Viele Menschen mit psychischen Problemen suchen Experten, die ihnen helfen können. Dabei stehen sie oft vor der Frage: Psychiater, Psychologe oder Psychotherapeut? Diese drei Begriffe sind nicht immer leicht zu unterscheiden. Dieser Artikel soll die Unterschiede zwischen einer Überweisung für Neurologie und Psychiatrie erläutern und Ihnen helfen, den richtigen Spezialisten für Ihre Bedürfnisse zu finden.
Wege ins Krankenhaus und die Rolle der Überweisung
In Deutschland gibt es verschiedene Wege, wie Patienten ins Krankenhaus kommen. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Akutbehandlungen (Notfälle) und elektiven (geplanten) Aufenthalten. Für elektive Eingriffe ist in der Regel eine Krankenhauseinweisung erforderlich.
Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut: Wer macht was?
Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen diesen drei Berufsgruppen zu verstehen:
Psychologen haben ein Psychologiestudium absolviert und beschäftigen sich mit dem Verhalten, Denken und Fühlen der Menschen. Sie können in verschiedenen Bereichen arbeiten, z. B. in Personalabteilungen, Schulen, als Coaches oder in der Forschung.
Psychiater haben ein Medizinstudium absolviert und sich auf die Funktionsweise und die Erkrankungen des menschlichen Körpers spezialisiert. Sie können diese Erkrankungen auch mit Medikamenten behandeln. Nach dem Medizinstudium absolvieren sie eine mehrjährige Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie.
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Psychotherapeuten behandeln seelische Probleme. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung Psychotherapeut rechtlich geschützt. Sowohl Psychiater als auch Psychologen können mit einer entsprechenden Weiterbildung als Psychotherapeuten arbeiten.
Wann ist welcher Spezialist der Richtige?
Bei psychischen Problemen ist es ratsam, sich zunächst an den Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie zu wenden. Denn die Symptome einer psychischen Störung können auch körperliche Ursachen haben, z. B. eine Schilddrüsenerkrankung. Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen sind, kommt eine Psychotherapie in Frage. Welcher Spezialist dann geeigneter ist - ob Psychiater oder Psychologe - hängt vom Einzelfall und der individuellen Situation der Betroffenen ab. Manchmal werden Patienten auch von zwei Fachleuten betreut, einem Psychiater und einem Psychologen. Der Psychiater übernimmt die medikamentöse Behandlung, während der Psychologe die psychotherapeutische Seite abdeckt. In solchen Fällen ist eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten wichtig.
Die Rolle der Überweisung
Grundsätzlich gilt in Deutschland die freie Arztwahl. Das bedeutet, dass Patienten in den meisten Fällen direkt einen Facharzt aufsuchen können, ohne vorher den Hausarzt zu konsultieren. Dies gilt uneingeschränkt für Privatpatienten und für Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der zugelassenen Vertragsärzte und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ).
Es gibt jedoch einige Ausnahmen:
Für bestimmte medizinisch-technisch ausgerichtete Fachgebiete (z. B. Labormedizin, Mikrobiologie, Nuklearmedizin, Pathologie, Röntgendiagnostik, Strahlentherapie, Transfusionsmedizin) ist eine Überweisung erforderlich.
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Patienten, die an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmen, sind verpflichtet, vor dem Gang zum Facharzt eine Überweisung einzuholen.
Einige Krankenkassen bieten spezielle Facharztprogramme an, die eine Überweisung vom Hausarzt erfordern.
Überweisung für Autismus-Diagnostik: Ein Sonderfall?
Einige diagnostische Zentren, insbesondere Universitätskliniken, verlangen eine Überweisung von einem Psychiater oder Neurologen, bevor sie eine Autismus-Diagnostik durchführen. Dies liegt daran, dass die ärztliche Versorgung in der Regel zunächst durch niedergelassene Fachärzte erfolgen soll, bevor eine Klinik mit der Diagnostik beauftragt wird. Der niedergelassene Arzt beauftragt die Klinik dann quasi mit der Weiterbehandlung/Diagnostik, wenn seine Kenntnisse/Möglichkeiten nicht mehr ausreichen.
Diese Anforderung erscheint auf den ersten Blick unlogisch, da man ja gerade einen Psychiater aufsuchen möchte, um eine Diagnose zu erhalten. Allerdings dient diese Vorgehensweise dazu, die Diagnostik-Zentren vor einer Überlastung zu schützen und sicherzustellen, dass Patienten mit komplexeren Fällen oder spezifischen Fragestellungen vorrangig behandelt werden.
Was tun, wenn man keine Überweisung bekommt?
Es kann vorkommen, dass ein Psychiater sich weigert, eine Überweisung auszustellen, insbesondere wenn man kein Patient der Praxis ist. In diesem Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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- Hausarzt: Der Hausarzt kann eine Überweisung an einen Neurologen/Psychiater ausstellen.
- Psychiater kontaktieren: Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Psychiater und schildern Sie Ihre Probleme. Erklären Sie, dass Sie eine Autismus-Diagnostik durchführen lassen möchten und dafür eine Überweisung benötigen.
- Alternative Diagnostikstellen suchen: Erkundigen Sie sich nach anderen Diagnostikstellen, die keine Überweisung von einem Facharzt verlangen. Einige Autismus Therapiezentren (ATZ) bieten möglicherweise auch Diagnostik ohne Überweisung an.
- Direktkontakt zur Uniklinik: Kontaktieren Sie direkt die Uniklinik und schildern Sie Ihren Fall. Fragen Sie, ob eine Überweisung vom Hausarzt ausreichend ist oder ob Sie zwingend eine Überweisung von einem Psychiater benötigen.
- Patientenbegleiter der Krankenkasse: Einige Krankenkassen bieten Patientenbegleiter an, die bei der Suche nach einem geeigneten Spezialisten und der Organisation von Terminen helfen können.
Was Neurologen und Psychiater behandeln
Neurologen behandeln Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der Nerven und der Muskulatur. Dazu gehören beispielsweise Kopfschmerzen, Migräne, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson, Demenz, Epilepsie und Polyneuropathie.
Psychiater behandeln psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie, bipolare Störungen und Suchterkrankungen.
Ablauf einer Untersuchung beim Neurologen
Eine Untersuchung beim Neurologen beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese), in dem der Patient seine Krankheitsgeschichte und seine aktuellen Beschwerden schildert. Anschließend führt der Neurologe eine neurologische Untersuchung durch, um Ausfälle und Funktionsabweichungen des Nervensystems zu erkennen. Je nach Beschwerdebild kann der Neurologe zusätzliche Untersuchungen veranlassen, z. B. Labortests, Elektroenzephalographie (EEG), Elektromyographie (EMG) oder Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG). In einigen Fällen kann auch eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein.
Facharztprogramme der Krankenkassen
Einige Krankenkassen, wie z. B. die AOK Baden-Württemberg und die Bosch BKK, bieten spezielle Facharztprogramme an. Diese Programme sollen Patienten mit psychischen Belastungen schneller und besser helfen. Zu den Vorteilen dieser Programme gehören:
- Schnelle Terminvergabe
- Mehr Beratungszeit
- Engmaschige Vernetzung aller an der Behandlung beteiligten Ärzte
- Unterstützung bei der Auswahl eines passenden Facharztes
- Zuzahlungsbefreiung bei bestimmten Arzneimitteln und Hilfsmitteln
Die Teilnahme an diesen Programmen ist in der Regel freiwillig und kostenlos.
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