Das Zwerchfell (Diaphragma) ist ein kuppelförmiger Muskel, der Brust- und Bauchraum trennt und eine entscheidende Rolle bei der Atmung spielt. Es ist nicht nur ein Muskel, sondern ein komplexes System, das über Nerven, Blutgefäße und Faszien mit anderen Körperstrukturen verbunden ist. Dieser Artikel beleuchtet die anatomischen Aspekte des Zwerchfells, insbesondere die Rolle des Nervus phrenicus bei seiner Funktion und die potenziellen Auswirkungen von Zwerchfellfunktionsstörungen.
Anatomie des Zwerchfells
Das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel und für etwa 75 % der Atemarbeit verantwortlich. Es besteht aus einem muskulären Teil und einer zentralen Sehne, dem Centrum tendineum. Der muskuläre Teil entspringt an der unteren Öffnung des Brustkorbs, an der Wirbelsäule (Lendenwirbel L1 bis L4), den Rippen und dem Brustbein. Evolutionär betrachtet handelt es sich um einen "heruntergerutschten Kiemenmuskel". Es gibt Zwerchfellschenkel, die an den oberen Lendenwirbelkörpern ansetzen.
Anatomisch gesehen trennt das Zwerchfell den Brust- vom Bauchraum. Es ist über Faszien mit dem Beckenboden verbunden und besteht aus Muskeln und Faszien. Faszien sind wichtig für die flexible Kraft des Beckenbodens und unsere Rückengesundheit.
Das Zwerchfell weist mehrere Öffnungen auf, durch die wichtige Strukturen wie die Speiseröhre, die Aorta, die untere Hohlvene und Nerven verlaufen. Diese Durchtrittsstellen sind von entscheidender Bedeutung für die Funktion des Körpers, können aber auch Schwachstellen darstellen, die zu Problemen wie Zwerchfellbrüchen führen können.
Der Nervus phrenicus: Der "Lebensnerv" des Zwerchfells
Der Nervus phrenicus, oft als "Lebensnerv" bezeichnet, ist für die motorische und sensible Innervation des Zwerchfells verantwortlich. Er entspringt aus den Halssegmenten des Rückenmarks C3 bis C5 und zieht durch den Brustraum zum Zwerchfell. Bei etwa jedem fünften Menschen gibt es zusätzliche Nebennerven (Nervi phrenici accessorii) aus den unteren Halssegmenten.
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Der Nervus phrenicus ist ein gemischter Nerv, der sowohl motorische als auch sensible Fasern enthält. Die motorischen Fasern steuern die Kontraktion des Zwerchfells, während die sensiblen Fasern Informationen über die Dehnung und Spannung des Zwerchfells an das Gehirn weiterleiten.
Verlauf des Nervus phrenicus
Der Nervus phrenicus entspringt dem Plexus cervicalis aus den Rückenmarkssegmenten C3 bis C5. Er läuft über den Musculus scalenus anterior und vor dem Nervus vagus in den Brustkorb (Thorax). Danach zieht er zusammen mit den Vasa pericardiacophrenica vor der Lungenwurzel durch die Brusthöhle zwischen Perikard (Herzbeutel) und Pleura der Lunge. Zur sensiblen Versorgung des Herzbeutels gibt er die Rami pericardiaci ab. Zum Schluss teilt er sich in seine Endäste, den Rami pericardiacoabdominales, auf.
Funktion des Nervus phrenicus
Der Nervus phrenicus innerviert das Zwerchfell, den wichtigsten Atemmuskel, motorisch. Zudem ist er verantwortlich für die Sensibilität des Perikards (Herzbeutel) und der Pleura parietalis an der äußeren Lunge. Des Weiteren versorgt er einige Abschnitte des Bauchfells (Peritoneum parietale), zum Beispiel Teile der Leber oder Gallenblase, mit den Rami phrenicoabdominales sensibel.
Auswirkungen von Schädigungen des Nervus phrenicus
Schädigungen des Nervus phrenicus können zu ernsthaften Problemen mit der Atmung führen. Er kann in seinem Verlauf zum Beispiel durch einen Tumor oder bei Verletzungen der Halswirbelsäule beschädigt werden. Bei einer Phrenicusparese (Lähmung des Nervus phrenicus), zum Beispiel aufgrund eines Wirbelkörperbruchs in der Halswirbelsäule, zieht sich das Zwerchfell auf der jeweiligen Seite nicht mehr zusammen und die Betroffenen leiden unter starken Atembeschwerden. Eine beidseitige Nervenlähmung ist lebensbedrohlich.
Zwerchfellatmung und ihre Bedeutung
Die Zwerchfellatmung, auch Bauchatmung genannt, ist die natürliche und effizienteste Art zu atmen. Dabei kontrahiert sich das Zwerchfell, wölbt sich nach unten und drückt gegen die Bauchregion. Dadurch weitet sich der Brustkorb und die Lungen können sich mit Luft füllen. Bei der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell und schiebt sich wieder nach oben, wodurch die Luft aus den Lungen gepresst wird.
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Die Zwerchfellatmung hat zahlreiche Vorteile:
- Verbesserte Sauerstoffversorgung: Durch die tiefe Atmung wird mehr Sauerstoff aufgenommen und ins Blut transportiert. Bewegt sich das Zwerchfell frei, dann werden wir mit genügend Sauerstoff versorgt.
- Entspannung: Die Zwerchfellatmung aktiviert den Parasympathikus, den Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Erholung zuständig ist.
- Massage der Bauchorgane: Bei der Zwerchfellatmung werden die darunter liegenden Bauchorgane massiert, sodass die Verdauung optimal funktioniert. Das Zwerchfell massiert die darunter liegenden Bauchorgane, was die Verdauung fördert. Auch das Herz tanzt im Idealfall auf der Welle der Zwerchfellbewegung.
- Unterstützung der Körperhaltung: Das Zwerchfell spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Wirbelsäule und der Aufrechterhaltung einer guten Körperhaltung.
- Verbindung zum Beckenboden: Das Zwerchfell ist mit dem Beckenboden verbunden. Eine gute Zwerchfellfunktion unterstützt auch die Funktion des Beckenbodens.
Zwerchfellfunktionsstörungen
Zwerchfellfunktionsstörungen können verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Neurologische Erkrankungen: Schädigungen des Nervus phrenicus oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems können die Zwerchfellfunktion beeinträchtigen.
- Muskuläre Verspannungen: Verspannungen im Zwerchfell selbst oder in umliegenden Muskeln können die Beweglichkeit des Zwerchfells einschränken.
- Strukturelle Probleme: Zwerchfellhernien oder andere strukturelle Anomalien können die Funktion des Zwerchfells beeinträchtigen.
- Chronische Erkrankungen: Erkrankungen wie COPD oder Asthma können zu einer хрониischen Überlastung des Zwerchfells führen.
- Fehlhaltungen und Bewegungsmangel: Langes Sitzen und eine schlechte Körperhaltung können die Zwerchfellfunktion beeinträchtigen.
Symptome von Zwerchfellfunktionsstörungen
Die Symptome von Zwerchfellfunktionsstörungen können vielfältig sein und hängen von der Ursache und dem Ausmaß der Funktionsstörung ab. Häufige Symptome sind:
- Atemnot, insbesondere bei Belastung oder im Liegen
- Erhöhte Atemfrequenz
- Eingeschränkte körperliche Belastbarkeit
- Schmerzen im Brustkorb oder im Bauchraum
- Verdauungsprobleme
- Schlafstörungen
- Angstzustände und Panikattacken
Zwerchfellbruch (Hiatushernie)
Ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) ist eine spezielle Form der Zwerchfellfunktionsstörung, bei der Teile des Magens durch die Öffnung für die Speiseröhre (Hiatus oesophageus) in den Brustraum gelangen. Dies kann zu Sodbrennen, Reflux und anderen Verdauungsbeschwerden führen.
Es gibt verschiedene Ursachen für einen Zwerchfellbruch, darunter eine Schwäche des Zwerchfells, erhöhter Druck im Bauchraum (z. B. durch Übergewicht, Schwangerschaft oder chronischen Husten) und muskuläre Verspannungen.
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Verspanntes Zwerchfell und seine Auswirkungen
Ein verspanntes Zwerchfell kann verschiedene Probleme verursachen, darunter:
- Atembeschwerden: Die Verspannung schränkt die Beweglichkeit des Zwerchfells ein und erschwert die Atmung.
- Rückenschmerzen: Verspannungen im Zwerchfell können sich auf die Wirbelsäule und die umliegenden Muskeln auswirken und zu Rückenschmerzen führen.
- Nackenschmerzen und Schulterverspannungen: Die Verspannung kann sich bis in den Nacken- und Schulterbereich ausbreiten.
- Kopfschmerzen: Verspannungen im Zwerchfell können auch Kopfschmerzen verursachen.
- Verdauungsprobleme: Die Verspannung kann die Funktion der Bauchorgane beeinträchtigen und zu Verdauungsproblemen führen.
- Herzrhythmusstörungen: Da das Herz auf dem Zwerchfell liegt, können Verspannungen Herzrhythmusstörungen verursachen.
- Emotionale Unausgeglichenheit: Der Vagusnerv, der durch das Zwerchfell verläuft, spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Emotionen. Eine Verspannung des Zwerchfells kann den Vagusnerv beeinträchtigen und zu emotionaler Unausgeglichenheit führen.
Zusammenhang zwischen Zwerchfell und Reflux
Ein verspanntes Zwerchfell kann auch zu Reflux führen. Wenn sich der obere Teil des Magens durch die erweiterte Hiatusschlinge zwängt, wird auch die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels geschwächt, was die Entstehung der Refluxkrankheit begünstigt.
Diagnose von Zwerchfellfunktionsstörungen
Die Diagnose von Zwerchfellfunktionsstörungen erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt oder Therapeuten. Dabei werden die Krankengeschichte erhoben, eine körperliche Untersuchung durchgeführt und gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder MRT eingesetzt.
Behandlung von Zwerchfellfunktionsstörungen
Die Behandlung von Zwerchfellfunktionsstörungen hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Funktionsstörung ab. Mögliche Behandlungsansätze sind:
- Physiotherapie: Spezielle Übungen können helfen, die Zwerchfellfunktion zu verbessern und Verspannungen zu lösen.
- Atemtherapie: Atemtechniken können helfen, die Zwerchfellatmung zu verbessern und die Sauerstoffversorgung zu optimieren.
- Manuelle Therapie: Durch manuelle Techniken können Blockaden und Verspannungen im Bereich des Zwerchfells und der Wirbelsäule gelöst werden.
- Neuraltherapie: Die Neuraltherapie kann helfen, die Nervenfunktion im Bereich des Zwerchfells zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
- Operative Eingriffe: Bei Zwerchfellhernien oder anderen strukturellen Problemen kann eine Operation erforderlich sein.
Übungen zur Verbesserung der Zwerchfellfunktion
Es gibt verschiedene Übungen, die man selbst durchführen kann, um die Zwerchfellfunktion zu verbessern:
- Bauchatmung: Legen Sie sich auf den Rücken und legen Sie eine Hand auf den Bauch. Atmen Sie tief in den Bauch ein, so dass sich die Hand hebt. Atmen Sie langsam aus und senken Sie die Hand wieder ab.
- Dehnübungen: Dehnübungen für den Brustkorb und die seitliche Rumpfmuskulatur können helfen, die Beweglichkeit des Zwerchfells zu verbessern.
- Mobilisationsübungen: Mobilisationsübungen für die Wirbelsäule können helfen, Blockaden zu lösen und die Zwerchfellfunktion zu unterstützen.