Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung: Aufgaben und Schwerpunkte

Das Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der Universität München (Grosshadern) widmet sich der Erforschung und Behandlung von Schlaganfällen und Demenzerkrankungen. Mit rund 2000 betreuten Patientinnen und Patienten jährlich in der Gedächtnisambulanz ist das ISD eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit Gedächtnisveränderungen und Verdacht auf Demenz.

Struktur und Angebote des Instituts

Das ISD arbeitet interdisziplinär mit einem Team aus Fachärzten, Neuropsychologen, Sozialarbeitern und Studienassistenten zusammen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Früherkennung, Diagnostik, Behandlung und Betreuung von Patienten mit Schlaganfällen und Demenzerkrankungen. Die Gedächtnisambulanz des ISD ist ein wichtiger Bestandteil des Instituts und bietet vielfältige Leistungen an.

Die Gedächtnisambulanz: Anlaufstelle bei Gedächtnisproblemen

Die Gedächtnisambulanz am ISD ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die unter Gedächtnisauffälligkeiten leiden oder bei denen der Verdacht auf eine Demenz besteht. Oftmals sind es die "kniffligen Fälle" mit uneindeutigen Symptomen, die hier untersucht und behandelt werden.

Warum ist eine frühe Demenz-Diagnose wichtig?

Eine frühe Diagnose ist entscheidend, da gerade im frühen Stadium der Erkrankung die Symptome oft schwer zuzuordnen sind. Die Gedächtnisambulanz bietet eine umfassende Diagnostik, um die Ursache der Beschwerden zu finden und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Wer wird in die Gedächtnisambulanz überwiesen?

In die Gedächtnisambulanz kommen Menschen, die seit mehreren Monaten Gedächtnisauffälligkeiten haben und von ihrem Hausarzt oder ihrer Fachärztin zur Abklärung überwiesen wurden.

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Der Weg zur Diagnose:

Die Diagnose einer Demenz im Frühstadium erfordert verschiedene Untersuchungsmethoden und ein Team aus Fachärztinnen und Psychologen.

Erste Station: Der Gedächtnis-Check

Der erste Schritt in der Gedächtnisambulanz ist oft ein neuropsychologischer Test, bei dem die Merk- und Konzentrationsfähigkeit, das Sprachverständnis, logisches Denken und visuell-räumliche Fähigkeiten geprüft werden. Die Tests finden in einer ruhigen Umgebung ohne Angehörige statt, um eine unbeeinflusste Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.

Zweite Station: Der Körper-Check

Nach den psychologischen Tests folgen ein ausführliches Gespräch mit der Fachärztin und eine körperliche Untersuchung. Wichtig ist, dass die Patienten alle Vorbefunde vom Neurologen und Hausarzt sowie den Medikamentenplan mitbringen. Im Gespräch werden auch Probleme im Alltag erfragt, die Betroffene oft nicht wahrnehmen und erklären können. Zudem werden Urin und Blut untersucht, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Bei Verdacht auf eine Demenz können weitere Untersuchungen wie eine Lumbalpunktion oder bildgebende Verfahren (MRT oder CT) durchgeführt werden.

Dritte Station: Diagnose und Beratung

Nach Auswertung aller Untersuchungsergebnisse erfolgt die Diagnose und ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit den Familien. Die Ärztin kann Medikamente verschreiben, die den Verlauf verlangsamen, aber eine Demenz nicht heilen. Die Gedächtnisambulanz bietet auch Beratung und Unterstützung bei der Planung des weiteren Lebens mit der Diagnose.

Forschungsschwerpunkte des ISD

Das ISD betreibt umfangreiche Forschung in verschiedenen Bereichen der Schlaganfall- und Demenzforschung. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören:

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  • Immunpharmakologie: Erforschung der Mechanismen des angeborenen und des erworbenen Immunsystems.
  • Thoraxchirurgie: Forschung in engem Zusammenhang mit der klinischen Spezialisierung auf Lungentransplantation und onkologische Thoraxchirurgie.
  • Neuroradiologie: Universitäres Institut mit einem breiten Spektrum neuroradiologischer Forschung.
  • Humangenetik: Erforschung genetischer Erkrankungen.
  • Stoffwechsel- und kardiovaskuläre Forschung: Forschungsschwerpunkte im Bereich der Stoffwechsel- und kardiovaskulären Forschung sowie der labordiagnostischen Methodenentwicklung (Schwerpunkt Massenspektrometrie).
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Verständnis und letztendlich die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin: Betreuung der arbeitsmedizinischen Lehre an der LMU München, der TU München sowie der Universität Augsburg.
  • Kinderchirurgie: Kinderklinik und Kinderpoliklinik als Referenzzentrum für viele Kinder mit schweren, chronischen, komplexen Erkrankungen.
  • Nuklearmedizin: Medizinische Anwendung von Radiopharmaka in Diagnostik, Therapie und Wissenschaft.
  • Psychiatrie: Lange wissenschaftliche Tradition.
  • Physik und Molekulare Onkologie/Strahlenbiologie: Forschungsschwerpunkte in Physik und Molekularer Onkologie/Strahlenbiologie.
  • Hämato-onkologische Erkrankungen: Schwerpunkte der Klinik liegen in den Hämato-onkologischen Erkrankungen.
  • Neurologie: Notfallmedizin incl. Fragestellungen.
  • Urologie: Störungen der Blasenentleerung und der erektilen Funktion, Angiogenese.

Klinische Studien am ISD

Das ISD führt klinische Studien durch, um neue Medikamente und Therapien zur Behandlung von Schlaganfällen und Demenzerkrankungen zu entwickeln und zu erproben. Beispiele für klinische Studien am Institut sind:

  • Prüfung neuer Medikamente zur Behandlung der Alzheimer-Demenz
  • Einsatz bereits bekannter Medikamente bei Hirnleistungsstörungen bzw. Demenzerkrankungen
  • Untersuchung von Krankheitsmustern und genetischen Merkmalen (z.B. in Blutproben)
  • Untersuchung von Therapien auf spezifische Krankheitssymptome (Gedächtnistraining, antriebssteigernde Medikamente)

Teilnahme an klinischen Studien:

Die Studienteilnahme erfordert eine schriftliche Einwilligungserklärung des Patienten und ggf. des Vorsorgebevollmächtigten oder gesetzlichen Betreuers. Die Teilnahme kann jederzeit ohne Angabe von Gründen beendet werden. Die Kosten für Diagnostik und Therapien im Rahmen der Studie tragen der Sponsor bzw. das Prüfzentrum. Als Studienteilnehmer sind Sie für etwaige Komplikationen speziell versichert. Ihre Daten und medizinischen Befunde werden im Prüfzentrum in Ihrer Akte dokumentiert und aufbewahrt. Die für die Studie erforderlichen Daten werden in pseudonymisierter Form (d.h. ohne Namensnennung) an den Sponsor weitergeleitet.

Fahrtauglichkeit bei Hirnleistungsstörungen und Demenz

Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen ist die Frage der Fahrtauglichkeit. Grundsätzlich gilt, dass jeder Verkehrsteilnehmer zur Selbstprüfung seiner Fahrtauglichkeit verpflichtet ist. Bei Demenz kommt es jedoch im Verlauf der Krankheit unvermeidbar zu einem Verlust der Fahrtauglichkeit.

Leistungsbeeinträchtigungen bei Demenz und ihre Auswirkungen auf die Fahrtauglichkeit:

  • Orientierungsstörungen
  • Verlangsamte Reaktion
  • Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit
  • Beeinträchtigung der Konzentration
  • Verminderte Fähigkeit, komplexe Situationen schnell zu erfassen
  • Verminderte Urteilsfähigkeit
  • Gedächtnisstörungen

Bei einer mittelschweren und schweren Demenz muss das Autofahren bedingungslos eingestellt werden. Im frühen Stadium kann die Fahrtauglichkeit jedoch individuell und mittels fachspezifischer Expertise beurteilt werden.

Was leistet die Ambulanz im ISD zum Thema Fahrtauglichkeit?

Im Rahmen der eingehenden Untersuchung in der Gedächtnisambulanz findet auch eine ausführliche neuropsychologische Testung statt. In dieser wird der aktuelle kognitive Leistungszustand erhoben. Der Arzt klärt im Gespräch über die Risiken der Erkrankung auf. Das ISD führt jedoch keine verkehrsmedizinische/ verkehrspsychologische Untersuchung durch. Die ärztliche Beratung ersetzt diese nicht.

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Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG)

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) unterstützt die wissenschaftliche Forschung im Bereich Demenz und bietet Betroffenen und AngehörigenInformationen und Unterstützung. Die DAlzG schreibt alle zwei Jahre eine Forschungsförderung im Bereich der Versorgungsforschung aus. Sie unterstützt Forschungsprojekte auch praktisch, beispielsweise indem sie ihr Expertenwissen in Projektbeiräten zur Verfügung stellt.

Arbeitsgruppe „Demenz und Forschung"

Die Arbeitsgruppe „Demenz und Forschung" wurde im Rahmen des Projektes PraWiDem aufgebaut und setzt sich dafür ein, dass die Gedanken, Erfahrungen und das Wissen von Menschen mit Demenz in Forschungsprojekten einbezogen werden.

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