Verwirrtheit nach epileptischen Anfall: Ursachen und Behandlung

Epileptische Anfälle können sich vielfältig äußern, von den bekannten Krampfanfällen bis hin zu subtileren Symptomen wie Verwirrtheit. Besonders bei älteren Menschen kann eine Verwirrtheit nach einem Anfall auf eine bisher unerkannte Epilepsie hindeuten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Verwirrtheit nach epileptischen Anfällen, insbesondere im höheren Alter, und stellt Behandlungsansätze vor.

Epilepsie: Eine Vielfalt von Erkrankungen

Unter dem Begriff Epilepsie werden verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet sind. Diese Anfälle sind Funktionsstörungen des Gehirns, die durch eine vorübergehende, gleichzeitige Entladung größerer Verbände von Nervenzellen verursacht werden. Die Kommunikation der Nervenzellen ist dadurch beeinträchtigt, was zu Störungen der Sprache, Bewegung oder des Bewusstseins führen kann.

Symptome epileptischer Anfälle

Die Symptome eines epileptischen Anfalls können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welche Gehirnregionen betroffen sind. Neben den typischen Muskelkrämpfen und Bewusstseinsverlust können auch folgende Symptome auftreten:

  • Verwirrtheit und Benommenheit: Betroffene können nach einem Anfall verwirrt und orientierungslos sein.
  • Gedächtnisstörungen: Zeitweiliger Gedächtnisverlust kann auftreten.
  • Sprachstörungen: Sprechblockaden oder Schwierigkeiten, sich auszudrücken, können vorkommen.
  • Verhaltensänderungen: Betroffene können ein auffälliges Verhalten zeigen.
  • Sinneswahrnehmungsstörungen: Veränderte Sinneswahrnehmungen, wie z. B. Halluzinationen, können auftreten.
  • ** vegetative Symptome:** Schweißausbrüche, Herzrasen oder ein aufsteigendes Unwohlsein in der Magengegend können auftreten.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Krampfanfall gleichbedeutend mit einer Epilepsie ist. Von Epilepsie spricht man erst, wenn mindestens zwei spontane Anfälle aufgetreten sind oder das Risiko eines weiteren Anfalls nach dem ersten als sehr hoch eingestuft wird.

Epilepsie im Alter: Besonderheiten

Epilepsien erreichen im Alter die höchste Häufigkeit. Die Altersepilepsie ist die dritthäufigste Krankheit des Nervensystems im Alter, nach Demenzen und Schlaganfall. Im Alter können epileptische Anfälle unterschiedliche Symptome hervorrufen, je nachdem, welche Hirnregion beteiligt ist und wie stark die nervliche Übererregung ist.

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Ursachen der Altersepilepsie

Im höheren Lebensalter gibt es viele verschiedene Ursachen, die zu einem epileptischen Anfall führen können. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Durchblutungsstörungen des Gehirns oder vorangegangene Schlaganfälle: In etwa der Hälfte der Fälle bei Senioren sind Durchblutungsstörungen des Gehirns oder vorangegangene Schlaganfälle die Ursachen von Epilepsie. Zwischen 3 und 10 Prozent der Schlaganfall-Patienten entwickeln nach einem Schlaganfall diese Erkrankung, weil Narben und teilweise auch Blutabbauprodukte im Hirn verbleiben.
  • Dementielle Störungen wie die Alzheimer-Krankheit: Rund 3-5 Prozent der Demenzpatienten sind betroffen.
  • Andere Ursachen: Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder plötzlicher Entzug von Benzodiazepinen können ebenfalls Epilepsie verursachen.

Diagnose der Altersepilepsie

Das Auftreten einer Spätepilepsie muss meist diagnostisch umfassend abgeklärt werden. Dabei müssen beispielsweise andere Ursachen vorübergehender Hirnfunktionsstörungen, insbesondere kurzzeitige Hirndurchblutungsstörungen, Schwindelursachen, Migräne oder Medikamenten-Nebenwirkungen ausgeschlossen werden.

Verletzungsgefahr im Alter

Epileptische Anfälle bergen gerade für ältere Menschen eine besonders hohe Verletzungsgefahr. Aufgrund der geringeren Knochendichte im Alter kann es bei Stürzen schneller zu Knochenbrüchen kommen. Auch das Risiko für Blutungen im Gehirn ist erhöht.

Behandlung der Epilepsie

Epilepsien bei älteren Menschen sind - nach Berücksichtigung der altersbedingten Besonderheiten - heutzutage insbesondere mit modernen Antiepileptika gut behandelbar. Die Therapie ist jedoch bei älteren Menschen etwas komplizierter als in jüngeren Jahren.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist der Grundpfeiler der Epilepsiebehandlung. Anfallssupprimierende Medikamente, auch bekannt als Antiepileptika oder Antikonvulsiva, reduzieren die Häufigkeit und Schwere der Anfälle, indem sie die neuronale Aktivität im Gehirn stabilisieren. In Deutschland stehen etwa 20 verschiedene anfallssupprimierende Medikamente zur Verfügung.

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Sind Medikamente notwendig, muss die Einstellung der Dosierung meist langsam und unter Berücksichtigung zusätzlicher Erkrankungen sowie anderer notwendiger Präparate und deren möglichen Wechselwirkungen erfolgen. In der Regel ist die Dosierung der jeweiligen Medikamente aufgrund des veränderten Stoffwechsels im Alter wesentlich niedriger als bei jüngeren Patienten.

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben der medikamentösen Behandlung ist es notwendig, dass Patient:innen und ihre Angehörigen über Verhaltensregeln bei Epilepsie informiert werden. Wichtig ist, die auslösenden Faktoren für Anfälle zu kennen und zu wissen, wie diese vermieden werden können. Dazu gehören etwa Schlafmangel und Stress. Zudem informieren Fachkräfte über nötige Einschränkungen in der Lebensführung. So sollten Menschen mit Epilepsie bestimmte Tätigkeiten unterlassen, etwa auf Gerüsten zu arbeiten oder in offenen Gewässern zu schwimmen. Ein Fahrzeug dürfen die Betroffenen nur unter bestimmten Voraussetzungen führen, die in entsprechenden Begutachtungsleitlinien festgeschrieben sind.

Epilepsiechirurgischer Eingriff

Für Patient:innen, deren Epilepsie medikamentös nicht gut kontrolliert werden kann, gibt es in Deutschland spezialisierte Epilepsiezentren. Diese prüfen, ob gegebenenfalls ein epilepsiechirurgischer Eingriff möglich ist.

Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Wenn man Zeug*in eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt. Alles andere hängt von der Stärke und der Art der Anfälle ab.

Bei einem großen generalisierten Anfall verkrampft der ganze Körper und die Person verliert das Bewusstsein. In diesen Fällen sollten Sie Folgendes tun:

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  • Wählen Sie den Notruf 112 und rufen Sie professionelle Hilfe.
  • Sorgen Sie für Sicherheit, indem Sie z. B. gefährliche Gegenstände beiseite räumen.
  • Polstern Sie den Kopf des*r Betroffenen ab.
  • Nehmen Sie seine/ihre Brille ab.
  • Lockern Sie enge Kleidung am Hals, um die Atmung zu erleichtern.
  • Bitten Sie Menschen, die in der Situation nicht helfen können, weiterzugehen.
  • Bleiben Sie nach dem Anfall bei der Person und bieten Sie Ihre Unterstützung an.
  • Wenn die Person nach dem Anfall erschöpft ist und einschläft, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.

Das sollten Sie in keinem Fall tun:

  • Dieden Betroffenen festhalten oder zu Boden drücken
  • Der betroffenen Person etwas in den Mund schieben - auch wenn sie sich in die Zunge beißt

Umgang mit Verwirrtheit nach einem Anfall

Nach einem größeren Anfall sind die Betroffenen meist verwirrt. Das ist eine Phase, in der sie sich nicht gut orientieren können. Hier ist es wichtig, Hilfe anzubieten und ihnen beizustehen, um das Gefühl von Sicherheit wieder aufzubauen. Es hilft schon, wenn Sie einfach da sind und den Anfall mit durchstehen. Auch nach dem Anfall ist Unterstützung und Nähe hilfreich für die Betroffenen.

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