Wadenkrämpfe sind schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, die viele Menschen schon einmal erlebt haben. So unangenehm die Schmerzen auch sind, meist löst sich der Krampf nach kurzer Zeit wieder. Sie können in jedem Alter auftreten und sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Ältere Menschen sind allerdings anfälliger für Wadenkrämpfe, da im Alter die Muskelmasse abnimmt und der Muskel nicht mehr so flexibel ist. Obwohl gelegentliche Wadenkrämpfe in der Regel harmlos sind, werden sie dennoch als äußerst unangenehm empfunden.
In diesem Artikel werden die Ursachen nächtlicher Wadenkrämpfe und mögliche Maßnahmen zur Linderung und Vorbeugung beleuchtet.
Was ist ein Wadenkrampf?
Bei einem Wadenkrampf spannt sich die Muskulatur plötzlich und unkontrolliert an. Bei einem Krampf verkürzt sich ein Muskel unwillkürlich für kurze Zeit. Diese unwillkürlichen Kontraktionen beschränken sich auf den Bereich des Unterschenkels und sind meist schmerzhaft. Charakteristisch sind plötzlich einsetzende, stechende Schmerzen in der Wade, die von einer Verhärtung der Muskulatur begleitet werden. Von einem Wadenkrampf können sowohl einzelne Muskeln als auch ganze Muskelgruppen betroffen sein. Der Entstehungsmechanismus hat etwas mit der Reizübertragung von Nerven auf Muskeln zu tun.
Fast immer ist die Wadenmuskulatur betroffen; gelegentlich kann sich die Kontraktion bis auf die Zehenmuskel ausbreiten.
Wadenkrämpfe sind in der Regel harmlos, setzen aber meist plötzlich ein und die Schmerzen können sehr heftig sein. Nach besonders schmerzhaften Krämpfen kann ein Muskelkater zurückbleiben. Gerade die nächtlichen Wadenkrämpfe sind besonders lästig und können die Nachtruhe erheblich stören. Fast jeder Erwachsene hat einmal Wadenkrämpfe erlebt; annähernd jeder 3. leidet zumindest gelegentlich unter diesen Beschwerden.
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Ursachen von Wadenkrämpfen
Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind sehr vielfältig und reichen von harmlos bis krankhaft. Die Ursachen dafür sind oft nicht eindeutig feststellbar. Meist ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich für den Muskelkrampf. In vielen Fällen sind die Gründe für einen Wadenkrampf aber harmlos.
Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
- Veranlagung
- Flüssigkeitsmangel: Ein möglicher Grund für nächtliche Wadenkrämpfe ist Flüssigkeitsmangel, da der Körper während des Schlafens dehydrieren kann. Deshalb ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, da andernfalls der Elektrolythaushalt ins Ungleichgewicht fallen kann. Vor allem bei älteren Menschen, Schwangeren oder bei Menschen mit Durchfall und Erbrechen kann der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt gestört sein.
- Mineralstoffmangel: Auch Elektrolytmangel spielt in vielen Fällen von Muskelkrämpfen eine Rolle. Der Körper benötigt für die Reizübertragung von Nerven auf Muskeln bestimmte Mineralstoffe wie Natrium, Kalium und Magnesium.
- Magnesiummangel: Auch ein Magnesiummangel macht sich manchmal nachts in Form eines Wadenkrampfes bemerkbar. Da der Magnesiumspiegel während der Ruhephase absinkt, kann eine unbewusste Bewegung im Schlaf eine Muskelkontraktion auslösen. Eine unzureichende Magnesiumversorgung ist die häufigste Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe. Die Störung des Mineralstoffhaushalts führt zu einer stärkeren Erregbarkeit des Nervensystems - und kann so schmerzhafte Wadenkrämpfe verursachen. Bei einem Magnesiummangel können die Nerven überreizen. Sie schicken vermehrt Signale an den Muskel, sodass er verkrampft. Dass aufgrund von Magnesiummangel Wadenkrämpfe vor allem nachts auftreten, liegt vermutlich am Rhythmus des Magnesiumstoffwechsels.
- Überbelastung des Wadenmuskels: Eine Überlastung der Wadenmuskulatur kann zu einem Krampf führen. Eine weitere Ursache ist eine Überbelastung der Muskulatur am Tag. Ja, übermäßiges Training und Sport können Wadenkrämpfe begünstigen. Gründe sind neben der Ermüdung der Muskeln durch die Anstrengung auch vermehrtes Schwitzen und die damit einhergehende Dehydratation und die Störung des Elektrolythaushalts. Achten Sie daher immer darauf, beim Sport ausreichend zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren.
- Unterforderung des Wadenmuskels: Wer wenig Sport treibt und viel sitzt, tut seinen Waden keinen Gefallen. Wie alle Muskeln deines Körpers ist auch dieser mächtige Wadenmuskel für seine Vitalität darauf angewiesen, dass du ihn vielfältig bewegst und dehnst.
- Fehlbelastung oder Fehlstellung der Füße
- Unbequeme Schuhe, hohe Absätze: Zwängen beispielsweise zu enge Schuhe den Fuß stundenlang in eine Fehlstellung, kann die Reaktion deines Körpers über das Fersenbein bis in die Wade reichen.
- Falsche Schlafposition: Manchmal reicht schon eine ungute Bewegung beim Wälzen im Bett, um die Muskelkontraktion auszulösen.
- Krampfadern
- Venenschwäche: Sie können jedoch ein erstes Symptom einer Venenerkrankung sein.
- Hormonelle Veränderungen: Schwangere leiden aus mehreren Gründen häufiger unter Wadenkrämpfen. Zum einen erhöht die veränderte Körperhaltung durch das nach vorne verschobene Gewicht die Belastung der Wadenmuskulatur. Zudem haben Schwangere einen gesteigerten Bedarf an Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium oder Kalium. Kommen die Frauen mit der Aufnahme nicht hinterher, droht ein Elektrolytmangel, der einen Wadenkrampf begünstigt. Daher ist eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse umso wichtiger in der Schwangerschaft. Ein weiterer Grund für Wadenkrämpfe bei schwangeren Frauen ist die veränderte Durchblutungssituation. Die Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft treten in der Regel nur vorübergehend auf und verschwinden nach der Entbindung von alleine wieder. Schwangere Frauen sind anfälliger für Wadenkrämpfe. Häufig können Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft ein Alarmzeichen sein, das oftmals signalisiert: Es fehlt an Magnesium. Meist treten die Wadenkrämpfe in der Nacht auf. Denn auch die Magnesiumkonzentration bei Schwangeren und Stillenden unterliegt tageszeitlichen Schwankungen - und ist am frühen Morgen naturgemäß geringer als tagsüber.
- Zunehmendes Alter
- Durchblutungsstörungen
- Medikamente: Nicht selten sind Krämpfe in den Beinen, die trotz ausreichender Versorgung mit Magnesium auftreten, auf verschiedene Medikamente zurückzuführen. Unter anderem können Diuretika (harntreibende Arzneimittel), Abführmittel oder ACE-Hemmer (bei Bluthochdruck) Muskelkrämpfe verursachen. Während einer Schwangerschaft hat der Organismus besondere Bedürfnisse, vor allem weil er Nährstoffe und Vitamine für zwei zur Verfügung stellen muss.
- Alkoholkonsum: Eine Studie belegt zudem den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und nächtlichen Wadenkrämpfen. Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht auch das Risiko eines Magnesiummangels und damit nachweislich die Gefahr von Wadenkrämpfen. Alkohol wirkt harntreibend, was den Elektrolythaushalt zusätzlich durcheinander bringt.
- Neuromuskuläre Erkrankungen
- Diabetes mellitus: Des Weiteren können auch Menschen mit Diabetes mellitus an Muskelkrämpfen leiden. Dies kann an einer Glucosurie liegen, durch die vermehrt Magnesium ausgeschieden wird. Da dies ein Hinweis auf eine schlechte Insulin-Einstellung sein kann, sollten Diabetes Patienten diese bei Muskelkrämpfen mit ihren Arzt abklären.
- Chronische Nierenschwäche: Das Organ spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Flüssigkeitshaushaltes. Wer trotz ausreichender Zufuhr von Magnesium häufig von Wadenkrämpfen geplagt wird, sollte daher die Nierenfunktion überprüfen lassen. Eventuell werden zu viele wichtige Elektrolyte über den Urin ausgeschieden.
- Schilddrüsenprobleme: Auch können eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Störungen den Salz- und Wasserhaushalt beeinflussen, ebenso ein starker Alkoholkonsum.
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse
Sehr häufig treten die nächtlichen Wadenkrämpfe jedoch völlig ohne erkennbare Ursache auf. Sofern die schmerzhafte Muskelverkrampfung ein Einzelfall bleibt oder nur sehr selten die Nachtruhe stört, besteht kein Grund zur Sorge. Nur bei regelmäßigen Krampfanfällen, die sogar tagsüber vorkommen können, sollte genauer nachgeforscht werden. Auch wenn sich der Wadenkrampf trotz Dehnung einfach nicht entspannen will, könnte eine Erkrankung der Grund sein.
Wie fühlt sich ein Wadenkrampf an?
Wer noch nie unter einem Wadenkrampf gelitten hat, kann sich glücklich schätzen. Denn ein Krampf kann höllische Schmerzen verursachen:
- Der Muskel zieht sich zusammen und wird hart.
- Bei der kleinsten Bewegung werden die Schmerzen schlimmer.
- Ein Wadenkrampf kann nur wenige Sekunden dauern oder sich über endlos scheinende Minuten hinwegziehen.
- Nach Abklingen des Krampfes bleibt ein Muskelschmerz, der sich wie ein starker Muskelkater anfühlt und manchmal einige Tage andauern kann.
Warum treten Wadenkrämpfe nachts auf?
Gänzlich geklärt ist die Frage bisher nicht, doch es gibt verschiedene Vermutungen, warum Wadenkrämpfe besonders gerne nachts auftreten:
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- Ungünstige Bewegung im Schlaf: Manchmal reicht schon eine ungute Bewegung beim Wälzen im Bett, um die Muskelkontraktion auszulösen. Nachts verhärtet sich die Muskulatur oft unbemerkt. Da wir im Schlaf keine Ausgleichsbewegungen machen, sind wir anfälliger für einen Wadenkrampf als tagsüber.
- Anzeichen bleiben unbemerkt: Im Schlaf bemerken wir nicht, wenn sich ein Krampf ankündigt. Spüren wir tagsüber eine leichte Kontraktion der Wade, dehnen wir sie automatisch, bevor der Krampf richtig zuschlagen kann. Nachts fehlt diese intuitive Gegenbewegung und wir wachen erst auf, wenn die Wade bereits höllisch schmerzt.
- Sinkender Magnesiumspiegel: Eine weitere Erklärung könnte sein, dass der Magnesiumspiegel nachts absinkt und die Muskeln verkrampfen.
Was tun bei einem akuten Wadenkrampf?
Hat Sie der Wadenkrampf gerade unsanft aus dem Schlaf gerissen, hilft meist nur eins: Dehnen. Als Sofortmaßnahme bei einem Krampf reicht es meist, den Muskel zu massieren und langsam und vorsichtig zu dehnen. Wer akut an einem Krampf im Bein leidet, kann durch Dehnen, Massieren oder Wärmen eine Linderung der Schmerzen bewirken.
- Dehnen: Versuchen Sie, so schmerzhaft es auch sein mag, die Ferse nach vorne zu schieben und die Zehen Richtung Knie zu ziehen. Strecken Sie Ihr Bein und ziehen Sie die Zehen zum Schienbein, um einen Wadenkrampf zu lösen. Das Bein muss dafür gestreckt und die Zehen zum Schienbein gezogen werden. Bei starken Wadenkrämpfen begeben Sie sich dafür am besten in Sitzposition. Fassen Sie sich an die Zehen und ziehen Sie diese in Richtung Körper. Gleichzeitig strecken Sie das betroffene Bein langsam aus.
- Massieren: Manche empfinden es als angenehm, die Wade sanft zu massieren und Druck auf die Muskulatur auszuüben. Zudem kann eine leichte Massage die verspannten Muskelpartien lockern. Massieren Sie die verkrampfte Stelle mit den Händen. Dadurch fördern Sie die Durchblutung.
- Bewegung: Auch Bewegung kann den Krampf lösen: ein paar Schritte durchs Schlafzimmer oder lockeres Ausschütteln des Beines. Stehen oder gehen bringt in der Regel sofortige Erleichterung. Stehen Sie auf und laufen Sie etwas umher. Durch die Bewegung wird der Muskel jedoch gelockert und Verspannungen lösen sich rascher.
- Wärme: Auch Wärme hilft bei Wadenkrämpfen. Indem sie die Durchblutung anregt, löst Wärme die Verspannung des verkrampften Muskels. Sie können dafür ein warmes Bad nehmen oder wärmende Auflagen bzw. Wärmen Sie den Muskel. Dafür können Sie beispielsweise ein Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder einen warmen Wickel auflegen - oder ein Entspannungsbad nehmen. Die Wärme tut gut und lindert die Beschwerden. Ein bewährtes Hausmittel bei Wadenkrämpfen ist Wärme. Legen Sie eine Wärmekompresse auf die betroffene Stelle, um die Durchblutung zu fördern und so die Muskulatur zu entspannen.
Nach wenigen Sekunden, spätestens nach einigen Minuten sollte der Schmerz nachlassen und der Muskel sich wieder entspannen.
Vorbeugende Maßnahmen
Treten die Muskelkrämpfe regelmäßig immer wieder auf, gibt es je nach Ursache folgende Therapiemöglichkeiten:
- Viel trinken: Viel trinken, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Denken Sie außerdem daran, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich ausgewogen zu ernähren, um einem Entgleisen des Elektrolythaushaltes entgegenzuwirken. Dies ist vor allem beim Sport und bei Hitzeperioden wichtig.
- Regelmäßige Bewegung: Sie können Wadenkrämpfen vorbeugen, indem Sie sich ausreichend moderat bewegen. Vermeiden Sie Trainingsspitzen und eine Überlastung der Muskulatur und gönnen Sie Ihrem Körper nach jedem Training eine angemessene Regenerationszeit. Regelmäßige Bewegung, moderater Sport. Wer regelmäßig kleinere Übungen zur Venengymnastik in den Alltag integriert, kann schmerzhaften Wadenkrämpfen effektiv vorbeugen. Ein Beispiel gefällig? Strecken Sie Ihre Füße aus und lassen Sie diese einmal in die eine, anschließend in die andere Richtung kreisen. Auch ein Wechsel Zehen- und Fersenstand ist effektiv. Zur Vorbeugung hat es sich bewährt, die Füße öfter mal hochzulegen. Vorbeugend sollten Sportler sich gut aufwärmen.
- Waden-Stretching: Waden-Stretching vor dem Schlafengehen.
- Mineralstoffe: Mineralstoffe über eine ausgewogene Ernährung oder gegebenenfalls Präparate zuführen, z.B. Magnesium oder Kalium. Eine magnesiumreiche Ernährung ist wichtig, um einem Magnesiummangel als bekannteste Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe vorzubeugen. Bananen, Brokkoli, Vollkornbrot, Nüsse, Sonnenblumenkerne - die Liste der magnesiumreichen Lebensmittel ist lang.
- Magnesiumpräparate: Die Einnahme von Magnesium-Präparaten sollte nur nach Anweisung des Arztes erfolgen, da eine falsche Dosierung Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben kann. Ist nicht mehr ausreichend Magnesium in den Depots vorhanden, empfiehlt sich eine Therapie mit Magnesium, um die körpereigenen Speicher wieder aufzufüllen und die Balance des Elektrolyt-Gleichgewichts wiederherzustellen. Eine Dosierung von täglich 350 bis 400 mg Magnesium ist insbesondere für den Therapie-Einstieg geeignet. Die Einnahme von Magnesium hilft nicht von heute auf morgen gegen Wadenkrämpfe.
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