Fersenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Sie können beim ersten Schritt am Morgen, nach langem Stehen oder intensiver sportlicher Betätigung auftreten und den Alltag oft erheblich einschränken. Die Plantarfasziitis, auch bekannt als plantarer Fersensporn oder einfach Fersensporn, ist eine häufige Ursache für Schmerzen unter der Ferse im Bereich der Fußsohle.
Was sind Fersenschmerzen?
Fersenschmerzen (Tarsalgie) sind Schmerzen, die in Ruhe oder bei Belastung im Bereich der Ferse auftreten. Betroffene spüren die Schmerzen meist beim Auftreten hinten am Fuß. Je nachdem, wo die Schmerzen genau lokalisiert sind, unterscheidet man zwischen unterem (plantaren) und oberem (dorsalen) Fersenschmerz.
- Unterer (plantarer) Fersenschmerz: Schmerzen unter der Ferse, häufig verursacht durch eine Entzündung der Sehnenplatte (Plantarfasziitis) oder einen unteren Fersensporn.
- Oberer (dorsaler) Fersenschmerz: Schmerzen am Achillessehnenansatz, meist aufgrund von Überlastung, Entzündung oder einem oberen Fersensporn.
Es ist wichtig zu beachten, dass Fersenschmerzen ein Warnsignal des Körpers sind, das auf Probleme mit dem Fuß hinweist. Es ist ratsam, diese Warnsignale ernst zu nehmen, um eine Verschlimmerung der Beschwerden, bleibende Fußschäden und Veränderungen im Gangbild zu verhindern.
Ursachen von Fersenschmerzen
Fersenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. Häufig sind Überlastung, Entzündungen oder Fußfehlstellungen die Auslöser. Die Plantarfasziitis und der Fersensporn zählen zu den typischen Ursachen.
Plantarfasziitis und Fersensporn
Die Plantarfasziitis ist die häufigste Ursache für Fersenschmerzen überhaupt - etwa 10 % der Bevölkerung sind mindestens einmal im Leben davon betroffen. Sie entsteht durch die Entzündung einer kräftigen Sehnenplatte (der Plantarfaszie), die das Fußgewölbe von der Ferse bis zu den Zehengelenken überspannt.
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Ursachen für diese Entzündung können sein:
- Zunehmende Fußfehlstellung (schwerer Knick-Plattfuß)
- Angeborene Fehlstellung (z.B. Hohl-Spreizfuß)
- Verkürzte Wadenmuskulatur
- Mechanische Überlastung (sportliche Belastung, Übergewicht, schlechtes Schuhwerk)
Der Begriff Fersensporn ist aus medizinischem Unwissen entstanden, hält sich aber hartnäckig im allgemeinen Sprachgebrauch. Früher wurde bei Fersenschmerzen oft ein Röntgenbild angefertigt, auf dem eine knöcherne Ausziehung im Bereich der Fersenschmerzen sichtbar war, die als Fersensporn bezeichnet wurde. Man ging davon aus, dass dieser Sporn die Schmerzen verursacht.
Ein Fersensporn ist ein knöcherner Fortsatz am Fersenknochen im Bereich des Sehnenansatzes. Er entsteht durch Kalkeinlagerungen, um die Sehne zu verkürzen und den Fuß zu entlasten. Obwohl der Fersensporn selbst oft keine Schmerzen verursacht, kann er bei Überlastung zu einer Entzündung führen, die stechende oder brennende Schmerzen in der Ferse verursacht, besonders beim Auftreten des Fußes.
Weitere Ursachen
Neben Plantarfasziitis und Fersensporn gibt es weitere mögliche Ursachen für Fersenschmerzen:
- Achillodynie: Schmerzen in der Achillessehne, die bis zur Ferse reichen.
- Haglundferse: Ein stark ausgeprägter Knochenvorsprung im hinteren Bereich des Fersenbeins, der das umliegende Gewebe reizen kann.
- Schleimbeutelentzündung: Entzündung eines Schleimbeutels im Fersenbereich, oft im Bereich der Achillessehne.
- Tarsaltunnelsyndrom: Reizung oder Schädigung des Schienbeinnervs im Tarsaltunnel zwischen Fußinnenband und Sprungbein.
- Baxter-Neuropathie: Reizung oder Schädigung des Baxter-Nervs, eines Seitenastes des Schienbeinnervs.
- Sinus-tarsi-Syndrom: Fußschmerzen im Bereich des Außenknöchels, verursacht durch verschiedene Erkrankungen im Sinus tarsi.
- Morton Neurom: Schmerzhafte, entzündliche Verdickung eines Mittelfußnervs.
- Ermüdungsbruch: Wiederholte, lang dauernde oder ungewohnte Belastungen des Fußes können zu einem Ermüdungsbruch führen.
- Fußfehlstellungen: Knick-Senkfuß oder Plattfuß können Schmerzen im Fersenbereich verursachen.
- Seelische Ursachen: Stress und psychische Belastung können zu erhöhter Muskelspannung und Fersenschmerzen führen.
Es ist wichtig, die genaue Ursache der Fersenschmerzen von einem Spezialisten abklären zu lassen, um eine geeignete Behandlung einzuleiten.
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Symptome von Fersenschmerzen
Die Symptome von Fersenschmerzen können je nach Ursache variieren. Typische Symptome sind:
- Schmerzen unter der Ferse oder im Bereich der Achillessehne
- Morgendlicher Anlaufschmerz, der sich nach einigen Schritten bessert
- Stechende oder brennende Schmerzen beim Auftreten des Fußes
- Druckschmerz an der Ferse
- Schmerzen bei Belastung, die sich nach Ruhephasen wieder verstärken
- Ausstrahlende Schmerzen in die Zehen oder den Unterschenkel
- Schwellung und Rötung im Fersenbereich
- Eingeschränkte Beweglichkeit des Fußes
Bei Plantarfasziitis klagen die Patienten oft über typische Symptome, wie morgendliche Anlaufschmerzen im Fersenbereich. Die Beschwerden werden mit einigen Schritten etwas besser, kehren aber spätestens nach der nächsten Ruhephase wieder zurück. Sportlich aktive Menschen beschreiben vor allem beim Aufwärmen wiederkehrende Probleme, die sich bei Spitzenbelastung noch verstärken.
In fortgeschrittenen Stadien der Plantarfasziitis können die Schmerzen auch im Alltag, bei geringer Belastung oder schon während des Sports auftreten. Bei sehr ausgeprägter Plantarfasziitis besteht ein quälender Dauerschmerz, vor allem in Ruhe und auch nachts. Jeder Schritt ist unangenehm und es zeigen sich erste Folgen der ständigen Fehlbelastung, wie z.B. neu aufgetretene Schmerzen an der Fußaußenseite.
Diagnose von Fersenschmerzen
Die Diagnose von Fersenschmerzen beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung durch einen Arzt oder Orthopäden. Dabei werden die Beschwerden genau erfragt und der Fuß auf Schmerzempfindlichkeit, Schwellungen und Fehlstellungen untersucht.
Klinische Tests
Ein erfahrener Fußspezialist kann die Diagnose Plantarfasziitis oft schon beim ersten Besuch in der Sprechstunde durch klinische Tests mit hoher Sicherheit stellen.
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Bildgebende Verfahren
Zur weiteren Abklärung können bildgebende Verfahren eingesetzt werden:
- Ultraschall: Zur Beurteilung der Plantarfaszie und anderer Weichteile. Eine gesunde Plantarfaszie ist bei der Ultraschalluntersuchung etwa 3-4mm dick, während eine entzündlich veränderte Plantarfaszie bei Plantarfasziitis 6 bis 10mm erreichen kann.
- Röntgen: Zum Nachweis von Fersensporn, Knochenbrüchen oder anderen knöchernen Veränderungen. Allerdings führt ein "normales" Röntgen nur in 2% der Patienten mit Plantarfasziitis zu Erkenntnissen, die später die Behandlung beeinflussen.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Zur Beurteilung von Weichteilen, Nerven und Knochenmark, insbesondere bei Verdacht auf Stressfrakturen, Achillessehnenprobleme oder andere schwerwiegende Erkrankungen.
- Digitale Volumentomografie (DVT): Eine innovative Technik zur detaillierten Darstellung der Fußstatik, der Abnutzung der umliegenden Fußgelenke und der Größe des plantaren Fersensporns. Sie wird regelmäßig als Alternative zum klassischen Röntgen eingesetzt.
Elektromyografie (EMG) und Elektroneurografie (ENG)
Bei Verdacht auf ein Tarsaltunnelsyndrom können EMG und ENG eingesetzt werden, um die elektrische Aktivität von Muskeln und Nerven zu messen.
Ganganalyse
Eine Ganganalyse kann helfen, Fehlbelastungen zu erkennen, die zu Fersenschmerzen führen. Dabei wird der Patient barfuß auf einem Laufband gefilmt, um den Stand und die Bewegung des Fußes zu analysieren.
Behandlung von Fersenschmerzen
Die Behandlung von Fersenschmerzen richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In den meisten Fällen kommen konservative Therapien zum Einsatz.
Konservative Behandlung
- Schonung: Vermeidung von Aktivitäten, die die Ferse belasten.
- Kühlung: Kühlung der Fußsohle mit Kühlkompressen oder Eis, um Schmerzen zu lindern.
- Schmerzmedikamente: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Naproxen können zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung eingesetzt werden. In schwereren Fällen können auch stärkere Schmerzmittel oder Kortikosteroide verschrieben werden.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen der Plantarfaszie und der Wadenmuskulatur können helfen, die Spannung im Fuß zu reduzieren.
- Physiotherapie: Spezielle Physiotherapie-Programme können helfen, die Muskulatur zu kräftigen, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlbelastungen zu korrigieren.
- Orthopädische Einlagen: Individuell angepasste Einlagen können die Ferse entlasten, den Auftrittsdruck verteilen und das Gangbild korrigieren.
- Fersenkissen: Spezielle Fersenkissen können bei Fersenschmerzen hilfreich sein, um die Ferse zu polstern und zu entlasten.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, die Belastung auf die Ferse zu verringern.
- Stoßwellentherapie: Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie werden Schallwellen mit hohem Druck durch die Haut der Ferse auf die Plantarfaszie geleitet.
- Kinesiotaping: Das Tapen der Ferse kann helfen, Überlastungen zu reduzieren und die Plantarfaszie zu entlasten.
- Photobiomodulation (Low-Level-Lasertherapie): Eine ergänzende Therapiemethode, die in den ersten drei Wochen der Therapie eine relevante Schmerzreduktion erreichen kann.
- Low-Dose-Radiotherapie: Eine ergänzende Therapiemethode, die bei ausbleibender Besserung der Beschwerden eingesetzt werden kann.
Operative Behandlung
Eine operative Therapie der Plantarfasziitis ist nur in Ausnahmefällen notwendig, wenn die konservativen Maßnahmen über einen Zeitraum von 6-12 Monaten keine ausreichende Besserung bringen.
Behandlung seelischer Ursachen
Fersenschmerzen, die durch seelische Umstände verursacht werden, sollten lokal, systemisch und ganzheitlich behandelt werden. Stressreduktion, entspannende Übungen und psychotherapeutische Behandlungen können helfen, die Beschwerden zu lindern.
Was kann man selbst tun?
Neben den ärztlichen und physiotherapeutischen Behandlungen gibt es einiges, was man selbst tun kann, um Fersenschmerzen zu lindern:
- Bequeme Schuhe tragen: Schuhe mit weicher, dämpfender Sohle entlasten die Ferse.
- Fußsohle massieren: Regelmäßige Massagen der Fußsohle können die Muskulatur entspannen und die Durchblutung fördern.
- Fußbäder nehmen: Fußbäder in warmem Wasser oder mit Zusätzen wie Apfelessig können schmerzlindernd wirken.
- Füße hochlegen: Regelmäßiges Hochlegen der Füße entlastet die Venen und reduziert Schwellungen.
- Barfuß laufen: Barfußlaufen auf unterschiedlichen Untergründen stärkt die Fußmuskulatur und verbessert diePropriozeption (Körperwahrnehmung).
- Regelmäßige Pausen einlegen: Bei langem Stehen oder Gehen sollten regelmäßig Pausen eingelegt werden, um die Füße zu entlasten.
Fersenschmerzen bei Kindern
Fersenschmerzen treten bei Kindern häufig im Zusammenhang mit einer Verknöcherungsstörung im Fersenbein (Morbus Sever) auf. Typische Symptome sind Schmerzen beim Aufstehen oder nach Ruhephasen oder beim Training, die sich oft aber während des Tages bessern. Sportlich sehr aktive Kinder und Kinder mit Übergewicht haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Die Behandlung umfasst Schonung, Kühlung und gegebenenfalls die Verwendung von Fersenkissen oder orthopädischen Einlagen.
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