Epilepsie bei Hunden: Ursachen, Symptome und Behandlung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die nicht nur Menschen, sondern auch Hunde betrifft. Sie äußert sich durch wiederholte Krampfanfälle, die durch eine vorübergehende Störung der Hirnfunktion verursacht werden. Diese Störung entsteht durch eine übermäßige und/oder abnorme Entladung von Nervenzellen im Gehirn. Die Anfälle können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und verschiedene Ursachen haben.

Was ist Epilepsie beim Hund?

Epilepsie beim Hund ist definiert als das wiederholte Auftreten von epileptischen Anfällen in Abständen von mehr als 24 Stunden. Ein epileptischer Anfall ist eine kurze Störung der Hirnfunktion, die sich durch ungewöhnliches Verhalten äußert. Bei Hunden zählt die Epilepsie zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems.

Ursachen von Epilepsie bei Hunden

Tierärzte unterscheiden grob zwei Hauptformen von Epilepsie bei Hunden:

  • Idiopathische (primäre) Epilepsie: Bei dieser Form ist die Ursache der Anfälle unbekannt. Das Gehirn des Hundes weist keine anatomischen Veränderungen auf, und zwischen den Anfällen zeigt er keine klinischen Symptome. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, da bestimmte Rassen häufiger betroffen sind. Die idiopathische Epilepsie tritt meist im Alter von 1 bis 5 Jahren auf.
  • Strukturelle (sekundäre, symptomatische) Epilepsie: Diese Form wird durch eine andere Erkrankung des Gehirns verursacht, wie z.B. einen Hirntumor, ein Schädeltrauma, eine Hirnblutung oder eine Gehirnentzündung. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Leberfunktionsstörungen, Unterzuckerung oder Veränderungen der Blutsalze können das Anfallsrisiko erhöhen.

Um die Ursache der Epilepsie zu ermitteln, führt der Tierarzt eine gründliche Diagnostik durch, die in der Regel folgende Schritte umfasst:

  1. Anamnese: Der Tierarzt befragt den Besitzer ausführlich über die Krankengeschichte des Hundes, einschließlich vorheriger Medikamenteneinnahme, möglicher Giftstoffaufnahme und familiärer Veranlagung.
  2. Klinische Untersuchung: Der Tierarzt führt eine allgemeine Untersuchung des Hundes durch, um andere Erkrankungen auszuschließen.
  3. Neurologische Untersuchung: Der Tierarzt untersucht die Funktion des Nervensystems des Hundes, um Auffälligkeiten festzustellen.
  4. Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf Stoffwechselstörungen oder andere organische Ursachen der Anfälle liefern.
  5. Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen sind bildgebende Verfahren wie MRT oder CT erforderlich, um strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen.

Die Diagnose der Epilepsie erfolgt in der Regel nach dem Ausschlussverfahren, d.h. der Tierarzt schließt zunächst andere mögliche Ursachen für die Anfälle aus.

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Symptome von Epilepsie bei Hunden

Epileptische Anfälle können sich bei Hunden unterschiedlich äußern. Die Symptome hängen von der Art des Anfalls und dem betroffenen Bereich des Gehirns ab. Man unterscheidet zwischen fokalen und generalisierten Anfällen:

  • Fokale (partielle) Anfälle: Bei fokalen Anfällen ist die Entladung der Nervenzellen auf einen bestimmten Bereich des Gehirns beschränkt. Die Symptome können sich auf einen kleinen Bereich des Körpers beschränken, z.B. Zucken der Lefzen, einer Gliedmaße oder einzelner Muskeln. In manchen Fällen ist das Bewusstsein des Hundes nicht beeinträchtigt.
  • Generalisierte Anfälle: Bei generalisierten Anfällen sind beide Gehirnhälften betroffen. Der Hund verliert in der Regel das Bewusstsein, bricht zusammen und hat Krämpfe. Eine der häufigsten Formen des generalisierten Anfalls ist der tonisch-klonische Anfall, bei dem sich krampfartige Versteifungen und ruckartige Muskelzuckungen abwechseln.

Ein epileptischer Anfall besteht typischerweise aus drei Phasen:

  1. Prodromalphase (Aura): In dieser Phase, die Stunden oder Tage vor dem eigentlichen Anfall auftreten kann, zeigt der Hund möglicherweise Verhaltensänderungen wie Unruhe, Anhänglichkeit oder Rückzug.
  2. Iktus (Anfall): Dies ist die eigentliche Anfallsphase, die meist mit dem Umfallen des Hundes beginnt. Es folgen Versteifungen und Krämpfe der Muskulatur, Bewusstlosigkeit, Speichelfluss, unkontrollierter Kot- und Urinabsatz.
  3. Postiktale Phase: Nach dem Anfall ist der Hund meist erschöpft, desorientiert und verwirrt. Er kann Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen, und übermäßigen Durst oder Hunger zeigen.

Die Dauer eines epileptischen Anfalls variiert stark. Die meisten Anfälle dauern nur wenige Minuten, aber in seltenen Fällen kann es zu einem Status epilepticus kommen, einem lebensbedrohlichen Zustand, bei dem der Anfall länger als 5 Minuten dauert oder sich die Anfälle so schnell wiederholen, dass der Hund zwischendurch nicht zu Bewusstsein kommt.

Was tun bei einem epileptischen Anfall?

Ein epileptischer Anfall kann für Hundebesitzer sehr beängstigend sein. Es ist jedoch wichtig, Ruhe zu bewahren und richtig zu handeln:

  • Sicherheit: Sorgen Sie dafür, dass sich der Hund während des Anfalls nicht verletzen kann. Entfernen Sie gefährliche Gegenstände aus seiner Umgebung.
  • Nicht festhalten: Versuchen Sie nicht, den Hund festzuhalten oder ihm die Zunge aus dem Maul zu ziehen. Er hat keine Kontrolle über seine Kiefermuskulatur und könnte Sie versehentlich beißen.
  • Dokumentation: Notieren Sie die Dauer des Anfalls und beobachten Sie die Symptome genau. Ein Video des Anfalls kann für den Tierarzt sehr hilfreich sein.
  • Tierarzt kontaktieren: Kontaktieren Sie den Tierarzt, wenn der Anfall länger als 5 Minuten dauert, wenn mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten oder wenn der Hund nach dem Anfall schwerwiegende Verhaltensänderungen zeigt.

Behandlung von Epilepsie bei Hunden

Die Behandlung der Epilepsie richtet sich nach der Ursache der Anfälle. Bei einer strukturellen Epilepsie wird die Grunderkrankung behandelt. Bei einer idiopathischen Epilepsie zielt die Behandlung darauf ab, die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Anfälle zu reduzieren.

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Die medikamentöse Behandlung der Epilepsie erfolgt in der Regel mit Antiepileptika. Diese Medikamente müssen oft lebenslang eingenommen werden und erfordern eine sorgfältige Anpassung der Dosis durch den Tierarzt. Das Ziel ist, einen konstanten Wirkstoffspiegel im Blut des Hundes zu erreichen.

Neben der medikamentösen Behandlung können auch andere Maßnahmen helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren:

  • Stress vermeiden: Sorgen Sie für einen stressfreien Tagesablauf mit regelmäßigen Spaziergängen und Ruhezeiten.
  • Ernährung anpassen: Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigem Futter ohne künstliche Zusatzstoffe kann sich positiv auf die Anfallshäufigkeit auswirken. Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Fettsäuren antiepileptische Eigenschaften haben.
  • Kastration: Bei Hündinnen kann eine Kastration helfen, da zyklische Schwankungen der Sexualhormone Anfälle auslösen können.

Leben mit Epilepsie beim Hund

Mit der richtigen Behandlung und der Unterstützung des Tierbesitzers können die meisten Hunde mit Epilepsie ein gutes Leben führen. Es erfordert jedoch viel Geduld, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Wichtig ist, die Medikamente konsequent zu verabreichen, ein Anfallstagebuch zu führen und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt wahrzunehmen.

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