Leichte kognitive Störungen können sich jährlich in 10-20 % der Fälle zu einer manifesten Demenz entwickeln. Dies unterstreicht die Notwendigkeit frühzeitiger Interventionen, besonders bei Risikogruppen wie Patienten mit Herzinsuffizienz, bei denen kognitive Störungen häufig als Komorbidität auftreten. Zunehmend deutlicher werden die Wechselwirkungen zwischen Herzinsuffizienz und kognitiven Beeinträchtigungen, die auf gemeinsame Ursachen wie verringerten zerebralen Blutfluss, Entzündungsprozesse und neurohumorale Aktivierung zurückzuführen sind.
Der Zusammenhang zwischen Vitamin D3 und Demenz
Etwa jeder zweite Deutsche weist einen niedrigeren Vitamin-D3-Wert auf als von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen. Ein Vitamin-D3-Mangel kann für neurologische Erkrankungen wie Demenz, Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose relevant sein. Das Gehirn ist ein Zielorgan für Vitamin D3 und bildet Rezeptoren und Enzyme des Vitamin-D3-Stoffwechsels aus. 25-Hydroxyvitamin D3 passiert die Blut-Hirn-Schranke, bindet an die Nervenzellen im Gehirn und wirkt dadurch neuroprotektiv.
Beobachtungsstudien zeigten einen Zusammenhang zwischen 25-Hydroxyvitamin D3 und der kognitiven Funktion. Ein niedriger Vitamin-D3-Status ist vermutlich ein Risikofaktor für eine eingeschränkte Kognition: Mendelsche Randomisierungsstudien legen einen kausal protektiven Effekt von Vitamin D3 auf die Demenz nahe, welcher unabhängig vom Lebensstil ist. Für den empfohlenen Zielwert von 20 ng/ml 25-Hydroxyvitamin D3 sollten mind. 800 IE Vitamin D täglich supplementiert werden, besser 1 000-2 000 IE.
Meta-Analysen bestätigen den Zusammenhang
Eine übergreifende Analyse mehrerer Studien mit fast 30000 Teilnehmern fand einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Gehalt des Blutes und dem Risiko einer Demenzerkrankung bzw. speziell der Alzheimererkrankung. Je mehr Vitamin D im Blut war, desto seltener litten die Studienteilnehmer unter einer Demenz. Die Wissenschaftler errechneten aus sieben dieser Untersuchungen, dass eine Steigerung des Blutspiegels an Vitamin D um 10 nmol/l zu einem um 5 % gesenkten Demenzrisiko führte.
Eine Meta-Analyse mit 23 Studien fand sich bei insuffizienten Vitamin-D-Spiegeln (Cholecalciferol) ein um 42 % erhöhtes Risiko für eine Alzheimer-Krankheit. Eine weitere Meta-Analyse ergab ein um 25 % erhöhtes Risiko für Demenz und ein um 19 % erhöhtes Risiko für Morbus Alzheimer bei insuffizienten Vitamin-DSpiegeln. Eine andere Meta-Analyse fand einen Zusammenhang zwischen Demenz und Vitamin-D-Mangel bis zu einem Wert von 35 ng/ml. Oberhalb dieses Wertes ließ sich kein erhöhtes Demenzrisiko mehr nachweisen.
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Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2024 mit 16 Studien zeigte außerdem, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamin B6 und B12, Folsäure und Vitamin D in der Summe signifikant vor Demenz schützen.
Vitamin D und Alzheimer: Aktuelle Forschungsergebnisse
Eine neue, groß angelegte Studie deutet darauf hin, dass die Einnahme von Vitamin-D gegen Demenz schützen könnte. Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten und Demenz bei mehr als 12388 Teilnehmern des National Alzheimer’s Coordinating Center in den USA. Die Studie ergab, dass die Einnahme von Vitamin D mit einem länger demenzfreien Leben verbunden war.
Es wird vermutet, dass Vitamin D einige Wirkungen im Gehirn hat, die sich auf die Verringerung von Demenzerkrankungen auswirken könnten. Die Wirkung war bei Frauen deutlicher als bei Männern. Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einem höheren Demenzrisiko verbunden ist. Vitamin D ist an der Beseitigung von Amyloid im Gehirn beteiligt, dessen Ansammlung eines der Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit ist.
Vitamin D-Konzentration im Gehirn und kognitive Funktion
Im Rahmen des Rush Memory and Aging Project wurde bei 290 Verstorbenen die Vitamin-D-Konzentration (25-Hydroxyvitamin D) in vier Hirnregionen untersucht (Shea et al., 2023). Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Vitamin-D-Konzentrationen in Gehirn mit einem 25 % bis 33 % niedrigerem Risiko für Demenz oder MCI (mild cognitive impairment) einhergingen (P ≤0,031). Ein hoher Vitamin-D-Spiegel in allen vier Regionen des Gehirns stand somit in Zusammenhang mit einer besseren kognitiven Funktion. Es fand sich jedoch kein Zusammenhang der Vitamin-D-Konzentration mit den post-mortem untersuchten neuropathologischen Demenz-Markern. Daher lassen sich noch keine Vermutungen darüber anstellen, durch welche Parameter Vitamin D mit dem Demenzrisiko in Zusammenhang steht.
Weitere Faktoren und Nährstoffe für die Hirngesundheit
Neben Vitamin D spielen auch andere Faktoren und Nährstoffe eine wichtige Rolle bei der Prävention von Demenz:
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Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), sind essenzielle mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Sie beeinflussen inflammatorische Prozesse, bestimmen die Struktur der Biomembranen und aus DHA werden Neuroprotektine gebildet, die den kognitiven Abbau im biologischen Alterungsprozess abschwächen. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen DHA-Versorgung und Demenzrisiko. In einer französischen Studie erhöhte ein höherer Omega-6/3-Quotient das Risiko für Demenz um 61 %.
B-Vitamine
Ein Mangel an B-Vitaminen, insbesondere B1, B12 und Folsäure, kann neurologische und kognitive Störungen verursachen. Vitamin B1 ist ein wichtiger Kofaktor für den Glucoseabbau und die Bildung von Acetylcholin. Ein Mangel kann zu einer Wernicke-Enzephalopathie oder einer Alzheimer-Demenz führen. Studien zeigen, dass die Gabe von Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B6 die Hirnatrophie bei leichten kognitiven Störungen verlangsamen kann.
Magnesium
Magnesium beeinflusst strukturelle Veränderungen der Synapsen und stabilisiert die Gehirnfunktion. Eine unzureichende Versorgung kann eine vaskuläre Demenz verschlechtern. Studien zeigen, dass eine Magnesiumtherapie die Interleukin-6-Spiegel beeinflusst und Entzündungen im Gehirn bremst.
Ultra Processed Foods (UPF)
Eine Untersuchung zeigte, dass Personen mit dem höchsten Konsum an UPF signifikant mehr leichte Depressionen entwickelten und mehr ängstliche Tage durchlebten.
Prävention und Therapie von Demenz durch Nährstoffe
Da eine kausale Heilung bei fortgeschrittener Demenz nicht möglich ist, rückt die Prävention in den Fokus. Ernährung und gezielte Supplementierung gelten als vielversprechende modulierbare Einflussfaktoren. Nährstoffe wie Fettsäuren, B-Vitamine und Vitamin D bieten sich sowohl präventiv als auch für die therapeutische Anwendung an.
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Empfehlungen zur Supplementierung
- Vitamin D: Mindestens 800 IE Vitamin D täglich supplementieren, besser 1 000-2 000 IE, um einen Zielwert von 20 ng/ml 25-Hydroxyvitamin D3 zu erreichen.
- Omega-3-Fettsäuren: 2 g täglich DHA/EPA für Normalgewichtige.
- B-Vitamine: Bei erhöhtem Homocystein Supplemente.
- Magnesium: Täglich 300-500 mg Magnesium.