Weckworte für Demenz: Eine Liste und umfassende Informationen

Einführung

Die Kommunikation mit Menschen mit Demenz kann eine Herausforderung sein, aber auch eine Quelle tiefer Freude und Verbindung. Das Projekt "Weckworte", initiiert vom Slam-Poeten Lars Ruppel, zielt darauf ab, durch den Einsatz von Gedichten neue kulturelle Impulse in die Pflege und den Alltag von Menschen mit Demenz zu bringen. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, Techniken und Potenziale dieses innovativen Ansatzes.

Ursprung und Entwicklung von "Weckworte"

Lars Ruppel wurde 2009 durch Gary Glazner, den Gründer von "The Alzheimer's Poetry Project", inspiriert. Begeistert von Glazners Fähigkeit, Menschen zu entflammen, entwickelte Ruppel sein eigenes Projekt "Alzpoetry", welches später in "Weckworte" umbenannt wurde. "Alzpoetry" setzte auf die Wiederholung bekannter Gedichte und nutzte einfache Inszenierungstechniken. "Weckworte" geht einen Schritt weiter und untersucht, wie neue kulturelle Impulse in der Pflege implementiert werden können.

Die Techniken von "Weckworte"

Die Techniken von "Weckworte" sind vielfältig und auf jedes Gedicht anwendbar. Sie können in routinierte Pflegeabläufe integriert werden. Ruppel betont, wie wichtig es ist, ein Gedicht als "Knetmasse" zu begreifen. Es kann wiederholt, gekürzt, filetiert, verlängert, verändert, auf eine Berührung reduziert, als Drehbuch genutzt, dazu getanzt oder sogar zerstört werden. Der Schlüssel liegt darin, das Gedicht so zu formen, dass es den kognitiven Bedürfnissen der Zuhörer entspricht.

Die Auswahl der Gedichte

Bei der Auswahl der Gedichte gibt es keine starren Regeln. Reime sind zwar "einfach klasse", da sie Rhythmus mit sich bringen und den Sprachspieltrieb ansprechen, aber grundsätzlich gilt: Wer ein Gedicht gerne mag, wird es auch für einen Menschen mit Demenz vortragen können, egal wie schwer es ist. Ruppel ermutigt dazu, eine breite Palette von Gedichten zu verwenden, von Dadaisten über moderne Lyrik bis hin zu Rap-Texten. Es soll einfach alles vorgetragen werden.

Die Bedeutung der Individualität

Ein zentraler Aspekt von "Weckworte" ist die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Stimmungen der Zuhörer. Ruppel erklärt: "Wenn da jemand traurig ist, muss ich nicht auch noch die 'Mondnacht' vortragen." Stattdessen sollte man versuchen, die Stimmung aufzufangen und ein Gedicht auszuwählen, das dazu passt. Wenn jemand Nähe braucht, kann man "Kindersand" von Joachim Ringelnatz vortragen und dabei sanft über die Hand streicheln. Wenn jemand Hunger hat, kann man vom "Ribbeck von Ribbeck aus dem Havelland" erzählen und eine Birne besorgen.

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Die Rolle der Pflegekräfte und Angehörigen

"Weckworte" richtet sich nicht nur an Menschen mit Demenz, sondern auch an Pflegekräfte, Angehörige und Schüler. In seinen Workshops schult Ruppel die Teilnehmer im Vortrag von Gedichten und vermittelt ihnen die notwendige Sensibilität im Umgang mit Demenzkranken. Da sich viele Teilnehmer vorher kaum mit Poesie beschäftigt haben, kommt ihnen der Vortrag eines Gedichtes trotz aller Begeisterung aus den Workshops sehr schwer vor. Ruppel macht Lust auf Sprache und zeigt, dass sie ein wichtiges Werkzeug in der Pflege ist.

Die Reaktionen der Zuhörer

Die Reaktionen der Zuhörer sind vielfältig und reichen von Tanzen und Lachen bis hin zu Weinen und Einschlafen. Ruppel betont, dass es bei diesem Publikum 200 verschiedene Bedürfnisse, momentane Gefühlszustände und Reaktionsmöglichkeiten gibt. Daher reicht es nicht, einfach ein Gedicht für alle vorzutragen.

"Weckworte" als Fortbildungsprojekt

"Weckworte" ist auch ein Fortbildungsprojekt für Pflegefachkräfte. Ruppel zeigt ihnen, wie sie Gedichte in die tägliche Pflege integrieren können, um den Kulturbereich in der Pflege aufzuwerten. Er ermutigt sie, Gedichte vorzutragen, die sie selbst mögen, und neue Impulse in den Pflegealltag zu bringen.

"Weckworte" in der Praxis

In Pflegeheimen arbeitet Ruppel mit Gedichten von Dadaisten, mit ganz moderner Lyrik oder auch mit Rap-Texten. Er betont, dass jeder Mensch ein Anrecht auf die Vielfalt von Gedichten hat. Ruppel zeigt Menschen, wie sie, wenn sie jemanden waschen, vielleicht Verkrampfungen lösen, wenn sie zum Beispiel die "Morgenwonne" vortragen und damit gemeinsam Bewegungen ausführen und dann dadurch den Krampf ein bisschen lösen.

"Weckworte" und die Grenzen der Wissenschaft

Ruppel ist kein Mediziner und erhebt nicht den Anspruch, dass sein Projekt eine positive medizinische Auswirkung hat. Sein Ziel ist es, Menschen kurzzeitig zu erreichen und ein würdevolles Altern in einer Pflegeeinrichtung zu ermöglichen.

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"Weckworte" und die persönliche Erfahrung

Ruppel nimmt aus seiner Arbeit mit, dass Sprache mehr kann als nur alltägliches Gerede. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Gedichte eine Verbindung zu Menschen mit Demenz herstellen und ihnen Freude bereiten können.

Beispiele für Gedichte und ihre Anwendung

  • "Kindersand" von Joachim Ringelnatz: Geeignet, um Nähe und Zuneigung zu vermitteln, indem man sanft über die Hand streichelt.
  • "Ribbeck von Ribbeck aus dem Havelland" von Theodor Fontane: Kann bei Hungergefühlen eingesetzt werden, indem man das Gedicht vorträgt und gleichzeitig eine Birne besorgt.
  • "Das Reh springt hoch, das Reh springt weit" von Heinz Erhardt: Lädt zum Tanzen und zur Freude ein.
  • "Morgenwonne": Kann bei der Körperpflege eingesetzt werden, um Verkrampfungen zu lösen.

Weitere Beispiele aus der Literatur und Kunst

Es gibt zahlreiche Beispiele in der Literatur und Kunst, die sich mit dem Thema Demenz auseinandersetzen und zeigen, wie man auf kreative Weise mit Betroffenen kommunizieren kann.

  • "Hirngespinste" von Bernlef: Ein Roman, der den Prozess einer Alzheimer-Erkrankung aus der Innensicht schildert.
  • "Der Abend vor der Nacht" von Thomas Christen: Ein Roman, der die Schönheit des Lebens trotz Demenz hervorhebt.
  • "Erste Wahl" von Susanne Helbrich: Ein Roman, der drängende Fragen zum Thema Demenz aufwirft und verschiedene Perspektiven beleuchtet.
  • Slam Poetry über Demenz: Ehrliche, komische und berührende Texte, die im Publikum für Gänsehaut und Lächeln sorgen.

Organisationen und Verbände zum Thema Demenz

Es gibt zahlreiche Organisationen und Verbände, die sich mit dem Thema Demenz beschäftigen und Unterstützung anbieten:

  • Aktionsbündnis für Seelische Gesundheit
  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO)
  • Bundesinitiative "Musik & Demenz"
  • Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen e.V. (BIVA-Pflegeschutzbund)
  • Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie e.V. (DGGG)
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)
  • Deutsche Seniorenliga e.V.
  • Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
  • Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen e.V.
  • demenzwiki - im online-Lexikon demenzwiki finden Sie rasch und unkompliziert Infos zu den wichtigsten Schlagwörtern im Bereich Demenz.
  • Demenz-Podcast - ein monatlicher Podcast der Hörfunkautorin Christine Schön mit konkreten Hilfestellungen. Herausgeber des Podcast sind der medhochzwei Verlag und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft
  • Hirn und Heinrich - ein Wissenspodcast des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen hier über neueste Erkenntnisse aus der Forschung.
  • Leben, Lieben, Pflegen - Im Podcast von Desideria Care e.V.

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