Das Universitätsklinikum Tübingen genießt einen exzellenten Ruf für seine neurochirurgische Abteilung. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte dieser Klinik, von der Expertise der Ärzte bis hin zu Patientenerfahrungen, um ein umfassendes Bild zu vermitteln.
Expertise und Behandlungsspektrum
Die Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Tübingen unter der Leitung von Professor Dr. med. Marcos Tatagiba deckt das gesamte Spektrum der modernen Neurochirurgie ab. Ein erfahrenes, interdisziplinäres und internationales Team setzt Behandlungstechniken nach neuesten Standards ein. Oberstes Ziel ist eine optimale, patientenorientierte Versorgung.
Die hohe Komplexität neurochirurgischer Krankheitsbilder erfordert ein großes Team mit Spezialisten. Die Klinik bietet spezialisierte Sprechstunden und individuelle Therapieplanung an.
Funktionelle und neuromodulative Neurochirurgie
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der funktionellen und neuromodulativen Neurochirurgie. Diese widmet sich der gezielten Behandlung neurologischer Erkrankungen, die durch Fehlsteuerungen oder Dysfunktionen von Nervenstrukturen verursacht werden. Zu den häufigsten Behandlungsverfahren gehören:
- Tiefe Hirnstimulation (DBS): Hierbei werden feine Elektroden in bestimmte Hirnregionen eingesetzt, um überaktive oder fehlgesteuerte Nervenzellen zu modulieren. Dies kann Symptome wie Zittern oder Muskelsteifigkeit lindern und wird beispielsweise bei Parkinson oder Dystonie eingesetzt.
- Motorcortex-Stimulation: Dieses neurochirurgische Verfahren wird zur Behandlung therapieresistenter chronischer Schmerzen eingesetzt. Eine Elektrode wird auf den motorischen Cortex des Gehirns aufgelegt, um das Schmerzempfinden zu reduzieren. Einsatzgebiete sind beispielsweise Gesichtsschmerzen oder Phantomschmerzen.
- Rückenmarksstimulation und periphere Nervenstimulation: Diese Verfahren werden ebenfalls zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt.
- Vagusnervstimulation: Dieses neuromodulative Verfahren wird zur Behandlung von therapieresistenter Epilepsie eingesetzt.
Darüber hinaus bietet die Klinik nicht-invasive neuromodulative Therapieverfahren an, wie die Transkranielle elektrische Stimulation (tDCS, tACS), die periphere elektrische Stimulation, EEG-basiertes Neurofeedback sowie die repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS). Bei der rTMS Therapie werden beispielsweise magnetische Impulse auf bestimmte Areale des Gehirns abgegeben. Die Therapie ist schmerzfrei und wird in mehreren Sitzungen durchgeführt.
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Nervenchirurgie
In der Nervenchirurgie werden Lähmungen, Gefühlsstörungen oder eingeschränkte Beweglichkeit von Hand, Arm, Schulter, Fuß oder Bein behandelt. Verletzte Nerven werden genäht, verpflanzt oder ersetzt. Die Klinik verfügt über international anerkannte Expertise in der Durchführung von Ersatzoperationen und in der Nervenchirurgie. Als Teil des „Tübinger Nerve Team (TNT)“ arbeitet sie mit der Neurochirurgie und Neurologie der Uniklinik Tübingen zusammen. Vor dem Eingriff erfolgen eine eingehende körperliche Untersuchung sowie ein ausführliches Patientengespräch; nach der OP ist meist eine spezielle Physio- und Ergotherapie nötig.
Kinderneurochirurgie
Da Kinder in ihren Erkrankungen besonders sind, bedürfen sie einer sehr spezifischen Therapie. Deshalb wird heutzutage die neurochirurgische Behandlung von Kindern spezialisierten Neurochirurgen vorgenommen.
Patientenerfahrungen
Die Erfahrungen von Patienten mit der Neurochirurgie am Universitätsklinikum Tübingen sind vielfältig. Insgesamt haben 19 Patient:innen ein Feedback zu Universitätsklinikum Tübingen UNI-Klinik f. abgegeben. Viele berichten von positiven Erfahrungen, loben die Kompetenz der Ärzte und des Pflegepersonals sowie die moderne Ausstattung der Klinik. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die auf lange Wartezeiten, Kommunikationsprobleme und Mängel in der Organisation hinweisen.
Positive Aspekte
- Hohe Fachkompetenz: Viele Patienten loben die hohe Fachkompetenz der Ärzte. Insbesondere die Erfahrung von Professor Honegger bei Hypophysenoperationen wird hervorgehoben. Auch Professor Roder, der Akustikusneurinome operiert, wird als erfahrener Spezialist beschrieben. Ein Patient mit einer seltenen Erkrankung berichtet, dass der Professor sein Problem innerhalb weniger Minuten erkennen konnte, nachdem ihm zuvor zwanzig Ärzte nicht helfen konnten.
- Freundliches und hilfsbereites Personal: Zahlreiche Patienten betonen die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Pflegepersonals und der Ärzte. Das Personal auf der Station 23 wird besonders gelobt. Auch die Betreuung durch die Sekretariats-Mitarbeiterinnen der Neurochirurgie sowie die Hilfe durch den Medizintechniker werden positiv hervorgehoben.
- Moderne Ausstattung und gute Organisation: Die moderne Ausstattung der Klinik und die gut organisierten Abläufe werden von vielen Patienten positiv erwähnt. Ein Patient lobt die Organisation, die Kommunikation unterhalb des Personals, das leckere Essen und die Kompetenz aller Mitarbeiter. Auch auf Kleinigkeiten wie eine Sommerbettdecke werde geachtet.
- Erfolgreiche Operationen und Behandlungen: Viele Patienten berichten von erfolgreichen Operationen und Behandlungen. Ein Patient mit Hemispasmus Facialis spürte sofort nach der Operation eine Verbesserung. Ein anderer Patient erhielt ein Neurostimulationsgerät implantiert und kann dank der Behandlung sein Leben wieder genießen. Auch die Schmerzbehandlung bei Prof. Dr. Morgalla wird als "suchenswert" beschrieben.
Kritische Aspekte
- Lange Wartezeiten: Mehrere Patienten bemängeln die langen Wartezeiten auf einen Termin und im Wartebereich. Ein Patient berichtet von einer Wartezeit von mehreren Monaten auf einen Termin in der ambulanten Spezialsprechstunde und weiteren vier Stunden Wartezeit im Wartebereich für ein 30-minütiges Arztgespräch.
- Kommunikationsprobleme und mangelnde Koordination: Einige Patienten berichten von Kommunikationsproblemen und mangelnder Koordination zwischen den Ärzten. Ein Patient kritisiert, dass der eine anscheinend nicht weiß, was der andere tut, trotz digitaler Patientenakte. Ein anderer Patient bemängelt, dass er keinen Arzt zweimal gesehen habe, sondern mit 10 verschiedenen Ärzten zu tun hatte.
- Organisationsmängel: Ein Patient berichtet, dass sein OP-Termin um 7 Wochen verschoben wurde, weil sein Termin für jemanden anderen benötigt wurde. Ein anderer Patient kritisiert, dass er zur Untersuchung einbestellt wurde und 4 Stunden ohne Zimmerzuweisung warten musste.
- Unzureichende Aufklärung: Ein Patient fühlte sich im Vorfeld schlecht aufgeklärt und erfuhr wichtige Informationen erst spät.
- Essen und Zimmer: Einige Patienten bemängeln das Essen und die ungepflegten Zimmer. Ein Patient beschreibt das Essen als Zumutung.
Einzelfälle und Ausnahmen
Es gibt auch vereinzelte Berichte über negative Erfahrungen, die jedoch nicht repräsentativ für die Gesamtheit der Patienten sind. Ein Patient berichtet, dass er nach einer Hirntumor-Operation auf der Neurochirurgischen Allgemeinstation 24 ein unfreundliches und desinteressiertes Pflegepersonal erlebt habe. Ein anderer Patient kritisiert, dass er ungefragt auf die Operationsliste gesetzt wurde und Behandlungen nur durchgeführt würden, um damit Geld zu verdienen.
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