Eingeklemmter Nerv im Rücken: Operative Methoden zur Linderung

Rückenschmerzen, oft begleitet von einem Bandscheibenvorfall, lassen sich in vielen Fällen konservativ behandeln, beispielsweise durch Physiotherapie und Medikamente. Wenn jedoch chronische Schmerzen auf einer mechanischen Ursache wie einer Nervenquetschung durch vorgefallenes Bandscheibengewebe beruhen, kann ein operativer Eingriff notwendig sein, um die Nervenwurzel zu entlasten.

Wann ist eine Operation notwendig?

Eine Bandscheibenoperation wird in folgenden Fällen dringend empfohlen:

  • Neurologische Ausfallserscheinungen: Schwächung von Muskeln (z. B. Fußheber oder Fußsenker) oder Taubheitsgefühle im Versorgungsgebiet des Nervs.
  • Anhaltende Schmerzen: Wenn sich Rücken- und Beinschmerzen innerhalb von 6-8 Wochen trotz intensiver konservativer Therapie nicht bessern.
  • Eingeklemmter Nerv: Wenn ein Computer- oder Kernspintomogramm zeigt, dass der Nerv regelrecht eingeklemmt ist.

Es ist wichtig, mit dem Eingriff nicht zu lange zu warten, wenn ein Nerv eingeklemmt ist.

Minimalinvasive Operationstechniken

Heutzutage stehen verschiedene minimalinvasive Operationstechniken zur Verfügung, die darauf abzielen, die gequetschte Nervenwurzel durch die Befreiung von vorgefallenem Bandscheibengewebe zu entlasten. Diese Techniken haben den Vorteil, dass sie mit einem minimalen Zugangsweg durchgeführt werden können, wodurch das umliegende Gewebe geschont wird.

  • Perkutane endoskopische Bandscheibenoperation: Bei diesem Verfahren wird ein sehr schmales Rohr (Arbeitskanal) von der Seite in den Körper eingebracht, durch das man dann mittels sehr feiner Instrumente operiert. Hierfür ist nur ein sehr kleiner Hautschnitt von nur 7 - 10 mm erforderlich. Der Eintrittspunkt des Endoskopes an der Wirbelsäule befindet sich im sogenannten Foramen intervertebrale, dem Austrittsloch durch welches die Nerven die Wirbelsäule verlassen. Es besteht auch die Möglichkeit endoskopisch von hinten, ähnlich wie bei der mikrochirurgischen Operation, über einen Hautschnitt von 15 - 18 mm zu operieren.
  • Offene mikrochirurgische Bandscheibenoperation: Bei dieser Vorgehensweise wird über einen kleinen Hautschnitt von etwa 2 cm eine Art Fensterung über der gequetschten Nervenwurzel geschaffen und die vorgefallene Bandscheibe unter mikroskopischer Sicht mit feinen Mikroinstrumenten entfernt. Die Nervenwurzel wird vorsichtig von jeglichem Druck befreit, wobei unter Umständen auch Einengungen durch Knochen beseitigt werden.
  • Perkutane Laser-Discus-Dekompression: Sowohl bei der endoskopischen als auch bei der offenen mikrochirurgischen Operation kann auch der Laser zum Einsatz kommen. Vorfälle und Vorwölbungen der Bandscheiben können mittels Laserenergie geschrumpft werden („Shrinking-Effekt“) und die Lücke, durch die das Bandscheibengewebe durchgetreten ist, mit dem Laser wieder verschweißt werden. Bei der endoskopischen Operation können mit dem Laser Bandscheibenstücke (Sequester) verdampft werden, die mit den feinen Fasszangen nicht erreichbar und entfernbar sind.

Ablauf einer Bandscheibenoperation

Vor der Operation wird der Arzt den Patienten gründlich untersuchen und bildgebende Verfahren wie Computer- oder Kernspintomographie durchführen, um die genaue Ursache der Beschwerden zu ermitteln.

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Bei der Operation selbst wird zunächst die korrekte Bandscheibenetage mit einer Röntgenaufnahme bestimmt. Über einen kleinen Hautschnitt von 2,5-4cm Länge und unter Zuhilfenahme eines speziellen Mikroskops wird der Nerv von dem Bandscheibenvorfall entlastet und der Bandscheibenvorfall entfernt. Falls erforderlich werden weitere gelockerte Knorpelstücke aus der Bandscheibe ausgeräumt und Knochenzacken mit der Fräse geglättet.

Nach der Operation kann der Patient in der Regel ab dem ersten Tag wieder aufstehen und mit vorsichtiger Physiotherapie beginnen. Nach 5-7 Tagen kann man das Krankenhaus in aller Regel wieder verlassen. Danach empfehlen wir Schonung für 3-6 Wochen, Rückenschule und Funktionstraining.

Vorteile der minimalinvasiven Techniken

Die minimalinvasiven Bandscheibenoperationen gelten heute als risikoarme Eingriffe. Sie bieten folgende Vorteile:

  • Kleiner Hautschnitt: Nur ein sehr kleiner Hautschnitt von nur 7 - 10 mm erforderlich.
  • Weniger Gewebezerstörung: Auf dem Weg durch Muskulatur Knochen und im Wirbelkanal nur sehr weinig Gewebe zerstört wird, so dass Vernarbungen deutlich geringer ausfallen.
  • Schnellere Genesung: Die Patienten sind in der Regel schneller wieder mobil und können ihren Alltag wieder aufnehmen.
  • Geringeres Risiko für Komplikationen: Das Risiko für Infektionen und Blutungen ist geringer als bei offenen Operationen.

Risiken und Komplikationen

Wie bei jedem operativen Eingriff können Komplikationen natürlich nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. Mögliche Komplikationen sind:

  • Verletzung von Nervenwurzeln
  • Infektionen
  • Blutungen
  • Narbenbildung im Bereich der Nervenwurzel

Nachsorge

Nach der Operation ist es wichtig, sich an die Anweisungen des Arztes zu halten, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Dazu gehören:

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  • Schonung des Rückens
  • Regelmäßige Physiotherapie
  • Einnahme von Medikamenten zur Muskelentspannung und Abschwellung
  • Vermeidung von Sitzen und gebückter Haltung in den ersten zwei Wochen
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt

Weitere operative Verfahren bei Rückenschmerzen

Neben den oben genannten Verfahren gibt es noch weitere operative Methoden zur Behandlung von Rückenschmerzen, die durch eingeklemmte Nerven verursacht werden können:

  • Mikrochirurgische Dekompression: Hierbei wird unter einem Operationsmikroskop störendes Gewebe im Spinalkanal entfernt, um die Nervenwurzeln oder Nervenbahnen zu entlasten.
  • Spondylodese (Versteifung): Bei einer Instabilität von zwei Wirbelsegmenten kann eine gezielte Versteifung durch einen neurochirurgischen Eingriff notwendig werden.
  • Bandscheibenprothese: Bei einer Bandscheiben-Degeneration kann die komplette Bandscheibe entnommen und stattdessen eine Bandscheiben-Prothese eingebaut werden.

Alternative Behandlungsmethoden

Nicht jeder Rückenschmerz-Patient benötigt eine Operation. In vielen Fällen können konservative Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Schmerzmittel und Injektionen ausreichend sein, um die Beschwerden zu lindern.

Fazit

Eine Operation kann eine wirksame Methode sein, um einen eingeklemmten Nerv im Rücken zu entlasten und Schmerzen zu lindern. Es ist jedoch wichtig, sich vor einer Operation gründlich von einem Arzt beraten zu lassen und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren abzuwägen. Die Wahl der geeigneten Operationsmethode hängt von der individuellen Situation des Patienten ab. Die minimalinvasiven Techniken bieten viele Vorteile, aber auch andere Verfahren können in bestimmten Fällen sinnvoll sein.

Wichtiger Hinweis: Die hier gegebenen Informationen dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen nicht die Beratung durch einen Arzt. Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die Webseiten der Leistungserbringer.

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