Welcher Arzt behandelt Demenz? Ein umfassender Leitfaden

Demenz ist ein Thema, das in unserer alternden Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Gedächtnisprobleme und der Verlust kognitiver Fähigkeiten können tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihrer Familien haben. Dieser Artikel soll Ihnen einen Überblick darüber geben, an welchen Arzt Sie sich bei Verdacht auf Demenz wenden können, welche diagnostischen Schritte üblich sind und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose

Bei Gedächtnisproblemen ist eine zeitnahe Diagnostik entscheidend. Es gibt verschiedene Ursachen für Gedächtnisstörungen, und bei einigen heilbaren Ursachen kann eine rechtzeitige Intervention zu einem Rückgang oder sogar zum Verschwinden der Symptome führen. Selbst wenn die Symptome auf eine nicht heilbare Ursache wie die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen sind, kann ein frühzeitiger Therapiebeginn mit modernen Antidementiva gerade zu Beginn der Erkrankung den größten Effekt erzielen: eine vorübergehende Linderung der Symptome und eine Verlangsamung des Verlaufs. Da eine Demenzerkrankung erhebliche Auswirkungen auf die Lebensplanung hat, ist es für viele Menschen wichtig, Klarheit zu schaffen, um zukünftige Angelegenheiten regeln zu können.

Der erste Ansprechpartner: Der Hausarzt

Der erste Ansprechpartner bei Gedächtnisproblemen ist in der Regel der Hausarzt. Er hat den Überblick über Ihre Krankengeschichte und Medikamente und kann prüfen, ob hinter den Beschwerden eine andere Ursache steckt, wie z. B. eine Schilddrüsenerkrankung, ein Vitaminmangel oder eine Depression. Solche Erkrankungen können ähnliche Symptome wie Demenz verursachen, sind aber oft behandelbar.

Der Hausarzt führt erste Untersuchungen durch und kann Sie bei Bedarf an einen Facharzt überweisen. Er kann auch bereits erste orientierende Tests durchführen, um die Schwere der Beeinträchtigungen einzuschätzen. Diese Tests dauern etwa 10 Minuten.

Fachärzte und Gedächtnissprechstunden

Wenn der Verdacht auf Demenz weiterhin besteht, überweist der Hausarzt in der Regel an Fachärzte für Neurologie oder Psychiatrie oder an eine spezialisierte Gedächtnissprechstunde. Gedächtnissprechstunden sind spezialisierte Einrichtungen zur Untersuchung von Gedächtnisstörungen, die oft an Krankenhausabteilungen angegliedert sind und sowohl ambulante als auch teilstationäre Untersuchungen ermöglichen. Für die Untersuchung in einer Gedächtnissprechstunde ist eine Überweisung durch den Hausarzt oder Neurologen erforderlich.

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In Berlin gibt es mehrere spezialisierte Gedächtnissprechstunden, darunter:

  • Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Berlin Buch Gedächtnissprechstunde und Zentrum für Demenzprävention
  • Hedwig-Krankenhaus Gedächtnissprechstunde
  • Vivantes Krankenhaus Am Urban Psychiatrische Institutsambulanz, Abteilung für Psychiatrie
  • St. Joseph-Krankenhaus Weißensee Zentrum für Seelische Gesundheit im Alter

Die Diagnostik: Ein umfassender Prozess

Die Diagnostik von Demenz umfasst in der Regel eine Kombination aus verschiedenen Untersuchungen, um ein umfassendes Bild der geistigen Leistungsfähigkeit und der möglichen Ursachen für die Beschwerden zu erhalten. Dazu gehören:

  • Anamnese-Gespräch: Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über Beschwerden, Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente. Angehörige können zusätzliche Informationen liefern. Typische Fragen sind: Welche Probleme oder Veränderungen haben Sie bemerkt? Seit wann bestehen die Beschwerden? Gibt es Tageszeiten, an denen die Probleme stärker oder schwächer sind? Wie wirken sich die Beschwerden auf den Alltag aus?
  • Körperliche Untersuchung: Um festzustellen, ob es Hinweise für spezifische Erkrankungen gibt, die die Beeinträchtigungen erklären können.
  • Neuropsychologische Testung: Hier werden unterschiedliche Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit untersucht, wie Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeit, sprachliche Fähigkeiten, Orientierung und die Fähigkeit, Situationen im Kopf durchzuspielen und zu planen. Hierzu zählen Aufgaben, die das Erinnerungsvermögen überprüfen, ebenso die Aufmerksamkeit, die sprachlichen Fähigkeiten, die Orien­tierung und die Fähigkeit, Situationen im Kopf durchzu­spielen und zu planen. Mithilfe der Ergebnisse kann die geistige Leistungs­fähig­keit objektiv beurteilt werden. Ein Beispiel ist der Mini-Mental-Status-Test (MMST), bei dem die zeitliche und örtliche Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Benennen, Sprachverständnis sowie das Erkennen und Reproduzieren von komplexen Mustern geprüft werden. Es gibt auch ausführlichere Gedächtnistests, bei denen man sich beispielsweise 15 Wörter merken muss und nach einer Weile wiedergeben soll.
  • Bildgebende Verfahren (MRT oder CT): Anhand der Bilder können Veränderungen im Gehirn erkannt und als krankhaft oder gesund eingeordnet werden. Auch Durchblutungsstörungen lassen sich hiermit beurteilen.
  • Blutuntersuchung: Um verschiedene Erkrankungen zu erkennen bzw. auszuschließen, die zu Gedächtnis­störungen führen können. Hierzu werden auch Schild­drüsen­werte oder der Vitaminspiegel (z. B. Vitamin B12) untersucht.
  • Liquoruntersuchung (Lumbalpunktion): In der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) lassen sich unter anderem bestimmte Eiweiße bestimmen, die als Nachweis der Alzheimer-Krankheit dienen.
  • Nuklearmedizinische Untersuchungen: Durch schwach radioaktiv markierte Kontrast­mittel können der Gehirn­zell­stoffwechsel und auch alzheimer­typische Amyloid­ablagerungen dargestellt werden.
  • Genetische Untersuchung: In der Regel nicht erforderlich, aber bei einem sehr geringen Anteil der Betroffenen (besonders mit mehreren Erkrankten in einer Familie oder bei Erkrankungs­beginn in jungem Alter) können Veränderungen in speziellen Genen vorliegen.

Behandlungsmöglichkeiten: Symptome lindern und Lebensqualität verbessern

Obwohl die primären Demenzen nach heutigem medizinischen Standard nicht heilbar sind, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Lebensqualität zu verbessern und das Fortschreiten der Symptome zu verlangsamen. Dazu gehören:

  • Medikamentöse Therapien: Antidementiva können bei der frühen Demenz eingesetzt werden, um das Gedächtnis zu stabilisieren. Weitere Medikamente können bei Schlafstörungen, Unruhe- oder Angstzuständen helfen.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Physio- und Ergotherapie sind im frühen Stadium einer Demenz sinnvoll, um motorische Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern. Tagesstätten bieten Beschäftigung und Anregung. Wichtig ist, dass der Alltag nicht zu eintönig oder reizisoliert stattfindet.
  • Geriatrische Reha: Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz für ältere Patienten, der unterschiedliche medizinische Disziplinen und Therapieformen integriert, darunter auch Physio- und Ergotherapie. Patienten mit einer leichten bis mittleren Demenzerkrankung profitieren ähnlich gut wie Menschen ohne Demenz.
  • Weitere Behandlungsmöglichkeiten: Kunst- und musiktherapeutische Angebote können einen nicht-medikamentösen Beitrag zum Erhalt oder der Verbesserung des gesundheitlichen Zustands leisten. Konzepte zum demenzsensiblen Umgang in Krankenhäusern und Kliniken umfassen besondere Maßnahmen für demenzerkrankte Patient/-innen und deren Betreuungspersonen.

Die Rolle der Angehörigen

Angehörige spielen eine entscheidende Rolle bei der Betreuung und Unterstützung von Menschen mit Demenz. Sie können die Betroffenen in Unternehmungen mit einbinden, aktiv halten und den Alltag rhythmisch gestalten. Es ist auch wichtig, dass Angehörige sich selbst nicht überlasten und Unterstützung suchen, z. B. durch den AOK Familiencoach Pflege oder andere Beratungsangebote.

Leben mit Demenz: Stadien und Symptome

Die Demenz kann in drei Stadien eingeteilt werden:

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  • Leichte Demenz: Betroffene sind im Alltag leicht beeinträchtigt, können aber ein weitgehend selbstständiges und unabhängiges Leben führen.
  • Mittlere Demenz: Betroffene sind auf Hilfe und Aufsicht angewiesen, da unter anderem die Körperpflege vernachlässigt wird und Einkaufen schwerfällt.
  • Schwere Demenz: Eine eigenständige Lebensführung ist nicht mehr möglich. Patienten sind bettlägerig, können nicht selbstständig essen und sind inkontinent.

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die in 7 Stufen eingeteilt werden kann, von keiner Beeinträchtigung bis zu schwerwiegend gemindertem Wahrnehmungsvermögen.

Wichtige Fragen und Antworten

  • Welcher Arzt ist der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf Demenz? Der Hausarzt.
  • Welche Untersuchungen werden bei der Diagnostik durchgeführt? Anamnese-Gespräch, körperliche Untersuchung, neuropsychologische Testung, bildgebende Verfahren (MRT oder CT), Blutuntersuchung, Liquoruntersuchung (ggf.), nuklearmedizinische Untersuchungen (ggf.), genetische Untersuchung (ggf.).
  • Ist Demenz heilbar? Die primären Demenzen sind nach heutigem medizinischen Standard nicht heilbar.
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Medikamentöse Therapien, nicht-medikamentöse Therapien, geriatrische Reha, weitere Behandlungsmöglichkeiten wie Kunst- und Musiktherapie.
  • Welche Rolle spielen die Angehörigen? Eine entscheidende Rolle bei der Betreuung und Unterstützung der Betroffenen.

Fazit

Demenz ist eine komplexe Erkrankung, die eine umfassende Diagnostik und Behandlung erfordert. Der erste Schritt ist in der Regel der Besuch beim Hausarzt, der Sie bei Bedarf an Fachärzte oder Gedächtnissprechstunden überweisen kann. Eine frühzeitige Diagnose und ein individueller Therapieplan können dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung und Betreuung von Menschen mit Demenz.

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