Krampfadern: Ursachen, Symptome, und Moderne Behandlungen

Krampfadern sind mehr als nur ein kosmetisches Problem. Sie können ein Zeichen für eine zugrunde liegende Venenschwäche sein und, wenn sie unbehandelt bleiben, zu Komplikationen führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Stadien und modernen Behandlungsansätze von Krampfadern.

Einführung: Was sind Krampfadern (Varikosis)?

Krampfadern, auch Varizen oder Varikosis genannt, sind dauerhaft erweiterte, geschlängelte oberflächliche Venen, die hauptsächlich an den Beinen auftreten. Sie entstehen durch eine chronische Venenschwäche, bei der die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, was zu einem Blutstau in den Beinen führt. Krampfadern sind ein klares Anzeichen einer Venenschwäche. Häufig werden sie von Schmerzen begleitet. So kommt es beispielsweise zu Schwellungen, Schweregefühl, Krämpfen, Überhitzung oder Schmerzen beim Gehen sowie in der Wade oder Kniekehle.

Was bedeutet "Varikosis" medizinisch?

Der Begriff Varikosis beschreibt das Krankheitsbild der Krampfadern als Ganzes, also nicht nur einzelne erweiterte Venen, sondern die chronische Erkrankung des oberflächlichen Venensystems. Sie betrifft vor allem die Vena saphena magna und parva und kann je nach Verlauf leichte Beschwerden oder gravierende Komplikationen verursachen.

Krampfadern oder Besenreiser: Was ist der Unterschied?

Viele verwechseln Besenreiser mit Krampfadern. Besenreiser sind dünne, netzartige Krampfadern. Sie verursachen nur selten Beschwerden. Stören sie aus kosmetischen Gründen, können sie unkompliziert verödet werden. Allerdings kommen sie meist an anderer Stelle wieder. Besenreiser sind feine Netzwerke kleiner Venen, während Krampfadern deutlich größer und oft symptomatisch sind. Beide können einzeln oder gemeinsam auftreten und sind Ausdruck derselben venösen Grundschwäche.

Warum gelten Krampfadern als Volkskrankheit?

Krampfadern sind weit verbreitet. Laut der Bonner Venenstudie II der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie zeigen über 60 % der Erwachsenen in Deutschland Zeichen einer venösen Erkrankung, etwa 20 % leiden an behandlungsbedürftiger Varikosis, wobei Frauen häufiger betroffen sind. Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, stehende Tätigkeiten, Übergewicht oder hormonelle Veränderungen begünstigen die Entwicklung.

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Ursachen und Risikofaktoren von Krampfadern (Varikosis)

Krampfadern entstehen meist über viele Jahre hinweg durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Die häufigste Ursache ist eine angeborene Venenschwäche, aber auch Lebensstil, Hormone, Schwangerschaft, Alter und Erkrankungen wie Thrombosen spielen eine wichtige Rolle.

Genetisch bedingte Venenschwäche (primäre Varikosis)

Die häufigste Ursache von Krampfadern ist eine vererbte Bindegewebsschwäche, die sich auf die Wände und Klappen der Venen auswirkt. Eine familiäre Häufung ist oft zu beobachten. Die Venenwände sind weniger elastisch, und die Venenklappen schließen nicht mehr vollständig, was zu einem Blutstau in den oberflächlichen Beinvenen führt.

Bewegungsmangel und stehende Tätigkeiten

Der venöse Rückfluss ist auf Muskelbewegung angewiesen. Langes Sitzen oder Stehen behindert diesen Rückfluss. Die Muskelpumpe der Waden kommt zum Erliegen, und das Blut verbleibt länger in den Beinen, wodurch sich die Venen schrittweise überdehnen.

Schwangerschaft und hormonelle Umstellungen

Krampfadern treten häufig erstmals während der Schwangerschaft auf, da Hormone wie Progesteron die Gefäßwände auflockern, das Blutvolumen steigt und die wachsende Gebärmutter die Beckenvenen komprimieren kann.

Übergewicht und erhöhter Venendruck

Übergewicht erhöht den Druck auf die Beinvenen und belastet die Venenklappen mechanisch. Bereits ein Body-Mass-Index (BMI) über 25 kann das Risiko für Varikosis messbar erhöhen.

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Weitere verstärkende Faktoren: Rauchen, Alter, Medikamente

Rauchen schädigt die Gefäßwände, das Alter lässt die Spannkraft des Bindegewebes nach, und Hormonpräparate erhöhen die Venenwanddurchlässigkeit und beeinflussen die Gerinnung.

Sekundäre Ursachen: Thrombosen und Venenentzündungen

Sekundäre Krampfadern können als Folge anderer Erkrankungen auftreten, wie z.B. tiefe Venenthrombose (TVT) oder Phlebitis (Venenentzündung).

Symptome und Beschwerden bei Krampfadern (Varikosis)

Sichtbare geschlängelte Venen als erstes Anzeichen

Krampfadern machen sich oft zuerst durch sichtbare, geschlängelte Venen bemerkbar. Typischerweise treten an den Waden oder Innenseiten der Beine bläulich-violette, unebene Venen unter der Haut hervor. Anfangs sind diese erweiterten Venen vor allem ein kosmetisches Problem und verursachen keine oder kaum Beschwerden.

Schwere, müde Beine und Spannungsgefühl

Mit Fortschreiten des Venenleidens treten häufig schwere, müde Beine auf. Betroffene berichten, dass sich die Beine besonders nach längerem Stehen oder Sitzen bleischwer anfühlen und schneller ermüden.

Schwellungen und dicke Knöchel

Ein weiteres häufiges Symptom ist die Schwellung der Füße oder Knöchel, besonders im Verlauf des Tages. Grund ist, dass durch den Blutstau vermehrt Flüssigkeit aus den Venen ins Gewebe austritt.

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Juckreiz und Hautveränderungen

Krampfadern können die Haut beeinflussen und zu Juckreiz führen. Manche Betroffene verspüren trockene, gespannte Haut an den Unterschenkeln, die häufig juckt. Ursache ist eine Stauungsdermatitis (Stauungsekzem): Durch den chronischen Blutstau wird die Haut schlechter mit Nährstoffen versorgt, es entstehen rötliche oder bräunliche Verfärbungen und schuppige Areale.

Nächtliche Wadenkrämpfe und Unruhe in den Beinen

Zu den weniger offensichtlichen Symptomen gehören Muskelkrämpfe in den Waden, vor allem nachts. Viele Patient*innen mit Krampfadern berichten über häufige nächtliche Wadenkrämpfe. Diese können sehr schmerzhaft sein und den Schlaf stören.

Verschlimmerung der Beschwerden: abends, im Sommer und in der Schwangerschaft

Krampfadersymptome zeigen einen typischen Tagesverlauf: Gegen Abend sind die Beschwerden meist am stärksten. Nach langem Stehen oder Sitzen sammeln sich Blut und Gewebsflüssigkeit in den Beinen, was zu verstärktem Schweregefühl und Schwellungen führt. Sommerhitze begünstigt dieses Problem zusätzlich. Auch hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle: In der Schwangerschaft lockern bestimmte Hormone die Venenwände, und das wachsende Gewicht belastet die Beinvenen zusätzlich.

“Offene Beine”: Ulcus cruris als Warnzeichen

Bleibt ein chronisches Venenleiden über Jahre unbehandelt, kann es zu schlecht heilenden Wunden am Unterschenkel kommen. Mediziner sprechen vom Ulcus cruris venosum, umgangssprachlich “offenes Bein”.

Venenentzündung und Thrombose - ernstzunehmende Komplikationen

Krampfadern begünstigen Entzündungen der oberflächlichen Venen, eine sogenannte Thrombophlebitis. Anzeichen dafür sind Rötung, Überwärmung und ein schmerzhafter harter Strang entlang der Vene. Eine Venenentzündung sollte ernst genommen werden, da sich in der entzündeten Vene ein Blutgerinnsel bilden kann. Wandert ein solches Gerinnsel in die tiefen Venen, droht eine tiefe Beinvenenthrombose.

Diagnose von Krampfadern

Krampfadern sind durch ihr typisches Aussehen gut erkennbar. Ein Duplex-Ultraschall (auch „Doppler“ genannt) gibt Aufschluss über den Blutfluss in den Venen und über nicht dicht schließende Venenklappen.

Behandlungsmöglichkeiten von Krampfadern

Konservative Maßnahmen

Um Beschwerden zu lindern, können folgende Maßnahmen helfen:

  • Langes Stehen und Sitzen vermeiden
  • Viel Bewegung - auch im Alltag so oft wie möglich
  • Die Beine beim Sitzen hochlegen
  • Die Beine beim Sitzen nicht überkreuzen
  • Bei Übergewicht etwas abnehmen
  • Medizinische Kompressionsstrümpfe

Operative und interventionelle Verfahren

Wenn die Krampfadern zu starken Beschwerden führen oder vor allem wegen ihres Aussehens sehr belasten, kann ein Eingriff helfen.

  • Venenstripping: Am Bein werden zwei Schnitte gesetzt und die Vene wird über einen Schnitt in der Leiste komplett herausgezogen.
  • Phlebektomie: Entlang der betroffenen Vene werden verschiedene, wenige Millimeter kleine Schnitte gesetzt und die Vene wird in mehreren Teilen entfernt. Dieses Verfahren wird vor allem bei kleineren Venen eingesetzt.
  • Radiofrequenzablation: Hierbei wird durch einen kleinen Hautschnitt ein dünner Schlauch (Katheter) in die Vene geschoben. Anschließend wird eine Sonde in den Katheter eingeführt, die elektromagnetische Wellen (Radiowellen) aussendet. Diese erzeugen Wärme und versiegeln dadurch die Vene.
  • Endovenöse Lasertherapie: Hierbei wird die Vene ebenfalls von innen durch Wärme versiegelt, allerdings werden statt Radiowellen Laserstrahlen verwendet.
  • Sklerotherapie: Dabei wird eine Flüssigkeit oder ein Schaum in die betroffene Vene gespritzt. Der darin enthaltene Wirkstoff schädigt die Vene so stark, dass sie in Bindegewebe umgewandelt und dadurch verschlossen wird.

Wadenkrämpfe: Ursachen und Behandlung

Krämpfe gehören zu den typischen Schmerzen bei Krampfadern, wobei Krampfadern nicht durch Krämpfe entstehen, sondern die Krämpfe durch die Krampfadern hervorgerufen werden. Bei einem Krampf zieht sich der Muskel plötzlich und unwillkürlich zusammen, was sogar im Schlaf vorkommen kann. Diese Anspannung hält nur kurze Zeit an, ist jedoch meistens mit Schmerzen verbunden. Der Muskel lässt sich in der Regel durch Dehnung aus der Verkrampfung befreien.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Die Ursachen von Nährstoffmangel oder von Störungen des Nervensystems können verschiedene Erkrankungen beziehungsweise die Einnahme bestimmter Medikamente sein. Oftmals sind Krämpfe in den Beinen allerdings harmlos, etwa die verbreiteten nächtlichen Wadenkrämpfe oder Muskelkrämpfe in Verbindung mit sportlicher Betätigung. Störungen des Stoffwechsels und des Wasserhaushalts sind häufige Ursachen von Beinkrämpfen, etwa weil in der Folge ein Mangel an wichtigen Mineralstoffen, wie Kalium, Magnesium oder Kalzium herrscht. Auch können eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Störungen den Salz- und Wasserhaushalt beeinflussen, ebenso ein starker Alkoholkonsum. Da die Aktivität der Beinmuskeln durch das Gehirn und die von dort über das Rückenmark in die Körperperipherie ziehenden Nerven gesteuert wird, kommen verschiedene Erkrankungen des Nervensystems als Ursache für Beinkrämpfe infrage.

Behandlung und Prävention von Wadenkrämpfen

Um nächtliche Wadenkrämpfe zu lindern, helfen häufig einfache Maßnahmen. Das Strecken und Dehnen des betroffenen Beins kann den Muskel entspannen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sowie die regelmäßige Zufuhr von Elektrolyten über die Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel können vorbeugend wirken. Wärmebehandlungen wie ein warmes Fußbad vor dem Schlafengehen können ebenfalls hilfreich sein. Regelmäßige Bewegung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung können helfen, Wadenkrämpfen vorzubeugen.

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