Was hilft gegen Nervenschmerzen: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Nervenschmerzen, auch bekannt als neuropathische Schmerzen oder Neuralgie, entstehen durch eine Schädigung oder Fehlfunktion des Nervensystems. Im Gegensatz zu anderen Schmerzarten wie Kopf- oder Rückenschmerzen werden sie nicht durch äußere Verletzungen oder Entzündungen verursacht. Typische Empfindungen sind Brennen, Stechen oder elektrische Schläge, die bei manchen Betroffenen bereits durch leichte Berührungen ausgelöst werden können (Allodynie). Eine verstärkte Schmerzempfindlichkeit (Hyperalgesie) kann zusätzlich auftreten.

Häufigkeit und Ursachen

Etwa 6-10 % der Bevölkerung in Deutschland leiden unter neuropathischen Schmerzen, die sowohl periphere als auch zentrale Nerven betreffen können. Nervenschmerzen sind oft nicht vollständig heilbar, insbesondere wenn die Nerven irreparabel geschädigt sind. Neuropathische Schmerzen sind oft chronisch und treten anhaltend oder wiederkehrend auf. Sie verschlechtern sich häufig nachts oder bei Temperaturveränderungen.

Auslöser für Nervenschmerzen oder neuropathische Schmerzen ist eine Schädigung im Nervengewebe. Es ist die Grundlage des Nervensystems und besteht aus Nervenzellen/Neuronen und Gliazellen. Nervenschmerzen entstehen durch Erkrankungen, Infektionen oder Verletzungen, die zu Nervenschädigungen und Fehlfunktionen im Nervensystem führen. Die Einwirkung von Neurotoxinen (Nervengifte) kann ebenfalls zu Nervenschmerzen führen. Neurotoxine können tierische, chemische oder pflanzliche Gifte sein, wie sie zum Beispiel in einem giftigen Pilz oder beim Kugelfisch zu finden sind.

Ursachen für Nervenschädigung sind Infektionen (Gürtelrose), Medikamente (Chemotherapien), Druck auf den Nerv (Karpaltunnelsyndrom und Bandscheibenvorfälle), komplexe Störungen (Diabetes mellitus), Amputationen (Phantomschmerzen) oder Veränderungen des Gehirns (Morbus Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose) usw.

Nervenschmerzen können nicht nur körperliche Auslöser haben. Eine Angststörung, eine Depression oder ständiger Stress kann körperliche Symptome zur Folge haben. Dann ist die Spannung im Körper erhöht, die Schmerzempfindlichkeit steigt. Man nennt diese Form von Schmerzsyndromen somatoforme Störung beziehungsweise somatoforme Schmerzstörung oder auch psychosomatische Erkrankung.

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Symptome und Diagnose

Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) treten oft stechend oder kribbelnd in Rücken oder Beinen auf. Nervenschmerzen sind weit verbreitet: Die Neuralgie zählt sogar, neben Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, zu den häufigsten Ursachen für chronische Schmerzen. Dem Schmerzsyndrom liegt eine direkte Aktivierung der Schmerzbahn zwischen dem Bereich des Nervenschadens und dem Gehirn zugrunde - diese Aktivierung kann durch kleinste Reize getriggert werden und bei Patientinnen und Patienten Schmerzen wie Stromschläge auslösen. Neuropathische Schmerzen strahlen meist in den ganzen Körperbereich aus, der von einem Nerv oder mehreren Nerven versorgt wird. Manchmal haben Betroffene auch an verschiedenen Körperstellen gleichzeitig stechende Schmerzen. Die Schmerzwahrnehmung bei Nervenschmerzen ist typischerweise verändert. Schon harmlose Reize wie leichte Berührung, Wärme, Kälte oder Druck auf der Haut können bei Betroffenen Schmerzen auslösen (Allodynie).

Der gesamte Körper wird von Nervensträngen durchzogen. Daher sind neuropathische Schmerzen in fast allen Körperbereichen möglich. Im Rücken kann ein Bandscheibenvorfall zu Schmerzen führen. Die Bandscheibe drückt auf einen Nerv und reizt ihn. Besonders der Ischias ist oft betroffen. Die Schmerzen können bis in Gesäß und Bein ausstrahlen. Schmerzen im unteren Rücken und Po können auf ein Piriformis-Syndrom hinweisen. Der Piriformis-Muskel drückt auf den Ischias-Nerv und irritiert ihn. Bei der Post-Zoster-Neuralgie handelt es sich um starke Nervenschmerzen auf der Haut, die nach einer Gürtelrose auftreten, vor allem am Rumpf, an einem Arm oder im Gesicht. Sind die Symptome der Nervenschmerzen am Kopf oder Gesicht, handelt es sich in vielen Fällen um eine Trigeminusneuralgie. Schmerzen am Fuß können von einer diabetischen Polyneuropathie kommen. Überhöhte Zuckerwerte schädigen die Nerven.

Die Diagnose neuropathischer Schmerzen erfolgt über eine körperliche und klinisch-neurologische Untersuchung. Eine ausführliche Anamnese ist notwendig, um die genaue Schmerzlokalisation und -qualität festzustellen. Die Diagnose neuropathischer Schmerzen (Nervenschmerzen) kann umso sicherer gestellt werden, je mehr Hinweise auf eine Nervenschädigung während der Untersuchung und Befragung des Patienten übereinstimmen. Bei Verdacht auf Nervenschmerzen sollten Betroffene zunächst ihren Hausarzt aufsuchen. Je nach Ursache können Neurologen, spezialisierte Schmerztherapeuten oder Orthopäden hinzugezogen werden.

Wenn der Verdacht auf Nervenschmerzen besteht, sollte ein erfahrener Schmerzmediziner aufgesucht werden. Dieser wird zunächst in einem Gespräch mit dem Patienten klären, ob es ein Ereignis wie einen Unfall oder ähnliches gab, welcher die Nervenschmerzen erklären könnte. Außerdem wird er sich über die einzelnen Symptome informieren, um einschätzen zu können, welche Art von Therapie Linderung verspricht. Denn die Dauer, Intensität und Art der Schmerzen lassen wichtige Rückschlüsse darauf zu, welche Behandlungsmethode Erfolg bringen könnte. Zusätzlich zu dem auch als Anamnese bekannten Gespräch sollte eine neurologische Untersuchung folgen. Bei dieser werden durch mechanische und thermische Reize die Funktion der Schmerzfasern untersucht. Außerdem wird überprüft, ob der Patient zum Beispiel leichte Lähmungserscheinungen oder ähnliche Beschwerden aufweist, die er selbst noch nicht wahrgenommen hat. Nach Abschluss dieser Untersuchungen kann sich der behandelnde Arzt dann ein umfassendes Bild von der Art den zu therapierenden Nervenschmerzen machen, um diese effektiv zu behandeln.

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Behandlungsansätze

Die Behandlung von Nervenschmerzen stellt eine besondere Herausforderung dar. In den meisten Fällen zielt die Therapie darauf ab, die Schmerzintensität und deren Häufigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Eine absolute Schmerzfreiheit kann nur in den seltensten Fällen erreicht werden. Daher konzentrieren sich die Ziele der Behandlung auf eine deutlich merkbare Verbesserung der Lebensqualität des Patienten.

Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach Ursache und Schweregrad der Schmerzen eingesetzt werden können. Oftmals ist eine Kombination verschiedener Methoden erforderlich, um eine optimale Schmerzlinderung zu erzielen.

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung von Nervenschmerzen mit Medikamenten ist sehr anspruchsvoll, da klassische Schmerzmittel häufig wenig gegen die Nervenschmerzen ausrichten können. Es gibt aber Substanzklassen, deren Medikamente auch starke Nervenschmerzen lindern können.

Neuropathische Schmerzen sind nicht leicht zu behandeln, weil viele „klassische" Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen (nicht-steroidale Antirheumatika, kurz: NSAR), nicht oder nicht ausreichend wirken.

Statt lange mit Schmerzmitteln aus der Selbstmedikation herum zu probieren, sollten sich Patienten mit neuropathischen Schmerzen frühzeitig an einen Arzt wenden. 'Ein Indianer kennt keinen Schmerz' ist der falsche Weg: Je länger ein Patient mit Schmerzen sich nicht angemessen behandeln lässt, desto eher bildet sich ein nur noch schwer zu behandelndes Schmerzgedächtnis.

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Bei neuropathischen Schmerzen werden verschiedene rezeptpflichtige Arzneimittel eingesetzt. Dazu zählen einige Antidepressiva wie Amitriptylin und Duloxetin sowie Arzneimittel wie Gabapentin und Pregabalin, die ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt wurden. Schmerzpatienten sollten sich nicht davon irritieren lassen, wenn im Beipackzettel auch andere Anwendungsgebiete erwähnt werden. Viele Wirkstoffe, die gegen neuropathische Schmerzen eingesetzt werden, haben sich gegen verschiedene Krankheiten bewährt.

Zur Behandlung von Nervenschmerzen werden andere Medikamente eingesetzt als beim Gewebeschmerz, da Nervenschmerzen auf NSAR und Coxibe nicht gut ansprechen. Es hat sich gezeigt, dass Medikamente, die eigentlich zur Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt worden sind, bei Nervenschmerzen sehr wirksam sein können. Hierzu zählen beispielsweise Medikamente gegen epileptische Anfälle (sog. Antikonvulsiva) oder Medikamente gegen Depressionen (sog. Antidepressiva).

Diese Medikamente werden in der Regel in Tablettenform eingenommen und greifen beruhigend in die Funktion der Nervenzellen ein. Sie beeinflussen die Aktivität der Nervenzellen und der schmerzleitenden Nervenbahnen. Sie normalisieren die für neuropathische Schmerzen typischen Veränderungen und Störungen der Nervenfunktion. Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin und Pregabalin), sowie Antidepressiva (z.B. Amitriptylin oder Duloxetin) werden daher bei neuropathischen Schmerzerkrankungen nicht gegen Depression und Anfälle, sondern gezielt zur Schmerzlinderung eingesetzt. Die Wirkung entsteht durch eine Hemmung der Schmerzweiterleitung im Rückenmark.

Der Arzt setzt daher meist folgende Schmerzmittel gegen Nervenschmerzen ein, die deutlich wirksamer sind:

  • Antikonvulsiva (z.B. die Wirkstoffe Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin) als Kapseln, Tabletten und als Lösung zum Einnehmen; wirken krampflösend, verringern die Reizweiterleitung an den Nervenbahnen, vermindern die Erregbarkeit der Nerven
  • Trizyklische Antidepressiva (z.B. die Wirkstoffe Amitriptylin, Imipramin oder Doxepin) als Tabletten, Dragées, Tropfen und als Spritze; wirken schmerzlindernd, verstärken die Wirkung von Schmerzmitteln
  • Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (z.B. die Wirkstoffe Duloxetin, Venlafaxin, Milnacipran) als Tabletten, Kapseln oder Pellets; wirken schmerzlindernd, hemmen die Schmerzempfindlichkeit
  • Opioide (z.B. die Wirkstoffe Tramadol, Hydromorphon, Fentanyl) in allen möglichen Darreichungsformen: Tablette, Kapsel, Lösung, Pflaster, Spritze, Infusion, Nasenspray, Brausetablette, Lutschtablette, Zäpfchen oder Tropfen; wirken stark schmerzlindernd, unterdrücken die Weiterleitung sowie Verarbeitung von Schmerzreizen
  • Örtliche Schmerztherapie (z.B. die Wirkstoffe Lidocain, Capsaicin, Botulinumtoxin) als Salben, Pflaster oder Spritzen; wirken betäubend und schmerzlindernd

Die zuvor genannten Antikonvulsiva und Antidepressiva können jahrelang eingenommen werden, ohne dass bleibende Organschäden entstehen. Allerdings können alle diese Medikamente Nebenwirkungen haben, die zumeist im Gehirn ausgelöst werden. Am häufigsten kann es zu Müdigkeit, Schwindel und manchmal Gedächtnisstörungen kommen. Glücklicherweise verschwinden diese Nebenwirkungen regelhaft mit der Zeit oder bei Reduktion der eingenommenen Medikamentenmenge.

Hinweis: Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, wie das jeweilige Mittel zu dosieren und anzuwenden ist.

Es gibt auch die Möglichkeit, einige Formen von Nervenschmerzen mit örtlicher und oberflächlicher Behandlung am Schmerzort zu therapieren. Die Medikamente werden dann in Form eines Pflasters oder als Creme auf die Haut aufgebracht, um bestimmte Bestandteile der Nervenzelloberfläche zu beeinflussen und die Schmerzentstehung oder -weiterleitung zu verhindern. Hierzu zählt das Medikament Lidocain, ein örtliches Betäubungsmittel - wie es auch der Zahnarzt in einer Spritze zur Betäubung verwendet.

Ein andersartiges Pflaster enthält den Wirkstoff Capsaicin. Der Wirkstoff Capsaicin wird aus der Chilischote gewonnen und ist für die Schärfe mancher Speisen verantwortlich. Capsaicin kann nach Pflasterbehandlung auf der Haut dazu führen, dass sich geschädigte Nervenfasern aus der betroffenen Haut zurückziehen und damit die Nervenschmerzen in diesem Bereich für 2-3 Monate verschwinden. Danach wachsen die Nervenfasern wieder nach. Bei Wiederauftreten der Schmerzen kann dann erneut ein Capsaicin-Pflaster geklebt werden. Diese Form der Behandlung ist besonders dann sinnvoll, wenn es einen kleinen oberflächlichen Schmerzbereich gibt, etwa bei einem Nervenschmerz nach einer Gürtelrose, der auch als postherpetische Neuralgie bezeichnet wird.

Lassen sich Nervenschmerzen durch die zuvor genannten Medikamente nicht ausreichend behandeln, können mittelstark oder stark wirksame Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide zum Einsatz kommen. Diese Medikamente sind mit Morphin verwandt, einem Medikament, das sich vom Schlafmohn herleitet. An den Opioiden ist besonders, dass sie sowohl bei Gewebeschmerzen wie auch bei Nervenschmerzen wirken. Die unregelmäßige häufige Einnahme eines Schmerzmittels, z. B.

Kausale Therapie

Bei der kausalen Therapie geht es in erster Linie darum einen konkreten Auslöser für die Nervenschmerzen herauszufinden, um diesen dann gezielt zu bekämpfen.

Vor allem muss die nervenschädigende Ursache diagnostiziert und konsequent behandelt werden. Dazu ist es beispielsweise notwendig, dass Betroffene, falls möglich, auf potenziell nervenschädigende Substanzen (z.B. Alkohol oder bestimmte Krebsmedikamente) verzichten. Löst eine Erkrankung wie etwa Diabetes mellitus die Nervenschmerzen aus, behandelt der Arzt zuerst diesen (z.B. durch eine verbesserte Einstellung des Blutzuckers mit Medikamenten).

Ist eine Bakterien- oder Virusinfektion (z.B. bei Gürtelrose) für die Schmerzen verantwortlich, verabreicht der Arzt Antibiotika gegen Bakterien bzw. Medikamente gegen Viren (Virostatika). Manche Erkrankungen wie etwa das Karpaltunnelsyndrom oder bestimmte Tumorerkrankungen drücken mitunter auf die Nerven, zwängen sie ein oder schädigen sie anderweitig. Dann ist eine Operation nötig, die die Nerven vom Schmerzauslöser befreien, etwa wenn diese eingeklemmt sind. Manchmal wird der Arzt die Schmerzen auch ausschalten, in dem er die betroffenen Nerven mit Medikamenten verödet.

Invasive Therapie

Die Invasive Therapie hingegen ist nur dann empfehlenswert, wenn andere Therapien gegen Nervenschmerzen nicht erfolgreich waren. Denn bei dieser Behandlung werden die Nervenschmerzen durch elektrische Impulse verringert.

Bei sehr hartnäckigen Nervenschmerzen haben wissenschaftliche Untersuchungen anhaltende Therapieerfolge durch die Implantation von Nervenstimulatoren gezeigt. Hierbei werden Elektroden, die sanfte Impulse an die Nerven abgeben, in die Nähe des Schmerzursprungs implantiert und an einen im Bauchraum oder im Gesäß implantierten Neurostimulator angeschlossen.

Dazu führt der Arzt zum Beispiel eine Neuromodulation durch. Hier setzt er operativ Elektroden in der Nähe des Rückenmarks ein. Diese geben spezielle elektrische Impulse ab, die die neuropathischen Schmerzen deutlich verringern. Oft sind Betroffene danach in der Lage, die Einnahme von Schmerzmitteln um bis zu 50 Prozent zu reduzieren.

Manchmal muss der Arzt Nervenfasern des betroffenen Nervs teilweise oder vollständig operativ entfernen oder einen Teil des Nervs herausschneiden und so durchtrennen, um den Schmerz „auszuschalten“. Ist ein Nerv eingeklemmt, legt der Arzt den Nerv durch eine Operation frei, um den Druck zu beseitigen, der die Schmerzen verursacht.

Weitere Behandlungsansätze ohne Medikamente

Darüber hinaus wirken auch Behandlungen ohne Medikamente unterstützend gegen Nervenschmerzen. Dazu zählen beispielsweise:

  • Krankengymnastik: Eine Physio- und/oder Ergotherapie hilft in vielen Fällen, Nervenschmerzen zu lindern. Sie umfasst unter anderem Übungen, die Muskeln kräftigen, Massagen und physikalische Behandlungen (z.B. Anwendungen mit Wärme, Kälte, Licht oder elektrischen Reizen). Mithilfe der Therapie lernen Betroffene, dass man sich auch mit Schmerzen bewegen kann. Wesentliches Ziel dabei ist es, gemeinsam mit dem Patienten und dessen Familie, Angehörigen und Umfeld (z.B. Arbeitsplatz), Bewegung und die Teilnahme am aktiven Leben zu fördern. Eine Physiotherapie kann bei akuten Nervenschmerzen eine positive Wirkung haben und dazu beitragen Nervenschmerzen nachhaltig zu lindern. Dies gilt auch für eine Ergotherapie.
  • Akupunktur: Auch Akupunktur hilft bei Nervenschmerzen. Dazu sticht der Akupunkteur feine Einmalnadeln in bestimmte Hautpunkte des Körpers. Dies verursacht kaum Schmerzen. Dort bleiben sie etwa 20 bis 30 Minuten und entfalten ihre schmerzlindernde Wirkung, während der Patient sich auf der Liege entspannt.
  • Ruhigstellen des betroffenen Körperteils (z.B. mittels Schiene): Manchmal hilft es, den betroffenen Körperbereich mittels Schienen oder Bandagen vorübergehend ruhig zu stellen. Dies empfiehlt sich zum Beispiel, wenn Nerven durch eine Verletzung gereizt oder entzündet sind.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Auch die TENS soll Menschen mit Nervenschmerzen manchmal helfen. Dabei werden elektrische Impulse mittels Hautelektroden auf betroffene Körperteile übertragen. Der Strom reizt die im Gewebe liegenden Nerven, wodurch das Gehirn chemische Substanzen freisetzt, die die Schmerzwahrnehmung dämpfen. Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) erzeugen Elektroden auf der Haut ein leichtes Kribbeln, das den Schmerzreiz überlagert. Es dauert einige Wochen, ehe man bei regelmäßiger Anwendung den Effekt spürt. Gelegentlich muss man erst eine kurze Verschlechterung durchhalten. Zudem wirkt die Methode nicht bei jedem. In TENS eingeführt wird man oft im Rahmen eines diabetes- oder schmerzbedingten Klinikaufenthalts. Für daheim übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Gerät. Bei der Hochtontherapie sollen elektrische Schwingungen aus den Elektroden positiv auf den Nerven-Stoffwechsel wirken. Das Verfahren wenden Ärzte auch bei einem Klinikaufenthalt an. Zu Hause muss man für Behandlung, Gerätemiete oder -kauf selbst zahlen. Belege für anhaltende Effekte fehlen. (ca. 30 bis 60 Euro pro Sitzung)
  • Kältetherapie: Auch Kältemaßnahmen wie kühlende Sprays, Kältepackungen oder kalte Wickel versprechen vielen Menschen mit Nervenschmerzen Linderung. Oft hilft auch ein Aufenthalt in einer Kältekammer. Dazu stellen Sie sich mit Badehose oder Bikini zuerst für eine halbe Minute in eine minus 60 Grad Celsius kalte Vorkammer, anschließend für etwa zweieinhalb Minuten in eine Kammer bei minus 110 Grad Celsius. Hinweis: In die Kältekammer sollten Sie nur nach einem ärztlichen Check und auf Empfehlung Ihres Arztes gehen. Wichtig dabei ist, dass Sie gesund sind und sich wohlfühlen.
  • Entspannungsübungen: Entspannungstechniken setzen das Schmerzempfinden (zusätzlich) herab. Dazu zählen etwa autogenes Training, Muskelentspannung nach Jacobson, Hypnose, Meditation oder Biofeedback.
  • Psychotherapie: Auch eine begleitende psychologische Unterstützung (z.B. eine Psychotherapie) wirkt unterstützend gegen Nervenschmerzen. Dabei lernen Betroffene, mit den Schmerzen umzugehen und Möglichkeiten zu finden, trotz der Schmerzen ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen (Schmerzakzeptanz). Viele Schmerzpatienten reduzieren dadurch die Einnahme von Schmerzmitteln deutlich. Des Weiteren kann einigen Patienten mit Nervenschmerzen auch durch psychologische Unterstützung geholfen werden. Insbesondere wenn diese darauf abzielt die Schmerzakzeptanz zu verbessern.

Hinweis: Diese Maßnahmen können die schulmedizinische Behandlung allenfalls ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie die Therapie am besten unterstützen können.

Ein wichtiges Mittel, um das Schmerzempfinden zu dämpfen, ist die persönliche Bewertung. Das liegt daran, dass im Gehirn eine enge Verbindung zwischen Schmerzreizen und negativen Gefühlen besteht. Wer es schafft, sich aus dem Sog von Befürchtungen und Hilflosigkeit zu befreien, den starke Schmerzen auslösen können, ist auf Dauer weniger belastet. Konzentrieren Sie sich auf Dinge, die Ihnen Freude bereiten und persönlich wichtig für Sie sind. Das können Hobbys sein, Treffen mit Freunden oder Musik. Wer Positives erlebt, nimmt Schmerzen in diesem Moment nicht so intensiv wahr. Und macht die Erfahrung, dass sich die Schmerzstärke beeinflussen lässt.

Von Entspannungsverfahren über Achtsamkeitstrainings bis hin zur Selbstbeeinflussung, etwa durch eine sogenannte Fantasiereise oder durch ablenkende Übungen wie die Faust zu ballen: Es gibt viele Methoden, deren positive Wirkung bei Schmerzen gut belegt ist. Was am besten hilft, ist oft Typsache. Wichtig ist eine professionelle Anleitung. Kurse gibt es etwa in der Volkshochschule. Manche Krankenkassen bieten Kurse an.

Tipps und Hausmittel

Einige Menschen mit Nervenschmerzen berichten, dass ihnen bestimmte Hausmittel Linderung verschaffen. Demnach können vor allem Wärme und/oder Kälte gegen die Schmerzen helfen. Für Kälteanwendungen eignen sich Kühlkompressen, für Wärmeanwendungen warme Bäder oder Heizkissen. Manche profitieren auch von Wechselbädern in warmem und kaltem Wasser. Regelmäßige Temperaturreize durch kalte und warme Kneipp-Anwendungen können womöglich das Schmerzempfinden verändern. Einfach probieren und etwas Geduld aufbringen.

Falls die Nervenschmerzen von Taubheit oder Missempfindungen begleitet sind, gilt es darauf zu achten, dass Wärme- und Kälteanwendungen nicht zu Verbrühungen und Verbrennungen sowie im Fall von Kälte zu Erfrierungen führen. Schließlich spüren Betroffene unter Umständen nicht oder nur eingeschränkt, wenn es zu kalt oder zu heiß ist. Achtung: bei Herz-Kreislauf-Problemen oder Durchblutungsstörungen erst den Arzt fragen! Und per Thermometer sicherstellen, dass durch das Wasser kein Verbrühen droht!

Auch eine gesunde Ernährung, die viele B-Vitamine enthält, ist bei Nervenschmerzen hilfreich. Vor allem Vitamin B6 und B12 benötigt der Körper für eine optimale Nervenversorgung. Diese kommen vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milch vor, aber auch in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten. Manche machen gute Erfahrungen mit Benfotiamin, einer veränderten Form des Vitamins B1, oder Alpha-Liponsäure, einem Antioxidans. Als Zusatztherapie kann man das probieren. Die Mittel gibt es etwa als Tabletten in der Apotheke. Ärzte können Alpha-Liponsäure als höher dosierte Infusion verabreichen. Bitte zu Dosis, Kosten und Darreichungsform mit dem Arzt beraten.

Hinweis: Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Pflanzliche und homöopathische Mittel

Auch pflanzliche Mittel, Heilkräuter oder homöopathische Mittel wie Globuli sollen manchen Menschen mit Nervenschmerzen helfen. In Form von Tees, Auszügen, Tinkturen, Salben, Kapseln oder Wickeln eingenommen oder angewendet, sollen sie schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Speziell gegen Nervenschmerzen sollen sich zum Beispiel die Rinde der Silberweide, Weihrauch, Chili (enthält Capsaicin), Teufelskralle, Beinwell und Arnika bewährt haben.

Homöopathische Mittel wie Globuli mit Spigelia (Wurmkraut) sollen außerdem bei regelmäßig auftretenden Schmerzen helfen. Bei akut auftretenden Nervenschmerzen soll Verbascum (Königskerze) Linderung verschaffen.

Hinweis: Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt. Beachten Sie außerdem, dass pflanzliche Mittel auch zu Nebenwirkungen wie allergischen Reaktionen führen können. Wenden Sie diese nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt an!

Prävention

Nicht immer lassen sich Nervenschmerzen verhindern, da sie häufig durch äußere Einflüsse entstehen (Infektionen, Verletzungen und Traumata). Man kann durch eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum das Risiko jedoch verringern. Eine gute Vitaminversorgung, insbesondere mit B-Vitaminen, sowie eine konsequente Blutzuckerkontrolle bei Diabetes sind entscheidend. Zudem sollten nervenschädigende Substanzen wie neurotoxische Medikamente möglichst vermieden werden. Gute Zuckerwerte können das Fortschreiten der Neuropathie aufhalten. Bewegung und eine gesunde Ernährung wirken sich günstig auf Zucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte und damit die Nerven aus. Zudem lenkt Bewegung vom Schmerz ab. Nikotin und Alkohol schaden den Nerven. Also: bitte darauf verzichten.

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