Wirkungsfluktuationen bei Parkinson: Definition, Ursachen und Behandlungsansätze

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen, die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und die Koordination der Muskeln unerlässlich ist. Ein Mangel an Dopamin führt zu den Hauptsymptomen der Parkinson-Krankheit, wie z. B. Bewegungsverlangsamung (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor), Zittern (Tremor) und Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität).

Während die Parkinson-Krankheit nicht heilbar ist, können verschiedene Behandlungen eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine der häufigsten Behandlungen ist die Dopamin-Ersatztherapie, bei der Medikamente wie Levodopa eingesetzt werden, um den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen.

Im Laufe der Zeit können jedoch bei vielen Parkinson-Patienten Wirkungsschwankungen auftreten. Wirkungsschwankungen sind unvorhersehbare Veränderungen im Ansprechen auf Medikamente, die zu Phasen mit guter Beweglichkeit (On-Phasen) und Phasen mit schlechter Beweglichkeit (Off-Phasen) führen. Diese Schwankungen können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und die Bewältigung des Alltags erschweren.

Definition von Wirkungsschwankungen

Wirkungsschwankungen bei Parkinson beziehen sich auf unvorhersehbare Veränderungen im Ansprechen auf Medikamente, insbesondere Levodopa, die im Laufe der Zeit auftreten. Diese Schwankungen äußern sich in Phasen mit guter Beweglichkeit (On-Phasen) und Phasen mit schlechter Beweglichkeit (Off-Phasen).

  • On-Phasen: In diesen Phasen wirken die Medikamente gut, und die Parkinson-Symptome sind gut kontrolliert. Die Betroffenen können sich relativ normal bewegen und ihren täglichen Aktivitäten nachgehen.
  • Off-Phasen: In diesen Phasen lassen die Medikamente nach, und die Parkinson-Symptome kehren zurück oder verschlimmern sich. Die Betroffenen können Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen, Muskelsteifheit, Zittern und Gleichgewichtsstörungen erleben.

Wirkungsschwankungen können unvorhersehbar sein und im Laufe des Tages auftreten. Sie können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und die Bewältigung des Alltags erschweren.

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Ursachen von Wirkungsschwankungen

Die genauen Ursachen von Wirkungsschwankungen bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen, darunter:

  • Fortschreiten der Erkrankung: Mit fortschreitender Parkinson-Krankheit sterben immer mehr Dopamin-produzierende Nervenzellen ab. Dies führt zu einem stärkeren Dopaminmangel im Gehirn und einer geringeren Fähigkeit des Körpers, Levodopa zu speichern und zu verwerten.
  • Veränderungen der Medikamentenaufnahme: Im Laufe der Zeit kann sich die Art und Weise, wie der Körper Levodopa aufnimmt und verarbeitet, verändern. Dies kann zu unregelmäßigeren Medikamentenspiegeln im Blut und damit zu Wirkungsschwankungen führen. Gastrointestinale Paresen, Beeinträchtigungen der Resorption im Duodenum und eine mangelnde Compliance der Patienten könnten zur reduzierten Wirkdauer der Medikamente beitragen.
  • Entwicklung von Dyskinesien: Dyskinesien sind unwillkürliche, überschießende Bewegungen, die als Nebenwirkung der Levodopa-Therapie auftreten können. Sie können während der On-Phasen auftreten und die Beweglichkeit der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Betroffene beschreiben Dyskinesien mit Begriffen wie Überbewegungen, Bewegungsunruhe, Überfunktion, Zappeln, Wackeln, Wellen, Überstimulation, Tänzeln und Nervosität. Diese sogenannten Peak-Dose-Dyskinesien kommen am häufigsten vor. Sie treten typischerweise auf, wenn die L-Dopa-Spiegel im Blut nach Einnahme einer Dosis ihren Höchstwert erreichen.
  • Andere Faktoren: Auch andere Faktoren wie Stress, Müdigkeit, Ernährung und andere Medikamente können Wirkungsschwankungen beeinflussen.

Symptome von Wirkungsschwankungen

Die Symptome von Wirkungsschwankungen können von Person zu Person variieren. Einige häufige Symptome sind:

  • Unvorhersehbare Veränderungen der Beweglichkeit: Wechsel zwischen Phasen mit guter Beweglichkeit und Phasen mit schlechter Beweglichkeit.
  • Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Schwierigkeiten, Bewegungen auszuführen oder zu beginnen.
  • Muskelsteifheit (Rigor): Steifheit und Verspannung der Muskeln.
  • Zittern (Tremor): Unkontrollierbares Zittern der Hände, Arme, Beine oder des Kopfes.
  • Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität): Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.
  • Dyskinesien: Unwillkürliche, überschießende Bewegungen.
  • Nicht-motorische Symptome: Wirkungsschwankungen betreffen neben der Motorik auch Stimmung und Schmerzerleben.

Diagnose von Wirkungsschwankungen

Die Diagnose von Wirkungsschwankungen basiert in der Regel auf der Krankengeschichte des Patienten, der körperlichen Untersuchung und der Beobachtung der Symptome im Laufe der Zeit. Ein On-Off-Tagebuch kann hilfreich sein, um die Schwankungen zu dokumentieren und Muster zu erkennen.

Behandlungsansätze bei Wirkungsschwankungen

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, um Wirkungsschwankungen bei Parkinson zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen:

  • Anpassung der Medikamente:
    • Häufigere Einnahme kleinerer Dosen von Levodopa: Dies kann helfen, die Medikamentenspiegel im Blut stabiler zu halten und Schwankungen zu reduzieren.
    • Verwendung von Levodopa-Präparaten mit verzögerter Freisetzung: Diese Präparate geben Levodopa langsamer frei, was zu einer gleichmäßigeren Wirkung führen kann.
    • Hinzufügen anderer Medikamente: Dopaminagonisten, COMT-Inhibitoren und MAO-B-Inhibitoren können die Wirkung von Levodopa verlängern oder verstärken und so Schwankungen reduzieren.
  • Apomorphin-Pen: Schon nach wenigen Jahren der Erkrankung treten oft Wirkungsfluktuationen auf, die oral-medikamentös nicht mehr zu beherrschen sind. Dann steht mit dem Apomorphin-Pen (APO-go® Pen) eine Intervention bei Bedarf zur Verfügung. Ein gut unterrichteter Patient, der gelernt hat Off-Phasen rechtzeitig zu erkennen, kann sie damit schnell durchbrechen.
  • Pumpentherapie: Bei Patienten, bei denen orale Medikamente keine ausreichende Kontrolle der Symptome ermöglichen, kann eine kontinuierliche Zufuhr der Medikamente mittels Pumpentherapie in Betracht gezogen werden. So könne Apomorphin, über eine kontinuierliche Pumpe für ca. 16 Stunden täglich verabreicht, die On-Zeiten ohne Dyskinesie um 1,9 Stunden verlängern, erklärte Wächter.
  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Die THS ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die Hirnaktivität zu regulieren. Die THS kann bei der Reduzierung von Wirkungsschwankungen und Dyskinesien wirksam sein. Die Reduktion der Off-Zeiten durch die tiefe Hirnstimulation werde zwischen 27 und 62% angegeben. Dyskinesien konnten in den Studien durch die tiefe Hirnstimulation um 20 bis 70% reduziert werden.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Neben der medikamentösen Therapie sind auch nicht-medikamentöse Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie wichtig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Beispielsweise können spezifische Bewegungstherapien wie die LSVT-BIG, bei der ein intensives Training von Bewegungen mit großer Amplitude erfolgt, zur Stärkung der Kompetenzen von Patienten beitragen.

Medikamentöse Therapie im Detail

Dopaminagonisten

Werden zur initialen Therapie Dopaminagonisten, etwa Pramipexol oder Ropinirol, eingesetzt, so verursacht dies wahrscheinlicher weniger Dyskinesien und Wearing-off als L-Dopa. Langwirksame Dopaminagonisten wie Ropinirol-Pflaster als Add-on-Therapie führen bei bestehender Therapie mit L-Dopa zu einem vergleichbaren motorischen Benefit. Das Auftreten von Wirkungsfluktuationen werde dabei verringert, so Wächter weiter.

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Dopaminagonisten können den Bedarf von L-Dopa reduzieren. Trotzdem lassen sich motorische Komplikationen letztlich nicht vermeiden. Neue Dopaminagonisten mit einer stärkeren Affinität für den Dopaminrezeptor D1 seien Gegenstand aktueller Forschungen. Das Ziel dabei sei, dass Dyskinesien vermieden werden, sagte Wächter.

COMT-Inhibitoren

Catechol-O-Methyltransferase (COMT)-Inhibitoren verlängern die On- und reduzieren die Off-Zeiten. Häufigste Nebenwirkungen dieser Antiparkinsonmittel sind Dyskinesien, schwere Diarrhoe und Verfärbungen des Urins.

Beim Vergleich der verschiedenen COMT-Inhibitoren ist Tolcapon gegenüber Entacapon überlegen. Dennoch werde Tolcapon aufgrund seiner Lebertoxizität deutlich seltener verwendet, so der Referent. Opicapon besitzt eine deutlich längere Wirkungszeit und führt zu einer höheren COMT-Inhibition als Tolcapon oder Entacapon. Daneben ist Opicapon in der Reduktion der Off-Zeiten gegenüber Entacapon überlegen.

MAO-B-Inhibitoren

Monoaminooxidase B (MAO-B)-Inhibitoren besitzen einen unterschiedlichen Effekt im Hinblick auf Wirkungsfluktuationen. Während Selegilin keinen krankheitsmodifizierenden Effekt aufweist, reduziert Rasagilin die Off-Zeiten um etwa eine Stunde.

Ein weiterer MAO-B-Inhibitor, Safinamid, reduziert ebenfalls die Off-Zeiten. Bei Patienten mit sehr frühen Dyskinesien besteht bei antiglutaminergem Effekt eine Tendenz zur Reduktion von Dykinesien.

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