Vitamin D ist ein wichtiger Nährstoff, der eine entscheidende Rolle für die Gesundheit spielt. Es ist bekannt für seine Bedeutung bei der Vorbeugung von Rachitis bei Kindern und Osteoporose bei Erwachsenen. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Vitamin D möglicherweise vor verschiedenen Krebserkrankungen und Diabetes mellitus schützen könnte. In den letzten Jahren hat die Forschung zunehmend den Zusammenhang zwischen Vitamin D und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall, untersucht. Dieser Artikel fasst die aktuellen Studien und Erkenntnisse zu diesem Thema zusammen.
Vitamin-D-Mangel und Schlaganfallrisiko
Mehrere Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden sein kann. Eine Studie unter japanisch-amerikanischen Männern in Hawaii ergab, dass diejenigen mit der geringsten Vitamin-D-Aufnahme ein um 22 Prozent höheres Risiko für einen Schlaganfall hatten als diejenigen mit der höchsten Aufnahme. Die Wissenschaftler um Gotaro Kojima von der John Burns School of Medicine an der University of Hawaii veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Stroke.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Beobachtungsstudien keine Kausalität beweisen können. Es ist möglich, dass andere Faktoren, die mit dem Vitamin-D-Spiegel zusammenhängen, für das erhöhte Schlaganfallrisiko verantwortlich sind.
Die Rolle von Vitamin D bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse aus Beobachtungsstudien haben randomisierte kontrollierte Studien, die den Einfluss von Vitamin-D-Supplementierung auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht haben, gemischte Ergebnisse gezeigt.
Eine Meta-Analyse von 21 randomisierten klinischen Studien mit über 83.000 Teilnehmern ergab keinen Beweis dafür, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten vor schwerwiegenden Herz- und Gefäßerkrankungen schützt. Die Vitamin-D-Supplementierung war weder mit dem Auftreten von Herzinfarkt oder Schlaganfall noch mit dem Risiko, an einem kardiovaskulären Ereignis zu versterben, assoziiert. Auch auf die Gesamtsterblichkeit hatte die Vitamin-D-Aufnahme im Vergleich zur Kontrollgruppe keinen Effekt.
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Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Vitamin-D-Präparate zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall möglicherweise nicht geeignet sind. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die in diesen Studien verwendeten Dosierungen und Populationen variierten, so dass weitere Forschung erforderlich ist, um definitive Schlussfolgerungen zu ziehen.
Zusätzliche Erkenntnisse aus aktuellen Studien
Eine aktuelle Studie mit Daten von über 260.000 Menschen aus der UK-Biobank ergab, dass Personen mit einem Vitamin-D-Spiegel von 50 nmol/L ein 11 Prozent niedrigeres Risiko hatten, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, als Personen mit einem Spiegel von 25 nmol/L. Der positive Effekt des Vitamin D auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit war jedoch nur bis zu einem Schwellenwert von 50 nmol/L zu erkennen. Ab einem Spiegel von 50 nmol/L sank das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht weiter erheblich.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Aufrechterhaltung eines ausreichenden Vitamin-D-Spiegels (über 50 nmol/L) wichtig für die Herz-Kreislauf-Gesundheit sein kann, aber dass eine weitere Erhöhung der Aufnahme über diesen Wert hinaus möglicherweise keinen zusätzlichen Nutzen bringt.
Eine Studie aus Japan und Ägypten untersuchte den Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Zufuhr und dem Risiko, an einem Schlaganfall oder an der koronaren Herzkrankheit zu sterben. Die Studie umfasste Daten von 58646 gesunden, japanischen Erwachsenen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben, mit der Vitamin-D-Zufuhr zusammenhing. Das Sterberisiko war höher, wenn weniger Vitamin D (weniger als 110 IU/Tag im Vergleich zu mindestens 440 IU/Tag) zu sich genommen wurde. Zwischen dem Risiko, an einer KHK zu sterben, und der Vitamin-D-Zufuhr schien es hingegen keinen Zusammenhang zu geben.
Mögliche Mechanismen
Es gibt mehrere mögliche Mechanismen, durch die Vitamin D die Herz-Kreislauf-Gesundheit beeinflussen könnte.
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- Blutdrucksenkende Eigenschaften: Vitamin D kann dazu beitragen, den Blutdruck zu senken, was ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.
- Immunfunktion: Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Immunsystems, und ein Mangel an Vitamin D kann zu Entzündungen führen, die das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.
- Funktion der Zellen des Herzmuskels und der Gefäße: Zellversuche geben Hinweise darauf, dass ein Mangel an Vitamin D die Funktion der Zellen des Herzmuskels und der Gefäße beeinträchtigen kann.
- Renin-Angiotensin-System: Vitamin D ist ein negativer endokriner Regulator des Renin-Angiotensin-Systems, das eine wichtige Rolle bei der Regulation des Blutdrucks spielt. Studien an Mäusen haben gezeigt, dass ein Vitamin-D-Rezeptor-Knockout zu einer Herzhypertrophie führen kann, was auf eine Beteiligung des Renin-Angiotensin-Systems hindeutet.
Vitamin-D-Mangel in Deutschland
In Deutschland betrifft ein schwerer Vitamin-D-Mangel circa 30 Prozent der Bevölkerung. Ein leichter Vitamin-D-Mangel haben ca. Eine ausreichende Versorgung liegt bei einem Vitamin-D-Spiegel über 50 nmol/L im Serum vor. Ein Spiegel von 30 bis 50 nmol/L wird als leichter Vitamin-D-Mangel bezeichnet. Ein Vitamin-D-Mangel liegt bei einer Konzentration von unter 30 nmol/L vor.
Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel sind:
- Ältere Menschen
- Personen, die sich selten oder nur bedeckt im Freien aufhalten
- Menschen mit dunklerer Hautfarbe
- Menschen mit einem höheren BMI
- Personen mit Magen-Darm-Erkrankungen, Leber- oder Nierenerkrankungen
- Personen, die bestimmte Medikamente wie Antiepileptika einnehmen
Wie man einen Vitamin-D-Mangel vermeidet
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Vitamin-D-Mangel zu vermeiden:
- Sonnenexposition: Der Körper kann Vitamin D mit der UV-B-Strahlung über die Haut selbst herstellen. Es ist wichtig, sich regelmäßig im Freien aufzuhalten, um ausreichend Sonnenlicht zu tanken. In Deutschland ist dies jedoch in den Wintermonaten von Oktober bis März nicht immer möglich.
- Ernährung: Einige wenige pflanzliche und tierische Lebensmittel enthalten etwas Vitamin D, wie z.B. Pilze, fettreiche Seefische und Eier. Allerdings reicht der Gehalt an Vitamin D in diesen Lebensmitteln nicht für eine ausreichende Versorgung aus.
- Nahrungsergänzungsmittel: In den Wintermonaten kann die Einnahme von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein, um einen Mangel auszugleichen. Es ist jedoch wichtig, die Dosierung mit einem Arzt zu besprechen, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Internationale Studie VITDALIZED
Die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie leitet als National Coordinating Center die internationale VITDALIZE Studie in Deutschland. Untersucht wird in dieser Studie, ob eine hochdosierte Verabreichung von Vitamin D die Sterblichkeitsrate von Intensivpatientinnen und Intensivpatienten mit schwerem Vitamin-D-Mangel senken kann.
Hintergrund: Patientinnen und Patienten mit Vitamin-D-Mangel leiden häufiger unter Herz-Kreislauf-Problemen, sind anfälliger für Herzinfarkt oder Schlaganfall und fühlen sich im Alltag oft müde und schwach. Zudem ist ihr Immunsystem geschwächt.
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Ziele: Die Studie zielt darauf ab, die Auswirkungen einer hochdosierten Gabe von Vitamin D (Cholecalciferol) auf Patientinnen und Patienten zu untersuchen, die auf der Intensivstation einen schweren Mangel aufweisen. Gleichzeitig wird untersucht, ob hochdosiertes Vitamin D3 die Krankenhausliegedauer, typische Organversagen und Infektionsraten reduzieren kann.
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