Das Auftreten weißer Flecken im Gehirn, die im Rahmen einer Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar werden, kann bei Patienten Besorgnis auslösen. Diese Läsionen, auch White Matter Hyperintensities (WMH) genannt, sind jedoch nicht immer ein Zeichen für eine schwerwiegende Erkrankung. Sie können verschiedene Ursachen haben, von normalen Alterungsprozessen bis hin zu ernsthaften neurologischen Störungen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen weißer Flecken im Gehirn, die diagnostischen Verfahren und die verfügbaren Behandlungsoptionen.
Ursachen weißer Flecken im Gehirn
Die Ursachen für weiße Flecken im Gehirn sind vielfältig und reichen von harmlosen Veränderungen bis hin zu behandlungsbedürftigen Erkrankungen. Es ist wichtig zu betonen, dass ein einzelner weißer Fleck im MRT nicht zwangsläufig auf eine Krankheit hindeutet.
Altersbedingte Veränderungen
Mit zunehmendem Alter treten bei vielen Menschen weiße Flecken im Gehirn auf. Diese Veränderungen werden oft als Zeichen des normalen Alterungsprozesses angesehen. Die Übergänge vom normalen Altern bis hin zum Krankheitswert sind fließend. Je älter man wird, desto mehr weiße Flecken lassen sich im Gehirn auffinden.
Vaskuläre Ursachen
Veränderungen am Gefäßsystem des Gehirns sind eine häufige Ursache für weiße Flecken, insbesondere bei älteren Menschen. Läsionen der weißen Substanz sind Hinweise auf winzige Gefäßschädigungen im Gehirn und können im MRT gemessen werden. Bluthochdruck ist der konsistenteste und bei weitem stärkste Risikofaktor für die Entstehung der Läsionen, ebenso ein höherer BMI. Die Schädigung des Gefäßssystems ist ein schleichender Prozess, bei dem die Gehirne der Betroffenen Informationen im Alltag oft langsamer verarbeiten als normalerweise, aber ansonsten merken sie oft nichts davon. Die Ursachen üblicher Mikroangiopathien sind klar zu definieren. Neben dem Alterungsprozess zählen Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes Mellitus und einige andere vaskuläre Faktoren zu den Auslösern.
Entzündliche und Autoimmunerkrankungen
In einigen Fällen können weiße Flecken im Gehirn auf entzündliche oder Autoimmunerkrankungen hinweisen. Zu den häufigsten gehören:
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- Multiple Sklerose (MS): MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das körpereigene Immunsystem die Myelinscheide der Nervenfasern angreift. Die MS ist eine progressive (fortschreitende) neurologische Störung, die sowohl zu physischen (körperlichen) als auch zu neurokognitiven (geistigen) Schädigungen führen kann. Die Krankheit beginnt typischerweise im frühen Erwachsenenalter mit einer sehr variablen Prognose. Bei entzündlichen Erkrankungen des Gehirns, wie z. B. der MS, kann die MRT- Untersuchung des Kopfes als Primärdiagnostik die Erkrankung feststellen. Auch bei bekannter MS wird die MRT-Untersuchung als Verlaufskontrolle angewendet, um eventuelle Verschlechterungen oder Neubildungen von weiteren Entzündungsherden diagnostizieren oder den Erfolg einer eingeleiteten medikamentösen Therapie dokumentieren zu können.
- Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD): NMOSD ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die vor allem die Sehnerven und das Rückenmark betrifft.
- Autoimmunenzephalitiden: Autoimmunenzephalitiden sind entzündliche Erkrankungen des Gehirns, die durch Autoantikörper verursacht werden.
- ZNS-Vaskulitiden: ZNS-Vaskulitiden sind Entzündungen der Blutgefäße im Gehirn und Rückenmark.
Infektiöse Ursachen
Infektionen des Gehirns können ebenfalls zu weißen Flecken führen. Dazu gehören:
- Neuroborreliose: Neuroborreliose ist eine Infektion des Nervensystems, die durch Borrelien verursacht wird, die von Zecken übertragen werden.
- COVID-19: Bei Patienten mit COVID-19 können Hirnschäden auftreten, die die kleineren Blutgefäße betreffen und zu punktuellen Blutungen und lokalen Entzündungsreaktionen führen können.
Andere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für weiße Flecken im Gehirn sind:
- Myasthenia Gravis: Myasthenia Gravis ist eine Autoimmunerkrankung, die zu Muskelschwäche führt.
- Myositiden: Myositiden sind Entzündungen der Muskeln.
- Immunneuropathien: Immunneuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die durch Autoimmunprozesse verursacht werden.
- Folgen von Stoffwechselstörungen
- Kindliche Entwicklungsstörungen
- Degenerative Erkrankungen des Gehirns
- Hirntumore: In diesen Fällen müssen auch andere krankhafte Ursachen, wie z. B. ein Gehirntumor, sicher ausgeschlossen werden.
Diagnose
Die Diagnose der Ursache von weißen Flecken im Gehirn erfordert eine umfassende neurologische Untersuchung und Anamnese. Der Arzt wird Fragen zu den Symptomen des Patienten, seiner Krankengeschichte und möglichen Risikofaktoren stellen. Zudem werden bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt, um die Läsionen genauer zu beurteilen.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die MRT ist das wichtigste bildgebende Verfahren zur Beurteilung von weißen Flecken im Gehirn. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Hirnstrukturen und kann Informationen über die Größe, Form, Anzahl und Lage der Läsionen liefern.
- MRT-Technik: Die MRT-Technik ist besonders wertvoll, um detaillierte Bilder von Hirnstrukturen und Gefäßen im Kopfbereich zu erhalten. Sie wird häufig eingesetzt, um Hirnblutungen und Anomalien in den Blutgefäßen zu diagnostizieren. Die MRT-Untersuchung des Kopfes dauert in der Regel etwa 30 Minuten oder weniger und hängt von der Komplexität des Verfahrens ab.
- MRT mit Kontrastmittel: MRT-Untersuchungen vom Kopf können mit oder ohne Kontrastmittel durchgeführt werden, das dem MRT-Gerät hilft, detailliertere Bilder Ihres Kopfes zu machen. Ihr Arzt wird Ihnen mitteilen, ob Sie eine MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel durchführen lassen sollten und ob Sie sich vor der MRT-Untersuchung besonders vorbereiten müssen. Für Erkrankungen wie die Multiple Sklerose sind die ergänzende MRT-Untersuchung des Rückenmarks und MRT-Kontrollen des Schädels zentrale Punkte des Erkenntnisgewinns.
- Spezielle MRT-Protokolle: Durch ein spezielles MRT-Untersuchungsprotokoll des Kopfes können wir mit unserem Kooperationspartner im Rahmen der Vorsorge eine Prognose für die nächsten 5 Jahre erstellen und eine Wahrscheinlichkeit für eine eventuelle Erkrankungsgefahr berechnen.
- MRT-Volumetrie: Die MRT-Volumetrie ist wegen ihrer hohen Empfindlichkeit und Spezifität heute ein klinisch relevanter Bestandteil der Krankheitsbewertung. Moderne Magnetresonanztechniken bieten dabei eine objektive und direkte Bewertung der sich entwickelnden Pathologie der MS.
Liquoruntersuchung
In einigen Fällen kann eine Liquoruntersuchung erforderlich sein, um die Ursache der weißen Flecken im Gehirn zu klären. Bei dieser Untersuchung wird eine Probe des Nervenwassers (Liquor cerebrospinalis) entnommen und im Labor analysiert.
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- Bedeutung der Liquoruntersuchung: Die Analyse von Liquorproben ist ein wichtiges Puzzlestück, das uns hilft, die richtige Diagnose, aber auch die optimale Therapie für viele neurologische Erkrankungen zu finden. So sehen die Wissenschaftler durch die Analyse nicht nur, ob eine Entzündung im Gehirn vorliegt, sondern auch, welche Zelltypen verändert sind. Dies ist wichtig, um das optimale Medikament zur Behandlung zum Beispiel der Multiplen Sklerose zu wählen.
Weitere Untersuchungen
Je nach Verdachtsdiagnose können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie z.B. Blutuntersuchungen, elektrophysiologische Untersuchungen (z.B. EEG, EMG) oder neuropsychologische Tests.
Behandlung
Die Behandlung von weißen Flecken im Gehirn richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
- Behandlung von vaskulären Risikofaktoren: Bei vaskulär bedingten weißen Flecken im Gehirn ist es wichtig, die Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte zu behandeln.
- Behandlung von entzündlichen und Autoimmunerkrankungen: Entzündliche und Autoimmunerkrankungen wie MS werden in der Regel mit Immunsuppressiva oder Immunmodulatoren behandelt. Wir können dann eine Therapie wählen, die diese Art von Zellen gezielt angreift.
- Behandlung von Infektionen: Infektionen des Gehirns werden mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten behandelt.
Es gibt aktuell keine Therapie für diese Läsionen, obwohl sie ein großer Risikofaktor für Schlaganfall und Demenz sind. Um herauszufinden, wie man schon bestehende Medikamente anwenden könnte, war es den Forscherinnen wichtig, erst einmal zu verstehen, welche Faktoren für die Entstehung der Läsionen an unterschiedlichen Orten im Gehirn eine Rolle spielen.
Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Ursache von weißen Flecken im Gehirn ist wichtig, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder zu stoppen und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Weiße Flecken im Gehirn und Demenz
Auf Magnetresonanztomografie-Aufnahmen älterer Menschen sind häufig weiße Flecken im Gehirn, sogenannte White Matter Hyperintensities (WMH), zu sehen. Sie können Teil des normalen Alterungsprozesses sein, aber auch einen relevanten Krankheitswert besitzen, zum Beispiel im Rahmen von Demenzerkrankungen. WMH werden heutzutage oft als Indikator für Kleingefäßerkrankungen angesehen, also Schädigungen der feinsten Blutgefäße im Hirn. Schäden an der weißen Hirnsubstanz führen nicht zwangsläufig zu Demenz oder Schlaganfall, sie erhöhen jedoch das Risiko dafür.
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WMH als Risikofaktor für Demenz und Schlaganfall
Insbesondere bei älteren Erwachsenen sind auf Aufnahmen des Gehirns, die per Magnetresonanztomografie (MRT) erstellt wurden, helle Flecken zu erkennen. Diese Flecken weisen auf Auffälligkeiten in der sogenannten weißen Hirnsubstanz hin, einem Bereich des Gehirns, der aus Nervenfasern besteht und unterhalb der Großhirnrinde im Inneren des Gehirns liegt. Im Fachjargon spricht man von „White Matter Hyperintensities“. Das sind Anzeichen von Gewebeschäden, die mit Durchblutungsstörungen, erhöhtem Blutdruck, Schlaganfall und kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht werden. Man weiß, dass diese Anomalien im Hirngewebe mit dem Alter zunehmen.
Zusammenhang zwischen WMH und Bluthochdruck
Neben höherem Alter gilt Bluthochdruck als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung der Kleingefäßerkrankungen. Besonders ein langjähriger und/oder schlecht eingestellter Bluthochdruck schädigt das Gehirn über verschiedene Mechanismen wie zum Beispiel Minderdurchblutung und Entzündungsprozesse.
Präventive Maßnahmen
Da diese Läsionen schon ab dem vierzigsten Lebensjahr sichtbar werden können, könnte man hier präventiv mehr tun, so die Forscherin. Bluthochdruck ist der konsistenteste und bei weitem stärkste Risikofaktor für die Entstehung der Läsionen, den wir gefunden haben - ebenso ein höherer BMI.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Nach der Menopause ist bei Frauen das Ausmaß bestimmter Hirnschäden größer als bei gleichaltrigen Männern. Insbesondere bei Frauen vor der Menopause fanden wir keine signifikanten Unterschiede zu gleichaltrigen Männern. Die Sachlage ändert sich jedoch nach der Menopause. Das betrifft also jene Frauen, die ihre letzte Regelblutung bereits hatten.
Mögliche Rolle von Östrogen
Schon länger wird darüber spekuliert, dass das Hormon Östrogen eine schützende Wirkung haben könnte, die im Alter verloren geht, weil der weibliche Organismus dessen Produktion mit den Wechseljahren nach und nach einstellt.