Ulrich Werth und die Alzheimer-Forschung: Ein Überblick

Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch einen fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Die Forschung zu dieser Krankheit ist vielfältig und umfasst verschiedene Ansätze, von der Früherkennung bis hin zu innovativen Behandlungsmethoden. Dieser Artikel beleuchtet einige Aspekte der aktuellen Alzheimer-Forschung, insbesondere im Zusammenhang mit den Arbeiten von Ulrich Werth und anderen Forschern. Die Themen sind breit gefächert von Alzheimerfrüherkennung mittels Bluttest über Leitlinien in der Sozialpsychiatrie bis hin zu Hilfestellungen für Leukämiepatienten über 70 Jahre.

Früherkennung von Alzheimer durch Bluttests

Ein wichtiger Schwerpunkt der Alzheimer-Forschung liegt auf der Entwicklung von Methoden zur Früherkennung der Krankheit. Privatdozent Dr. Max Holzer vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig wird von der AFI unterstützt, um einen Bluttest zu entwickeln, der eine einfache und sichere Frühdiagnose von Alzheimer ermöglichen soll. Dieser Test basiert auf der Stimulierbarkeit von Lymphozyten.

In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung hat der Test bereits eine hohe diagnostische Aussagekraft gezeigt. Nun wollen die Forscher an 100 Patienten untersuchen, ob das Verfahren auch im Frühstadium eine vergleichbar hohe diagnostische Sicherheit erzielt. Eine frühe Diagnose ist entscheidend, da sie den frühzeitigen Beginn einer Behandlung ermöglicht und somit die Lebensqualität der Betroffenen länger erhalten bleibt. Die derzeit verfügbaren diagnostischen Verfahren sind aufwändig und führen nicht immer zu eindeutigen Ergebnissen.

Psychosoziale Aspekte und Lebensqualität im Alter

Neben den biomedizinischen Aspekten der Alzheimer-Forschung spielen auch psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle. Die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) hat eine Forschungskooperation zwischen den Universitäten Ulm und Leipzig für ihre Arbeit an der "Leitlinie zu psychosozialen Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen" ausgezeichnet. Diese Leitlinie enthält umfassende Behandlungsempfehlungen für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, wie Schizophrenie, Persönlichkeits- oder Zwangsstörungen und schweren Depressionen. Psychosoziale Therapien, wie das Training sozialer Fertigkeiten, sind neben Medikamenten und Psychotherapie wichtige Behandlungsmöglichkeiten.

Dr. phil. Ines Conrad vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig hat einen Fragebogen zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität älterer Menschen entwickelt. Dieses Instrument ermöglicht es, die Lebensqualität im Alter wissenschaftlich messbar zu erfassen und die Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen besser zu beurteilen.

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Ulrich Werth und die "Ewige-Nadel-Therapie"

Dr. med. Ulrich Werth hat eine Behandlungsmethode entwickelt, die als "Ewige-Nadel-Therapie" bekannt ist. Diese Methode basiert auf der Platzierung von Mikroimplantaten in der Ohrmuschel an bestimmten Akupunkturpunkten. Ein Patient berichtete von einer Magnetresonanztomographie (MRT) - Untersuchung in der Schweiz im Jahr 2014, die bestätigte, dass er unter Alzheimer litt. Trotzdem ging das Leben weiter und er wollte seinen Plan nicht aufgeben, den Lebensabend in Mexiko zu verbringen. Während den ersten zwei Jahren in der Wahlheimat verschlechterte sich sein geistiger und körperlicher Zustand rapide.

Der Patient berichtete, dass er im Internet ein Interview mit Dr. med. Ulrich Werth über seine Erfindung der “ewigen Nadel” sah und sich daraufhin in Valencia behandeln ließ. Am Abend nach der “Operation” war er ein neuer Mensch. Er wusste wieder deutlich, wer und wo er war. Die Mattscheibe war weg, er bemerkte ganz klar den Unterschied zwischen vorher und nachher. Er war wieder präsent und integriert im Jetzt. Er hat den Überblick, er sieht sich und die Situation. Er weiss, was er mache, er entscheidet selbstständig und artikuliert sich. Er kann sich wieder konzentrieren, was vorher ein Ding der Unmöglichkeit war und kann daher auch wieder Bücher lesen. Heute - ungefähr zwei Monate später zurück in Mexiko - also rückblickend mit etwas Abstand zur Behandlung, sind wir täglich auf’s neue dankbar jene Reise nach Valencia unternommen zu haben.

Erfolge und Wirkungsweise der "Ewigen Nadeln"

Laut Werth wurden inzwischen 32 Demenz-Patienten mit der „Ewigen-Nadel-Therapie nach Werth“ behandelt. Bei 15 Patienten mit mehr oder weniger reinem Alzheimer ohne Zusatzerkrankungen wie Arteriosklerose im Gehirn zeigte sich 5-mal eine sofortige Besserung mit Sekunden-Phänomen mit Verbesserung der Wahrnehmung. Zum Beispiel war das Hören wieder ohne Hörgerät gut. Ein Patient konnte sofort besser sehen als vorher mit der Brille. Bei allen konnte man sehen, dass das Interesse für das Alltagsgeschehen noch am ersten Tag wieder einsetzte. So brauchte keiner der Patienten in ein Pflegeheim eingewiesen zu werden. Ein Teil davon konnte wieder ganz selbständig leben. Bei den anderen konnte beobachtet werden, dass sie auf dem Wege dazu waren. Auch bei sehr schwerer Demenz kam es vom alleinigen Verstehen des eigenen Vornamens innerhalb von Wochen dazu, dass wieder selbstständig telefoniert werden konnte.

Die Verbesserung der Gehirnleistung hängt auch davon ab, ob Therapiehindernisse vorliegen. Ein Beispiel aus der Praxis: Peter K. (76), ein Schweizer, der nach Mexiko ausgewandert ist, kam ohne jegliche räumliche und zeitliche Orientierung, Verlust des Erinnerungsvermögens für alltägliche Dinge, so dass ihm beim weiteren Fortschreiten der Alzheimer-Demenz eines Tages die völlige Pflegebedürftigkeit drohte. In dem üblichen Demenz-Test MMSE erreichte er nur 15 von 30 möglichen Punkten. Am nächsten Tag berichtete er, dass es einen „Quantensprung“ gegeben habe. Am Morgen nach der Behandlung hatte er das Gefühl, dass ein neues Leben anfängt. Er war sofort wieder alltagstauglich. An die davor anstehende Frage der Pflegebedürftigkeit war nicht mehr zu denken. Und er begann sich nach und nach an seine „vorher verschütteten Lebensabschnitte“ zu erinnern.

Wissenschaftliche Erklärungen für die schnelle Wirkung

Werth erklärt, dass bei Alzheimer eine völlig andere Hirnregion betroffen ist als bei anderen Demenzformen. Bei Alzheimer ist der Degenerationsprozess hauptsächlich im Hippocampus lokalisiert, dem wichtigsten Hirnteil für das Kurzzeit-Gedächtnis. Die Regenerations-Vorgänge, die durch die Behandlung mit der „Ewigen-Nadel-Therapie“ angestoßen werden, haben bei unterschiedlichen Zellarten in Form und Größe zum Beispiel auch ganz unterschiedliche Zeitparameter. Der Prozess des Absterbens von Zellen und Synapsen im Hippocampus wird durch die „Ewige-Nadel-Therapie“ in Sekunden umgedreht. Sofort nach dem Verlassen der Behandlungsliege sind Alzheimer-Patienten (solche bei denen keine Zusatzerkrankungen als Therapie-Hindernisse vorhanden sind) in der Wahrnehmung wie Hören, Sehen und im Verstehen von Sprache oder Erkennen von Bildern viel besser. Die Wahrnehmung ist der erste Schritt dabei, die Voraussetzung, etwas zu speichern.

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Im Hippocampus werden tausende am Tage aufgenommenen Informationen der tausend kleinen und großen Ereignisse gespeichert. Wie kann das realisiert werden? Die Information steckt in der sich ständig verändernden Verschaltung. Wie kann diese sich denn so schnell wie alle Einzelheiten der Tageserlebnisse ändern? Zur Beschreibung dieser Vorgänge benutzen die Neurobiologen folgende Begriffe: Funktionelle Plastizität durch Änderung der Übertragungseigenschaften der Synapsen, das heißt veränderte Input/Output-Verhältnisse, strukturelle Plastizität durch Synaptogenese und/oder Neurogenese, letzter besonders in der Körner-Zell-Schicht. Der Hippocampus ist in einer ständigen Umorganisation und besonders im Schlaf in der Weitergabe dieser Information in den quasi unendlichen Langzeitspeicher des Neokortex, der übersetzt „Neu-Großhirn-Rinde“, begriffen.

Alter und Alzheimer: Kein direkter Zusammenhang

Herr Heinz E. (84) war nach dem Tod seiner geliebten Frau sehr vergesslich geworden. Ganze Lebensabschnitte verschwanden und waren nicht mehr erinnerbar. Körperlich war er beim Gehen und Bewegen durch eine eingetretene Schwäche beeinträchtigt. Namen, auch die seiner besten Freund fielen ihm nicht mehr ein. Die Gedanken drehten sich im Kreise, aber er kam nicht drauf. Die optische und akustische Wahrnehmung waren derart beeinträchtigt, dass er Gegenstände zwar sah, aber nicht erkennen konnte, worum es sich handele, Wörter konnte er hören, aber den Sinn nicht verstehen. Nach dem Setzen der Mikroimplantaten in beide Ohrmuscheln an den korrespondierenden Punkten stand er von der Behandlungsliege auf, ging stolzen Schrittes durch das Wartezimmer aufrecht und voller Kraft. Er begann sein Erstaunen in einer Art Vortrag vor den ebenfalls anwesenden wartenden Patienten zum Ausdruck zu bringen. Dabei benutzte er ausgefallene Worte im richtigen Zusammenhang. Solche Worte hatte er schon lange nicht mehr erinnern, geschweige denn im richtigen Zusammenhang benutzen können. Seine Tochter, die als Begleitperson anwesend war, war höchst erfreut und völlig überrascht. In den folgenden 6 Wochen berichtete Herr E., dass vor der Behandlung „verschüttete Lebensabschnitte“ Tag für Tag wieder ins Bewusstsein zurückkommen. Bis zum heutigen Tag ist alles bestens, wie er gerade eben am Telefon erzählte. Die Namen seiner Freunde fallen ihm ein so, dass er sie direkt gleich wieder mit Namen ansprechen kann. Herr E. (84) beweist ein weiteres Mal, dass Alzheimer primär nichts mit dem Alter zu tun hat. Der Hippocampus behält seine Plastizität bis ins hohe Alter. Ohne diese könnte man sich die tausend kleinen Ereignisse des Tages nicht merken. Alles bewusst Erlebte kann der Gesunde, ob jung oder alt, mit ziemlicher Sicherheit am Abend noch erinnern.

Präsenile Demenz und genetische Faktoren

Susanne D. (48) stellte sich in Begleitung ihrer Freundin vor. So jung spricht man von präseniler Demenz. Die Patienten haben ein Alzheimer-Gen, welches bei extremen Stress-Belastungen schneller als bei normalen Patienten zu der Alzheimer-Erkrankung führt. Das heißt aber nicht, dass es dazu kommen muss, wenn die entsprechende „Anti-Alzheimer-Lebensweise“, möglichst ohne Negativ-Stress, mit lohnenswerten Aufgaben, sportlicher Betätigung, kohlenhydratarmer, fischreicher, gemüsereicher Ernährung gelebt wird.

Schwere Demenz als Hinderungsgrund?

Ein Patient aus Minsk, Herr M. (66) kam mit seiner Tochter. Vor der Behandlung: Schwere Demenz. MMSE 6 Punkte, Uhrzeichnen war völlig unmöglich. Nach der Behandlung betrachtete er ein Gemälde ganz interessiert, erfreute sich an den Farben und erkannte die aufgehende Sonne, die Bäume, die Berge auf dem Bild. Die Tochter war überglücklich: „Er interessiert sich wieder für etwas!“ Sieben Tage später war der Test auf 9 etwas gestiegen. Seine Ehefrau berichtete über eine bessere Alltagstauglichkeit. Er erinnere sich an Erlebnisse vom Tag davor und mitunter auch an frühere Erlebnisse.

Therapiehindernisse und fehlende Wirkung

Werth betont, dass es auch Fälle gibt, in denen die "Ewigen Nadeln" nicht helfen. Das sind abgestorbenes Gewebe, im Kopf durch verschlossene Gefäße „Enzephalomalazie“, ein Therapie-Hindernis bei Demenz. Das ist eine mangelnde oder fehlende Durchblutung. Der Erfolg kann durch fehlende „Bausteine“ für die Synapto- und Neurogenese oder für das jeweilige zu regenerierende Gewebe, für diese notwendigen Substanzen, verringert werden. Eine Patientin, bei der im MRT-Befund stand: „…ausgeprägte Mikro-Angiopathie mit enzephalomalazischen Herden…“ wurde auch nach Monaten nicht besser.

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Stress als Ausgangspunkt für Alzheimer

Ausgangspunkt für die Therorie der Entstehung von Alzheimer ist der Stress. Folge ist die Stresshormon-Ausschüttung, betont wird in der Literatur das Stresshormon Kortisol. Das führt als Alarm-Hormon zur Erregung der hippocampalen Zellen über eine starke Glutamat-Ausschüttung. Durch Übererregung und nicht ausreichende Energie-Bereitstellung können Zellen absterben. Beta-Amyloid ist die natürliche Bremse der Erregung. Bei chronischen Stress wird davon so viel gebildet, dass die Moleküle verkleben. Das kann zu einer Ketten-Reaktion der Verklebung fehlen und damit fehlte der Schutzstoff und die Übererregung tötet erst recht Nervenzellen.

Weitere Forschungsansätze und Studien

Die Alzheimer-Forschung umfasst auch Studien zu den Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die kognitive Funktion älterer Menschen. Wilson JJ, McMullan I, Blackburn NE, Klempel N, Jerez-Roig J, Oviedo GR, Klenk J, Dallmeier D, Coll-Planas L, McIntosh E, Skjødt M, Caserotti P, Tully MA (2022) untersuchten den Zusammenhang zwischen der Fragmentierung körperlicher Aktivität und der körperlichen Funktion bei älteren Erwachsenen im Rahmen der SITLESS-Studie.

Rapp K, Lamb SE, Roigk P, Becker C, Konnopka C, König H-H, Peter RS, Rothenbacher D, Büchele G (2022) untersuchten die Wirkung eines Programms zur Prävention osteoporotischer Frakturen auf die Frakturinzidenz in der Routineversorgung. Rapp K, Becker C, Todd C, Rehm M, Rothenbacher D, Konnopka C, König H-H, Friess T, Büchele G (2022) untersuchten den Zusammenhang von zwei geriatrischen Behandlungssystemen auf die Aufnahme in Pflegeheime und die Mortalität bei Patienten mit Hüftfraktur.

Paluch AE, Bajpai S, Bassett DR, Carnethon MR, Ekelund U, Evenson KR, Galuska DA, Jefferis BJ, Kraus WE, Lee I-M, Matthews CE, Omura JD, Patel AV, Pieper CF, Rees-Punia E, Dallmeier D, Klenk J, Whincup PH, Dooley EE, Gabriel KP, Palta P, Pompeii LA, Chernofsky A, Larson MG, Vasan RS, Spartano N, Ballin M, Nordström P, Nordström A, Anderssen SA, Hansen BH, Cochrane JA, Dwyer T, Wang J, Ferrucci L, Liu F, Schrack J, Urbanek J, Saint-Maurice PF, Yamamoto N, Yoshitake Y, Newton RL, Yang S, Shiroma EJ, Fulton JE (2022) führten eine Meta-Analyse von 15 internationalen Kohortenstudien zum Thema tägliche Schritte und Gesamtsterblichkeit durch.

Nerz C, Kramer-Gmeiner F, Jansen C-P, Labudek S, Klenk J, Becker C, Schwenk M (2022) evaluierten den Inhalt von gruppenbasiertem und individuell durchgeführtem LiFE und untersuchten Prädiktoren für die Trainingsreaktion.

Berger B, Graeb F, Essig G, Reiber P, Wolke R, Baumann M, Bäumler C, Beckmann M, Blau J, Brandenberg K, Breuckmann M, Carstensen H, Dallmann H-U, Dankbar R, Eberl M, Freiberger E, Friesacher H, Geng V, Grunert S, Holke M, Kälberer E, Kreutzner G, Kümmel C, Lang K, Lindemann U, Müller-Hesselbach U, Renner K, Reuther S, Ruby L, Schiff A, Schneider D, Schwarz A, Sosa-Köttermann G, Steinmetz-Ehrt C, Troll B, Vetter T, Wydra S, Zenker N, Thiele K, Masoum-Babaie R (2022) untersuchten die Frage, ob ein Rollator die Mobilität älterer Menschen verbessern kann.

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