Eine Meningitis, umgangssprachlich als Hirnhautentzündung bekannt, ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, den schützenden Membranen, die das Gehirn und das Rückenmark umgeben. Diese Entzündung wird meist durch eine Infektion verursacht, wobei Viren und Bakterien die häufigsten Auslöser sind. Seltener können auch Pilze oder Parasiten eine Meningitis verursachen. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), ausgelöst durch ein Virus, ist ein bekanntes Beispiel.
Symptome einer Meningitis
Die Symptome einer Meningitis können je nach Alter der betroffenen Person und der Ursache der Entzündung variieren. Im Allgemeinen ähneln die anfänglichen Symptome oft einem grippalen Infekt.
Allgemeine Symptome bei älteren Kindern und Erwachsenen:
- Fieber
- Starke, anhaltende Kopfschmerzen, die sich bei Bewegung verschlimmern können
- Gliederschmerzen
- Nackensteifigkeit (Meningismus), die das Vorbeugen des Kopfes erschwert oder unmöglich macht
- Übelkeit und Erbrechen
- Licht- und Lärmempfindlichkeit
- Gesteigerte Berührungs- und Temperaturempfindlichkeit der Haut
- Schläfrigkeit und Verwirrtheit
- Neurologische Auffälligkeiten wie Unruhe, Benommenheit, Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit
- Hautausschlag, insbesondere bei bakteriellen Ursachen, der als kleine rot-bräunliche Flecken (Petechien) erscheinen kann
Symptome bei Säuglingen und Kleinkindern:
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft weniger eindeutig und können unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert.
- Fieber (kann auch fehlen oder erniedrigt sein)
- Erbrechen
- Reizbarkeit und Schläfrigkeit
- Verweigerung der Nahrung
- Viel Weinen
- Mögliche Vorwölbung der Fontanellen (weiche Stellen zwischen den Schädelknochen) aufgrund erhöhten Drucks im Schädel
Symptome bei älteren Menschen:
Bei älteren Menschen können Fieber und Nackensteifigkeit fehlen. Stattdessen können frühzeitig unspezifische Symptome wie Verwirrtheit oder eine Beeinträchtigung des Bewusstseins auftreten.
Es ist wichtig zu beachten, dass sich die Symptome einer Meningitis schnell entwickeln können und eine rasche medizinische Abklärung erforderlich ist.
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Ursachen einer Meningitis
Die Ursachen einer Meningitis sind vielfältig. Die häufigsten Auslöser sind:
- Viren: Virale Meningitiden verlaufen meist milder und heilen oft von selbst aus. Zu den häufigsten viralen Erregern gehören Enteroviren (z.B. ECHO-Viren und Coxsackie-Viren), Herpesviren, FSME-Viren, Mumpsviren und Influenzaviren.
- Bakterien: Bakterielle Meningitiden sind oft schwerwiegender und können unbehandelt tödlich enden. Häufige bakterielle Erreger sind Pneumokokken, Meningokokken, Listerien und Haemophilus influenzae Typ B (Hib).
- Pilze und Parasiten: Diese sind seltenere Ursachen, treten aber häufiger bei immungeschwächten Personen auf.
- Nicht-infektiöse Ursachen: In manchen Fällen kann eine Meningitis durch Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen, Medikamente oder Giftstoffe verursacht werden.
Wie gelangen die Erreger in den Körper?
Die Erreger können auf verschiedenen Wegen in den Körper gelangen:
- Tröpfcheninfektion: Viele Erreger werden durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen.
- Schmierinfektion: Übertragung durch direkten oder indirekten Kontakt mit kontaminierten Oberflächen.
- Blutweg: Bakterien können sich im Nasen-Rachen-Raum ansiedeln, in Blutgefäße eindringen und über die Blutbahn zu den Hirnhäuten gelangen.
- Direkte Ausbreitung: Bei Entzündungen in der Nähe der Hirnhäute (z.B. Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung) können sich die Erreger direkt ausbreiten.
- Verletzungen: Verletzungen, die einen Zugang zum Liquorsystem schaffen (z.B. Schädelbasisbruch, hirnchirurgischer Eingriff), können eine Wanderung von Bakterien ermöglichen.
- Zecken oder Mücken: Einige Viren (z.B. FSME-Virus) werden durch Zecken oder Mücken übertragen.
- Verunreinigte Lebensmittel: Listerien können über tierische Produkte wie Fleischerzeugnisse, Fisch, Milch und Milchprodukte übertragen werden.
Altersabhängige Unterschiede im Erregerspektrum:
Das Erregerspektrum variiert je nach Altersgruppe:
- Neugeborene: Streptokokken der Gruppe B, Escherichia coli, Listerien, Herpes-Viren
- Säuglinge und Kleinkinder: Haemophilus influenzae Typ B (Hib), Meningokokken, Pneumokokken, Masern-, Mumps- oder Echoviren
- Ältere Menschen: Pneumokokken
Diagnose einer Meningitis
Bei Verdacht auf Meningitis ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Folgende Untersuchungen werden in der Regel durchgeführt:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und Erfassung von Risikofaktoren
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung auf Nackensteifigkeit, Lichtempfindlichkeit und neurologische Auffälligkeiten (Lasègue-Zeichen, Brudzinski-Zeichen, Kernig-Zeichen)
- Blutuntersuchung: Nachweis von Entzündungszeichen und Erregern
- Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser): Analyse des Liquors auf Entzündungszeichen, Erreger und andere Auffälligkeiten. Vor der Lumbalpunktion kann eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden, um einen erhöhten Hirndruck auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren (CT oder MRT): Zum Ausschluss anderer Ursachen der Beschwerden oder bei neurologischen Auffälligkeiten.
Behandlung einer Meningitis
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Meningitis:
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- Bakterielle Meningitis: Sofortige Behandlung mit Antibiotika im Krankenhaus, um Komplikationen wie Sepsis und Hirnschäden zu vermeiden. Bei bestimmten bakteriellen Meningitiden kann Kortison die Entzündungsreaktion dämpfen.
- Virale Meningitis: In der Regel symptomatische Behandlung mit Fieber- und Schmerzmitteln, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Ruhe. Bei bestimmten viralen Erregern (z.B. Herpesviren) können antivirale Medikamente eingesetzt werden.
- Nicht-infektiöse Meningitis: Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Autoimmunerkrankung, Krebserkrankung) oder Absetzen des auslösenden Medikaments.
Verlauf und Prognose einer Meningitis
Der Verlauf einer Meningitis hängt von der Ursache, dem Alter und dem Immunsystem der betroffenen Person ab. Virale Meningitiden verlaufen meist milder und heilen oft ohne spezifische Behandlung aus. Bakterielle Meningitiden können jedoch sehr schwerwiegend sein und unbehandelt tödlich enden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für eine gute Prognose.
Mögliche Komplikationen und Spätfolgen:
- Sepsis (Blutvergiftung)
- Erhöhter Hirndruck
- Hirnschäden
- Hörverlust
- Lernschwierigkeiten
- Gedächtnisprobleme
- Epilepsie
- Nierenversagen
- Neurologische Ausfälle (z.B. Lähmungen)
- Kognitive Beeinträchtigungen
- Verhaltensauffälligkeiten
- Hydrozephalus (Wasserkopf)
Vorbeugung einer Meningitis
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einer Meningitis vorzubeugen:
- Impfungen: Impfungen gegen Meningokokken (Serogruppen B und C), Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ B (Hib), Masern, Mumps, Röteln und Windpocken werden empfohlen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt detaillierte Impfempfehlungen. Gegen FSME kann man sich ebenfalls impfen lassen.
- Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen, insbesondere nach Kontakt mit Erkrankten oder potenziell kontaminierten Oberflächen.
- Stärkung des Immunsystems: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf.
- Vermeidung von Alkohol: Alkohol schwächt das Immunsystem.
- Vermeidung von engem Kontakt mit Erkrankten: Insbesondere bei bakterieller Meningitis durch Meningokokken.
- Küchenhygiene: Sorgfältige Zubereitung und Lagerung von Lebensmitteln, um Listerieninfektionen vorzubeugen.
Meldepflicht
In Deutschland sind der Verdacht auf Hirnhautentzündung, die nachgewiesene Erkrankung und der Tod durch Meningitis meldepflichtig.
Ansprechpartner
Bei Verdacht auf Meningitis sollte umgehend ein Arzt aufgesucht oder der Notruf (112) gewählt werden.
Nationale Referenzzentren:
- Nationales Referenzzentrum für Meningokokken: (Adresse und Kontaktdaten einfügen)
- Nationales Referenzzentrum für Streptokokken: Uniklinik RWTH Aachen, Institut für Medizinische Mikrobiologie
- Nationales Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken: Robert Koch-Institut (Bereich Wernigerode)
- Konsiliarlabor für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr
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