Vernarbung im Gehirn: Ursachen, Symptome und Behandlung

Narben kennt man vor allem von der Haut, aber auch im Gehirn können Narben entstehen. Diese Hirnnarben, auch Gliosen genannt, unterscheiden sich jedoch wesentlich von Hautnarben. Während Hautnarben durch Bindegewebszellen (Fibroblasten) verschlossen werden, bestehen Hirnnarben aus Gliazellen, dem Stützgewebe des Gehirns.

Was sind Hirnnarben (Gliosen)?

Eine Narbe im Hirn, eine so genannte Gliose, besteht aus Gliazellen. Es handelt sich dabei um das Stützgewebe des Gehirns, das die Nervenzellen einbettet und bei der Reizweiterleitung unterstützt. Es ist von der Konsistenz her derber als normales Hirngewebe und lässt sich in der Magnetresonanztomografie in der Regel gut abgrenzen. Die Gliazellen haben, anders als bei Hirntumoren, keinen raumfordernden, verdrängenden Charakter. Sie „füllen“ nur die entstandenen Lücken auf, um auch die Stabilität des Hirngewebes zu erhalten. Neurone, die eigentlichen impulsgebenden Zellen, vermehren sich dagegen nicht und entstehen nicht neu.

Gliazellen stellen neben den Neuronen die zweite große Gruppe von Zellen im Gehirn dar. Sie wurden lange Zeit als die inaktiven Elemente des Gehirns, als „Nervenkitt“ bezeichnet. Heute weiß man, dass die verschiedenen Typen von Gliazellen (Astrozyten, Oligodendrozyten und Mikrogliazellen) klar definierte Aufgaben im Nervensystem erfüllen. So reagieren sie z. B. auf Krankheitserreger, spielen eine wichtige Rolle bei der Ernährung der Nervenzellen oder isolieren Nervenfasern. Ihr Anteil im Vergleich zu den Neuronen liegt bei etwas über 50 Prozent.

Neuronen sind die eigentlichen informationsverarbeitenden Zellen des Gehirns. Sie empfangen und leiten elektrische und chemische Signale weiter. Im Gegensatz zu Gliazellen können sich Neuronen nach einer Schädigung in der Regel nicht neu bilden.

Ursachen von Hirnnarben

Ist Hirngewebe geschädigt - beispielsweise nach einem Schlaganfall, nach Schädelverletzungen, Entzündungen, oder auch durch Erkrankungen wie Morbus Alzheimer oder Multiple Sklerose - wird eine Vermehrung der stützenden Gliazellen angeregt.

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Weitere Ursachen für Hirnnarben können sein:

  • Schlaganfall: Beim Schlaganfall kommt es zu einer plötzlich auftretenden Störung des Blutflusses im Gehirn, wodurch das Gewebe unterversorgt wird und Neuronen absterben.
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Eine Verletzung des Gehirns durch äußere Gewalteinwirkung kann ebenfalls zu Hirnnarben führen.
  • Entzündungen: Entzündliche Prozesse im Gehirn, wie z.B. bei Multipler Sklerose, können Hirngewebe schädigen und Narbenbildung verursachen.
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson führen zum Absterben von Neuronen und können somit Narbenbildung begünstigen.
  • Hypoxischer Hirnschaden: Ein schwerer Sauerstoffmangel im Gehirn, z.B. nach einem Herzstillstand, kann zu Hirnschäden und Narbenbildung führen.
  • Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn können zu Schädigungen und zum Absterben von Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns führen.

Symptome von Hirnnarben

Abhängig vom Ort des geschädigten Hirngewebes kann in einigen Fällen - durch den Verlust von Nervenzellen - die Funktionalität der betroffenen Hirnregion beeinträchtigt sein. So kann es zum Beispiel bei Schädigung des linken Schläfenlappens zu Sprachstörungen kommen. Oder die Verletzung des rechten Scheitellappens kann zu einer Halbseitenlähmung der linken Körperhälfte führen.

Die Symptome von Hirnnarben sind vielfältig und hängen stark davon ab, welche Hirnregion betroffen ist. Einige mögliche Symptome sind:

  • Motorische Störungen: Lähmungen, координационные Schwierigkeiten, tremor
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schmerzen
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen
  • Sehstörungen: Gesichtsfeldausfälle, Doppelbilder
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsdefizite
  • Epileptische Anfälle: Narben können zu einer Störung des elektrischen Gleichgewichts des Hirns führen, was ein Epilepsieleiden zur Folge haben kann.
  • Persönlichkeitsveränderungen: Veränderungen im Verhalten, der Stimmung oder des Charakters

Diagnose von Hirnnarben

Tatsächlich gehören Narben in der Neurochirurgie zum Alltag. Bei vielen Menschen haben sie keinen Krankheitswert. Entdeckt man sie etwa im Rahmen einer Untersuchung im Magnetresonanztomografen, besteht diesbezüglich oft kein Handlungsbedarf.

Die Diagnose von Hirnnarben erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT). Die MRT ermöglicht eine detaillierte Darstellung des Gehirns und kann Narbengewebe gut sichtbar machen.

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Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein bildgebendes Verfahren, das Mediziner zur Diagnose von Fehlbildungen in unterschiedlichen Geweben oder Organen des Körpers einsetzen. Die Methode wird umgangssprachlich auch Kernspin genannt. Sie beruht darauf, dass die Kerne mancher Atome einen Eigendrehimpuls besitzen, der im Magnetfeld seine Richtung ändern kann. Diese Eigenschaft trifft unter anderem auf Wasserstoff zu. Deshalb können Gewebe, die viel Wasser enthalten, besonders gut dargestellt werden.

Weitere diagnostische Verfahren können sein:

  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der मोटरischen und sensorischen Funktionen, der Reflexe und der kognitiven Fähigkeiten
  • Elektroenzephalogramm (EEG): Messung der Hirnströme, um epileptische Aktivitäten festzustellen
  • Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser zur Untersuchung auf Entzündungen oder andere Erkrankungen

Behandlung von Hirnnarben

Die Behandlung von Hirnnarben richtet sich nach der Ursache der Narbenbildung und den vorliegenden Symptomen. In vielen Fällen ist keine spezifische Behandlung erforderlich, insbesondere wenn die Narben keine Beschwerden verursachen.

Bei Epilepsie, die durch Hirnnarben verursacht wird, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden, um das Narbengewebe zu entfernen und die Anfälle zu kontrollieren. Dadurch lässt sich mit einem gezielten chirurgischen Eingriff der „Epilepsieherd“ beseitigen, und die Patienten werden von dem Krampfanfallleiden befreit.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten können sein:

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  • Medikamentöse Therapie: Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Spastik oder Depressionen
  • Physiotherapie: Verbesserung der motorischen Funktionen und der Koordination
  • Ergotherapie: Verbesserung der Alltagsfähigkeiten
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
  • Neuropsychologische Therapie: Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen

Forschung zu Hirnnarben

Ein Forschungsteam der Charité - Universitätsmedizin Berlin konnte nun aufzeigen, wie wichtig bei diesem Vorgang die Umorganisation von Gerüst- und Membranstrukturen in den Gliazellen ist. Die jetzt im Fachmagazin Nature Communications beschriebenen Erkenntnisse werfen Licht auf einen neuen zellulären Schutzmechanismus, durch den das Gehirn aktiv schweren Verläufen von neurologischen Erkrankungen entgegenwirken könnte.

Die Forschenden konnten zeigen, dass das Protein Drebrin bei Hirnverletzungen die Astrogliose steuert. Drebrin wird benötigt, damit Astrozyten als Kollektiv Narben bilden und das umliegende Gewebe schützen können. Der Verlust von Drebrin führt zu einer Unterdrückung der normalen Astrozyten-Aktivierung. Anstatt schützend zu reagieren, verlieren diese Astrozyten im Gegenteil sogar gänzlich ihre Funktion und geben ihre zelluläre Identität auf. Eigentlich harmlose Verletzungen breiten sich somit ohne die schützende Narbenbildung aus und immer mehr Nervenzellen sterben ab.

Um diese Narbenbildung zu ermöglichen, kontrolliert Drebrin die Umorganisation des Aktin-Zellskeletts, eines Gerüsts zur mechanischen Stabilisierung, in Astrozyten. Auf diese Weise wird auch die Entstehung langer Membranröhren - sogenannter tubulärer Endosome - beeinflusst, die der Aufnahme, Sortierung und Umverteilung von Oberflächenrezeptoren dienen und für die schützenden Gegenmaßnahmen der Astrozyten notwendig sind.

Multiple Sklerose (MS)

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung und neben der Epilepsie, die häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen.

Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher nicht geklärt. Es entstehen in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark Entzündungsherde, in denen das körpereigene Immunsystem die Myelinschicht attackiert. Die Myelinschicht, ist die isolierende Schicht welche die Axone der Nervenzellen umgibt und wird im ZNS von den Oligodendrozyten gebildet. Die Zerstörung der Myelinschicht führt dazu, dass die Signalweiterleitung entlang der Axone nicht mehr korrekt erfolgt, was letztendlich zu den Symptomen der MS führt.

Die MS kann zu vorübergehenden oder bleibenden Behinderungen führen, die sich auf Familie, Partnerschaft, Beruf und das eigene seelische Befinden auswirken. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren rapide weiterentwickelt. So können viele Medikamente den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Zudem gibt es bewährte Behandlungsmethoden zur Linderung von Symptomen und Verbesserung der Lebensqualität.

Die gängigen Behandlungen der MS zielen in erster Linie auf eine Modulation des Immunsystems ab, um weitere Schübe zu verhindern bzw.

Hirnstammläsionen

Vereinfacht ausgedrückt versteht man unter Hirnstammläsionen alle Schädigungen von Nervengewebe im Bereich des Mittelhirns, der Pons oder der Medulla oblongata. Es kommt dann zur Ausbildung einer Reihe von Symptomen, was man dann als Hirnstammsyndrom bezeichnet.

Hirnstammsyndrome lassen sich je nach Ort der Schädigung in Mittelhirnsyndrome, Ponssyndrome und Medulla-oblongata-Syndrome einteilen. Die Symptomatik ist davon abhängig, welche Bereiche betroffen sind.

Die Symptomkombination einer Hirnstammläsion wird als Hirnstamm-Syndrom bezeichnet. Das Krankheitsbild hängt dabei ganz von der Lokalisation und dem Ausmaß der Schädigung ab.

Die Therapie der Hirnstammsyndrome richtet sich stets nach der Ursache der Läsion. Daher kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

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