Die Diagnose Demenz stellt für Betroffene und ihre Familien eine einschneidende Veränderung dar. Dieser Artikel soll pflegenden Angehörigen helfen, die Herausforderungen im Umgang mit Demenz besser zu verstehen und zu bewältigen.
Die Bedeutung der Diagnose Demenz für Angehörige
Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt, ist dies zunächst eine schockierende Nachricht. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um die Diagnose zu verarbeiten. Gespräche mit der betroffenen Person und dem behandelnden Arzt können helfen, die Situation besser zu verstehen. Auch der Austausch mit anderen Familienmitgliedern, Freunden und Ehepartnern kann eine wichtige Stütze sein.
Die Diagnose Demenz bedeutet eine große Veränderung für alle Beteiligten. Betroffene müssen sich damit auseinandersetzen, dass viele Dinge in Zukunft nicht mehr so reibungslos funktionieren werden. Möglicherweise ist ein selbstständiges Leben nicht mehr möglich. Angehörige stehen vor der Aufgabe, Hilfe zu leisten, was oft eine Umkehr des Eltern-Kind-Verhältnisses bedeutet und Ängste auslösen kann. Es kann auch notwendig werden, dass die erkrankte Person in das Haus der Angehörigen umzieht oder in ein Pflegeheim kommt.
Worauf man im Umgang mit Demenz achten muss
Das Verhalten von Menschen mit Demenz verändert sich nach und nach. Sie können den Faden in Gesprächen verlieren, abwesend wirken oder Schwierigkeiten bei alltäglichen Tätigkeiten haben. Als Angehöriger sind Geduld und Verständnis gefragt. Der dementen Person sollte so wenig wie möglich abgenommen werden, auch wenn es eilt. Behandeln Sie die Betroffenen mit Respekt und Einfühlungsvermögen. Planen Sie mehr Zeit ein, um Stress zu vermeiden und dem Betroffenen nicht das Gefühl zu geben, überflüssig oder bevormundet zu werden.
Die Einbeziehung von Kindern in den Umgang mit Demenzkranken ist eine individuelle Entscheidung. Jüngere Kinder sind oft unbefangen, solange ihnen erklärt wird, warum sich die Großmutter anders verhält. Ältere Kinder und Jugendliche sollten selbst entscheiden können, wie viel Kontakt sie möchten und eine Ansprechperson haben, um über die Erkrankung zu sprechen. Wenn Sie sich überlastet fühlen, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, anstatt Ihre Kinder zu belasten. Die Ablehnung der Pflege durch Verwandte sollte respektiert werden.
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Förderung und Hilfsangebote
Demenz ist eine fortschreitende Krankheit, die bisher nicht heilbar ist. Medikamente können das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz verlangsamen, aber nicht aufhalten oder heilen. Gedächtnistrainings haben keine eindeutige Wirkung auf das Fortschreiten der Erkrankung gezeigt, können aber versucht werden, wenn der Betroffene Freude daran hat.
Es gibt viele Hilfsangebote für Angehörige von Demenzkranken. Erste Ansprechpartner sind Hausärzte oder Krankenkassen. Seminare informieren über die Krankheit und geben Hinweise zum Umgang mit Demenz.
Was man für sich selbst tun kann
Die Pflege eines Demenzkranken ist oft eine große Belastung für Angehörige. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Warnzeichen für Überlastung sind:
- Verlust des Interesses an Hobbys
- Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Überforderung oder Reizbarkeit
- Gewichtsverlust oder -zunahme
- Weniger Kontakt zu Freunden oder Verwandten
- Häufigere Einnahme von Medikamenten ohne ärztliche Verschreibung
Wenn Sie diese Anzeichen bemerken, halten Sie inne und schätzen Sie Ihren Zustand objektiv ein. Sprechen Sie mit Ihrem Ehepartner, Angehörigen oder Ihrem Hausarzt. Viele pflegende Angehörige vergessen ihre eigene Gesundheit. Nur wenn es Ihnen selbst gut geht, können Sie auch jemand anderen pflegen. Ziehen Sie rechtzeitig die Notbremse, wenn Ihnen die Pflege zu viel wird.
Eine Kur, ein längerer Urlaub oder Selbsthilfegruppen können helfen, sich zu erholen. Ein ambulanter Pflegedienst oder ein Pflegeheim können ebenfalls in Betracht gezogen werden. Pflege- und Besuchsdienste können Angehörige stundenweise entlasten. Für Demenzpatienten bietet dies den Vorteil, dass sie in ihrem vertrauten Umfeld verbleiben. Verwandte und Freunde können ebenfalls an der Betreuung mitwirken. Die Entscheidung für häusliche Pflege, einen Pflegedienst oder ein Pflegeheim liegt allein bei der Demenzpatientin oder dem Demenzpatienten und bei Ihnen.
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Umgang mit Angehörigen bei fortgeschrittener Demenzerkrankung
Eine fortgeschrittene Demenzerkrankung ist mit massiven Einschränkungen der Alltagsfähigkeit verbunden. Betroffene benötigen oft eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Feste Tagesabläufe, gemeinsame Mahlzeiten, ruhige Spaziergänge und gemeinsame Beschäftigungen sind wichtig. Orientieren Sie sich daran, was die Betroffenen früher gerne getan haben. Oftmals werden so schöne Erinnerungen und Gefühle geweckt.
Der Umgang mit Demenz im Endstadium
Im Endstadium der Demenz ist die sprachliche Verständigung sehr schwierig. Emotionale Botschaften sind umso wichtiger. Betroffene können weiterhin ihre Lieblingsmusik genießen und Berührungen wahrnehmen. Nehmen Sie Ihre:n Angehörige:n in den Arm, halten Sie ihre oder seine Hand und sprechen Sie leise und ruhig mit ihr oder mit ihm. Vertraute Sinneseindrücke können einen beruhigenden Einfluss haben. Bei Schmerzen oder anderen Beschwerden kann eine palliativmedizinische Versorgung Linderung verschaffen. Hören Sie auf sich, wenn Sie eine Pause brauchen.
Weitere wichtige Aspekte im Umgang mit Demenz
- Akzeptanz: Da die Veränderungen im Gehirn von Menschen mit Demenz nicht umkehrbar sind, ist es wichtig, die betroffene Person so anzunehmen, wie sie ist, und das zu akzeptieren, was sie tatsächlich leisten kann.
- Angenehme Atmosphäre: Eine angenehme und spannungsfreie Atmosphäre, die Halt und Sicherheit gibt, steigert das Wohlbefinden maßgeblich.
- Regelmäßigkeit: Wechselhafte Situationen und Neuerungen belasten die von Demenz Betroffenen stark. Feste Regeln und Gewohnheiten geben hingegen ein Gefühl von Sicherheit.
- Zeit: Geben Sie dem betroffenen Menschen genügend Zeit, sich in seinem eigenen Rhythmus zu artikulieren oder zu handeln.
- Fähigkeiten fördern: Richten Sie Ihr Augenmerk auf die noch verbliebenen Fähigkeiten der zu Betreuenden und unterstützen Sie diese.
- Motivation: Versuchen Sie, den Menschen zur Mitarbeit zu bewegen und durch entsprechende Angebote zu motivieren.
- Wahrnehmungsübungen: Wahrnehmungsübungen wie das speziell für Menschen mit Demenz entwickelte Geräusche-Memory werden besser angenommen als reine Gedächtnisübungen.
Entlastung für pflegende Angehörige
Die Betreuung eines Familienmitglieds mit Demenz ist außerordentlich schwer und kann viele Jahre dauern. Es ist wichtig, den selbst auferlegten Leistungsdruck abzubauen und sich Freiräume zu schaffen.
- Pflegen Sie private Bekanntschaften und Hobbys weiter.
- Schaffen Sie sich von Anfang an feste Freiräume, die allein Ihnen gehören.
- Gönnen Sie sich jeden Tag etwas, worauf Sie sich freuen können.
- Vermeiden Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie sich Zeit für sich nehmen.
- Suchen Sie sich Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten, solange Sie noch Zeit und Energie dafür haben.
- Nutzen Sie Entspannungstechniken wie Autogenes Training.
Typische Verhaltensweisen und wie man damit umgeht
Eine Demenz beeinträchtigt die Wahrnehmungen, das Verhalten und Erleben der Betroffenen. Es ist wichtig, die Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen zu verstehen und darauf einzugehen.
- Aggressivität: Angst, Wut, Unruhe, Enttäuschung und Nervosität können zu aggressivem Verhalten führen. Versuchen Sie, den Auslöser herauszufinden und die Situation zu deeskalieren.
- Unruhe: Menschen mit Demenz sind oft unruhig und laufen immer wieder die gleiche Strecke auf und ab. Versuchen Sie herauszufinden, was dieses Verhalten verursacht und schaffen Sie eine ruhige Umgebung.
- Wiederholungen: Menschen mit Demenz wiederholen oft Fragen oder Handlungen. Bleiben Sie geduldig und geben Sie immer wieder die gleichen Antworten.
Rechtliche Aspekte
Angehörige übernehmen oft bürokratische und organisatorische Aufgaben, wenn Menschen mit Demenz in ihrem Alltag überfordert sind. Grundsätzlich müssen sie von den Betroffenen bevollmächtigt oder als rechtliche Betreuer vom Gericht eingesetzt sein.
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- Vorsorgevollmacht: Lassen Sie sich frühzeitig von der betroffenen Person eine Vorsorgevollmacht ausstellen, solange sie noch geschäftsfähig ist.
- Betreuungsverfügung: Verfassen Sie eine Betreuungsverfügung, in der Sie Ihre Wünsche für den Fall einer späteren rechtlichen Betreuung festhalten.
- Gesetzliche Betreuung: Eine gesetzliche Betreuung kann beim zuständigen Betreuungsgericht angeregt werden.
Betreuungsmöglichkeiten
- Vorsorgevollmacht: Die betroffene Person kann eine Vorsorgevollmacht für eine oder mehrere Vertrauenspersonen ausstellen.
- Betreuungsverfügung: Die betroffene Person kann eine Betreuungsverfügung verfassen, in der sie ihre Wünsche für den Fall einer späteren rechtlichen Betreuung festhält.
- Gesetzliche Betreuung: Eine gesetzliche Betreuung kann beim zuständigen Betreuungsgericht angeregt werden.
Pflichten von Angehörigen sowie Betreuerinnen und Betreuern
Betreuerinnen und Betreuer sind verpflichtet, die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen im Rahmen der ihnen zugewiesenen Aufgabenkreise so weit wie möglich umzusetzen.
- Berücksichtigung des Willens: Auch wenn die Geschäftsfähigkeit und die Einwilligungsfähigkeit bereits eingeschränkt sind, muss grundsätzlich auch der natürliche Wille der oder des Betroffenen berücksichtigt werden.
- Aufsichtspflicht: Wenn Sie die Personensorge für einen Menschen mit Demenz übernommen haben, sind Sie rechtlich gesehen aufsichtspflichtig.
Unterhalt bei Pflegebedürftigkeit
Angehörige können auch zur Finanzierung der Pflege herangezogen werden. Ehegatten und Verwandte ersten Grades sind verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren.
Rechtliche Betreuung
Wenn Menschen mit Demenz ihre Angelegenheiten nicht mehr selbstständig regeln können und eine Vorsorgevollmacht oder andere Maßnahmen dies nicht auffangen, kann eine rechtliche Betreuung erforderlich sein.
Aufgabenkreise
Betreuerinnen und Betreuer dürfen nur für die Aufgaben bestellt werden, in denen eine Betreuung tatsächlich erforderlich ist. Diese gerichtlich einzurichtenden Bereiche nennen sich Aufgabenkreise.
Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Bei Menschen mit Demenz ändert sich die Kommunikationsfähigkeit sehr stark. Es ist wichtig, auf die Besonderheiten einzugehen, um gut mit ihnen kommunizieren zu können.
- Perspektivenwechsel: Versetzen Sie sich in die Situation des Demenzkranken.
- Nonverbale Kommunikation: Achten Sie auf Gesten, Körpersprache und Mimik.
- Fröhliche Momente: Auch bei fortgeschrittener Demenz kann es fröhliche Momente geben.
Unterstützungsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Wenden Sie sich an die Deutsche Alzheimer Gesellschaft.
- Pflegeberatungsstellen, Pflegestützpunkte: Nutzen Sie die Angebote von Pflegeberatungsstellen und Pflegestützpunkten.
- Krankenkasse: Wenden Sie sich an Ihre Krankenkasse.
- Pflegekurse: Besuchen Sie Pflegekurse für pflegende Angehörige.
Alltag mit Demenz erleichtern
- Routinen und Gewohnheiten: Feste Tagesstrukturen und vertraute Abläufe geben Sicherheit.
- Aktivitäten: Bauen Sie möglichst täglich Aktivitäten ein, die gut tun, wie zum Beispiel gemeinsame Spaziergänge oder Zeit für soziale Kontakte oder Hobbys.
- Vermeiden Sie Angstauslöser: Bereiten Sie Aktivitäten, die Angst auslösen könnten, behutsam und in kleinen Schritten vor.
- Zeitgefühl: Schaffen Sie eine klare Tagesstruktur, um Orientierung zu geben.
- Essverhalten: Achten Sie auf eine ruhige Umgebung, feste Essenszeiten und vertrautes Geschirr.
- Sinnesüberlastung: Vermeiden Sie laute Geräusche, helles Licht oder intensive Düfte.
- Anziehen: Halten Sie das Angebot klein, also lieber weniger Kleidung, dafür welche, leicht kombinierbar ist.