Joe Biden und die Parkinson-Spekulationen: Was ist dran?

In den letzten Monaten gab es immer wieder Spekulationen über den Gesundheitszustand von US-Präsident Joe Biden. Insbesondere nach einigen öffentlichen Auftritten, bei denen er unsicher wirkte oder sich versprach, wurden Zweifel an seiner körperlichen und geistigen Fitness laut. Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält, ist, dass Biden an Parkinson erkrankt sein könnte. Diese Spekulationen wurden durch Medienberichte über vermehrte Besuche eines Parkinson-Spezialisten im Weißen Haus weiter befeuert. Doch was ist wirklich dran an den Gerüchten?

Die Parkinson-Spekulationen und die Reaktion des Weißen Hauses

Nachdem Medien über die Besuche des Neurologen Kevin Cannard im Weißen Haus berichtet hatten, reagierte das Weiße Haus umgehend. Bidens Sprecherin, Karine Jean-Pierre, betonte, dass Biden nicht wegen Parkinson behandelt werde. Sie wies die Spekulationen entschieden zurück und erklärte: "Ist der Präsident wegen Parkinson behandelt worden? Nein. Wird er wegen Parkinson behandelt? Nein, wird er nicht. Nimmt er Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit ein? Nein."

Um die Gerüchte weiter zu entkräften, veröffentlichte das Weiße Haus einen Brief von Bidens Leibarzt, Kevin O'Connor. Darin heißt es, dass Cannard Biden im Rahmen seiner jährlichen Routineuntersuchungen untersucht habe. Cannard sei jedoch nicht speziell als Parkinson-Spezialist ausgewählt worden, sondern weil er ein hochqualifizierter und hoch angesehener Neurologe mit einem breiten Fachwissen sei. O'Connor betonte zudem, dass die Ergebnisse der neurologischen Untersuchungen jedes Mal öffentlich gemacht worden seien und dass es bei Biden keine Anzeichen für Schlaganfälle oder Parkinson gebe.

Wer ist Dr. Kevin Cannard?

Dr. Kevin Cannard ist ein Neurologe, der seit 2012 als neurologischer Berater der medizinischen Abteilung des Weißen Hauses tätig ist. Diese Abteilung ist für die medizinische Versorgung des Präsidenten, der Mitarbeiter und der Besucher des Weißen Hauses zuständig. Laut O'Connor hält Cannard dort regelmäßige Sprechstunden ab. Um die Privatsphäre der Patienten zu schützen, werden die Namen der Spezialisten normalerweise nicht veröffentlicht, aber in diesem Fall wurde eine Ausnahme gemacht, um die Spekulationen auszuräumen.

Die Rolle von Bidens Alter

Ein wichtiger Faktor bei den Spekulationen um Bidens Gesundheit ist sein Alter. Mit über 80 Jahren ist er der älteste Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Es ist natürlich, dass im Alter körperliche und geistige Fähigkeiten nachlassen können. Einige von Bidens öffentlichen Auftritten, bei denen er stolperte, sich versprach oder den Faden verlor, wurden von Kritikern als Beweis für seinen angeblich schlechten Gesundheitszustand angeführt.

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Die Kritik an Bidens Auftreten

Die öffentlichen Auftritte des Demokraten, der im November als Präsident wiedergewählt werden will, hatten in jüngerer Vergangenheit Zweifel an seiner geistigen und körperlichen Fitness aufgeworfen. Erst Ende Juni beim TV-Duell gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump hatte Biden im Gespräch häufiger den Faden verloren und Sätze nicht beendet. Auch in seiner Abschlussrede beim Nato-Gipfel am Donnerstag patzte der US-Präsident sprachlich. Als er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj adressierte, stellte er ihn versehentlich als „Präsident Putin“ vor. Wenige Stunden später, bei einer Pressekonferenz, bezeichnete er Vizepräsidentin Kamala Harris als „Vizepräsidentin Trump“. Hinzu kommen Stolperer und Stürze bei Terminen, häufig wirkt der US-Präsident etwas wacklig auf den Beinen.

Einschätzungen von Neurologen

Trotz der Dementis des Weißen Hauses und der öffentlichen Gesundheitsberichte gibt es auch Neurologen, die Bidens Gesundheitszustand kritisch sehen. Der Neurologe Thomas Pitts formulierte es im Gespräch mit „NBC News“ drastischer: „Er hat Parkinsonismus. Das ist ein Fakt“, sagte er. Parkinsonismus bezeichnet das Auftreten von parkinson-ähnlichen Symptomen, die durch eine andere Gehirnerkrankung hervorgerufen werden. „So jemanden wie ihn sehe ich in der Klinik 20-mal am Tag.“ Der Präsident weise „klassische Merkmale von Neurodegeneration“ auf, darunter die von Winter genannten sowie Wortfindungsstörungen, Bewegungsverlangsamungen (Bradykinese) und das fehlende Mitschwingen der Arme beim Gehen.

Was ist Parkinson?

Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Sie ist durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dopamin ist wichtig für die Steuerung von Bewegungen. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen Symptomen von Parkinson, wie Zittern, Muskelsteifheit, verlangsamten Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen.

Die Ursachen für Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. In den meisten Fällen tritt die Krankheit ohne erkennbare Ursache auf. Es gibt jedoch auch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse, die das Risiko für Parkinson erhöhen können.

Symptome von Parkinson

Die Symptome von Parkinson können von Person zu Person unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

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  • Zittern (Tremor)
  • Muskelsteifheit (Rigor)
  • Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese)
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Gangstörungen
  • Sprachstörungen
  • Schluckstörungen
  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz

Behandlung von Parkinson

Parkinson ist bisher nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern können. Dazu gehören Medikamente, die den Dopaminmangel ausgleichen, sowie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. In einigen Fällen kann auch eineTiefe Hirnstimulation (THS) sinnvoll sein.

Bidens Gesundheitszustand im Wahlkampf

Die Spekulationen um Bidens Gesundheit spielen im aktuellen US-Wahlkampf eine wichtige Rolle. Seine politischen Gegner versuchen, Zweifel an seiner Eignung für das Amt des Präsidenten zu säen. Biden selbst weist die Kritik zurück und betont, dass er fit und in der Lage sei, das Land zu führen. Auch seine Ehefrau, Jill Biden, stärkt ihm den Rücken und betont, dass er voll und ganz bei der Sache sei.

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Biden jedoch gut gerüstet als Gastgeber des bevorstehenden Nato-Gipfels in Washington. Auf die Frage, ob er besorgt sei, dass der 81-jährige Biden von den Strapazen des dreitägigen Treffens überfordert sein könnte, antwortete Scholz am Dienstag in Berlin vor seinem Abflug in die US-Hauptstadt: „Nein, diese Sorge habe ich nicht.“ Aus seinen vielen Gesprächen mit Biden wisse er, „dass er diesen Gipfel sehr gut und sehr präzise mit uns zusammen vorbereitet hat“, betonte der Kanzler. „Insofern wird das auch ein sehr erfolgreicher Gipfel sein.“

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