Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, von dem laut einer Umfrage 75 % der Deutschen betroffen sind. Sie können in verschiedenen Muskelgruppen auftreten, insbesondere in der Waden- und Fußmuskulatur, aber auch in anderen Bereichen wie Beinen, Armen, Händen oder Rumpf. Die Häufigkeit von Muskelkrämpfen nimmt mit dem Alter zu, aber auch junge Erwachsene können betroffen sein. Muskelkrämpfe können sehr belastend sein und die Lebensqualität erheblich einschränken, insbesondere wenn sie nachts auftreten und zu Schmerzen und Müdigkeit führen.
Vielfältige Ursachen von Muskelkrämpfen
Muskelkrämpfe haben keine einheitliche Ursache. Die Gründe für das Auftreten von Krämpfen können individuell verschieden sein.
Neurogene Muskelkrämpfe
Bei den gewöhnlichen nächtlichen Wadenkrämpfen liegt meist keine spezifische Erkrankung zugrunde. Es handelt sich hierbei meist um neurogene Muskelkrämpfe, die durch eine nervale Übererregbarkeit motorischer Nerven bedingt sind. Es wird angenommen, dass eine Übererregbarkeit der Alpha-Motoneurone durch die Beteiligung afferenter Nervenfasern von Dehnungsrezeptoren in Sehnen und Muskeln eine Rolle spielt. Dies würde auch erklären, dass Dehnen des betroffenen Muskels zu einer raschen Besserung führt. Des Weiteren wird angenommen, dass in den terminalen Aufzweigungen der motorischen Nerven eine Überaktivität von Ionenkanälen zu einer Übererregbarkeit von Nerven führt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Muskeln durch elektrische Reizungen schon bei sehr viel niedrigerer Reizintensität auf Impulse reagieren.
Begünstigende Faktoren
Muskelkrämpfe können durch verschiedene Faktoren begünstigt oder ausgelöst werden, darunter:
- Starkes Schwitzen: Durch starkes Schwitzen verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte, was zu Muskelkrämpfen führen kann.
- Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme: Eine unzureichende Flüssigkeitsaufnahme nach körperlicher Anstrengung kann ebenfalls zu Dehydration und Elektrolytverlust führen.
- Muskuläre Überlastung: Eine Überlastung der Muskeln, beispielsweise durch intensives Training oder ungewohnte körperliche Aktivität, kann Muskelkrämpfe verursachen.
- Störungen des Mineralhaushaltes: Ein Ungleichgewicht im Mineralhaushalt, insbesondere ein Mangel an Magnesium, Kalium oder Kalzium, kann die Entstehung von Muskelkrämpfen begünstigen. Dies kann beispielsweise durch die Einnahme von entwässernden Medikamenten (Diuretika), Durchfall, schwere Nierenfunktionsstörungen (Urämie) oder Hämodialyse verursacht werden.
- Hormonelle Störungen: Hormonelle Störungen der Schilddrüse oder der Nebenniere sowie Unterzuckerungen können ebenfalls Muskelkrämpfe begünstigen.
- Schwangerschaft: In der Schwangerschaft treten Muskelkrämpfe häufiger auf, da der Bedarf an bestimmten Mineralstoffen, insbesondere Magnesium, erhöht ist.
- Medikamente: Verschiedene Medikamente können Muskelkrämpfe als Nebenwirkung verursachen.
- Alkohol: Ein möglicher Auslöser für Krämpfe kann der Konsum von Alkohol sein.
Neurologische Ursachen
Andererseits können auch neurologische Erkrankungen der motorischen Nerven, Polyneuropathien, eine Spinalstenose oder Nervenwurzelschädigungen, z.B. durch Bandscheibenvorfälle, Muskelkrämpfe verursachen. Selten treten Muskelverkrampfungen bei neurologischen Autoimmunerkrankungen (z.B. Neuromyotonie) oder familiär gehäuft auf und sind genetisch bedingt.
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Weitere Ursachen
Neben den genannten Faktoren können auch folgende Ursachen Muskelkrämpfe auslösen:
- Dehydration/Flüssigkeitsverlust: In unserem Körper ist Wasser Bestandteil von Muskeln, Organen, Zellen und Knochen. Der körpereigene Wasserhaushalt sorgt dafür, dass über das Blut Nährstoffe zu Muskeln und Organen transportiert und Schadstoffe ausgeschwemmt werden. Bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr bzw. einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust, z. B. über den Schweiß, wenn eine körperliche Anstrengung in großer Hitze erfolgt, nimmt die Fließeigenschaft des Blutes ab. In der Folge verschlechtert sich die Durchblutung - auch der Muskeln - und damit die Versorgung mit Mineralstoffen, die für die Muskelfunktion essenziell sind. Außerdem gehen über den Schweiß auch u. a. Kalium, Kalzium und Magnesium verloren, sodass die Konzentration der Mineralstoffe im Körper in ein Ungleichgewicht gerät, was zu Muskelkrämpfen führen kann.
- Überlastung der Muskeln: Werden Muskeln, z. B. im Rücken, überlastet, kann dies zu Muskelkrämpfen führen. Ursache der Überlastung kann eine Überanstrengung, schlechte Körperhaltung oder ein Mangel an körperlicher Aktivität sein. Durch ein unzureichendes Aufwärmen vor dem Sport kann die Muskulatur sich verhärten und die Durchblutung der Muskeln behindert werden. Dies und vorbestehende Muskelverletzungen oder Muskelverspannungen können ebenfalls das Risiko für das Auftreten von Muskelkrämpfen während der körperlichen Aktivität erhöhen.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol kann zu Muskelkrämpfen führen, vor allem, wenn er in größeren Mengen und regelmäßig getrunken wird. Die Ursachen dafür sind komplex. Zum einen kann Alkohol zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust führen, der sich wiederum negativ auf das Elektrolytgleichgewicht auswirken und somit Muskelkrämpfe verursachen kann. Gleichzeitig beeinträchtigt Alkohol die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm, darunter Kalium, Kalzium und Magnesium, was das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigt. Zusätzlich kann Alkohol die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln stören, die Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Muskulatur verringern und Entzündungen im Körper fördern - alles mögliche Ursachen für Muskelkrämpfe.
- Medikamenteneinnahme: Auch Nebenwirkungen von Medikamenten können die Entstehung von Muskelkrämpfen begünstigen. Unter anderem bei den folgenden Medikamenten sind Wadenkrämpfe oder Krämpfe in anderen Körperregionen als Nebenwirkung möglich: Cholesterinsenker (Statine), hormonelle Verhütungsmittel (z. B. Pille, Hormonspirale), Arzneimittel gegen Bluthochdruck (z. B. Kalziumkanalblocker, Betablocker, ACE-Hemmer, Diuretika), bronchienerweiternde Mittel bei Asthma (Beta-2-Agonisten, β2-Mimetika) und Chemotherapeutika.
- Bestimmte Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen, die eine entscheidende Rolle in der Regulation des Mineralstoff- und Flüssigkeitshaushalts spielen, können zu Muskelkrämpfen führen, wie u. a.: Diabetes mellitus, Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Nerven- und Muskelerkrankungen (z. B. Polyneuropathie, amyotrophe Lateralsklerose).
- Emotionaler oder psychischer Stress: Auch emotionaler oder psychischer Stress kann dazu führen, dass sich die Muskeln im Rücken verkrampfen.
Spezialfall: Ursachen von Wadenkrämpfen
Wadenkrämpfe können neben den oben genannten noch weitere, spezifischere Ursachen haben. Zu diesen Ursachen zählen Vorerkrankungen der Gefäße wie z. B. Thrombose der tiefen Beinvenen, chronische Durchblutungsstörungen, Krampfadern in den Waden, aber auch orthopädische Probleme wie eine Fehlhaltung oder Erkrankungen des Skeletts. Außerdem können Fußfehlstellungen Wadenkrämpfe begünstigen. Diese können angeboren sein, entstehen aber häufig erst im Laufe des Lebens durch falsches Schuhwerk. Zwängen beispielsweise zu enge Schuhe den Fuß stundenlang in eine Fehlstellung, kann die Reaktion des Körpers über das Fersenbein bis in die Wade reichen. In der Folge kann es zu Beschwerden wie Gehstörungen oder eben auch Wadenkrämpfen kommen.
Diagnostik von Muskelkrämpfen
In den allermeisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos und bedürfen keiner weiteren Diagnostik. Eine Untersuchung der Leber- und Nierenwerte, der Elektrolyte sowie der Schilddrüsenwerte kann durch Ihren Hausarzt erfolgen, um evtl. internistische Ursachen aufzudecken. Sollte es jedoch zu einer deutlichen Zunahme der Häufigkeit von Muskelkrämpfen kommen oder Muskelkrämpfe in ungewöhnlichen Körperregionen außerhalb der Waden und Füße, z.B. auch am Rumpf oder den oberen Extremitäten auftreten oder Muskelkrämpfe durch körperliche Aktion selbst ausgelöst werden und nicht nur in Ruhe auftreten, ist eine weitere Diagnostik durch den Neurologen erforderlich. Dies gilt insbesondere, wenn Muskelkrämpfe zusammen mit Faszikulationen oder Muskelschwäche auftreten, um zugrundeliegende neuromuskuläre Erkrankungen abzugrenzen und zu differenzieren.
Der behandelnde Arzt wird sich die Beschwerden genau erläutern lassen. Es ist unter anderem relevant, wann sich die Krämpfe zum ersten Mal gezeigt haben, ob sie häufig in bestimmten Situationen auftreten, beispielsweise beim Training oder nur nachts. Auch familiäre Hintergründe werden beleuchtet. So ist es wichtig zu wissen, welche Krankheiten in der Familie vorkommen. Aber auch eine mögliche Schwangerschaft oder Nebenwirkungen von Medikamenten werden als Auslöser der Krämpfe in Betracht gezogen. Eine körperliche Untersuchung schließt sich dem Gespräch an, wobei Nervensystem und Muskelfunktionen besonders genau angesehen werden. Auf Basis dieser Kontrollen kann nun schon entschieden werden, ob gegebenenfalls eine Überweisung zu einem Facharzt erforderlich ist.
Untersuchung mittels bildgebender Verfahren
Zur Abklärung von Muskelkrämpfen wird oft eine Elektromyografie, eine Messung der elektrischen Muskelaktivität, durchgeführt. Sie lässt erkennen, ob eine Muskelerkrankung oder eine Nervenstörung vorliegt. Eine Elektroneurografie misst die Leitfähigkeit der Nerven. So kann die Funktionstüchtigkeit peripherer Nerven getestet werden. Außerdem ist es damit möglich, Nervenschädigungen zu erkennen. Ein Ischämietest stellt die Leistungsfähigkeit von Muskeln und Enzymen dar. Um beispielsweise Thrombosen nachzuweisen, kann eine Dopplersonografie sinnvoll sein. Werden die Wadenkrämpfe auf bestehende Rückenbeschwerden zurückgeführt, können eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie Aufschluss über die Ursache geben.
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Laboruntersuchung
Die Analyse des Blutes kann einen Mangel oder Überschuss an Elektrolyten wie Magnesium, Natrium oder Kalzium anzeigen. Auch Informationen zum Blutzucker sowie über Leber- und Nierenwerte können auf der Suche nach der Ursache der Krämpfe weiterhelfen. Bei Verdacht auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse ist ein Hormonspiegel hilfreich.
Was tun bei Muskelkrämpfen?
Beim akuten schmerzhaften Muskelkrampf hilft sofortige Dehnung. Falls Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, überprüfen Sie diese auf Muskelkrämpfe als mögliche Nebenwirkung und besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob diese pausiert werden können. Reduzieren Sie ggf. Ihren Alkohol- und Koffeinkonsum.
Sofortmaßnahmen
Die beste Sofortmaßnahme bei einem nächtlichen Muskelkrampf ist: dehnen - auch wenn es wehtut. Zudem hilft es, aufzustehen und umherzulaufen. Dadurch wird die Muskulatur automatisch gelockert. Tritt der Krampf während des Trainings auf, solltest du den betroffenen Muskel sofort entlasten. Auch das Massieren des Muskels wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und wohltuend. Tipp: Wenn du zum Massieren eine Massagepistole nutzen willst, starte langsam und vorsichtig.
SOS: Erste-Hilfe-Tipps bei Wadenkrampf:
- Wenn jemand einen akuten Wadenkrampf erleidet, kann sofortiges Dehnen der Unterschenkelmuskulatur den Krampf beenden. Dazu zieht man die Zehen nach oben und drückt währenddessen die Ferse fest in den Boden.
- Auch eine Massage entspannt: Ein leichtes Massieren des verkrampften Muskels bringt Linderung - die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gesteigert.
- Wenn der Wadenkrampf beim Sport auftritt, helfen diese Maßnahmen: Den Unterschenkel im Stehen dehnen (wie oben beschrieben): Die Zehen nach oben ziehen und die Ferse fest auf den Boden drücken. Gleichzeitig kann die Wade leicht massiert werden. Den Fuß anschließend lockern. Nach dem Krampf einige Schritte gehen und eine kleine Trainingspause einlegen. Ausreichend trinken. Der Elektrolythaushalt muss gegebenenfalls ausgeglichen werden. Wichtig sind dabei unter anderem Magnesium, Kalium und Natrium. Bei kalten Temperaturen sollte man sich wärmende Strümpfe und eine lange Hose überziehen.
- Wenn der Wadenkrampf nachts im Bett auftritt, können diese Tipps helfen: In liegender Position die Zehen nach oben in Richtung der Knie ziehen. Dabei die Ferse vom Körper wegtreten. Gleichzeitig kann man die Wade sanft massieren. Krampflösend wirkt häufig auch aufzustehen und vorsichtig herumzulaufen. Viele Betroffene profitieren zusätzlich von Wärme. Gegen nächtliche Wadenkrämpfe am besten eine kurze Fuß- oder Wadendusche nehmen. Bei einigen Menschen hingegen kann Kälte die Krämpfe lösen. Dann hilft es, kalte Auflagen auf die harte Muskulatur zu bringen.
Vorbeugung von Muskelkrämpfen
Zur nicht medikamentösen Prophylaxe kann bei Muskelkrämpfen die regelmäßige Dehnung der betroffenen Muskeln, z.B. abends vor dem Zubettgehen hilfreich sein und die Neigung zu Muskelkrämpfen reduzieren.
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Damit es gar nicht erst zu schmerzhaften Krämpfen kommt, solltest du ein paar Tipps befolgen. Wichtig: Treten trotz dieser Maßnahmen weiterhin Muskelkrämpfe auf, lasse die Ursache ärztlich abklären.
- Muskeln dehnen: Nimm dir vor dem Schlafengehen ein paar Minuten Zeit, um deine Waden- und Oberschenkelmuskulatur jeweils dreimal für zehn Sekunden zu dehnen, indem du die Fersen kräftig nach unten durchdrücken.
- Ausreichend trinken: Trinken wir nicht genug, kann unser Körper Nährstoffe nicht richtig transportieren. Dehydrierung ist insbesondere auch bei Sportlern und bei Hitze ein Risiko. Mindestens 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie Tee sollte es täglich sein. Bei hohen Belastungen ist Apfelsaftschorle ideal oder auch Wasser, dem etwas Salz zugesetzt ist.
- Balance zwischen Ruhe und Bewegung: Achte darauf, dass du dich jeden Tag mindestens 30 Minuten bewegst. Das lockert die Muskeln und fördert die Durchblutung. Wenn du viel und gerne trainierst: Übertreibe es nicht und höre auf deinen Körper!
- Elektrolythaushalt ausgleichen: Für viele Menschen ist Magnesium das erste Mittel der Wahl, wenn sie unter Muskelkrämpfen leiden. Tatsächlich aber ist die Wirksamkeit des Mineralstoffs bei Muskelkrämpfen wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Klar ist: Ein ausgeglichener Elektrolythaushalt ist generell wichtig für die Gesundheit und eine normale Muskelfunktion. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten Erwachsene 4000 Milligramm Kalium und 1500 Milligramm Natrium zu sich nehmen. Für Magnesium liegt der Schätzwert für Frauen bei 300, der für Männer bei 350 Milligramm. Statt zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, solltest du auf natürliche Mineralstofflieferanten wie Vollkornprodukte, Hülsenfürchte, Obst, Gemüse und Fisch setzen.
- Ernährung anpassen: Treten die Muskelkrämpfe eher selten auf, ist es sinnvoll, den eigenen Nährstoffhaushalt in Ordnung zu bringen. Der beste Weg dazu ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen. Viel Magnesium steckt beispielsweise in Bananen, getrockneten Aprikosen, Nüssen und Vollkornprodukten - diese Lebensmittel eignen sich prima als gesunder Snack für Zwischendurch. Auch Milchprodukte enthalten relativ viel Magnesium, Zartbitterschokolade sogar noch mehr. Im Mineralwasser kann sich der Gehalt von Magnesium allerdings stark unterscheiden.
Medikamentöse Therapie
Neuere Untersuchungen konnten zeigen, dass eine spezielle repetitive Elektrostimulation der zu Muskelkrämpfen neigenden Muskeln zu einer Verminderung von Muskelkrämpfen führen kann.
Die Einnahme von Magnesium kann hilfreich sein, häufig sind allerdings höhere Dosen erforderlich, limitierender Faktor sind dann häufig doch Nebenwirkungen des Magen-Darm-Traktes (Durchfall).
Die Anwendung von Chinin Sulfat, das in Deutschland seit 2015 wieder rezeptpflichtig ist wird kontrovers diskutiert. Einerseits ist es bei therapieresistenten Muskelkrämpfen eindeutig wirksam, welches auch in Studien belegt werden konnte. Andererseits bestehen Sicherheitsbedenken, da es insbesondere bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen, zu teilweise allergisch bedingten Blutbildveränderungen sowie Nieren- und Leberschäden kommen kann.
Weitere Medikamente zur Therapie von Muskelkrämpfen, z.B. durch so genannte Natrium- und Kalziumkanal blockierende Substanzen (Antiepileptika, Medikamente zur Behandlung neuropathischer Schmerzen), können hilfreich sein, bedürfen aber der regelmäßigen Einnahme und Begleitung durch einen Arzt.
Wadenkrämpfe werden abhängig von ihrer spezifischen Ursache behandelt. Liegt beispielweise eine Störung im Elektrolyt- und Wasserhaushalt vor, dann werden Betroffene in der Regel dazu angehalten, ausreichend zu trinken und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Dabei sollten Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium oder Natrium bevorzugt werden. Bei starkem Durchfall, kann eine Elektrolytlösung für den nötigen Ausgleich sorgen. Leiden Betroffene an einem Magnesiummangel, kann dies durch entsprechende Präparate behoben werden. Kommt es nachts regelmäßig zu schweren Wadenkrämpfen, kann bei Erwachsenen eventuell der Krampflöser Chininsulfat (Chinin) weiterhelfen. Das Mittel sollte nur nach ärztlicher Rücksprache genommen werden und keinesfalls während einer Schwangerschaft oder in Kombination mit anderen Medikamenten. Von der Gabe an Kinder und Jugendliche wird abgeraten. Wurde durch den Arzt eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse diagnostiziert, können Vitamin D oder Kalzium verschrieben werden. Werden die Wadenkrämpfe durch Erkrankungen der Muskulatur ausgelöst, sind meist physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich. Ist eine Dystonie für die Krämpfe verantwortlich, können Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine (beruhigend und angstlösend) verordnet werden. Liegt eine Erkrankung des Nervensystems vor, sorgen durchblutungsfördernde Arzneien häufig für eine Besserung. Entstehen die Krämpfe hingegen als Nebenwirkung eines Medikamentes, dann kann möglicherweise ein anderes Präparat gewählt werden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Treten die Muskelkrämpfe eher selten auf und lassen sie sich durch einfache Dehnübungen schnell wieder beheben, gibt es in aller Regel keinen Grund zur Sorge. Wer häufig unter diesen Krämpfen leidet, sollte deshalb zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen.
Wadenkrämpfen liegen meist harmlose Ursachen zugrunde. Zum Arzt sollte man allerdings gehen, wenn die schmerzhaften Krämpfe sehr häufig auftreten, wenn sie nachts den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen und wenn die Wadenkrämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen. Kommen weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzu, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden.
Personen, die häufig Krämpfe haben, rät Tomasits daher, zum Hausarzt oder -ärztin zu gehen, sich beraten und gegebenenfalls zu einem Spezialisten oder einer Spezialistin überweisen zu lassen. Denn Krämpfe können auch ein Anzeichen für zugrundeliegende Nerven- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Unbehandelt kann eine Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose) beispielsweise zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall führen.