beispiele für Spezialambulanzen sind:
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- MS-Ambulanz: Für Patienten mit Multipler Sklerose und verwandten Erkrankungen.
- Epilepsie-Ambulanz: Für Patienten mit Epilepsie.
- Demenz-Ambulanz: Für Patienten mit Gedächtnisstörungen und Demenz.
- Bewegungsstörungs-Ambulanz: Für Patienten mit Parkinson-Krankheit, Tremor, Dystonie und anderen Bewegungsstörungen.
- Schmerz-Ambulanz: Für Patienten mit chronischen Schmerzen.
- Neuromuskuläre Ambulanz: Für Patienten mit Muskelerkrankungen und Erkrankungen der peripheren Nerven.
- Schlaf-Ambulanz: Für Patienten mit Schlafstörungen.
- Stroke Unit: Für Patienten mit akutem Schlaganfall.
- Ambulanz für Tiefe Hirnstimulation: Für Patienten, die für eine Tiefe Hirnstimulation in Frage kommen oder bereits einen Hirnschrittmacher haben.
- Spezialambulanz für seltene Gedächtnisstörungen: Für Patienten mit seltenen Formen von Gedächtnisstörungen.
- Myasthenie-Sprechstunde: Für Patienten mit Myasthenia gravis.
- Sprechstunde für Chorea Huntington: Für Patienten mit Chorea Huntington.
- Polyneuropathie-Sprechstunde: Für Patienten mit Polyneuropathie.
- Kopfschmerzzentrum: Für Patienten mit Kopf- und Gesichtsschmerzen.
- Spezialambulanz für Muskelerkrankungen: Für Patienten mit entzündlichen Erkrankungen der Muskulatur (Myositis).
- Neuroonkologische Sprechstunde: Für Patienten mit Tumorerkrankungen des Nervensystems.
- Schlafmedizinische Sprechstunde: Für Patienten mit Schlafstörungen.
Überweisungsprozess
In den meisten Fällen ist für eine Vorstellung in einer neurologischen Ambulanz eine Überweisung durch den Hausarzt oder einen anderen Facharzt erforderlich. Die Überweisung dient dazu, den Neurologen über die bisherige Krankengeschichte und die bereits durchgeführten Untersuchungen zu informieren. In einigen Fällen, insbesondere bei akuten Notfällen, kann eine direkte Vorstellung in der Notaufnahme des Krankenhauses erforderlich sein.
Für die Erstvorstellung in einer Spezialambulanz sollten Patienten folgende Unterlagen mitbringen:
- Überweisungsschein vom Hausarzt oder Facharzt
- Alle relevanten ärztlichen Vorberichte und Laborbefunde
- Eine Auflistung der aktuell und in der Vergangenheit eingenommenen Medikamente
- Befunde von bildgebenden Untersuchungen (CT, MRT) auf CD-ROM oder als Ausdruck
- Einen Merkzettel mit persönlichen Fragen
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