Demenz ist ein Oberbegriff für einen fortschreitenden Abbauprozess im Gehirn. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz. Die Früherkennung und Diagnose von Demenz sind entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern. Die Sendung "Volle Kanne" im ZDF hat sich wiederholt mit dem Thema Demenz auseinandergesetzt und verschiedene Aspekte beleuchtet.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein medizinischer Oberbegriff für einen fortschreitenden Abbauprozess im Gehirn. Diesem Prozess können viele Ursachen zugrunde liegen, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste ist. Demenz zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen im Alter.
Symptome und Früherkennung
Eine Demenzerkrankung entwickelt sich schleichend - meist über 20 Jahre, ohne dass man etwas davon bemerkt. Wenn Gedächtnis- oder Orientierungsstörungen in auffälliger, regelmäßiger Weise auftreten, ist das ein erstes Anzeichen. Allerdings wird das Gedächtnis auch bei Gesunden im Alter schwächer. Im Frühstadium ist die Krankheit daher sehr schwer zu erkennen.
Das US-amerikanische National Institute On Aging hat einen Katalog entwickelt, der hilft, eine mögliche Demenz im Frühstadium zu erkennen:
- Eine Person wiederholt immer wieder die gleiche Frage.
- Sie wiederholt ständig die gleiche kurze Geschichte.
- Sie weiß nicht mehr, wie bestimmte alltägliche Verrichtungen funktionieren (Kochen, TV-Fernbedienungen, Kartenspiele).
- Sie hat den sicheren Umgang mit Geld, Überweisungen und Ähnlichem verloren.
- Sie findet viele Gegenstände nicht mehr oder legt sie an ungewöhnliche Plätze (unabsichtliches Verstecken) und verdächtigt andere Personen, den vermissten Gegenstand genommen zu haben.
- Sie vernachlässigt anhaltend ihr Äußeres, bestreitet dies aber.
- Sie beantwortet Fragen, indem sie die ihr gestellte Frage wiederholt.
- Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis
- Verlegen von Dingen
- Wortfindungsstörungen
- Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben
- Veränderungen der Stimmung und des Verhaltens
Wer den dringenden Verdacht hegt, selbst dement zu sein oder deutliche Anzeichen bei einem Angehörigen entdeckt, sollte zunächst den Hausarzt konsultieren. Für eine sichere Diagnose ist anschließend der Spezialist gefragt. Dafür sollte entweder ein Neurologe oder eine Gedächtnissprechstunde in einer Fachklinik aufgesucht werden.
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Diagnostik
Die Untersuchung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch mit dem Betroffenen und dessen Angehörigen. Anschließend nimmt der Arzt Blut ab und untersucht den Patienten neurologisch. Zentraler Bestandteil ist in der Regel der sogenannte "Uhrentest", bei dem eine vorgegebene Uhrzeit mit großem und kleinem Zeiger gezeichnet werden muss. Dazu kommen Tests, die das Kurzzeitgedächtnis überprüfen. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Computer- oder Kernspintomographie kann der Arzt Beeinträchtigungen bestimmter Hirnbereiche erkennen. Ein EKG überprüft die Herzfunktion.
Die Ärzte müssen ausschließen, dass hinter dem auffälligen Verlust an Geisteskraft und der wachsenden Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen, andere Krankheiten als eine Demenz stecken. Dazu zählen Parkinson, ein Schlaganfall oder Hirntumor. Möglicherweise sind aber auch Medikamente, Alkohol, Drogen oder eine Depression für den Gedächtnisverlust verantwortlich.
Zwischen der schleichenden Entwicklung und dem Übergang zur Alzheimer-Erkrankung liegen meist etwa fünf Jahre. In dieser Zwischenphase kann man die Krankheit bereits sehr gut diagnostizieren. Es gibt Tests, mit denen man die geistige Leitungsfähigkeit prüfen kann. Des Weiteren gibt es bildgebende Untersuchungsverfahren wie MRT oder PET. Auch ein Nachweis anhand des Liquors (Nervenwasser) ist möglich.
Noch erfolgt die endgültige Diagnose einer Alzheimer-Demenz über die Bestimmung von Biomarkern, die über das Rückenmark dem Nervenwasser entnommen werden. Schon bald, so hoffen viele Mediziner, dürfen Bluttests aus den USA verwendet werden, mit deren Hilfe die Erkrankung schneller diagnostiziert werden kann.
Behandlungsmöglichkeiten
Die heute verfügbaren Medikamente können die Symptome lediglich lindern und den Krankheitsverlauf verzögern. Antidementiva können den geistigen Verfall verlangsamen. Weltweit laufen momentan über 120 Arzneimittelstudien - Hoffnung auf schnelle Lösungen gibt es aber nicht. Mindestens zehn Jahre dauert es bis zur Zulassung neuer Medikamente. Ein großer Hoffnungsträger ist die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Alzheimer. Weitere Ansätze sind klassische Pharmawirkstoffe, Stammzellen oder auch eine Gentherapie. Das ehrgeizige Ziel der Forscher ist es, Demenzen nicht nur aufzuhalten, sondern bereits vorhandene Schäden zu reparieren oder einzugreifen, bevor krankhafte Prozesse im Gehirn entstehen.
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Im frühen Stadium zeigen Musik- oder Bewegungstherapien wirkungsvolle Effekte, indem sie den Verlauf bremsen. Daneben ist es wichtig, Risikofaktoren für klassische kardiovaskuläre Erkrankungen zu minimieren, wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Rauchen oder einen schlecht eingestellten Blutzucker bei Diabetes.
Seit circa 15 Jahren gibt es Medikamente, die symptomatisch wirken. Sie erhöhen die Acetylcholin-Konzentration, die bei Alzheimer in der Regel zu gering ist. Seit Anfang September 2025 ist zudem das erste Medikament auf dem Markt, das die Ursache der Erkrankung behandelt indem es Ablagerungen im Gehirn beseitigt. Dies gelingt allerdings nur in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung und kommt nicht für alle Alzheimer-Patienten infrage. Leqembi ist das erste Medikament, das Alzheimer ursächlich behandelt.
Dort haben Ärzte herausgefunden, dass durch ein kombiniertes Gedächtnis- und Bewegungstraining auf einem Laufband im Gehirn wieder neue Nervenzellen wachsen können. Das heißt also: körperliche und geistige Betätigungen verlangsamen den Verlauf einer Demenz. Nach heutigem Kenntnisstand kann eine gesunde Lebensführung den Ausbruch von Demenzerkrankungen verzögern. Gesunde Ernährung (mediterrane Kost), Sport, kontinuierliches Gedächtnistraining und viele soziale Kontakte können vorbeugend wirken. Nikotin- und Alkoholmissbrauch erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Demenz.
Digitale Medien in der Pflege
Digitale Hilfen sind für uns eine wertvolle Chance, um Bewegung, Aktivität, Selbstständigkeit und Erinnerungen zu fördern. Besonders im Alltag mit unseren demenziell erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern nutzen wir die Geräte bewusst. Sie unterstützen visuelle und motorische Reize, helfen Überforderungen zu vermeiden und steigern das Wohlbefinden.
- Ichó-Therapieball: Der Ball ist die neueste digitale Investition und reagiert auf Berührung, Bewegung und Gesten mit Licht, Vibration und Klängen. Gerade für Menschen mit Demenz ist der Ichó-Ball ein Türöffner. Er fördert motorische und geistige Fähigkeiten, regt Erinnerungen an und schafft Momente der Freude.
- VR-Brille: Mithilfe der VR-Brille unternahm sie einen Kurztrip auf ihre Lieblingsinsel. Durch die virtuelle Realität werden Erinnerungen geweckt, ihr Gedächtnis wird gefordert und wir kommen viel ausführlicher ins Gespräch. Es fühlt sich für uns an, als wären wir gemeinsam auf Sylt. Trotz eingeschränkter Mobilität können Menschen mit einer VR-Brille die Welt erkunden: Sei es bei einem Spaziergang am Strand, auf einer Reise in ferne Städte oder beim Eintauchen in faszinierende Naturwelten. Dank des dreidimensionalen Raumeindrucks entsteht das Gefühl, wirklich vor Ort zu sein.
- Care Table: Der Care Table ermöglicht Kommunikation, nimmt Hemmschwellen und bringt Bewohner und Angehörige spielerisch zusammen. Er verbindet moderne Technik mit Gemeinschaft.
- Qwiek.up: Für eine weitere Bewohnergruppe wurde mit dem Qwiek.up ein André-Rieu-Konzert an die Wand projiziert. Vor der malerischen Kulisse Heidelbergs tauchten alle ein in die Musik und genossen das gemeinsame Konzert wie einen kleinen Ausflug.
Rechtliche Aspekte
Selbst Demenzkranke sind nicht per se geschäftsunfähig. Doch je weiter eine Demenz fortschreitet, desto weniger sind Betroffene in der Lage, Geschäfte rechtswirksam abzuschließen. Bei unsinnigen Käufen oder Verträgen ist das sogar von Vorteil. Denn diese sind in der Regel null und nichtig und lassen sich rückgängig machen, wenn Demenzkranke zum Vertragszeitpunkt geschäftsunfähig waren. Selbst bereits gezahlte Gelder lassen sich unter Umständen zurückholen. Gerade der häufig gemachte Einwand, man habe eine Geschäftsunfähigkeit nicht bemerkt, ist völlig unrelevant. Dies geht zu Lasten der Unternehmen und auf einen Kenntnisstand kommt hierbei überhaupt es nicht an.
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Juristen raten dazu, Fragen wie die nach der Vorsorgevollmacht, Haftpflicht, Patientenverfügung und dem Testament frühzeitig zu klären. Spätestens, wenn ein Demenzkranker geschäftsunfähig wird, muss eine juristische Vertretung für ihn bestimmt werden.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Mehr als zwei Drittel der Betroffenen werden zu Hause von ihren Angehörigen meist rund um die Uhr versorgt. Viele von ihnen sind mit der Pflege überfordert und werden selbst krank. Die meisten Pflegenden zählen zur Sandwich-Generation, die sowohl Kindererziehung wie auch die Pflege der Alten bewältigen muss.
In Deutschland haben sich Gesundheitspolitiker lange auf das sogenannte "Töchterpflegepotenzial" verlassen. 80 Prozent der Pflegenden sind weiblich. Mehr Verständnis und Lebensqualität für Betroffene und deren Angehörige ist ein erklärtes Ziel aller Interessensvertreter und Politiker. Die "Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz" ist bundesweit eine wichtige Anlaufstelle. Der Verein ist in allen Regionen Deutschlands vertreten.
Neben Selbsthilfegruppen bietet das Internet zahlreiche Foren, in denen sich Angehörige austauschen und Rat holen können. Verhaltenstherapien sind ebenfalls ein Angebot, die Probleme, die bei der Pflege auftauchen, zu bewältigen.
Das Alzheimer-Telefon berät und informiert rund um das Thema Demenz. Rufnummer: 01803 - 17 10 17 (0,09 Euro/Minute aus dem deutschen Festnetz, Anrufe aus dem Ausland oder den Handynetzen sind unter dieser Nummer nicht möglich) oder 030 - 2 59 37 95 14. Eingerichtet von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz für Betroffene, Angehörige, ehrenamtlich und beruflich Engagierte.