Welcher Nerv versorgt den Daumen? Eine umfassende Betrachtung des Nervus medianus und seiner Bedeutung

Das Karpaltunnelsyndrom, eine weit verbreitete Erkrankung, betrifft vor allem Frauen ab dem 35. Lebensjahr und kann erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Es entsteht durch die Kompression des Nervus medianus im Karpaltunnel, einer anatomischen Engstelle im Handgelenk. Dieser Artikel beleuchtet detailliert, welcher Nerv den Daumen versorgt, wie das Karpaltunnelsyndrom entsteht, welche Symptome auftreten können und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Anatomie des Nervus medianus und seine Funktion

Der Nervus medianus, auch Mittelarmnerv genannt, ist einer der drei Hauptnerven des Arms und der Hand. Er entspringt aus Nervenwurzeln des Plexus brachialis im oberen Teil des Arms und verläuft durch den Oberarm und den Unterarm bis in die Hand. Im Bereich des Handgelenks muss der Nervus medianus eine Engstelle passieren, den sogenannten Karpaltunnel.

Der Karpaltunnel wird von den Handwurzelknochen und einem straffen Bindegewebsband, dem Retinaculum flexorum, gebildet. Durch diesen Tunnel verlaufen neben dem Nervus medianus auch die Sehnen der Handbeugermuskeln und Blutgefäße.

Der Nervus medianus versorgt sowohl motorisch als auch sensibel bestimmte Bereiche des Arms und der Hand. Motorisch innerviert er verschiedene Muskeln im Unterarm, die für die Beugung des Handgelenks und der Finger verantwortlich sind. In der Hand innerviert er die Daumenmuskeln, die für die Bewegung und das Gegenüberstellen des Daumens zum kleinen Finger wichtig sind.

Sensibel ist der Nervus medianus für die Versorgung der Haut an der Handfläche und den palmarseitigen Seiten des Daumens, des Zeige- und Mittelfingers sowie des seitlichen Ringfingers zuständig. Er ermöglicht die Wahrnehmung von Berührung, Druck, Temperatur und Schmerz in diesen Bereichen.

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Das Karpaltunnelsyndrom: Ursachen und Entstehung

Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch eine Einengung oder Kompression des Nervus medianus im Karpaltunnel. Diese Kompression kann verschiedene Ursachen haben:

  • Verdickung der Sehnenscheiden: Im Laufe des Lebens können sich die Sehnenscheiden der im Karpaltunnel verlaufenden Beugesehnen verdicken. Dadurch wird der Raum im Karpaltunnel eingeengt und der Nervus medianus wird komprimiert.
  • Verdickung des Karpalbands: Auch das Karpalband (Ligamentum carpi transversum) kann sich im Laufe der Zeit verdicken und den Druck auf den Nervus medianus erhöhen.
  • Entzündungen: Entzündungen im Bereich des Handgelenks, beispielsweise durch rheumatoide Arthritis oder Gicht, können zu einer Schwellung des Gewebes im Karpaltunnel führen und den Nervus medianus einengen.
  • Verletzungen: Handgelenkfrakturen oder andere Verletzungen im Bereich des Karpaltunnels können ebenfalls zu einer Kompression des Nervus medianus führen.
  • Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Veränderungen, wie sie beispielsweise in der Schwangerschaft auftreten, können zu einer Flüssigkeitsansammlung im Gewebe führen und den Druck im Karpaltunnel erhöhen.
  • Andere Erkrankungen: Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion oder Nierenerkrankungen können ebenfalls das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen.
  • Wiederholte monotone Handbewegungen: Oft wiederholte, monotone Handbewegungen, wie sie beispielsweise bei bestimmten Berufen oder Hobbys vorkommen, können ebenfalls zur Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms beitragen.

Symptome des Karpaltunnelsyndroms

Die Symptome des Karpaltunnelsyndroms können vielfältig sein und variieren je nach Schweregrad der Erkrankung. Typische Symptome sind:

  • Nächtliche Taubheitsgefühle: Viele Betroffene klagen über nächtliche Taubheitsgefühle in den Fingern, insbesondere im Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Diese Taubheitsgefühle können so stark sein, dass sie den Schlaf stören.
  • Kribbeln und Schmerzen: Neben Taubheitsgefühlen können auch Kribbeln und Schmerzen in den Fingern und der Hand auftreten. Die Schmerzen können bis in den Arm ausstrahlen.
  • Eingeschränkte Feinmotorik: Im fortgeschrittenen Stadium des Karpaltunnelsyndroms kann es zu einer Einschränkung der Feinmotorik kommen. Betroffene haben Schwierigkeiten, kleine Gegenstände zu greifen oder filigrane Aufgaben auszuführen.
  • Kraftverlust: Durch die Schädigung des Nervus medianus kann es zu einem Kraftverlust in der Hand kommen. Betroffene haben Schwierigkeiten, Gegenstände festzuhalten oder schwere Lasten zu tragen.
  • Muskelschwund: In schweren Fällen kann es zu einem Muskelschwund im Bereich des Daumenballens kommen. Dadurch wird die Greifkraft weiter eingeschränkt.

Diagnose des Karpaltunnelsyndroms

Die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms basiert in erster Linie auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird den Patienten nach seinen Beschwerden fragen und die Hand und das Handgelenk untersuchen. Dabei achtet er auf typische Anzeichen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schmerzen und Muskelschwund.

Es gibt verschiedene Tests, die bei der Diagnose des Karpaltunnelsyndroms helfen können:

  • Phalen-Test: Beim Phalen-Test werden die Handrücken für etwa eine Minute aneinandergepresst. Treten dabei Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Fingern auf, ist der Test positiv.
  • Tinel-Zeichen: Beim Tinel-Zeichen wird mit einem Finger leicht auf den Nervus medianus im Bereich des Karpaltunnels geklopft. Treten dabei Kribbeln oder Schmerzen in den Fingern auf, ist das Zeichen positiv.

Zur Bestätigung der Diagnose kann eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden. Dabei wird die Nervenleitgeschwindigkeit des Nervus medianus gemessen (Elektroneurografie, ENG). Eine verringerte Nervenleitgeschwindigkeit deutet auf eine Schädigung des Nervs hin.

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In manchen Fällen können auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Handgelenks hilfreich sein, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Behandlungsmöglichkeiten des Karpaltunnelsyndroms

Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem Ausmaß der Beschwerden. Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Behandlung

Die konservative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms zielt darauf ab, den Druck auf den Nervus medianus zu reduzieren und die Beschwerden zu lindern. Folgende Maßnahmen können eingesetzt werden:

  • Handgelenkschiene: Das Tragen einer Handgelenksschiene, insbesondere nachts, kann das Handgelenk in einer neutralen Position ruhigstellen und den Druck auf den Nervus medianus reduzieren.
  • Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, Entzündungen im Bereich des Handgelenks zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Kortikosteroidinjektionen: In manchen Fällen kann eine Injektion von Kortikosteroiden in den Karpaltunnel erfolgen. Kortikosteroide wirken entzündungshemmend und abschwellend und können die Beschwerden vorübergehend lindern.
  • Physiotherapie: Physiotherapeutische Maßnahmen wie Dehnungsübungen, Koordinationsübungen und das Training mit einer Faszienrolle können helfen, die Beweglichkeit des Handgelenks zu verbessern und die Muskeln zu stärken.
  • Ergonomische Anpassungen: Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz, wie beispielsweise eine ergonomische Tastatur und Maus, können helfen, die Belastung des Handgelenks zu reduzieren.

Operative Behandlung

Wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht ausreichend helfen oder die Beschwerden sehr stark sind, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Ziel der Operation ist es, den Karpaltunnel zu erweitern und den Druck auf den Nervus medianus zu reduzieren.

Es gibt verschiedene operative Techniken zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms:

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  • Offene Operation: Bei der offenen Operation wird ein kleiner Schnitt im Bereich des Handgelenks gemacht und das Karpalband (Retinaculum flexorum) durchtrennt. Dadurch wird der Karpaltunnel erweitert und der Nervus medianus wird entlastet.
  • Endoskopische Operation: Bei der endoskopischen Operation werden nur kleine Hautschnitte gemacht und ein Endoskop (eine kleine Kamera) in den Karpaltunnel eingeführt. Mithilfe des Endoskops kann der Chirurg das Karpalband durchtrennen.

Die Operation kann in der Regel ambulant und unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Nach der Operation muss die Hand für einige Tage ruhiggestellt werden. Die Beweglichkeit der Finger sollte jedoch regelmäßig trainiert werden. Eine volle Belastung der Hand ist üblicherweise nach vier bis sechs Wochen wieder möglich.

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