Weiße Flecken im Gehirn sind ein komplexes und diffiziles Thema, das vielfältige Ursachen haben kann. Die korrekte Diagnose ist entscheidend, da die zugrunde liegenden Krankheitsbilder sich signifikant unterscheiden. Auch im Zusammenhang mit Epilepsie können diese weißen Flecken eine Rolle spielen.
Was sind weiße Flecken im Gehirn?
Die Begriffe, die zur Beschreibung dieser Veränderungen verwendet werden, sind vielfältig: Leukoaraiose, Leukenzephalopathie, White Matter Lesions, White Matter Hyperintensities, White Matter Changes oder White Matter Disease. Grundsätzlich handelt es sich um Veränderungen in der weißen Substanz des Gehirns, die im MRT (Magnetresonanztomographie) sichtbar werden. Die weiße Substanz besteht hauptsächlich aus Nervenfasern, die von einer Myelinschicht umgeben sind. Diese Myelinschicht ermöglicht eine schnelle und effiziente Reizweiterleitung. Veränderungen in der weißen Substanz können die Funktion des Gehirns beeinträchtigen.
Ursachen für weiße Flecken im Gehirn
Die Ursachen für weiße Flecken im Gehirn sind vielfältig. PD Dr. Gunther Fesl betont, dass diese vom normalen Alterungsprozess bis hin zu sehr seltenen Krankheiten reichen können.
Häufige Ursachen
- Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter treten häufiger weiße Flecken im Gehirn auf. Die Übergänge vom normalen Altern zum Krankheitswert sind fließend.
- Mikroangiopathien: Hierbei handelt es sich um Erkrankungen der kleinen Blutgefäße im Gehirn. Ursachen hierfür sind:
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Diabetes Mellitus
- Weitere vaskuläre Faktoren
- Hypoxisch-ischämische Erkrankungen: Diese entstehen durch Sauerstoffmangel oder verminderte Durchblutung des Gehirns.
- Entzündliche Erkrankungen: Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen, die zu weißen Flecken im Gehirn führt.
- Autoimmunerkrankungen
Seltene Ursachen
- Hereditäre Erkrankungen: Genetisch bedingte Erkrankungen der weißen Substanz, sogenannte Leukodystrophien, können ebenfalls weiße Flecken verursachen.
- Toxische Ursachen
- Infektiöse Ursachen: Seltenere Infektionen wie Neuro-Borreliose können weiße Flecken verursachen.
- Traumatische Ursachen
Weiße Flecken im Gehirn und Epilepsie
Narben im Hirn, sogenannte Gliosen, bestehen aus Gliazellen. Es handelt sich dabei um das Stützgewebe des Gehirns, das die Nervenzellen einbettet und bei der Reizweiterleitung unterstützt. Sie „füllen“ nur die entstandenen Lücken auf, um auch die Stabilität des Hirngewebes zu erhalten. Neurone, die eigentlichen impulsgebenden Zellen, vermehren sich dagegen nicht und entstehen nicht neu.
Narben können zu einer Störung des elektrischen Gleichgewichts des Hirns führen, was ein Epilepsieleiden zur Folge haben kann. In solchen Fällen ist es denkbar, das Narbengewebe operativ zu entfernen. Dadurch lässt sich mit einem gezielten chirurgischen Eingriff der „Epilepsieherd“ beseitigen, und die Patienten werden von dem Krampfanfallleiden befreit.
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Epilepsie: Ein "Gewitter im Gehirn"
Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn. So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen, welche solche übermäßigen Entladungen der Neuronen begünstigen. Dann kommt es zu Symptomen wie Muskelkrämpfen, Stürzen und Bewusstlosigkeit, aber auch zu durchaus subtileren Anfallsformen. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt.
Das „Gewitter im Gehirn“ betrifft entweder Teilbereiche des Gehirns (fokale Epilepsie) oder das gesamte Gehirn (generalisierte Epilepsie). Bestimmte Abläufe, Häufigkeiten und Symptome werden zu sogenannten Epilepsie-Syndromen zusammengefasst.
Diagnostik bei Epilepsie
Die Diagnose von Epilepsie basiert auf dem Anfallgeschehen und zusätzlichen Befunden, die auf eine Prädisposition für weitere epileptische Anfälle hindeuten. Dazu gehören:
- Epilepsietypische Potenziale im Elektroenzephalogramm (EEG)
- Zum Anfallsereignis passende strukturelle Läsionen in der Bildgebung (z.B. MRT)
Behandlung von Epilepsie
Die Behandlung basiert nahezu immer auf einer medikamentösen Therapie, ggf. begleitet von nicht pharmakologischen Maßnahmen wie ketogener Diät und Psychotherapie.
Die Rolle der MRT in der Diagnostik
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein wichtiges bildgebendes Verfahren zur Beurteilung von Gehirnstrukturen und zur Diagnose von verschiedenen Erkrankungen, die weiße Flecken verursachen können.
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Was kann die MRT zeigen?
- Entmarkungsherde: Bei Erkrankungen wie MS kann die MRT Entmarkungsherde sichtbar machen, die als helle Flecken auf dem Bild erscheinen.
- Läsionen: Bei Epilepsie können Läsionen, die als Auslöser für Krampfanfälle dienen, im MRT erkannt werden.
- Durchblutungsstörungen: Die MRT kann Durchblutungsstörungen im Gehirn darstellen, die beispielsweise nach einem Schlaganfall auftreten können.
- Entzündungen: Entzündliche Erkrankungen des Gehirns können im MRT sichtbar gemacht werden.
- Tumore: Gehirntumore können ebenfalls als weiße Flecken oder andere Veränderungen im MRT erkannt werden.
- Veränderungen der weißen Substanz: Die MRT ist besonders geeignet, Veränderungen der weißen Substanz, wie sie bei Leukodystrophien vorkommen, darzustellen.
Ablauf einer MRT-Untersuchung des Kopfes
Eine MRT-Untersuchung des Kopfes dauert in der Regel etwa 30 Minuten oder weniger. Während der Untersuchung liegt der Patient still in einem MRT-Scanner. Die MRT-Ergebnisse werden von Radiologen ausgewertet und analysiert.
MRT mit oder ohne Kontrastmittel
MRT-Untersuchungen vom Kopf können mit oder ohne Kontrastmittel durchgeführt werden. Kontrastmittel helfen, detailliertere Bilder des Kopfes zu machen. Der Arzt entscheidet, ob ein Kontrastmittel erforderlich ist.
Leukodystrophien: Seltene Erkrankungen der weißen Substanz
Leukodystrophien (LD) sind genetisch bedingte Erkrankungen, die zu einer Schädigung der weißen Substanz im Gehirn führen. Es gibt verschiedene Formen von Leukodystrophien, die sich in ihrem klinischen Verlauf und den betroffenen Genen unterscheiden.
Formen von Leukodystrophien
- Metachromatische Leukodystrophie (MLD): Ursächlich sind Genmutationen, die zu Defekten im lysosomalen Abbau von Sulfatid führen.
- Morbus Krabbe (Globoidzellen-Leukodystrophie): Die Defizienz des lysosomalen Enzyms Galaktozerebrosidase führt zur Akkumulation von Galaktozerebrosid (Galaktosylceramid) und Psychosin im ZNS.
- X-chromosomal vererbte Adrenoleukodystrophie (X-ALD): Jungen initial mit Verhaltensstörung, Schulproblemen, Morbus Addison.
- Vanishing White Matter (VWM): Die Krankheit ist durch vakuolisierende, zystische, schließlich zu großen Kavitäten führenden Läsionen der weißen Substanz gekennzeichnet.
- Morbus Pelizaeus-Merzbacher (PMD): Die PMD wird durch vererbte oder de novo entstandene Mutationen des das Proteolipidprotein 1 (PLP1) kodierenden Gens auf Chromosom Xq22 verursacht.
Diagnostik von Leukodystrophien
Die Diagnostik von Leukodystrophien umfasst:
- Klinische Untersuchung
- MRT des Gehirns
- Biochemische Untersuchungen (z.B. Enzymaktivität in Leukozyten)
- Molekulargenetische Untersuchungen
Therapie von Leukodystrophien
Die Therapie von Leukodystrophien ist meist symptomatisch. In einigen Fällen kann eine Stammzelltransplantation in Betracht gezogen werden.
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Autoimmunenzephalitis: Entzündung des Gehirns durch Autoantikörper
Gedächtnisprobleme, Stimmungsschwankungen oder Krampfanfälle sind typische Anzeichen einer Autoimmunenzephalitis. Die Erkrankung ist gut behandelbar, vor allem, wenn sie früh erkannt wird.
Ursachen und Symptome
Die Ursache ist eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems. Es bilden sich Autoantikörper, die bestimmte Rezeptoren oder Ionenkanäle auf der Oberfläche von Nervenzellen angreifen. Die Erkrankung beginnt meist plötzlich, innerhalb weniger Tage bis Wochen.
Diagnose und Therapie
Die Diagnose basiert auf dem Nachweis spezifischer Autoantikörper im Blut und Nervenwasser (Liquor-Analyse). Das Ziel der Therapie ist es, die fehlgeleitete Immunreaktion schnell zu stoppen. In der Anfangsphase wird häufig Cortison eingesetzt, ergänzt durch therapeutische Apherese (Blutwäsche) oder intravenöse Immunglobuline.