Universitätsklinik Leipzig: Forschung in der Neurologie

Die Neurologie ist ein relativ junges Fachgebiet in der langen Geschichte der Medizin, das sich etwa Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte. An der Universität Leipzig wird die Neurologie seit 1880 sowohl in der Inneren Medizin als auch in der Psychiatrie betrieben. Die Anfänge gehen auf den Internisten Wilhelm Erb und den Hirnforscher Paul Flechsig zurück. Erb galt bereits als „erster Neurologe in Deutschland“ (Strümpell), als er nach Leipzig berufen wurde. Flechsig hat mit seinen neurowissenschaftlichen Arbeiten Grundlagenforschung für die Neurologie betrieben und die neurologische Tätigkeit an seiner Klinik gefördert. In Leipzig wurden neurologische Krankheitsbilder entdeckt und erstmals beschrieben.

Ein Jahrhundert Neurologie-Geschichte an der Universität Leipzig

Ein Buch schildert 100 Jahre Neurologie-Geschichte an der Universität Leipzig. In den Gründerjahren gehörte Leipzig zu den größten und berühmtesten Universitäten Deutschlands. Nach Adolf Strümpell war Leipzig damals „eine der Hauptstätten neurologischer Forschung“. Kriege und Zerstörung folgten. Ihre Auswirkungen bestimmten die weitere Entwicklung und konnten in der DDR bis zum Ende der Amtszeit von Peter Feudell, dessen Emeritierung 1985 auch das zeitliche Ende dieses Buches markiert, nicht beseitigt werden. Die Darstellung, die zahlreiche Zeitdokumente beibringt, soll die Geschichte des Faches an der Universität Leipzig und damit auch wesentliche Entwicklungen des Faches insgesamt lebendig bewahren, das Erreichte würdigen und zum Nachdenken anregen.

Die Neurologische Klinik der Universitätsklinik Leipzig

Die Neurologische Klinik der Universitätsklinik Leipzig zählt zu den größten neurologischen Kliniken in Leipzig. Das Leistungsspektrum umfasst die Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Erkrankungen aus dem gesamten neurologischen Fachgebiet. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Behandlung von Patienten mit einem Schlaganfall. Diese Patienten werden auf einer spezialisierten Station, der Stroke Unit, behandelt. In Kooperation mit den Kliniken für Radiologie und für Anästhesiologie und Intensivmedizin werden die neuesten Diagnostik- und Behandlungsmethoden der Schlaganfallmedizin durchgeführt. Von dieser Expertise profitieren nicht nur Patienten aus der Region Leipzig, im Rahmen einer überregionalen Kooperation hat die Klinik mit anderen Kliniken in Nordsachsen ein Schlaganfallnetzwerk (TESSA) zur spezialisierten Behandlung dieser Patienten in Leipzig etabliert.

Die Klinik verfügt über die modernsten Untersuchungsmethoden inkl. bildgebender Untersuchungen, Ultraschalldiagnostik, Elektrophysiologie und Labormedizin. Als Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig bilden die Erkenntnisse neuester Studien und der Wissenschaft die Grundlage für die Behandlung der Patienten. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und aus der qualifizierten Pflege steht Ihnen während Ihres Aufenthaltes zur Seite um Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt.

Team der Neurologischen Klinik

Das Team der Neurologischen Klinik umfasst:

Lesen Sie auch: Erfahrungsberichte: Reha in Leipzig Bennewitz

  • Chefarztsekretariat: Lisa-Maria Rothe
  • Funktionsoberärztin/Fachärztin für Neurologie: Dr. med. Milena Jocovic
  • Oberärzte: PD Dr. med. habil. Torsten Kraya, Dr. med. Ilka Schneider, Dr. med. Maximilian Stockinger, Dr. med. Florian Giese, Dr. med. Annemarie Boldt, Dr. med. Susanne Hirsch, Dr. med. Julia Werner
  • Ärzte in Weiterbildung: Dr. med. Leona Ceruti, Zoe Detzer, Dr. med. Richard Pappisch, Hannah Priesmeier, Mona Reinshagen, Dr. med. Julia Scholl, Dr. med. Jacob Seeberg, Jakob Walther, Dr. med. Charlotte Wiegank

Leistungsspektrum der Neurologischen Klinik

Die Klinik bietet ausschließlich stationäre Behandlungen an und betreut Patientinnen und Patienten mit akuten und chronischen Erkrankungen aus dem gesamten Fachgebiet der Neurologie. Das Hauptaugenmerk liegt auf einer sorgfältigen Diagnosestellung und einer anschließenden zielgerichteten und umfassenden Therapie sowie eine umfassenden sozialmedizinischen Beratung der Patienten. In dem Team arbeiten Ärztinnen und Ärzte, Sekretärinnen, Sozialarbeiterinnen, Case Managerinnen und Pflegekräfte Hand und Hand für eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten. Alle neurologischen Therapien können hier durchgeführt oder in Zusammenarbeit mit anderen Zentren organisiert werden.

Die Schwerpunkte sind:

  • Schlaganfallmedizin
  • Kopf- und Gesichtsschmerzen sowie Neuropathische Schmerzen
  • Neuromuskuläre Erkrankungen inkl. Myopathien und Neuropathien
  • Morbus Parkinson und Bewegungsstörungen
  • Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems
  • Neurodegenerative Erkrankungen

Patientenmeinungen

Patienten äußern sich positiv über die Betreuung und Behandlung in der Neurologischen Klinik:

  • "In einer sehr schweren Zeit war das Team der Neurologie als Pflegende, Berater, Trostspendendes Team und kompetente Ansprechpartner immer für uns da. Wir wurden mit viel Mitgefühl in Krankheit und Sterbephase unserer Mutter begleitet. Unsere Mutter wurde liebevoll umsorgt. Wir sind unendlich dankbar und möchten diese sehr gute Erfahrung weitergeben." - Judithhelga
  • "Wir möchten uns auf diesem Weg beim Team der Notaufnahme und dem Team der Überwachungsstation Stroke Unit Haus 6 recht herzlich bedanken. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten eine tolle Arbeit und haben immer ein offenes Ohr für Patienten und Angehörige. Vielen Dank" - Matze1962
  • "Ich kann diese Klinik nur weiter empfehlen, speziell habe ich auf der Neurologie äußerst positive Erfahrungen gemacht. Die fachlichen Beratungen und Untersuchungen ließen nahezu keine Fragen offen, es wurde alles Mögliche unternommen um die Ursache meiner Erkrankung heraus zu finden. Nettes freundliches Team auf der gesamten Station ohne Ausnahmen. Auch in den anderen Fachbereichen wurde man als Patient ernst genommen ( CT / EEG / …) Die Klinik hat einen ganz besonderen Charme, es wurde viel modernisiert, Altes erhalten, die Parkanlage lädt zum Verweilen ein, dort gibt es viele Sitzmöglichkeiten, das Patientenrestaurant ist sehr zu empfehlen, sofern man es besuchen darf."

Der Internationale Masterstudiengang "Neuroscience and Behavioural Biology"

Der internationale Masterstudiengang "Neuroscience and Behavioural Biology" wird vom Institut für Biologie in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen der Medizinischen Fakultät und des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie organisiert. Er bietet eine forschungsnahe Ausbildung, um die Studierenden auf eine wissenschaftliche Laufbahn im akademischen Bereich oder in wissenschaftsnahen Berufen im privaten und öffentlichen Sektor vorzubereiten. Die Lehrmodule decken verschiedene Ebenen der biologischen Organisation ab, wobei die Themen von der molekularen und zellulären Neurobiologie über Systemneurowissenschaften und klinische Neurowissenschaften bis hin zur Ethologie reichen. Dabei verbindet das Studienprogramm Mechanismen der Hirnfunktion in physiologischen und pathologischen Kontexten mit den Interaktionen von Tieren mit ihrer Umwelt.

Inhalte des Studiengangs

Der englischsprachige Studiengang ist forschungsorientiert und bereitet auf eine berufliche Tätigkeit als Biologin und Biologe vor allem in den Arbeitsfeldern Neurowissenschaften und Verhaltensbiologie vor. Das Lehrangebot besteht aus Pflicht- und Wahlpflichtmodulen, externen Angeboten sowie aus praxis- und forschungsorientierten Pflichtmodulen im dritten Semester. So können Sie ein breites inhaltliches Spektrum abdecken oder sich auf molekulare und zelluläre Neurowissenschaften oder systemische Neurobiologie und Verhaltensbiologie spezialisieren. Neben den verschiedenen Teilgebieten der Biologie werden auch Inhalte angrenzender Disziplinen wie Medizin, Biochemie und Psychologie vermittelt. Damit fördert das Lehrangebot die eigenständige Forschungskompetenz.

Lesen Sie auch: Ihre Spezialisten in Leipzig

Im ersten Studienjahr belegen Sie sechs Wahlpflichtmodule im Umfang von 60 Leistungspunkten: 5 Module aus dem Angebot des Masterstudiengangs und ein fachnahes oder fachfremdes Modul. Im zweiten Studienjahr absolvieren Sie die Pflichtmodule „Praxistutorium“ , „Theoretikum” und „Laborpraktikum" mit jeweils 10 Leistungspunkten. Das Masterstudium beinhaltet ein außeruniversitäres Praktikum im Modul „Praxistutorium“. Das Studium wird mit der Masterarbeit (30 Leistungspunkte) abgeschlossen.

Perspektiven nach dem Studium

Der forschungsorientierte Studiengang bereitet Sie auf eine berufliche Tätigkeit in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und der Privatwirtschaft vor. Berufliche Perspektiven bieten sich Ihnen beispielsweise an außeruniversitären Forschungseinrichtungen, in Beratungsunternehmen, in Nichtregierungsorganisationen, in Behörden und Ministerien sowie in Biotechnologie- und Pharmaunternehmen. Mit dem Masterabschluss erwerben Sie die Möglichkeit zur Promotion. Hierfür bieten die Fakultät für Lebenswissenschaften, die Medizinische Fakultät, das iDIV, die Max - Planck-Institute und weitere internationale Forschungseinrichtungen in Leipzig hervorragende Möglichkeiten vor Ort und spezialisierte Graduiertenschulen.

Bewerbung zum Studiengang

Studienbeginn: WintersemesterZulassungsbeschränkt (NCU): jaBewerbungsfrist: 02.05. - 31.05.Bewerbungsportal: AlmaWeb

Zentrum für Neuro- und Verhaltenswissenschaften (C-NBS)

Im Zentrum für Neuro- und Verhaltenswissenschaften treffen sich Forschende verschiedener Fakultäten und Institutionen um trans-, inter- und multidisziplinär zusammenzuarbeiten.

Mission und Forschungsschwerpunkte

Forschungsschwerpunkte des Zentrums sind selektive, kommunikative und evaluative Aspekte der Informationsverarbeitung im Gehirn von Menschen und von Modellorganismen wie nicht-menschlichen Primaten und Mäusen. Außerdem untersuchen die beteiligten Forscher:innen grundlegende zelluläre und molekulare Mechanismen des Verhaltens an Invertebraten.

Lesen Sie auch: Kliniken und Ärzte für Neurologie in Leipzig

Einbindung in die Universität Leipzig

Das C-NBS ist ein integraler Bestandteil des Forschungsprofilbereichs „Mensch und Gehirn“ der Universität Leipzig mit aktiven Forschungskooperationen mit der Medizinischen Fakultät (u.a. Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung, Carl-Ludwig-Institut für Physiologie, Kliniken für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie), der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie (Zentrum für Quantitative Empirische Sozialforschung, Institut für Soziologie), der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät (Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung) sowie der Theologischen Fakultät (Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus und Demokratieforschung) sowie fakultätsübergreifenden Forschungszentren, wie dem Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Außeruniversitäre Kooperationspartner in Leipzig sind verschiedene Abteilungen am MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften, am MPI für evolutionäre Anthropologie, am MPI für Mathematik in den Naturwissenschaften sowie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ. Weitere außeruniversitäre Kooperationen sollen in Zukunft aufgebaut und intensiviert werden.

Fokusthemen der Forschung

Die Forschung des C-NBS konzentriert sich auf folgende Themen:

  • Veränderung, Entwicklung, Plastizität: Entwicklung und Veränderbarkeit sind zentrale Charakteristika des Erlebens und Verhaltens beim Menschen, aber auch bei unseren nächsten Verwandten, den Primaten. Eine Besonderheit der Forschungsbemühungen ist eine Betrachtung, die sich auf die gesamte Lebensspanne von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter bezieht, die Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklung gleichermaßen berücksichtigt und der daran gelegen ist, die Heterogenität von Entwicklungsverläufen zu verknüpfen mit einem Verständnis der regelhaften und normativen Entwicklung. Die Erforschung der Plastizität menschlichen Verhaltens und Erlebens ist ein zentraler Bestandteil der Arbeiten. Die enorme Plastizität zeigt sich im Kontext von Interventionsstudien sowie bei der Betrachtung von Entwicklungsverläufen in verschiedenen zeitlichen und sozialen Kontexten. Dabei werden mit einem reichhaltigen Methodenarsenal (u.a. Biosignale, Verhaltensbeobachtung, Erfassung subjektiven Erlebens des Menschen; Longitudinaldaten von nicht-menschlichen Primaten aus dem Freiland) eine Vielzahl von Funktionsbereichen betrachtet, die perzeptive, (sozial-) kognitive und emotionale Prozesse einschließen.
  • Situativer und sozialer Kontext: Menschliches Erleben und Verhalten wird entscheidend durch situative (physikalisch-räumliche) und soziale Kontexte bestimmt. Die Betrachtung dieser Kontexte unter Einbeziehung der Interaktion psychischer Systeme erfordert eine sozialwissenschaftliche Perspektive. Diese wird im Kernbereich weiterentwickelt, indem soziale Prozesse (z.B. soziale Interaktionen, sprachliche Kommunikation) und soziale Kontexte (interpersonale Beziehungen, soziale Gruppen, Organisationen) untersucht werden, die menschliches Verhalten als biopsychosoziales Phänomen bedingen. Hierzu zählt auch die Weiterentwicklung quantitativer sozialwissenschaftlicher Methoden in den Verhaltenswissenschaften.
  • Informationsverarbeitung: Psychische Funktionen wie etwa Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Emotion und Sprache betrachten wir als Ergebnis mentaler Prozesse, in denen Information aufgenommen, strukturiert, verändert und weitergegeben wird. Dabei sind sogenannte mentale Repräsentationen von zentraler Bedeutung. Beispielsweise werden in der Sprachdomäne phonologische, syntaktische, semantische und artikulatorische Kodes als mentale Repräsentationen angenommen, die dem Verstehen und der Produktion von Sprache zugrunde liegen. Methoden wie Vielkanalelektroenzephalographie (EEG), funktionelle Magnetoresonanztomographie (fMRT), magnetische und elektrische Stimulation und Blockade von bestimmten Gehirnarealen (TMS, tACS, tDCS) sowie Messung von Augenbewegungen, mentale Chronometrie und Psychophysik werden angewendet. Die Kombination von Messmethoden und die integrative Datenanalyse stehen im Mittelpunkt der zukünftigen Forschungsstrategien, um damit ein umfassenderes Abbild von perzeptiven, emotionalen und kognitiven Prozessen zu gewinnen.
  • Zelluläre und molekulare Mechanismen: Neurobiologische Untersuchungen an Tiermodellen liefern grundlegende Ergebnisse zu neuronalen Mechanismen von einzelnen Zellen bis zur höheren Kognition, die am Menschen technisch und ethisch nicht erzielt werden können, und tragen zum Verständnis der Unterschiede in Hirnfunktion und Verhaltenssteuerung zwischen Tiergruppen bei. Im Cluster wird unter anderem mit Mäusen, Grillen und Fruchtfliegen auf molekularem, zellulärem und systemischem Niveau gearbeitet. Schwerpunkte der Forschung an Tiermodellen sind die Rolle von neuronalen Botenstoffen, vor allem biogenen Aminen, für die Kontrolle sozialer Interaktionen (Modell-Organismus Grille), Mechanismen der Reizverarbeitung, Gedächtnisbildung und des Lernens (Modell-Organismus Fruchtfliege) und kortikale Enkodierung sensorischer Information, Hirnplastizität und individuelle Unterschiede in Hirnstruktur und Funktion (Modell-Organismus Maus). Dabei werden unter anderem genetische und optogenetische Methoden, elektrophysiologische Mehr- und Einzelzellableitungen, pharmakologische Manipulation, histologische und immunzytochemische Methoden, sowie Verhaltenstraining und -analyse eingesetzt.

Perspektiven der Forschung

Durch die Neubesetzung einer Reihe von Professuren am Psychologischen und Biologischen Institut ergeben sich zukünftig neue Forschungskooperationsmöglichkeiten, z.B. mit dem UFZ, und Verbindungen zur Wirtschaft und Industrie. Neue Forschungskooperationen ergeben sich auch mit dem MPI für evolutionäre Anthropologie, mit einem Schwerpunkt zu Fragen des Verhaltens, der Ökologie und der Kultur am Menschen. Der Aufbau des interdisziplinären Zentrums für frühkindliche Entwicklung ist eine weitere wichtige Aufgabe. Das Ziel des Aufbaus einer Graduiertenschule zusammen mit der Medizinischen Fakultät wurde 2020 verwirklicht. Das C-NBS nimmt an der Vorbereitung eines Exzellenzclusterantrags zur Globalisierungsforschung (Forschungszentrum ReCentGlobe) teil.

tags: #Universitat #Leipzig #Neurologie #Forschung