Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem es auf jede Minute ankommt. Erfahren Sie, wie Sie einen Schlaganfall erkennen, Erste Hilfe leisten und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall, auch Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex genannt, ist eine akute Schädigung des Gehirns. Sie entsteht durch eine plötzliche Durchblutungsstörung oder eine Hirnblutung, wodurch Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Wenn die Sauerstoffversorgung länger unterbrochen ist, sterben Hirnzellen ab, was zu Funktionsausfällen und bleibenden Schäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen führen kann. In schweren Fällen kann ein Schlaganfall sogar tödlich sein.
In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, wobei die meisten Betroffenen 70 Jahre oder älter sind. Schlaganfälle gehören zu den häufigsten Todesursachen und sind die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen.
Ursachen für einen Schlaganfall
Die häufigste Ursache für einen Schlaganfall ist ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft (ischämischer Schlaganfall). Dieses Gerinnsel kann sich im Gehirn selbst bilden oder aus anderen Körperteilen dorthin gelangen. Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln sind Bluthochdruck, Vorhofflimmern und genetische Veranlagung. Eine weitere Ursache ist die Arteriosklerose, bei der es zu Gefäßverengungen durch Ablagerungen kommt.
Seltener ist ein hämorrhagischer Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß im Gehirn platzt und Blut ins Hirngewebe austritt. Dies führt ebenfalls zu einer unzureichenden Durchblutung und kann das umliegende Hirngewebe schädigen.
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In seltenen Fällen können auch Infektionen, Gefäßaussackungen, Gefäßfehlbildungen oder Blutungen durch Verletzungen zu einem Schlaganfall führen.
Symptome eines Schlaganfalls erkennen
Es gibt zahlreiche Anzeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können. Die Symptome treten plötzlich auf und können sein:
- Plötzliche Schwäche, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen, meist auf einer Körperseite
- Sprachstörungen wie Schwierigkeiten, die richtigen Wörter zu finden, abgehacktes oder lallendes Sprechen oder Probleme, Gesprochenes zu verstehen
- Sehstörungen wie schlechtes Sehen auf einer Körperseite, Doppeltsehen oder verschwommenes Sehen
- Schwindel und Gangunsicherheit mit dem Gefühl, dass sich alles dreht oder schwankt
- Starke, plötzliche und ungewohnt heftige Kopfschmerzen
Der FAST-Test
Mit dem FAST-Test können medizinische Laien leicht prüfen, ob ein Schlaganfall-Verdacht besteht. Die Abkürzung steht für:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne und mit den Handflächen nach oben zu heben. Kann sie beide Arme gleichmäßig heben?
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Spricht sie undeutlich oder verwaschen?
- Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.
Es ist wichtig zu beachten, dass ein Schlaganfall nicht immer die genannten Symptome verursacht, sondern auch untypische Beschwerden hervorrufen kann. Zögern Sie daher im Zweifelsfall nie, den Notruf zu rufen. Dies gilt auch, wenn die Beschwerden nach einigen Minuten wieder verschwinden, da es sich um eine transitorische ischämische Attacke (TIA) handeln kann, die ebenfalls ein Notfall ist.
Erste Hilfe bei einem Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Sekunde zählt. Je länger die betroffenen Gehirnareale ohne Sauerstoffversorgung sind, desto größer ist das Risiko für dauerhafte Schäden. Daher sollte sofort der Rettungsdienst (112) gerufen werden, wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht.
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Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes können Sie der betroffenen Person wie folgt helfen:
- Bleiben Sie bei der Person und beruhigen Sie sie.
- Lockern Sie beengende Kleidung.
- Lagern Sie den Oberkörper etwas höher, wenn die Person bei Bewusstsein ist.
- Bringen Sie die Person bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage, um die Atemwege freizuhalten.
- Überwachen Sie Atmung und Puls. Beginnen Sie gegebenenfalls mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
- Geben Sie der Person nichts zu essen, zu trinken oder Medikamente, da es zu Schluckstörungen kommen kann.
Informieren Sie den Notarzt über:
- Den Zeitpunkt des Symptombeginns
- Die aufgetretenen Symptome und ihre Entwicklung
- Die aktuellen Aktivitäten der Person
- Eingenommene Medikamente
- Bekannte Herzrhythmusstörungen
- Frühere ähnliche Beschwerden oder Schlaganfälle
Akutbehandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus werden Maßnahmen eingeleitet, um die Durchblutung des betroffenen Gehirnareals wiederherzustellen (bei ischämischem Schlaganfall) oder die Ursache und Folgen der Hirnblutung zu behandeln (bei hämorrhagischem Schlaganfall). Dies ist oft nur in den ersten Stunden nach dem Ereignis möglich, weshalb schnelles Handeln so wichtig ist.
Mithilfe von Computer- oder Magnetresonanztomografie können Ärzte das Ausmaß und die Ursache des Schlaganfalls erkennen. Bei einem verschlossenen Gefäß kann das Gerinnsel durch Medikamente (Thrombolyse) oder über einen Katheter (Thrombektomie) entfernt werden. Bei einer Hirnblutung besteht die Möglichkeit, die Blutung zu stoppen.
Schlaganfall oder TIA?
Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, bei der die Symptome innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Da sich eine TIA nicht von einem Schlaganfall mit dauerhafter Durchblutungsstörung unterscheidet, sollte bei entsprechenden Symptomen immer der Rettungsdienst gerufen werden, auch wenn diese bereits vorübergegangen sind.
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Was ist ein stiller Schlaganfall?
Nicht bei jedem Schlaganfall treten offensichtliche Symptome auf. In diesem Fall spricht man von einem stillen Schlaganfall, der sich beispielsweise im Schlaf ereignen kann oder eine Gehirnregion betrifft, in der Funktionen liegen, deren Ausfall weniger auffällig sind. Erst wenn viele kleine stille Infarkte aufgetreten sind, bemerken die Betroffenen die Beeinträchtigungen.
Leben nach dem Schlaganfall: Rehabilitation und Prävention
Bereits im Krankenhaus beginnt die neurologische Rehabilitation, um die Folgen des Schlaganfalls zu minimieren. Ziele sind die Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen, die Anpassung an die Situation und die Umstellung des Lebensstils.
Mögliche Behandlungen und Therapien nach einem Schlaganfall sind:
- Logopädie bei Sprachstörungen
- Ergotherapie zur Wiederherstellung der Eigenständigkeit
- Physiotherapie/Krankengymnastik bei Lähmungserscheinungen
- Neuropsychologie bei kognitiven Störungen
- Psychotherapie
Zudem können Hilfsmittel wie Gehhilfen, Rollstühle oder Orthesen die Rehabilitation unterstützen.
Um das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu minimieren, ist es wichtig, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel zu vermeiden oder zu behandeln. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und die Einhaltung ärztlicher Empfehlungen sind entscheidend für die Sekundärprävention.