Ernährung bei Polyneuropathie: Behandlung und Linderung von Symptomen

Polyneuropathie (PNP) ist eine neurologische Erkrankung, die durch Schäden an den peripheren Nerven gekennzeichnet ist. Dies führt zu Symptomen wie Taubheitsgefühlen und Muskelschwäche. Obwohl es keine Heilung für Polyneuropathie gibt, entwickelt die Wissenschaft ständig neue Ansätze zur Linderung dieser Symptome. Die richtige Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung und dem Management von Polyneuropathie. Sie kann dazu beitragen, die Nervenfunktion zu unterstützen, Entzündungen zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit zu verbessern.

Ursächliche Behandlung der Polyneuropathie

Die Behandlung der Polyneuropathie konzentriert sich primär darauf, die zugrunde liegenden Ursachen der Nervenschäden zu identifizieren und zu behandeln. Dazu gehört das Erkennen und Eliminieren von Vergiftungsquellen, das Absetzen verdächtiger Medikamente, das sorgfältige Management des Blutzuckers bei Diabetes, die Überprüfung der Dialyse bei Nierenpatienten, der Ausgleich von Nährstoffdefiziten und das Behandeln entzündlicher Prozesse sowie bösartiger Erkrankungen, die Nervenschäden verursachen können. Eine frühzeitige Kontrolle der Stoffwechseleinstellung und Ernährungsumstellung kann die Progression einer diabetischen Neuropathie verhindern oder zumindest verlangsamen.

Mikronährstoffzufuhr und Nahrungsergänzungsmittel

Für eine gesunde Nervenfunktion sind Vitamine, Spurenelemente, Elektrolyte und Aminosäuren essenziell. Bei Polyneuropathie ist daher eine ausgewogene Mikronährstoffzufuhr von großer Bedeutung. Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere der Vitamin-B-Komplex, können hilfreich sein, sollten aber in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Vitamin B1 und B12

Ein Mangel an Vitamin B1 kann Neuropathien auslösen oder verstärken. Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko, einen gravierenden Vitamin-B1-Mangel zu entwickeln. Daher ist neben einer guten Blutzuckereinstellung auch der Ausgleich eines Vitamin-B1-Mangels von zentraler Bedeutung. Vitamin B12 kann ebenfalls diabetische Neuropathie lindern. Vor Beginn einer Behandlung mit B-Vitaminen sollte jedoch eine Spiegelbestimmung erfolgen.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren sind besonders für Diabetiker mit Polyneuropathie relevant, da sie möglicherweise Symptome verbessern und den Krankheitsverlauf verlangsamen können. Die in Fischöl enthaltenen Docosahexaensäure (DHA) sowie die Eicosapentaensäure (EPA) sind hierbei besonders nützlich. Da man nicht täglich Fisch essen kann, aber eine tägliche Einnahme von Fischölen notwendig ist, um die Polyneuropathie zu bremsen, ist es am sinnvollsten, Fischölkapseln zu sich zu nehmen.

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Vitamin D

Menschen mit niedrigen Spiegeln an Vitamin D entwickeln laut einiger Studien häufiger Polyneuropathie. Es ist ratsam, den Vitamin-D-Spiegel im Blut messen zu lassen und bei einem Mangel diesen auszugleichen. Allerdings sollten Sie vorher nachmessen lassen, ob ein Mangel vorliegt.

Alpha-Liponsäure

In wissenschaftlichen Studien wurde die Wirkung von Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie untersucht. Dort zeigte sich nur dann eine starke Wirkung, wenn die Alpha-Liponsäure als Infusion gegeben wurde.

Kupfer

Ein Mangel an Kupfer kann ebenfalls zu einer Polyneuropathie führen. Gründe für einen solchen Mangel können Operationen am Magen-Darm-Trakt sein, insbesondere Magen-Bypass-Operationen. Auch eine große Aufnahme an Zink kann die Kupferaufnahme verhindern.

Kreatin

Kreatin wird seit langem als Nahrungsergänzungsmittel für Sportler eingesetzt. In Studien, in denen Kreatin mit Placebos verglichen wurde, zeigte sich allerdings kein positiver Effekt bei Polyneuropathie.

Durchblutungsförderung und Nervenstimulation

Verschiedene Methoden zur Verbesserung der Durchblutung und Stimulation der Nervenrezeptoren können bei Polyneuropathie hilfreich sein, darunter Trockenbürsten, Wassertreten, Teilbäder, Lehmpackungen und Kaltanwendungen wie Eisbäder oder Kaltlufttherapie. Saunabesuche können schmerzlindernd wirken und das vegetative Nervensystem beeinflussen, erfordern jedoch eine gewisse Belastbarkeit und ausreichende Durchblutung.

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Pflanzliche Stoffe und Phytotherapie

Bei Polyneuropathie können pflanzliche Stoffe wie Antioxidantien aus Acai-Beeren, Noni-Bäumen und Aronia hilfreich sein. Sie bieten einen schützenden Effekt im Stoffwechsel und sind als Kapseln oder Säfte verfügbar. Phytotherapeutisch werden auch Zitterpappel-, Weiden-, Eschen-, Goldruten- und Teufelskrallen-Extrakte verwendet. Weidenrinde enthält Salicylsäure mit entzündungshemmenden Eigenschaften und kann als Tee genutzt werden. Tee aus Kamille, Salbei oder Grüner Tee kann ebenfalls hilfreich sein.

Bewegung und Physiotherapie

Bei Gangunsicherheit, einer häufigen Begleiterscheinung von Polyneuropathie, ist Physiotherapie besonders wichtig. Sie zielt darauf ab, periphere Nerven zur Regeneration anzuregen, Bewegungseinschränkungen zu verringern und Muskelkraft zu steigern. Patienten erlernen Gleichgewichts- und Koordinationstrainings sowie Übungen zur Kräftigung der Bein- und Fußmuskulatur. Regelmäßiges Üben zu Hause ist entscheidend, um langfristige Verbesserungen in Kraft, Koordination sowie Geh- und Stehfähigkeit zu erzielen und das Sturzrisiko zu senken.

Verbesserung der Feinmotorik

Bei manchen Patienten mit Polyneuropathie ist neben der Verbesserung der Grobmotorik durch Physiotherapie auch die Behandlung von feinmotorischen Störungen wichtig. Ergotherapeutisches Training zielt darauf ab, diese Greiffunktionen zu verbessern.

Akupunktur

Akupunktur, ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), nutzt Nadeln an spezifischen Körperpunkten, um therapeutische Wirkungen zu erzielen. Bei Polyneuropathie, die sich durch Symptome wie Beinschmerzen manifestiert, wird Akupunktur zur Regulierung von Energie und Blutzirkulation eingesetzt. Es gibt zwei Hauptmethoden: die Entfernung pathogener Faktoren und die Balance-Methode, die auf der Behandlung über korrespondierende Körperpunkte basiert.

Elektrotherapie

Elektrotherapien wie Zellenbäder, bei denen elektrischer Strom durch Wasser geleitet wird, können helfen, die Übererregbarkeit der Nerven zu regulieren. Diese sind besonders nützlich bei Gefühlsstörungen oder Schmerzen in Armen und Beinen, sollten aber nicht bei offenen Wunden, Hauterkrankungen, metallischen Implantaten oder von Schwangeren angewendet werden. Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist eine weitere Option, bei der Elektroden nahe schmerzenden Stellen angebracht werden, um die Schmerzweiterleitung zu verringern.

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Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie von Polyneuropathie. Sie umfasst verschiedene Medikamentengruppen, die auf das Zentralnervensystem wirken, um Nervenschmerzen zu lindern. Dazu gehören antiepileptische Medikamente wie Gabapentin und Pregabalin, die die Aktivität von Nervenzellen dämpfen, sowie neuere Antidepressiva wie Duloxetin, die auch gegen Nervenschmerzen wirksam sind. Opioide können bei starken Schmerzen eingesetzt werden, während Cannabis-Präparate nur in ausgewählten Fällen nach Ausschöpfung anderer Therapien in Betracht kommen. Capsaicin-Pflaster sind für bestimmte Schmerzzustände wirksam und gut verträglich. Ketamin wird aktuell als potenzielle Behandlung untersucht. Die Beurteilung der Wirksamkeit eines Medikaments sollte dabei frühestens nach circa vier Wochen erfolgen.

Entzündungshemmende Ernährung

Bei vielen Formen der Polyneuropathie sind entzündliche Prozesse an der Schädigung der Nerven beteiligt. Eine Ernährungsweise, die entzündungshemmend ist, ist förderlich für die Gesundheit und kann auch bei allen anderen Formen von Entzündungen hilfreich sein.

Vegane Ernährung

Bei der veganen Ernährung kommt es relativ häufig zum Mangel an B-Vitaminen. Bei einer normalen, nicht veganen Ernährung nehmen Sie hingegen automatisch genügend B-Vitamine auf.

Glutenfreie Ernährung

Gluten kann tatsächlich bei Menschen mit Glutenunverträglichkeit eine Polyneuropathie auslösen. Wenn Sie allerdings nicht an Zölliakie oder ärztlich diagnostizierter Gluten-Überempfindlichkeit leiden, sollten Sie auf diese Art der Ernährung allerdings verzichten.

Salz und Polyneuropathie

An vielen Stellen wird empfohlen, sich salzarm zu ernähren. Bei Polyneuropathie besteht aber die Gefahr, sich damit zu schaden. Zumindest in Tierversuchen zeigte sich durch eine salzreiche Ernährung sogar ein Schutz vor Polyneuropathie.

Heilfasten

Wenn Sie an Typ 2 Diabetes leiden, ist Heilfasten eine Möglichkeit, Ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren und Gewicht zu verlieren, was langfristig hilft den Blutzucker zu reduzieren. Es gibt inzwischen einige wissenschaftliche Daten die zeigen, dass Heilfasten einen positiven Effekt auf das Nervensystem haben kann. Heilfasten sollte ausschließlich dann durchgeführt werden, wenn man kein Untergewicht hat.

Kaffee

Es gibt keine belastbaren Quellen, die belegen, dass Kaffee schädlich bei Polyneuropathie ist. Vielmehr ist Kaffee in moderaten Mengen sogar gesund. Falls eine Polyneuropathie durch Diabetes entstanden ist, kann der Kaffee sogar dabei helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken.

Acetyl-L-Carnitin

Für Acetyl-L-Carnitin wurden bei bestimmten Chemotherapien positive Wirkungen beobachtet. Dies scheint allerdings nur bei Chemotherapien mit Wirkstoffen aus Platinderivaten der Fall zu sein.

Tipps für den Alltag

  • Ernährung & Bewegung: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind für die Gesunderhaltung des gesamten Körpers wichtig - so auch für die Nerven.
  • Bei Empfindungsstörungen aktiv werden: Brennen und Kribbeln in den Füßen können erste Anzeichen für eine Nervenerkrankung sein. Nehmen Sie derartige Empfindungsstörungen ernst und wenden Sie sich an Ihren Arzt.
  • Die Füße täglich kontrollieren: Nervenschäden in den Beinen führen dazu, dass die Füße besonders anfällig für Verletzungen sind. Kontrollieren Sie Ihre Füße täglich, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
  • Bleiben Sie aktiv! Trotz aller Einschränkungen, die eine Neuropathie mit sich bringen kann: Es ist wichtig, dass Sie aktiv bleiben und sich Ihre Lebensfreude bewahren.

Die Rolle der Ernährung bei chronischen Schmerzen

Die richtige Ernährung ist mehr als die Zufuhr von Nährstoffen und Kalorien. Sie kann vorbeugend gegen Krankheiten wirken, den Heilungsprozess unterstützen und entscheidend dazu beitragen, ob man sich in seiner Haut wohlfühlt oder nicht. Eine Ernährung gegen Schmerzen beeinflusst die ursächlichen entzündlichen Prozesse im Körper. Die meisten Empfehlungen gelten für Bandscheibenschmerz genauso wie für Gelenkschmerzen.

Mittelmeer-Diät und Clean Eating

Die so genannte Mittelmeer-Diät ist reich an gesunden Fetten und komplexen Kohlenhydraten. Eine Ernährungsumstellung auf das „Clean Eating“ kann das Wohlbefinden bei chronischen Schmerzen steigern. Bei dieser Methode werden möglichst naturbelassene, unverarbeitete, regionale Nahrungsmittel aus biologischem Anbau konsumiert. Dazu sollen mindestens zwei Liter Flüssigkeit (Wasser oder Tee) täglich getrunken werden.

Eiweiß und Normalgewicht

Die Ernährung bei chronischen Schmerzen befürwortet, Eiweiß zu einem großen Anteil aus pflanzlichen Lebensmitteln zu verzehren. Wer sein individuelles Normalgewicht hält, hat weniger Schmerzen. Übergewicht erhöht das Schmerzrisiko.

Vollwert-Ernährung

Der erste Schritt zu einer Vollwert-Ernährung ist eine Auswahl an frischen Gemüsen und Obst. Studien zeigen, dass sich bei Rheuma-Patienten durch eine Reduktion von Fleisch und dessen Erzeugnissen auf maximal 300 g in der Woche die Schmerzintensität verringern lässt.

Flüssigkeitsaufnahme

Unser Körper besteht zu mindestens 50 Prozent aus Wasser und ist an unzähligen Stoffwechselprozessen beteiligt. Aus diesem Grund ist eine Flüssigkeitsaufnahme von mindestens zwei Litern über den Tag wichtig. Ein Mangel an Flüssigkeit kann die Schmerzempfindlichkeit erhöhen.

Uridinmonophosphat (UMP)

Uridinmonophosphat (UMP) unterstützt die Nervenregeneration. UMP besteht aus den Komponenten Uracil, einer Ribose sowie Phosphat. Das Pyrimidinnukleotid ist ein natürlicher Bestandteil der in allen Zellen vorkommenden Ribonukleinsäure (RNA). UMP kann mit weiteren Phosphaten energiereiche Verbindungen eingehen und als Bestandteil gruppenübertragender Coenzyme mit der abgegebenen Energie zahlreiche Stoffwechselreaktionen aktivieren. Dadurch wird die Synthese von Phospho- und Glykolipiden sowie Glykoproteinen angeregt und der Wiederaufbau der Myelinschicht unterstützt.

UMP in Form von Nahrungsergänzungsmitteln

UMP ist sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Um aber die benötigte Menge zu sich zu nehmen, können Nahrungsergänzungsmittel mit entsprechend hoher UMP-Konzentration in die Therapie zur Unterstützung der Nervenregeneration einbezogen werden. Diese sollten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum von mindestens 60 Tagen eingenommen werden, da die Regeneration zerstörter Nervenfasern Zeit benötigt.

Zimt

Pflanzen wie Zimt und Pflanzeninhaltsstoffe wie Curcumin zeigen vorteilhafte Effekte bei Chemotherapie-induzierter Polyneuropathie (CIPN). Cassia-Zimt (Chinesischer Zimt, Cinnamomum cassia) wird traditionell bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Vor allem im ätherischen Öl ist Zimtaldehyd enthalten.

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