Viele Menschen leiden unter Kieferschmerzen, die sich durch schmerzende Kaumuskeln, Zähneknirschen, Verspannungen und andere Beschwerden äußern. Kieferschmerzen können einseitig links oder rechts sowie beidseitig auftreten. Die Symptome, Ursachen und Behandlungen sind vielfältig.
Was sind Kieferschmerzen?
In der Medizin werden Beschwerden, die den Kauapparat betreffen, als Kieferschmerzen bezeichnet. Dieser besteht aus Kiefergelenken (Oberkiefer und Unterkiefer), Zähnen, Kieferknochen und Kaumuskulatur. Die Schmerzen können Verspannungen verursachen, die bis in Nacken und Schulter ausstrahlen. Es gibt viele Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten für Kieferschmerzen. Teilweise lassen sich bereits mit Übungen Erfolge erzielen, es können aber auch Erkrankungen die Ursache sein.
Wie fühlen sich Kieferschmerzen an?
Die Empfindungen bei Kieferschmerzen sind vielfältig. Einige Betroffene klagen über Schmerzen beim Kauen, während andere eine Entzündung im Kieferbereich spüren. Die Ursachen für Schmerzen im Kiefer können unterschiedlich sein:
- Kieferschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP oder anderen langen Zahnbehandlungen: Knochen und Schleimhäute im Kieferbereich müssen sich erst erholen. Auch das lange Öffnen des Mundes kann die Schmerzen verursachen. Injektionen während der Behandlungen könnten ein Blutgefäß verletzt haben.
- Eine Kieferentzündung ist eine häufige Ursache von Kieferschmerzen. Weitere Symptome können Schwellungen, Fieber, Fließschnupfen, Gesichtsrötungen und Abgeschlagenheit sein.
- Parodontitis oder Parodontose ist eine bakterielle Entzündung des Zahnbettes, die ebenfalls Kieferschmerzen verursachen kann.
- Die Zahnwurzel eines bestimmten Zahnes ist entzündet.
- Kieferschmerzen nach einer Wurzelbehandlung können auf eine Pulpanekrose hinweisen, das Absterben des Zahnmarks. Achten Sie auf dunkle Verfärbungen der Zähne.
- Eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine falsche Kieferstellung, die ebenfalls Schmerzen verursachen kann.
- Typische Symptome bei der Entzündung von Weisheitszähnen sind ebenfalls Kieferschmerzen.
- Eine Trigeminusneuralgie kann ebenfalls Ursache von Kieferschmerzen sein. Diese tritt in Form von einseitigen Kieferschmerzen im Gesicht auf und betrifft Auge, Wange, Kiefer und den unteren Teil des Gesichts. Bewegungen wie Kauen oder Lächeln können die Schmerzen verstärken.
- Menschen mit einer Mittelohrentzündung klagen oft über Schmerzen im Kiefer, die vom Ohr ausstrahlen und haben Probleme beim Kauen oder bei der Mundöffnung.
- Können Kieferschmerzen von einer Erkältung kommen? Meist handelt es sich dann eher um eine Kieferhöhlenentzündung, eine spezielle Form der Nasennebenhöhlenentzündungen. Sie äußert sich durch ein dumpfes Schmerz- und Druckgefühl in den Wangen. Größtenteils wird die Kieferhöhlenentzündung durch einen viralen oder bakteriellen Infekt ausgelöst.
- Von Karies verursachte Zahnschmerzen können bis in den Kiefer ziehen. Von einem Zahn ausgehende Abszesse können Kieferschmerzen auslösen.
- Verspannungen, die vom Kiefer bis in den Nacken ziehen, kommen häufig vom Zähneknirschen. Drücken Ober- und Unterkiefer zu lang gegeneinander, sorgt das für eine dauerhafte Anspannung der Kiefermuskulatur.
- Kieferschmerzen und Kopfschmerzen können zusammenhängen: Cluster-Kopfschmerzen können in den Kiefer ausstrahlen.
- Kieferschmerzen durch Stress können eine dauerhafte Verspannung des Kiefers mit sich bringen.
- Achtung: Kieferschmerzen, besonders links, können Symptom eines Herzinfarkts sein, speziell dann, wenn sie mit Brustschmerzen einhergehen, die aber auch fehlen können.
Ursachen für Nervverletzungen im Oberkiefer
Ein verletzter Nerv im Oberkiefer kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich werden therapeutische von idiopathischen Nervverletzungen unterschieden. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
Zahnärztliche Behandlungen und Operationen
- Weisheitszahnentfernung: Iatrogene Sensibilitätsstörungen des Nervus alveolaris inferior und des Nervus lingualis stellen sowohl für den Patienten als auch für den Behandler unangenehme Behandlungskomplikationen dar. Sie treten in erster Linie bei der operativen Weisheitszahnentfernung auf und können durch direktes scharfes oder stumpfes Trauma, aber auch durch eine postoperative Ödem- und Hämatombildung sowie durch eine Wundinfektion verursacht werden. Kontinuitätsunterbrechungen des Nervus alveolaris inferior und des Nervus lingualis können beispielsweise durch das Abgleiten eines Bohrers bei der Osteotomie entstehen. Weiterhin muss bei der Schnittführung zur Entfernung unterer Weisheitszähne darauf geachtet werden, nicht zu weit oral zu inzidieren, da hier bereits der Nervus lingualis verlaufen kann. Neben den Kontinuitätsunterbrechungen besteht auch das Risiko, die Nerven stumpf zu traumatisieren. Meistens geschieht dies durch unsachgemäße Handhabung eines Hebels oder durch eine dislozierende Zahnwurzel. Besonders ein interradikulärer Verlauf des Nervus alveolaris inferior stellt ein hohes Risiko für eine Nervschädigung dar. Eine stumpfe Schädigung des Nervus lingualis kann durch die Elevation des lingualen Periostes mit dem Raspatorium entstehen. Als Risikofaktoren für den Nervus alveolaris inferior sind ältere Patienten (> 25 Jahre) und voll ausgebildete Wurzeln zu nennen. Weiterhin treten postoperativ Sensibilitätsstörungen auf, wenn die Weisheitszähne tief verlagert sind oder die Wurzelspitze den Mandibularkanal auf dem präoperativen Röntgenbild überlagert. Auch aus der iatrogenen Eröffnung des Mandibularkanales, während der Osteotomie oder dem Separieren der Zahnwurzeln, kann eine Hypästhesie resultieren. Außerdem zeigt sich, dass die Erfahrung des Operateurs eine wichtige Rolle spielt und dass es bei Analgosedierung oder Operationen in ITN vermehrt zu Druckschäden des Nervus lingualis kommt, da hier unter anderem der Zungenretraktor eingesetzt wird. Weiterhin kann als zusätzliches diagnostisches Hilfsmittel in speziellen Fällen ein DVT in Betracht gezogen werden.
- Implantationen: Vor implantologischen Rehabilitationen muss eine genaue Diagnostik durchgeführt werden, um anschließende Komplikationen, wie zum Beispiel die Schädigung von Nerven, zu vermeiden (Orthopantomogramm, digitales Volumentomogramm). Auch wenn präoperativ durch Computertomografie die Distanz des Nerven vom Alveolarkamm bestimmt werden kann, können Veränderungen wie Vergrößerungsfehler, Alveolarkammanatomie und Operationstechnik die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen erhöhen. Weiterhin müssen während der Operation gefährdete anatomische Strukturen maximal geschont werden. Bei der Schnittführung dürfen der Nervus lingualis und der Nervus mentalis nicht verletzt werden.
- Wurzelkanalbehandlungen: Im Verlauf von endodontischen Behandlungen können Nerven im Kieferbereich geschädigt werden. Eine Ursache für eine mögliche Verletzung des Nervs während einer Wurzelkanalbehandlung ist zum Beispiel ein versehentlich in den Nervkanal appliziertes Wurzelkanalinstrument. Natriumhypochlorid, das zum Spülen des Wurzelkanales benutzt wird, führt zu Schäden im Bereich eines Nervs, wenn es mit zu hohem Druck in den Wurzelkanal eingebracht wird. Dadurch wird die Spülflüssigkeit in die Umgebung des Zahnes gepresst und hat direkten Kontakt zum Nerven, der dadurch eine toxische Schädigung erfährt. Während der endodontischen Behandlung besteht nicht nur die Gefahr, dass der Nerv durch Spülflüssig-keiten geschädigt wird. Zusätzlich kann die Überstopfung mit Wurzelkanalfüllmaterial zu bleibenden toxischen Schäden führen, welche auch nach Entfernen des Materials bestehen bleiben kann.
- Lokalanästhesie: Die Nervschädigung durch Lokalanästhesie ist relativ selten (Inzidenz: 1:785.000), da die Kanüle in der Regel zu dünn ist. Falls eine Schädigung durch Lokalanästhesie vorliegt, ist in den meisten Fällen der Nervus lingualis betroffen. Weiterhin zeigt sich eine Sensibilitätsstörung des entsprechenden Nervs in Abhängigkeit des zur Lokalanästhesie verwendeten Präparates. Es wurde beobachtet, dass eine Injektion mit Prilocain ein fünf Mal höheres Risiko zeigt als die Lokalanästhesie mit Lidocain bzw. Mepivacain. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass die Schädigung des Nervs am ehesten von der Konzentration des Anästhetikums abhängt (Cave: Nachinjekion). Falls das Lokalanästhetikum intraneural injiziert wird, zeigt sich keine Kontinuitätsunterbrechung des betroffenen Nervs. Zusätzlich kann ein Nerv während der Lokalanästhesie mechanisch geschädigt werden. Falls der Nerv nicht selbst durch das Trauma der Injektionsnadel geschädigt wird, kann diese ein Blutgefäß verletzen.
Weitere Ursachen
- Kieferfrakturen: Unterkieferfrakturen, die meistens durch Unfälle hervorgerufen werden, sind häufig mit Verletzungen im Bereich des Nervus alveolaris inferior verbunden. Durch die Kontinuitätsunterbrechung des Kiefers ist auch der Nervkanal betroffen.
- Tumore: Sensibilitätsstörungen im Ausbreitungsgebiet von sensiblen Nerven können auch durch Tumoren bedingt sein. Manchmal sind Hinweise auf einen Tumor als Ursache für Sensibilitätsstörungen bereits in der Anamnese zu finden. Falls ein gutartiger Tumor vorliegt (z.B. Lipom) besteht die Möglichkeit, dass nach dessen Entfernung die spontane Regeneration des Nervs zu beobachten ist. Da bösartige Tumoren ein stärker invasives Vorgehen erfordern, kann bei dieser Art von Befund nicht mit der Wiederherstellung der Nervfunktion gerechnet werden.
- Infektionen: Einige Infektionen verursachen Sensibilitätsstörungen. Zum Beispiel muss bei Sensibilitätsstörungen des Nervs differenzialdiagnostisch eine Herpes Zoster-Infektion in Betracht gezogen werden. Hierbei handelt es sich um eine Zweitmanifestation einer Varizella-Zoster-Viren-Infektion. Diese Viren persistieren nach einer Erstinfektion (Windpocken) lebenslang in den Gliazellen der Spinalganglien. Durch Immundefizienz (zum Beispiel auch nach OP) können die neurotropen Viren endogen reaktiviert werden.
- Bisphosphonate: Ein wichtiger Faktor, der während der letzten Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist die Behandlung mit Bisphosphonaten. Die Therapie mit diesen Medikamenten wirkt sich besonders auf den Kieferbereich aus. Patienten, die mit Bisphosphonaten therapiert werden, können beispielsweise Osteonekrosen im Kieferbereich entwickeln.
- Traumatisierung der Pulpa: Bereits die Traumatisierung der Pulpa stellt eine Nervverletzung dar. Durch tiefe kariöse Zerstörung wird der Nerv im Zahn geschädigt oder bei Exkavation der Karies eröffnet. Weiterhin ist es möglich, die Pulpa durch Präparation eines Zahnes zu verletzen und irreversibel zu schädigen. Als zusätzliche Ursachen für Verletzungen des Nervengewebes im Zahn sind noch okklusale Überbelastungen und mechanische Schäden zu nennen.
Symptome eines verletzten Nervs im Oberkiefer
Die klinischen Symptome bei Nervschädigungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Es können einerseits verstärkte Empfindungen von Reizen auftreten, zum anderen zeigt sich aber auch eine verminderte Wahrnehmung oder so-gar ein kompletter Sensibilitätsausfall. Weiterhin können Missempfindungen oder abnorme Empfindlichkeiten auftreten. Alle Läsionsgrade können zu einer kompletten Anästhesie im Ausbreitungsgebiet eines sensiblen Nervs führen.
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Die vier Nerven, die im Unterkiefer eine Parästhesie durch ein Trauma oder eine Schädigung erleiden können, sind der Nervus alveolaris inferior, der Nervus buccalis, der Nervus mentalis und der Nervus lingualis. Anzeichen für eine Parästhesie können einen oder mehrere Sinne betreffen: Geschmack, Gefühl, Schmerz, Temperatur und/oder Propriozeption.
Zeigt sich bei einer ausschließlich konservierenden Behandlung ein Ausfall eines der Mandibularisäste, muss von einer intraneuralen Injektion ausgegangen werden. Dies kann auch bei einem chirurgischen Eingriff die Ursache für einen Sensibilitätsverlust sein. Hier muss dann aber differenzialdiagnostisch eine direkte mechanische Läsion des Nervs durch das operative Vorgehen ausgeschlossen werden.
Diagnose von Nervschädigungen im Oberkiefer
Um Schädigungen im Bereich von Nerven zu vermeiden, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der entsprechende Nerv bei der zahnärztlichen Behandlung maximal geschont wird. Grundsätzlich ist eine stumpfe Präparation anzuwenden. Während der Diagnostik müssen die anatomischen Strukturen genauestens untersucht werden. Um eine präzise räumliche Orientierung zu bekommen, ist oft eine radiologische Untersuchung in zwei Ebenen (gegebenenfalls auch dreidimensional) erforderlich. Wenn dies nicht erfolgt, entstehen Fehler durch Überlagerungen von Strukturen. Für die implantologische Versorgung im posterioren Bereich der Mandibula zeigte sich, dass zur radiologischen Diagnostik der Knochenhöhe die Anfertigung eines OPG ausreichend ist. Es wird empfohlen, einen Sicherheitsabstand von 2mm zum Nervenkanal einzuhalten. Zusätzlich muss während der OP darauf geachtet werden, die entsprechenden Nerven zu schonen und eventuell mit einem Instrument zu schützen.
Zur genauen Diagnostik und Objektivierung von Nervschädigungen stehen unterschiedliche Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Zuerst muss abgeklärt werden, welche Ursache der Nervverletzung zugrunde liegt, wann sie eingetreten ist und wie groß der Umfang der Verletzung ist. Sensible Nerven reagieren mit Gefühlsstörungen auf Traumatisierungen, motorische Nerven weisen Lähmungen oder Fehlbewegungen auf. Falls der Nervus lingualis betroffen ist, zeigen sich Geschmacksstörungen. Bei Verletzungen des Nervus alveolaris inferior wird zunächst die Empfindungsqualität der Unterlippe untersucht. Hierbei wird überprüft, ob und wie stark der Patient Druck, Berührungsschmerz, Temperatur empfinden kann. Zusätzlich wird die Spitz-Stumpf-Diskriminanz bewertet. Außerdem muss die Vitalität der Zähne und die Sensibilität der Gingiva untersucht werden. Im proximalen Abschnitt des Nervs bleiben die Funktionen erhalten. Die Einteilung der Nervschädigung erfolgt nach Schweregraden in der Klassifizierung von Seddon und Sunderland.
Zur Objektivierung und Bewertung der Nervschädigung werden somatosensorisch evozierte Potenziale aufgezeichnet und der Kieferöffnungsreflex überprüft. Der Kieferöffnungsreflex ist eine elektrophysiologische Methode zur Objektivierung trigeminaler Sensibilitätsstörungen. Hierbei werden Muskelaktionspotenziale mittels Nadel- oder Hautelektroden abgeleitet, um neurogene Schädigungen zu beurteilen und zu differenzieren. Bei Vorliegen einer Anästhesie oder ausgeprägter Hypästhesie (keine Spitz-Stumpf-Diskriminanz) erfolgt zunächst die Auswertung des EMG. Falls kein Reflex auslösbar ist, sollte zeitnah eine operative Revision erfolgen. Sofern im EMG eine Reflexantwort mit erhöhter Reizschwelle auslösbar ist, wird der Regenerationsverlauf über drei bis sechs Monate kontrolliert und dokumentiert. Im Gegensatz zu Situationen, in denen kein Reflex auslösbar ist und der Verdacht auf Kontinuitätsunterbrechung des Nervs besteht, muss in diesem Fall keine kurzfristige Therapie erfolgen.
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Behandlungsmöglichkeiten bei Nervverletzungen im Oberkiefer
Die Behandlung eines verletzten Nervs im Oberkiefer hängt vom Ausmaß und der Ursache der Schädigung ab.
Konservative Behandlung
Zunächst wird die spontane Regeneration abgewartet. Zusätzlich erfolgt eine antiödematöse Therapie, um eine Kompression des Nervs durch ein Ödem zu vermeiden. Als Medikation erhält der Patient Steroide (z.B. Decortin) für drei bis vier Tage in folgender Dosierung: 1. Tag 20 mg, 2.Tag 10 mg, 3. Tag 5 mg. Eine darüber hinausgehende Behandlungsoption gibt es nicht.
Eine medikamentöse Therapie, die den Regenerationsprozess des Nervs induziert oder fördert, ist nicht bekannt.
Chirurgische Behandlung
Wenn die gesicherte Kontinuitätsunterbrechung eines Nervs vorliegt, muss der Nerv sofort oder durch eine frühe Sekundärrekonstruktion versorgt werden. Auf jeden Fall sollte die Therapie zeitnah erfolgen. Falls ein dauerhafter Teilausfall (Hyperästhesie) vorliegt, besteht die Möglichkeit, nach sechs Monaten eine chirurgische Revision durchzuführen. Eventuell kann der betroffene Nervenanteil reseziert und durch ein Transplantat ersetzt werden (Erfolgschance 50 bis 60 Prozent).
Auch wenn Wurzelfüllmaterial in den Mandibularkanal überstopft wird, erfordert dies eine sofortige chirurgische Therapie, da sonst bleibende toxische Schäden des Nerven nicht auszuschließen sind. Bei Nervschädigungen chemisch-toxischer Genese stellt die Resektion des Nervensegmentes mit anschließender Nervtransplantation die Therapie der Wahl dar.
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Akupunktur
Zur Unterstützung der Regeneration von geschädigten Nerven werden verschiedene Formen der Akupunktur angewendet. Hierzu gehören die klassische Akupunktur der traditionellen chinesischen Medizin, bei der die gesetzte Nadel ohne weitere Manipulation belassen, erhitzt oder manuell stimuliert wird, sowie die Akupunktur mit Moxibution. Neuere Behandlungsmethoden sind die Akupunktur mit elektrischer Nadelstimulation10 und die aktivierte Akupunktur mit elektrischer Nadelstimulation. Bei der elektrischen Nadelstimulation werden unterschiedliche Frequenzen angewendet. Es wird die hochfrequente Stimulation (circa 50Hz) von der niederfrequenten Stimulation (2 bis 10Hz) unterschieden. Der analgetische Effekt der Stimulation wird durch die Ausschüttung von Neuropeptiden und Monoaminen hervorgerufen. Weiterhin werden verschiedene antinozizeptive Systeme aktiviert. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass jüngere Patienten (unter 40 Jahre) eine bessere Regenerationskapazität haben. Weiterhin bestimmt der Zeitpunkt des Therapiebeginns die Prognose der Nervregeneration. Eine frühe Akupunktur führt zu besseren Therapieerfolgen als eine später begonnene Therapie. Als initiale Therapie werden zehn Sitzungen von 20 bis 30 Minuten Dauer empfohlen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die „Akupunktur durch Nadelstich-Technik zur Schmerzbehandlung“ in die ärztliche Gebührenordnung aufgenommen wurde (GOÄ 269).
Rechtliche Aspekte
Bei jedem chirurgischen Eingriff muss der Patient gründlich über mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt werden. Falls nach einer Operation eine Nervschädigung diagnostiziert wird, stellt sich die Frage, ob der Schaden vermeidbar war oder auf grobe Fahrlässigkeit zurückzuführen ist. An dieser Stelle soll auf ein Urteil des OLG Koblenz hingewiesen werden, aus dem hervorgeht, dass jeder Patient vor jeder Injektion über Risiken informiert werden muss (OLG Koblenz, Urteil vom 13.05.2004 - 5U 41/03). Die Höhe des Schmerzensgeldes für Patienten, deren Nerv aufgrund einer zahnärztlichen Behandlung dauerhaft geschädigt ist, liegt zwischen 2.000 und 10.000 Euro.
Kieferschmerzen behandeln
Diese Übungen und Hausmittel für Schmerzen im Kiefer sind nur zu empfehlen, falls eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen ist. Andernfalls kontaktieren Sie bitte sofort einen Arzt oder eine Ärztin.
- Lokale Wärme: Ein beliebtes Hausmittel gegen Kieferschmerzen ist Wärme. Wenden Sie ein Wärmekissen an, um die Muskulatur zu lockern und die Schmerzen zu lindern.
- Weiche Kost: Oft sind Kieferschmerzen beim Kauen stärker, weil das eine zusätzliche Belastung des Kiefers bedeutet. Vermeiden Sie zu starke Kaubewegungen wie beim Kaugummi kauen. Nehmen Sie zum Großteil passierte, weiche Nahrung zu sich.
- Kiefermassage und Dehnen: Massieren Sie mit den Fingerspitzen mit kreisenden Bewegungen den Kiefer links und rechts. Öffnen Sie danach den Mund so weit wie möglich, ohne dass es unangenehm wird. Halten Sie diese Position für zehn Sekunden und entspannen Sie dann wieder. Wiederholen Sie diese Übung zehn Mal. Gähnen hat übrigens die gleiche Wirkung.
- Kieferschmerzen-Übungen mit Widerstand: Drücken Sie mit Ihrer starken Hand gegen Ihr Kinn, versuchen Sie, das Kinn für zehn Sekunden nach vorne zu schieben und lassen Sie dann wieder locker. Wiederholen Sie diese Abfolge fünf Mal. Wechseln Sie anschließend zur linken und rechten Seite. Legen Sie dazu Ihre linke Hand an die linke Wange und schieben Sie Ihr Kinn fünf Mal gegen den Widerstand nach links, darauf folgen die rechte Seite und die rechte Hand.
- Kiefer-Akupressur: Legen Sie auf beiden Seiten des Gesichts Ihre Finger auf die kleine Kuhle hinter Ihren Ohrläppchen - hier beginnt das Kiefergelenk. Drücken Sie beide Punkte etwa 15 bis 30 Sekunden. Wiederholen Sie diesen Vorgang 3 bis 4 Mal.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Jede Person empfindet Schmerzen anders. Grundsätzlich sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren, wenn Sie starke Schmerzen empfinden und darunter leiden.
Checkliste: Wann ist der Besuch beim Arzt zu empfehlen? Hier ist eine kleine Checkliste mit Fragen zu Kieferschmerzen. Beantworten Sie eine oder mehrere Fragen mit “ja” ist ein Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin zu empfehlen:
- Leiden Sie unter schmerzenden oder empfindlichen Zähnen?
- Sind Sie bei der Bewegung des Unterkiefers eingeschränkt, zum Beispiel beim Öffnen des Mundes?
- Haben Sie Schwellungen im Kieferbereich?
- Haben Sie Schmerzen in den Kiefergelenken und in der Gesichts- und Kaumuskulatur?
- Leiden Sie unter dauerhaften Verspannungen der Kopf-, Schulter-, Nacken- und Rückenmuskulatur?
- Leiden Sie unter Ohrenschmerzen oder Ohrgeräuschen und können HNO-Mediziner*innen keine Ursache finden?
Wie bereits erwähnt können Kieferschmerzen ein Begleitsymptom bei einem Herzinfarkt sein. Fühlen Sie sich unwohl und sind unsicher, ob es sich um Herzbeschwerden handeln könnte, suchen Sie bitte eine medizinische Praxis auf oder wählen Sie den Notruf 112.
Welcher Arzt ist der Richtige?
Je nach Ursache können Zahnmediziner, Kieferchirurgen, HNO-Spezialisten oder Neurologen die richtige Wahl sein.
- Ist Karies der Auslöser der Kieferschmerzen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für selbstadhäsive Füllungen wie zum Beispiel Glasionomerzemente.
- Bei einer Parodontitis oder Parodontose übernimmt die Krankenkasse ebenfalls die Kosten. Vor der Behandlung sollten Sie einen Antrag an die Krankenversicherung richten. Auch die Zahnzusatzversicherung von Advigon trägt die Kosten bei parodontologische Leistungen. Wählen Sie unseren Dental Luxus Tarif, können Sie die Leistung ohne Wartezeit wahrnehmen.
- Ist eine Weisheitszahnentzündung der Grund für die Schmerzen im Kiefer, übernimmt die Kasse die Kosten für eine Weisheitszahn-OP, wenn der Zahnarzt oder die Zahnärztin die Extraktion als medizinisch notwendig erachtet.
- Auch bei einer Zahnwurzelentzündung als Ursache von Kieferschmerzen übernimmt die GKV die Kosten für die Wurzelkanalbehandlung.
- Kommen Ihre Schmerzen im Kiefer vom Zähneknirschen? Die gesetzliche Krankenkasse kommt alle zwei Jahre für eine Aufbissschiene auf.
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